Allen & Heath Xone 2D Test

Details

Erster Eindruck
Ein Typ mit Ecken und Kanten, das ist der Mischer von der Insel auf jeden Fall. Er ist solide verarbeitet, sozusagen robustes A&H Werk. Daher empfehle ich für den Transport eine gepolsterte Tasche oder ein Case. Wurde die erste Version noch mit einer silbernen Faceplate ausgeliefert, bringt die Revision nun ein dezentes grauschwarz ins Studio. Mir gefällt das neue Gewand. Und kompakt genug für den mobilen Einsatz ist der Prüfling ebenfalls. Er passt locker in gängige Studiobags und aufgrund seiner Bauform ideal neben den Clubmixer.  Falls dort noch eine Handbreite-Unterarmtiefe Platz ist. Xone tritt als kreativer Kampfgefährte für DVS-Artisten, Consolleros und Live-Performer in Erscheinung und lässt sich auch ohne externen Mixer betreiben, denn in seinem Inneren werkelt ein 4-Kanal 24 Bit/ 96 kHz Interface. Ein Standalone-Einsatz ohne Computer ist allerdings nicht möglich. Insgesamt bringt der Hersteller auf 36 x12 cm 23 Buttons, acht Drehregler, fünf Push-Encoder, vier Fader und ein Multifunktions-Jogdial. Damit sendet die Schaltzentrale bis zu 87 MIDI-Parameter, entweder über den USB- oder Standard-MIDI-Port. Ein Blick ins Paket bringt Anschlusskabel, Quickstartguide und einen Aufkleber ans Licht. Treiber oder Konfigurationsdateien sind nicht dabei.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Typ mit Ecken und Kanten

Harte Ware
Das Audio-Interface liefert einen erwartungsgemäß sauberen und druckvollen Klang. Auch das Kopfhörersignal ist laut genug für die Disco und zudem glasklar. Laut Herstellerangaben liegt der Frequenzgang bei 96 kHz Samplerate zwischen 10 Hz und 36 kHz. Neben den bereits erwähnten Betriebs- und Steueranschlüssen findet der ordnungsliebende Digi-DJ schön säuberlich getrennt auf der linken Seite die Inputs, auf der rechten die Outputs und dazu digitale Anschlüsse. Raus geht’s über maximal vier Stereo-Kanäle in einen externen Mixer. Es besteht aber auch die Möglichkeit, softwareintern zu mischen, falls das Programm diese Option anbietet. Dann wird der Sound direkt an einen angeschlossenen Verstärker geleitet.

Genug Ausgänge für Vierdeck-Artisten
Genug Ausgänge für Vierdeck-Artisten

Eingangsseitig stehen zwei Phono/Line schaltbare RCA-Paare und ein Stereo-In nur für Linequellen parat. Dazu kommt ein oberseitiger XLR-Mikrofonanschluss, der sich auch als Line-In 5/6 verwenden lässt. Phantomspeisung ist nicht im Angebot, die Lautstärkenanpassung geschieht per Drehregler. Schade, dass keine Talkover Funktion integriert ist. Xone:2D offeriert zwei Kopfhörerausgänge in 6,3 und 3,5 mm. Beide Ausgänge laufen simultan. Das spart den Adapter und sorgt dafür, dass auch DJ-Duos recht effizient mit dem Gerät arbeiten können.

Von Nord Nach Süd
Im oberen Part verbauen Allen & Heath vier gummierte Endlosdrehregler mit integrierter Button-Funktion, die dem Anwender eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten offerieren. Als Erstes wären da natürlich Software FX zu erwähnen, aber auch ein Einsatz als Loopslicer oder -switcher ist denkbar. Mit 28 Schritten pro Umdrehung lassen sich die Effektunits sehr präzise steuern. Zum Vergleich: Numarks Stealth Encoder und Traktor Kontrol X1 lösen mit 20 Steps auf, Faderfox DL3 mit 30. Unser Testkandidat erreicht beim FX-Dry/Wet der Sektion Eins im verketteten Modus eine maximale Feinabstufung von drei Prozent.

