Algoriddim Djay 3 Android Test

Mit Djay 3.0 für Android bringt Algoriddim eine neue Version seiner beliebten DJ-App in den Google Play Store und versorgt Smartphone- und Tablet-Besitzer jenseits des Apple Kosmos mit einer mobilen Möglichkeit zum Tracks mixen, die mehr als nur zwei Decks und die Verwaltung euerer lokal gespeicherten Musikstücke anbieten möchte. Neue Remix-Tools und Bluetooth-MIDI sind in das Update eingezogen. Außerdem ist es nun möglich, mit Streaming Music von Tidal und Soundcloud aufzulegen.

Algoriddim_Djay_3_Android_Teaser

Details und Praxis

Algoriddim Djay 3 für Android ist in der Basis-Ausstattung kostenlos im Google Store downloadbar, was zum ersten Anchecken okay ist. Für erweiterte Pro-Funktionen wie Vorhören von Musikstücken, Nutzung des Automix-Features sowie des integrierten Samplers und Loopers müsst ihr 6,99 Euro entrichten, die via In-App-Purchase abgebucht werden.  
Das Programm empfängt euch je nach Ausrichtung des Endgeräts mit zwei virtuellen Decks im Turntable-Look und farbigem Wellenform-Gesamtansicht über den Decks sowie einer Transportsteuerung darunter und einem Crossfader in der Mitte. Wer möchte, kann das GUI auf farbcodierte Wellenformen mit Taktraster umstellen (oder je nach Tablet/Smartphone das Plattenspieler-Layout mit einer Waveform-View kombinieren). Über das Algoriddim-Logo hat man Zugriff auf das Classic-Layout, Automix, Recording und Einstellungen (aber: 2 Decks, 4 Decks, Video, One Deck und Looper Layout gibt es leider nur für iOS).
Zusätzliche Funktionen wie Mischpult mit Klangregelung und Filter sowie Sample-Player und Sequencer werden anstelle der Decks eingeblendet. Effekte, Loops Hotcues und Equalizer lassen sich pro Player überlagernd einblenden. Hier ein paar Screenshots dazu.

Fotostrecke: 3 Bilder Screenshot Algoriddim Djay 3 für Android

Browser und Library

Die App unterstützt lokal auf dem mobilen Endgerät vorliegende Musikstücke, außerdem lassen sich Tracks von den Streaming-Anbietern Tidal und Soundcloud go+ laden, ein aktives, kostenpflichtiges Abo vorausgesetzt (es gibt allerdings oft ein paar Tage kostenloses Try-out). Habt ihr bereits die Djay-Vorgängerversion genutzt, müsst ihr nun Spotify Lebewohl sagen, könnt jedoch mittels Online-Konvertierungs-Tools eure Playlisten auf die benötigte Streaming-Plattform übertragen, dazu haben Algoriddim eine eigene Support-Website gelauncht, die euch die nötigen Schritte erklärt.
Sofern ihr euch auf lokale Tracks beschränkt, könnt ihr euren Mix via Recording-Funktion aufzeichnen, mit Streaming Tracks ist dies nicht gestattet. Streaming-Playlisten können zudem nicht am Gerät erstellt werden.

Algoriddim Djay 3 für Android: Deck, Mixer, Library
Algoriddim Djay 3 für Android: Deck, Mixer, Library

In die Decks werden die ausgewählten Musikstücke mittels simplem Swipe befördert und sind innerhalb weniger Sekunden analysiert. Das gilt auch für Streaming-Tracks, wenn die WLAN-Verbindung schnell ist.
Die Darstellung der Titel inklusive Cover-Art und BPM (bzw. Tonart) in der Library ist sehr gelungen, über das Dreipunkt-Menü fügt ihr Titel der Warteschlange (Queue)  hinzu oder entfernt diese wieder. Die History-Liste erlaubt das Anlegen unterschiedlicher Sessions.
Erstaunlicherweise bot die aktuelle Version 3.02 auf dem Samsung Galaxy jedoch weder lokalen Playlisten-Import aus der Music Player App noch die Erstellung solcher. So konnte ich meine Playlisten nicht nutzen, ärgerlich, auch wenn viele User heutzutage streamen statt „lokal zu hören“. Vielleicht ein Bug, der noch behoben wird bzw. werden kann?
Habt ihr zwei Tracks geladen und synchronisiert, marschieren diese i.d.R im Takt, manuelle Tempoanpassung ist ebenfalls möglich. Im Single-Deck-View sind Pitchfader und Pitch-Bend-Tasten verfügbar. Wer mehr klangliches Finetuning beim Übergang als den Crossfader benötigt, kann im Mixer-Panel mit einem Dreiband-EQ arbeiten oder ein Filter einsetzen. Das gefällt. Neural Stems Mixing, um Beats, Instrumente und Vocals zu isolieren, hat Djay 3 im Gegensatz zu Djay AI iOS nicht zu bieten.

