Allen & Heath Xone 23C bei bonedo im Test – Der 23, ohne „C“ ist der Nachfolger des beliebten Battlemixers Xone 22, welcher über zwei Stereokanäle und einen Mic-Channel verfügt über. Eine seiner Besonderheiten ist, dass er mit bis zu vier Stereo-Quellen gleichzeitig gespeist werden kann. Für die klangliche Bearbeitung stehen Dreiband-Channel-EQs mit Total-Kill-Funktion bereit, auch die Xone-typische Filtersektion mit High- und Low-Pass-Filtern darf natürlich nicht fehlen.
Auf der Frankfurter Musikmesse 2014 stellten die Engländer dann erstmalig den mittlerweile im Fachhandel erhältlichen Xone 23C vor, der hier zum Test vorliegt. Für 463 Euro UVP, also etwa 100 Euro mehr gegenüber dem Xone 23, bietet unser Testkandidat ein internes USB-Audiointerface mit vier Kanälen. Mit im Paket ist zudem die Software Cross LE von Mixvibes. Außerdem stellt der 23C einen X-Link-Anschluss (LAN-Buchse) zur Übertragung von Controller-Daten bereit. Dort lässt sich zum Beispiel der hauseigene Controller Xone K2 anschließen, mit dessen Hilfe sich eine DJ-Software steuern lässt.
Da Allen & Heath ihr guter Ruf vorauseilt, sind meine Erwartungen an den Xone 23C entsprechend hoch. Ganz zu schweigen von der grenzenlosen Neugierde… Also ran an die Buletten!
Details
Lieferumfang
Gespannt öffne ich den bunt bedruckten Karton und befreie den Mixer von seinem Styroporkleid und der Plastikfolie. Ich finde ein externes Netzteil sowie ein Kaltgerätekabel, die für die nötige Spannungsversorgung des Pultes sorgen. Für die Verbindung zum Computer ist ein USB-Kabel (2.0) angedacht, zwei weitere Strippen sind für die Konfiguration des Pultes für den DVS-Betrieb vorgesehen. Die im Lieferumfang enthaltene Software Cross LE muss von der Mixvibes-Website heruntergeladen werden. Um diese aktivieren zu können, liegt im Karton eine Karte mit einer Seriennummer bei. Das Manual ist nur englischer Sprache mitgeliefert, aber gut verständlich formuliert und mit zahlreichen Abbildungen versehen. Zu guter Letzt finde ich noch die obligatorischen Garantiezettel und Sicherheitshinweise.
Erster Eindruck
Im Verhältnis zu den relativ kleinen Maßen von 115 mm x 315 mm x 241 mm (H x T x B) hat unser Testkandidat mit 2,7 kg ein doch ordentliches Gewicht. Das liegt unter anderem an dem sehr robusten und bestens verarbeiteten Metallgehäuse sowie an der massiven fast 2 mm dicken und kratzfesten Faceplate aus Stahl. Alle Fader, Drehregler, Schalter und Taster machen einen sehr hochwertigen Eindruck und sind bombenfest im Chassis montiert. Gut gefallen mir auch die Kappen der Drehregler, die mit einer griffigen Gummierung überzogen sind. Eine ebenso überzeugende Qualität kann ich den vergoldeten Anschlussbuchsen des Mischers bescheinigen. Diese sitzen bombenfest im Gehäuse und sind allesamt auf dem Backpanel zu finden. Der Xone 23C hinterlässt bei mir einen wirklich sehr guten ersten Eindruck.
Anschlüsse
Beide Stereokanäle des Pultes verfügen über jeweils einen Input für Line-Quellen (CD-Player, Soundkarte, MP3-Player) sowie über „Andockstellen“ für die altbewährten Plattenspieler. Die vier Stereoeingänge sind allesamt als Cinchbuchsen-Paare ausgeführt. Mit den gleichen Schnittstellen wurde auch die FX-Send/Return-Sektion realisiert, welche ebenfalls auf dem Backpanel ihr Zuhause gefunden hat. Wie es sich für ein Profi-Gerät gehört, ist der Main-Out des Pultes symmetrisch und mit zwei XLR-Buchsen ausgestattet. Der separate Monitor-Ausgang sowie der Recording-Out werden dagegen unsymmetrisch über RCA-Buchsen aus dem Pult geführt. Ein weiterer analoger Audioeingang befindet sich in der Faceplate, dort wurde die XLR Mikrofon-Buchse eingelassen.
Praktischerweise lassen sich an unserem Testkandidaten gleich zwei Kopfhörer anschließen. Je einer an einer großen (6,3 mm) und an einer kleinen (3,5 mm) Klinkenbuchse. Diese befinden sich beide auf dem Frontpanel. Der Anschluss für das externe Netzteil wurde ebenso wie der Netzschalter auf der Rückseite des Mischers untergebracht. Auch die digitalen Anschlüsse des Mischers sind hier beheimatet. Über eine USB-Buchse Typ B kann ich mithilfe eines PCs oder MACs auf das interne Audiointerface des Xone 23 C zugreifen. Die Schnittstelle X-Link, an die ein CAT5-Kabel angeschlossen wird, dient hingegen zur Verbindungsaufnahme mit einem Controller (z.B. Xone K2), mit dessen Hilfe eine DJ-Software gesteuert werden kann.