Push_Encoder_AH_Xone_2D
Audio Samples
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Traktor Delay

Zwei mal vier ALPS-Potis mit rastender Mittenstellung bringen gut zwei Prozent Genauigkeit am bipolaren Softwarefilter. Die gummierten Drehregler weisen einen natürlichen Widerstand auf und liegen angenehm in der Hand. Auch die 60 mm Linefader Marke Penny & Gilles steuern sehr präzise. Das Studiopult-Layout ist typisch A&H, wenn auch nicht überall vorhanden, wie der Xone:DX zeigt (Test hier).  Sicherlich trägt dies auch dem anvisierten Einsatz mit Ableton Live Rechnung, denn bei DJ-Pulten ist diese Variante aktuell weniger anzutreffen. Unter Traktor aktivieren die Regler in der Grundeinstellung die Effekt-Units an den entsprechenden Kanälen. (On/Off). Das ist ebenfalls eher ungewöhnlich.

Ein Klassiker: Die Fader-Sektion von Penny and Giles
Ein Klassiker: Die Fader-Sektion von Penny and Giles
Audio Samples
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Bipolares Filter Delay

Eine Zwölf-Tasten-Matrix im Zentrum eröffnet viele individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Zum Beispiel können hier vordefinierte Looplängen abgerufen werden, oder der DJ spielt verschiedene Songmarkierungen ein. Ein klarer Druckpunkt ist nicht vorhanden, statt dessen lösen die Taster ungefähr nach einem Drittel des Andruckweges aus. Zunächst ist dies etwas gewöhnungsbedürftig, da viele DJ-MIDI-Controller entweder hinterleuchtete Gummibuttons oder harte Klick-Klack-Taster benutzen. Hat man sich aber erst einmal an die Haptik gewöhnt, macht die Konstruktion Spaß, weil man auch ruhig mal beherzt zur Sache gehen kann. Schade nur, dass die Knöpfe etwas klein sind und kein Status-Feedback geben. Platz für ein paar Zusatz-LEDs wäre meiner Meinung nach ausreichend vorhanden.

Eine Buttonmatrix für multiple Einsatzbereich
Eine Buttonmatrix für multiple Einsatzbereich

Leider kann mich das Jogdial mit seinen Richtungstasten und Multifunktionalität nicht so richtig vom Hocker reißen, denn es kratzt auf der Oberfläche, wenn man zu stark presst. Drückt man zudem um den Mittelpunkt herum, ist nicht immer vorher zu sagen, welche Taste auslöst. Auch in die Fingermulde sollte man nicht zu heftig greifen. Hier wäre ein casesensitives Wheel Marke VCI-100 in meinen Augen die bessere Wahl. Standardmäßig navigiert das Rädchen durch die Musikbibliothek und steuert die Effektparameter der Unit-A. Traktor-Pro-Nutzer können für die Songauswahl auch den Encoder auf 13-Uhr-Position einsetzen und das Dial stattdessen benutzen, um Nudge-, Bend- und Scan-Manöver auszuführen.

Xone_2D_Jogdial

BPM-Sektion
Die BPM-Sektion bietet nicht nur einen frei zuweisbaren Beatcounter, sondern verfügt auch über eine MIDI-Clock. So kann beispielsweise das analysierte Signal eines angeschossenen Plattenspielers als Synchronisationsbasis dienen und auf Knopfdruck die Geschwindigkeit für ein Sequenzerprogramm wie Ableton-Live vorgeben, oder die DAW schwingt den Taktstock für externe Hardwareunits. In Live wird dazu nur im MIDI-Tab die Input- Sync für Xone eingeschaltet. Ein Klick auf die Schaltfläche EXT im Programmfenster und schon schwingen die Beteiligten im Gleichschritt. Ein silberner Mini-Stick übernimmt das Nudging der MIDI-Clock. Ähnlich wie bei einem Turntable kann das Tempo des Beatcounters so gebremst oder angeschubst werden. PUSH(-) bremst im Test auf 70 BPM, PUSH(+) beschleunigt auf 400. Die Geschwindigkeitsänderung unterliegt einer leichten, gefühlten Latenz. Der Beatcounter ermittelt das Tempo dreier Traktor-Testmusikstücke in rund vier Sekunden und in allen Fällen exakt. Ein weicher 45-Millimeter-Überblendregler, der leider keine Curve-Control besitzt, komplettiert unseren Ausflug über die Bedienoberfläche des Xone:2D.

Beatcounter und Taktgeber dank MIDI-Clock
Beatcounter und Taktgeber dank MIDI-Clock
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