Allen & Heath Xone 2D Test

Praxis

Installation
Zunächst schau ich auf der Herstellerwebsite nach Treibern und werde prompt fündig. Dann schließe ich den Xone an eine freie Steckdose an, denn USB-Power allein reicht zum Betrieb nicht aus. Jetzt noch rauf mit den Routinen und nach einem Neustart ist der Mac bereit. Für den ersten Test mit Traktor Pro und internem Mischer verbinde ich lediglich den Verstärker, dann ab mit dem USB-Kabel in den iMac, Traktor hochfahren, den Setup-Wizard starten und mit vier Klicks die eigene Konfiguration auswählen. Ich route den Master-Out auf 1/2 und den Monitor auf 7/8, lade von der Hardware aus einen Track und starte den Abspielvorgang. Schon dudelt es mir aus den Boxen entgegen. Das Monitorsignal wird ganz einfach per Tastendruck auf den Kopfhörer geschickt. Alles gut soweit. Schnelltest bestanden. Das ist unter Windows nicht anders.

Xone1D

Arbeiten mit Traktor Pro und Scratch Pro
DVS-Artisten hingegen sollten mit einer Einheit ganz gut zurechtkommen, denn sie steuern ihre Songs mit dem Kontrollvinyl auf den Plattenspielern. Die Mehrzahl der reinen Controller-Jockeys jedoch werden einen ähnlichen Arbeitsablauf wie mit einem achsensymmetrischen Mehrkanal-Controller a´la M-Audios Xponent oder Xone:DX vermissen. Das einzige Jogdial steuert nicht den Track, sondern browst durch Playlisten und dirigiert Effekte. Der Workflow und Spaßfaktor ist mit einem Rädchen selbstverständlich nicht so hoch, als wenn man zwei Exemplare zur Verfügung hat. Abhilfe schafft für angehende Käufer vielleicht die zusätzliche Anschaffung eines 1D für etwa fünfzig Prozent des Preises unseres Probanden. Er hat kein Soundinterface und es fehlen ihm MIDI-Clock und Beatcounter, aber die sind ja bereits zugegen. Ansonsten ist er aber identisch aufgebaut, bis auf eine wichtige Kleinigkeit. Xone:2D kann auf einem zweiten MIDI-Layer senden, wenn die Encodertaste über dem Jogdial länger niedergedrückt wird. Im Display ist dann SFT zu lesen und der DJ hat einen weiteren Befehlsatz zur Verfügung. Die Fader und Potis arbeiten im Pickup-Mode, um Wertesprünge zu verhindern.

Ein paar Worte zum traktorinternen Mapping: die erste Encoderreihe dirigiert Effektbank 1, die nachfolgenden Drehregler lenken für Deck A und B Filter und Key-Correction. Horizontale drei hat erstmal keine Funktionen inne. Da Arbeitsabläufe ohnehin eine äußerst individuelle Angelegenheit sind, wird sich der DJ bei Bedarf eine persönliche Belegung anfertigen. Wer dazu keine Lust hat, findet auf den Herstellerseiten alternative Vorlagen mit unterschiedlichen Verwendungsschwerpunkten. Dazu bieten A&H Photoshop Overlays zum Ausdrucken und Illustrator Files für eigene Faceplates an. Toll. Da könnten sich andere Produzenten gern ein Beispiel nehmen. Selbst wenn manches exotischere Programm auch eine exotischere Aufarbeitung erfährt, wie im Falle Mixvibes. Verglichen mit den Traktor-Dateien und Overlays ist das Angebot hier eher spartanisch.