Hardware
Stereo-Channels & Fader
Die größte Besonderheit der beiden Xone 23 Mixer sind die vier simultan nutzbaren Audioeingänge der beiden Stereokanäle. So kann man etwa zwei Line- und zwei Phono-Signale simultan zusammenmischen. Möglich machen das die vier separaten Gain-Regler, mit denen sich die jeweilige Aufholverstärkung justieren lässt. Für die Klangregelung zeigen sich Dreiband-Channel-EQs mit Full-Kill-Funktion zuständig. Die Frequenzbänder (Hi, Mid und Low) lassen sich auf Wunsch jeweils um 8 dB anheben oder aber vollständig absenken (Full-Kill). Alle Drehknöpfe der EQs rasten praktischerweise in der Zwölf-Uhr-Stellung ein.
Wie bei anderen Battlemixern auch zeigen sich bei unserem Testobjekt zwei 45 Millimeter lange Up-&-Down-Fader für die Justierung der Kanalpegel zuständig. Die beiden Flachbahnregler sind von guter Qualität, ich finde sie allerdings für einen Battlemixer etwas schwergängig. Die Arbeitskurven der Fader sind zwar nicht manipulierbar, aber deren voreingestellte Charakteristik ist sowohl für Mixing-DJs wie auch für Scratch-Nerds geeignet.
Hin- und herblenden zwischen den beiden Stereo-Channels, lässt sich wie gewohnt mit einem Crossfader, der ebenfalls über einen Arbeitsweg von 45 Millimetern verfügt. Allerdings ist dieser Regler um einiges hochwertiger als die beiden Kollegen in den Kanälen. Angenehm leichtgängig gleitet dieser zwischen den beiden Quellen hin und her. Mittels zweistufigem Curve-Schalter kann man die Arbeitskurve des Crossfaders verändern. In der Normalstellung ermöglicht der Regler so butterweiche Überblendungen, während die Scratch-Stellung für ein abruptes, schalterartiges Öffnen des Faders sorgt. Doch zu früh gefreut! Ganze 3 mm muss der Fader nämlich zurücklegen, bis das Signal hörbar wird. Das ist für echte Scratch-DJs mit ihren schnellen Flare- und Orbit-Scratches etwas zu viel. Doch nicht verzagen, denn unser Testkandidat ist schließlich Innofader-kompatibel. Also einen entsprechenden Regler von Audio Innovate besorgen und rein damit! Schon ist der geborene Turntable-Manipulator wieder glücklich. Allerdings ist so ein Umbau eine recht kostspielige Angelegenheit, denn für das gewünschte Teil muss man stolze circa 130 Euro (Straßenpreis) auf die Ladentheke legen.
Mikrofon-Sektion
An den symmetrischen XLR-Anschluss auf der Faceplate des Mixers kann ich bei Bedarf ein Mikrofon anschließen. Leider hat der Hersteller hier keine XLR/Klinke-Kombibuchse verbaut, so dass man zwingend ein XLR-Kabel benötigt. Die Lautstärke der Sektion wird über den Mic Level-Drehregler justiert. Ein Zweiband-EQ ist für die Klangregelung zuständig. Die Höhen und Bässe lassen sich mit den entsprechenden Drehpotis jeweils um 10 dB anheben oder absenken. Diese Regler sind nicht mit einer Mittenrastung ausgerüstet. An der Mikrofon-Sektion habe ich grundsätzlich nichts auszusetzen, allerdings fände ich hier ein On/Off-Schalter wünschenswert, denn ohne diesen muss man das Mikrofon jedes Mal aufs Neue „einpegeln“.
Cue-Sektion
Ausgewählt werden die Vorhörsignale über die Cue-Buttons, welche beim Betätigen rot aufleuchten. Eine Mehrfachauswahl ist hier übrigens auch möglich. Der Cue/Mix-Drehknopf gibt mir die Möglichkeit, stufenlos zwischen dem Ausgang (Mix) und den Cue-Quellen hin und her zu blenden. Die Lautstärke des Kopfhörersignals wird mit dem Phones-Regler eingestellt. Wenn keine der beiden Cue-Quellen ausgewählt wurde, ist das Mix-Signal auf dem Kopfhörer zu hören. Die Cue-Sektion unseres Testobjekts ist simpel aufgebaut, aber gerade deswegen arbeitet sie in meinen Augen auch besonders effektiv.
Master, Monitor & Co
Der Pegel des symmetrischen Masters wird mit dem Master-Drehregler justiert. Unabhängig von dessen Signalstärke lässt sich die Pegel des Booth-Out mit dem Monitor-Regler einstellen. Der Level des Recording-Outputs ist unabhängig von den letztgenannten. Das Level-Meter wurde in der Mitte der Faceplate platziert. Dabei handelt es sich um eine neungliedrige Ampel-farbige LED-Stereo-Kette, die den Pegel der angewählten Cue-Quelle oder der des Masters anzeigt. Der Level des Mixer-Ausgangs ist ablesbar, wenn keine der beiden Vorhörsignale selektiert wurde. Ein Split der Anzeige (z.B. linke und rechte Cue-Quelle) ist nicht möglich, dennoch erweist sich die Anzeige im DJ-Alltag als praxisgerecht. Außerdem leuchtet die LED-Kette sehr hell und verfügt über eine gute Auflösung. Top!
