PRAXIS
Um das Allen & Heath CQ-20B für die Nutzung vorzubereiten, braucht es kein großes Expertenwissen. Dazu muss schließlich nur die Stromversorgung per Kaltgerätekabel sichergestellt werden, schon kann ich das Gerät einschalten. Ich nutze für meinen Test ein iPad und lade mir im App Store die kostenlose Steuersoftware „CQ-MixPad“ herunter.
Dort findet man neben der regulären Nutzung einer CQ-Einheit auch eine Demo-Variante, anhand derer man sich auch ohne Mischpult im Remote-Umgang mit den Konsolen vertraut machen kann. Weiterhin verbinde das 20B mit meinem MacBook, um es für meine Aufnahmen als Interface zu nutzen.
Die große Sucherei nach etwaigen Wunschthemen möchte ich euch ersparen, darum jetzt direkt vorweg: Ich befasse mich in diesem Praxistest mit Features, die ich im vorangegangenen bezüglich der Touchscreen-CQ-Vertreter ausließ und die vor allem im Live-Kontext Sinn ergeben dürften.
Schaut doch bitte da nochmal hinein, wenn ihr euch für die Auto-Gain-Funktion, die Qualität der Effekte und die generelle Klangbearbeitung am Gerät begeistert. Kurz zusammengefasst sind diese alle sehr intuitiv und sinnig gestaltet und klingen dank der Samplerate von 96 kHz außerordentlich gut. Natürlich treffen all diese Aspekte auch auf das Allen & Heath CQ-20B zu, denn Wandler und Betriebssystem sind bei allen drei Mischpulten dieselben. So, jetzt aber ran an die Features!
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Der Auto Mic Mixer: Und was bleibt dann für mich übrig?
Zum Beispiel findet ihr bei den CQ-Geräten den „Auto Mic Mixer“, oder kurz „AMM“, der mehrere Signale autonom und sinnvoll abmischen soll. Das ist grundsätzlich erstmal keine bahnbrechende Innovation, schließlich sind ähnliche Funktionen bei vielen Mixing-Desks gegeben. Trotzdem natürlich nützlich und genauso intuitiv konzipiert, wie alles andere an der CQ-Bedienung auch. Zunächst müssen die zu mischenden Kanäle zugewiesen und dann anhand von Fadern priorisiert werden. So kann beispielsweise die Moderation einer Talkrunde immer die führende Rolle bleiben, egal, wie laut jemand anderes nun sprechen mag.
Ein kleiner Makel, der aber wie eigentlich alle Kinderkrankheiten der CQ-Pulte mit einem simplen Firmware-Update zu korrigieren sein sollte: Es lassen sich nur analoge Signale zurouten, also kann ich nicht einfach von meinem Rechner Musik abspielen, um etwa Vorträge zu unterlegen, wie ich es in meiner Beispiel-Aufnahme mache, ohne dieses erst noch einmal zu wandeln. Ich nutze dafür ein einfaches Mini-Klinke-auf-Klinke-Y-Kabel und gehe damit dann in den Line-Eingang des CQ-20B. Natürlich kann ich den gleichen Effekt auch per Side-Chain-Kompression hervorrufen, die AMM-Option bietet aber eine sehr viel laienfreundlichere Alternative.
Abgesehen davon macht die eigentliche Funktion hier einen ordentlichen Eindruck und läuft genauso geschmeidig, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Aber seht oder besser hört doch einfach mal selbst meiner lieblichen Stimme im Sound-Beispiel zu.
Der Feedback-Assistent befreit von nervigen Rückkopplungen
Auch hier sind ähnliche Funktionen konkurrierender Hersteller durchaus keine Seltenheit mehr, darum weiß ich grob, was mich erwartet: Aus Erfahrung funktioniert das, je nach Produkt und Anbieter, mal mehr, mal weniger zuverlässig – meine Neugierde ist dementsprechend nichtsdestotrotz geweckt.
Für meinen Test bereite ich ein Extrem-Szenario vor: ein SM57 in einer Entfernung von etwa zwei Metern, direkt auf die P.A. gerichtet. Das Feature lässt sich an jeglichen Ausgängen des CQ-20B anwenden, im folgenden Video nutze ich es jedoch nur auf dem Main-Out. Bis zu 16 EQ-Bänder stehen der Funktion zur Verfügung, anhand deren Breite und Aggressivität sie dann selbstständig und frei koppelnde Frequenzen erkennen und eliminieren soll. Diese Frequenzen können entweder fix gesetzt werden oder sich über die Dauer der Nutzung anpassen. Ich habe mich hier für zweitere Variante entschieden – was dabei herausgekommen ist, könnt ihr ja sehen.
Video: Allen & Heath CQ-20B Feedback-Assistent
Vielleicht habe ich am Anfang den Input Gain des Kanals zu schnell aufgedreht, vielleicht war auch die Geschwindigkeit des Feedback-Assistenten zu träge eingestellt – wie dem auch sei: Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten liefert das CQ-20B auch hinsichtlich dieses Features eine durchaus solide Performance ab. Feedback wird fix erkannt und zuverlässig abgefangen.
Klar kann ich Rückkopplungen auch raushören und vorab selbst ziehen. Mit diesem Tool verschwende ich zum einen aber nicht unnötig Bänder, anhand derer ich gegebenenfalls das Klangbild der Monitore für alle angenehmer machen kann, zum anderen sind besagte Parameter auch händisch anpassbar. Auch kann ich Venue-spezifische Problemfrequenzen von Anfang an manuell eliminieren. Also definitiv ein Pluspunkt.
Die CQ4You-App macht Monitoring leicht
Nachdem ich mir die auf mein Smartphone geladen und den passenden Ausgang am Pult zugewiesen habe, kann ich mir nämlich ohne größere Probleme meinen eigenen kleinen Monitor-Mix machen.
Dafür lege ich mir die gewünschten Signale vorgemischt in vier frei benennbaren Sub-Gruppen zurecht, die ich dann ebenfalls in der Lautstärke anpasse. Das kann jedes Kind und sollte auch bei Hobby-Technikern und Musikern gleichermaßen Zuspruch finden.
Natürlich, ein eigener Tontechniker ist in dem Bereich auch heute noch die Komfortabelste Lösung. Wer das Geld für einen Monitor-Mann hat, der legt sich dann aber wahrscheinlich in der Regel auch keine Budget-Mixer zu, oder?
So oder so, muss ich auch hier wieder sagen, kennt man entsprechende Funktionen ebenfalls von anderen Anbietern. Und trotzdem macht die CQ4App einen Top-Job und verdient es, lobend erwähnt zu werden.
Allen & Heath CQ-20B | Behringer XR18 | Soundcraft Ui24R | |
Preis | 899,- € | 635,- € | 999,- € |
Mic-Preamps | 18 | 16 | 22 |
Sample Rate | 41,1/48/96 kHz | 48 kHz | 48 kHz |
Gewicht | 2,6 kg | 3,2 kg | 5,1 kg |
Bluetooth | ja | nein | nein |
Rec-Möglichkeiten | USB-A, USB-B, SD | USB-B | USB-A, USB-B |