Ableton-Live
Dank Pultlayout, Crossfader, Buttonmatrix und zahlreichen Schraubelementen ist es auch durchaus denkbar, Ableton abzumischen oder ein Vierdeck Live-DJ Set zu generieren. Auf den Herstellerseiten gibt es momentan jedoch keine Files für Xone-Typus2. Allerdings ist ein Illustrator Overlay für den kleinen Bruder vorhanden, das kann man sich bei Bedarf zurechtschneiden. Die Ableton-Datei bleibt der Hersteller auch hier schuldig. Zum Konfigurationsvorschlag des Xone-Overlays: Die oberen beiden Horizontalen bilden die Effektkontrollen, Push schaltet FX ein. Die dritte Riege ist für`s Panning zuständig. Einzelne Kanal-Lautstärken setzen die Linefader. Die beiden oberen Horizontalen der Buttonmatrix starten oder stoppen einzelne Clips. Darunter ist die Loopsektion mit den Befehlen In/Out sowie On/Off vertreten. Mit dem Jogdial wird das Tempo kurzfristig gebeugt. Die großen beleuchteten Taster darunter hören einzelne Kanäle vor. Schön wären auch Mute, Solo und Equalizing gewesen, gerade für die intern mischende Fraktion gewesen. Die kann der ambitionierte User aber auf der Shift-Ebene anlegen. Für eine umfassende Produktion gerät unser Testobjekt mit 87 MIDI-Befehlen  (zum Vergleich: Faderfox FT3 bietet etwa 250 Steuerbefehle, das passende Live-File gibt’s auf der Faderfox-Website) schon fast an seine Architektur-bedingten Grenzen.

Ableton_Live

Serato Scratch Live
Wer mit Scratch-Live spielt und einen Xone:2D im Club antrifft, kann sich diesen durchaus zu nutzen machen. Scratch-Live verfügt inzwischen über allerhand Kreativtools, die sich auch mithilfe des britischen Regelwerkes kontrollieren lassen. Eine passende Konfigurationsdatei mit der vollen MIDI-Bandbreite anzulegen geht geübten Consolleros dabei vergleichsweise zügig von der Hand. Da die Effektsektionen bis zu vier Einzelparameter nebst Superknopf und Ultraknopf bieten, ist das Layout vielleicht nicht ideal,  für den verketteten Modus mit Ultra-Fader Loopcuttern und Rolls indes durchaus geeignet. Die Buttonmatrix übernimmt Cuepoints. Der Encoder browst und lädt in die Prepare-Liste. Das Multifunktionsdial befüllt die Decks und navigiert im Musikstück. Vier große Buttons shiften und setzen temporäre Cuepoints oder weisen die Effekt-Units zu. Und auf dem zweiten Layer ist auch noch etwas Platz.

Serato_Scratch_Live

Weitere DJ-Programme
Unser Testkandidat lässt sich natürlich auch noch mit weiteren Mixapplikationen einsetzen. Auf der Internetpräsenz des Herstellers gibt es unter anderem die bereits erwähnte Konfigurationsdatei für Mixvibes. Bei den Interafce-gedongelten Programmen fällt natürlich der native Einsatz des A&H Soundmoduls flach, Nutzer offener DVS-Systeme können den Testkandidaten jedoch als Interface, Timecode-Empfänger und Kreativzentrale gleichzeitig einsetzen. Im Kurz-Test mit Deckadance übernehmen zwei zeitcodierte Vinyls die Abspielsteuerung für die Softwareplayer. Dafür wird lediglich der Plattenspieler an die Phono-Eingänge des Xone angeschlossen und natürlich der Phono-Betrieb eingeschaltet. Nachdem das Routing in der grafischen Benutzeroberfläche vorgenommen ist (im Beispielszenario reicht die Auswahl des ASIO-Drivers und den Rest erledigt die Software von selbst) geht’s in den Timecode-Tab, wo bei laufender Platte das Eingangssignal in Form von zwei Ellipsen angezeigt wird. Von Haus aus werden Torq, MSPinky und PCDJ3 Steuerplatten interpretiert, das Programm kann jedoch auch mit anderen gängigen Scheiben über die Lernfunktion kommunizieren. Eine Lernfunktion kommt auch bei der Konfiguration der Kontrolleinheit selbst zum Einsatz, denn eine integrierte automatische Unterstützung ist nicht gegeben. Die Zuweisung erfolgt per Funktionauswahl im MIDI-Fenster und anschließendem Betätigen des Steuerelements. Die Vinyls steuern die virtuellen Abspieleinheiten A und B, Drehregler dirigieren das X/Y-Effektpad, die Buttons setzen Cuepoints. Loops, Browsing, Load und Preview sind ebenfalls kein Problem. Sehr schön.

Fotostrecke: 3 Bilder Timecode-Learn beugt Kommunikationsproblemen vor
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