Filter/Effekt-Loop
Das für die Xone Mixer-Serie so typische Filter thront zentral auf der Bedienoberfläche. Zur Auswahl stehen hier ein Low-Pass- und ein High-Pass-Filter. Aktiviert werden kann eines der beiden über die zwei entsprechenden Taster „HPF“ und „LPF“. Im aktiven Status leuchten die Buttons gelb auf. Zudem gibt es hierfür zwei stufenlos veränderbare Parameter. Die Resonanz des Filters ist zwischen schwach (mild) und sehr stark (wild) einstellbar und die Grenzfrequenz lässt sich zwischen 20 Hz und 20 kHz regulieren. Aktiviert wird das ausgewählte Filter über die Filter-Buttons in den Kanälen, die bei Aktivität blau leuchten. Praktischerweise lässt sich das Filter in beiden Channels simultan einspeisen. Das Mikrofonsignal allerdings kann nicht durch diese Sektion geschleust werden. Die beiden Filter-Buttons werden zusätzlich als Effekt-Send-Tasten für die FX-Schleife genutzt. Um diese ins Spiel zu bringen, betätige ich den „Ext On“-Button, der anschließend rot aufleuchtet. Sowohl beim Filter als auch beim Effekt-Loop ist Vorsicht aber geboten, weil immer einer der beiden Filter (LPF oder HPF) aktiv ist. Habe ich etwa die Grenzfrequenz von der letzten Aktion noch auf 40 Hz stehen und das Low-Pass ist noch aktiv und schleife nun das Filter ein, verschwindet der komplette Track im Mix, bis auf ein Bass-Wummern ist nichts mehr zu hören, worauf man womöglich unverständliche Blicke aus dem Publikum erntet. Und noch eine weitere, ganz ähnliche Falle birgt der FX-Loop in sich: Habe ich z.B. jene Schleife mit der „Ext-On“-Taste aktiviert und sende nun mittels des Filter-Buttons ein Signal an einen externen Effekt, wird zusätzlich das Filter des Mischers wieder aktiv. Das hätte der Hersteller meiner Meinung nach, z.B. durch ein deaktivierbares Filter anwenderfreundlicher lösen können. Davon abgesehen ist die Filter-Sektion des Xone 23C aber sehr intuitiv bedienbar und macht einfach sehr viel Spaß!
Innofader & DVS-Konfiguration
Wer beim Xone 23C den Innofader selbst nachrüsten oder das Pult DVS-fähig machen möchte, der muss an das Innere des Pultes ran. Dazu müssen elf Torx-Schrauben gelöst werden. Welche das im Einzelnen sind, wird ausführlich in der Bedienungsanleitung beschrieben. Hat man alle Schrauben entfernt, lässt sich problemlos die Faceplate abnehmen. Praktischerweise ist die Platine für Fader, Drehpotis, Taster und Buttons mit der Faceplate montiert und diese wiederum über entsprechende Kabel mit der Hauptplatine des Mixers, die im Chassis fest montiert ist, verbunden. Auf diese Wiese kommt man im Reparaturfall schnell an die einzelnen Bauteile heran. So ist auch der Umbau auf einen Inno-Crossfader ein Kinderspiel. Im ausgelieferten Zustand sind die beiden Stereoausgänge der internen Soundkarte den physikalischen Ausgängen „Recording“ und „FX Loop Send“ zugeordnet. Möchte man mit einem externen Timecode-Signal zur Steuerung einer DVS-Software (z.B. Cross) arbeiten, so muss der Mixer anders konfiguriert werden. Die beiden Eingänge des internen Audiointerface bekommen ihr Signal von den beiden Phono-Inputs des Mischers. Durch die DVS-Konfiguration werden die beiden Ausgänge des Audiointerface auf die Mixerkanäle umgeleitet. So gelangen die Audiosignale der Software ohne Umwege in den Mixer. Zur DVS-Konfiguration der Hardware dienen die zwei etwa 15 cm langen Strippen aus dem Lieferumfang. Über beschriftete Stecker und Buchsen wird die Hauptplatine mit der Kanalsektion verbunden. Wie man dabei vorgehen muss, ist ausführlich und gut verständlich im Manual dokumentiert. Dennoch wäre in diesem Fall ein einfacher Schalter wesentlich praktischer gewesen. Dass bei einem Gerät dieser Preisklasse die DVS-Konfiguration vom Nutzer selbst oder von einer Fachwerkstatt durchgeführt werden muss, finde ich unpraktisch und auch schon etwas enttäuschend. Außerdem hat die Sache noch einen weiteren Haken, auf den ich später noch näher eingehen möchte.