Fotostrecke: 2 Bilder Streaming geht auch in Algoriddim Djay 3 für Android

Kreative Bordmittel

Was den Kreativabteilungen der App angeht, kann man in Djay 3 einigermaßen aus dem Vollen schöpfen. Acht Cue-Punkte, Beat Jumps, manuelle und automatische Loops und Pad Loops mit kombiniertem Filter parieren auf dem Punkt und im Takt mit synchronisierten Tracks.
Fünf manuelle Effekte (Phaser, Flanger, Gate, Bitcrusher, Echo) mit Intensitäts- und Dry/Wet-Regler, Instant Fx (Absorb, Sway, Punch, Drift, Crush, Twist) und FX-Pads stehen in drei unterschiedlichen Effektbaukästen bereit.
Besondere Erwähnung finden müssen auch der Looper und Sequencer, die es euch erlauben, Samples aus dem Djay-Fundus aufzuzeichnen oder Drum-Beats zu erstellen. Leider sind hier keine eigenen Samples im Sampler möglich, sondern nur die enthaltenen Packs, zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen Deep House, Electro Swing und Hip Hop Fusion für den Sampler sowie Essentials, Hip Hop Volume 4 und House Bass für den Sequencer. Mehr Packs laden, wie es unter iOS möglich ist, wurde mir nicht angeboten. Hier herrscht Nachholbedarf, dazu auch einmal die iOS Screenshots. 

Fotostrecke: 3 Bilder Effekte in Algoriddim Djay 3 für Android

Interfaces und MIDI

Folgende MIDI-Controller mit integriertem Audiointerface werden von Haus aus unterstützt: Pioneer DJ DDJ-WeGO4, Pioneer DDJ-WeGO3, Reloop Mixtour, Reloop Beatpad, Reloop Beatpad 2 und Reloop Mixon4.
Dazu kommt der Pioneer DJ DDJ-200, der sich im Test mit dem Galaxy S10 jedoch nicht via Bluetooth-MIDI verbinden ließ; via Kabelverbindung funktionierte die Steuerung der App mittels Controller indes schon.
Hier würde man dementsprechend mit einem Split-Kabel arbeiten, so man auf die Möglichkeit zum Vorhören Wert legt. Eine mögliche weitere Alternative ist die direkte Ansteuerung einer Bluetooth-Box zur Soundausgabe.
Einen MIDI-Mapper für andere als die nativ unterstützten Geräte gibt es nicht. Was die OTG-Unterstützung für Audiointerfaces angeht, konnte ich mit einem Samsung Smartphone zehnter Generation unter Android 10 ansonsten keines meiner lokalen DJ Interfaces in Betrieb nehmen. Das ist schade, denn so ist es mit DJAY 3 leider nicht möglich, zwei Stereo-Signale für Kopfhörer und Anlage auszuspielen oder gar die beiden Player separat an einen Mixer zu leiten.
Nun gut, könnte manch einer nun vielleicht sagen, nehmen wir halt zwei „Zuspieler“ wie bei CD-Playern oder Turntables seit jeher. Dann müsstet ihr diese auch manuell beatmatchen, denn Ableton Link ist ebenfalls Fehlanzeige – das synchronisierte Spielen auf vier Decks, wie es Juicy M in diesem Video zeigt, könnt ihr folglich vergessen. Das heißt allerdings nicht, dass man nicht mit mehreren mobilen Endgeräten an einem Mischpult arbeiten könnte. Besonders klein hier: das Pepperdecks DJoclate für die Hosentasche.

Fotostrecke: 4 Bilder Preferences Algoriddim Djay 3 für Android

Automixer

Für den Automixer dürft ihr Art (Morph, Sync), Länge und Effekt (Fade, Filter etc.) des Übergangs festlegen, so gewünscht. Das funktioniert richtig gut und so man spezielle Start- und Endpunkte für die einzelnen Tracks im Automix definiert  hat, können diese ebenfalls angewendet werden. Der Automixer spielt die Musiktitel aus der Queue ab. Ebenfalls in dieser Ansicht zu finden sind Tempo- und Grid-Tools. 

Fazit

Algoriddim Djay 3 ist DJ App zum schmalen Kurs, die mit vielen Kreativwerkzeugen, durchdachtem GUI, Automix-Funktion und dem Support von MIDI-Controllern und Streaming Music punktet. Allerdings bietet das Programm weder ausgereiftes MIDI-Mapping noch Ableton Link oder die Möglichkeit, eigene Samples und Drums zu laden bzw. aufzuzeichnen. Gegenüber der Apple „AI-Version“ muss man zudem auf Stem-Separation, Soundpacks und die erweiterten Features  für Looper und Sequencer verzichten. Nichtsdestotrotz lässt sich festhalten: Mit seiner Performance, den umfangreichen Loop-, Cue- und Effekt-Möglichkeiten, der ansprechenden Optik und dem gelungenen Interface-Design ist Djay eine der besten verfügbaren DJ Apps im Android Kosmos. Das ist mir in der Summe 3,5 Sterne wert.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • umfangreiche Loop-, Cue- und Effekt-Möglichkeiten
  • Tidal und Soundcloud Streaming
  • ansprechendes GUI-Design
  • übersichtliche Library mit Queue und History-Listen
  • Looper und Recorder
  • gute Automix-KI
  • solide Performance
Contra
  • Volume für Sampler/Sequencer nicht anpassbar
  • keine eigenen Samples im Sampler möglich
  • weder Ableton Link noch MIDI-Mapping
  • kein external Mixer-Mode oder stereo Pre-Cueing
  • weder lokaler Playlisten-Import noch Erstellung dieser im Test-Setup möglich
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