Praxis
Dieser Mixer ist total flexibel und trotzdem äußerst übersichtlich. Ich fand mich jedenfalls sofort zurecht. Will man einfach nur Vinyl oder CDJs mixen, schaltet man die entsprechenden Kanäle einfach auf Phono oder Line und legt los. Der Dreiband-EQ klingt sehr musikalisch und durch den bei Allen & Heath bewährten 6 dB Boost können auch keine gefährlichen Spitzen entstehen, die den Fortbestand der PA gefährden. Es macht viel Spaß, den Sound mit den EQs zu tweaken und mit der Kill-Funktion komplette Frequenzbänder auch mal ganz auszublenden. Kanal- und Crossfader sind super-leichtgängig und flutschen, dass es eine wahre Freude ist. Das Filter klingt so sahnig, wie man es von Allen & Heath kennt und schätzt. Diejenigen unter euch, die den LFO (beispielsweise beim XONE:92) ausgiebig nutzen, werden ihn hier vermissen. Ich für meine Person nicht.
16 Effekte bietet die digitale FX-Einheit des PX5 insgesamt und zwar:
- Sechs Delays: Masif Q-Delay, PCM-Delay, Filter Delay, Delay+Reverb, ModDelay und TapeEcho
- Fünf Hallräume: CleanPlate, SwellVerb, ConcertHall, TiledRoom und PitchVerb
- Zwei Gates: AttackGate und ResoGate
- Zwei Phasenverschiebungseffekte: Flanger und TimeWarp
- Ein Verzerrungseffekt: Distortion
Effekte wie Pitch, Roll, Beat Masher oder Bit Crusher fehlen (noch?) völlig, doch schon mit den vorhandenen Effekten hat man viel Spaß. In den Audiobeispielen weiter unten hört ihr, wie sich die einzelnen FX auf einem Drumbeat aus meiner Roland TR-8 verhalten. Besonders Spaß haben mir das Masif Q-Delay und das Tape Echo gemacht, mit denen man sehr schön um den Beat herum modulieren kann. Mit dem Swell-Verb erzeugt man per Focus-Regler aus einem simplen Beat eine technoide Rhythmuswand. Mit Hilfe vom Tiled Room, Attack Gate und Reso Gate lassen sich mit etwas Spielerei an den Decay- und Focus-Reglern rhythmische und auch harmonische Sounds hinzufügen. Distortion schließlich klingt zwar nicht besonders brachial, aber lässt sich gut dosiert schön zum „Anfetten“ nutzen. Nicht so überzeugt war ich vom einzigen echten Phasenverschiebungseffekt, dem Flanger. Hier fehlt mir das typische langsam singende Scheppern, wie man es zum Beispiel vom MXR-Flanger kennt. Die Delays erzeugen allerdings auch sehr schöne singende Phasenverschiebungen, aber leider nur bis zu 7 ms kurz. Die beliebten Phasenverschiebungstricks bis zu einer Millisekunde herunter, wie sie gern mit dem Echo-Effekt der Pioneer-Mixer gemacht werden, sind mit dem XONE:PX5 nur bedingt möglich. Die Gates bieten nicht die Möglichkeit zum Zerstückeln der Musik, sie sind eher wie Gated Reverbs zu verstehen. Ein vernünftiger Pitch-Effekt fehlt ebenso.
Verglichen mit den in der Berliner Berghain Kantine vorgestellten Prototypen fehlen dem Serienmodell des XONE:PX5 auch Effekte wie z.B. „BBD+Mod“ oder „Space Delay“ oder sind einfach umbenannt worden. Es ist also anzunehmen, dass Allen & Heath per Firmware-Update weitere Effekte nachliefern wird. Das Allen & Heath-Effektgerät ist also Geschmackssache, aber via USB steht prinzipiell ja auch schon jetzt jedes VST/AU Software-Plug-in zur Verfügung.
Die Effekte können mit den drei Potis für Level, Focus und Decay sowie dem „Interval“ betitelten Endlosregler sehr intuitiv gesteuert werden. „Interval“ reagiert hier zumeist auf die Zeit, die im Display der Effekteinheit angezeigt wird. Die Werte der Potis werden nicht dargestellt. Dafür hat Allen & Heath ihnen multifarbige Streifen spendiert, die nicht nur im Dunkeln das Ablesen der Reglerposition sehr erleichtern (und außerdem ganz schick aussehen), sie wechseln auch je nach Effekt die Farben, der Focus-Regler sogar bei fast allen Effekten je nach Einstellung: Grün zeigt die Mittelstellung an. Er leuchtet rot, wenn er verstellt und damit das Frequenzspektrum des Effekts verändert wird.
Mit den vier beleuchteten Tastern zwischen Display und Effektreglern lassen sich bei Delay-Effekten rhythmisch korrekte Verzögerungen von 1/32 bis zu zwei Takten anwählen, beim Dreh mit dem Interval-Endlosregler wird der Wert dann in Millisekunden übernommen. Hier noch ein Nachschlag an Sounds:
Mit dem Wahlschalter in der oberen rechten Ecke der Mixer-Oberfläche wird die Quelle angewählt, aus der der Effekt beschickt wird: Neben sämtlichen Kanälen und dem Master ist das auch per Send möglich. Dadurch lassen sich mehr als nur ein Kanal in den Effekt fahren und mit dem versenkten Pre/Post-Schalter lässt sich sogar bestimmen, ob der Effekt schon vor dem Kanalfader abgegriffen wird. So lässt sich dann auch ein heruntergezogener Kanal in den Effekt schicken, um ausschließlich das Effekt-Signal zu erhalten.Insgesamt betrachtet wartet die Effekteinheit des XONE:PX5 mit sehr kreativen Ideen auf und lässt sich feinfühlig regeln.
Externe Effekte vs. VST/AU Plug-ins
Natürlich können wie beim XONE:92 auch externe Effekte per Send beschickt werden. Wem die Entscheidung schwer fällt, ob er nun interne oder externe Effekte per Send nutzen will, darf auch einfach per „Dual“ beides gleichzeitig tun. Zur Rückführung der externen Effektsignale steht wie schon vorher erwähnt ein Effekt-Return-Eingang bereit, der mit dem Filter belegt und ebenso als weiterer Eingang genutzt werden. Wird der Effekt-Send in die DAW geroutet, um VST/AU Plug-ins einzubinden, heißt es dann aber entweder/oder: VST-Einbindung per Send oder Mix-Recording des Mastersignals, beides gleichzeitig geht nicht.
Was im Club vielleicht nicht immer praktikabel ist (wer schleppt schon seinen Laptop nur zur Nutzung als virtuelles Effekt-Rack mit?) eröffnet beim Home-Mixing eine akustische Spielwiese: Per USB lassen sich die abgefahrensten Plug-ins im Mix integrieren. Und bei 32 Samples Latenz klingt das auch nach Echtzeit.
Hier ein paar eher branchenübliche Klangabenteuer mit unserem TR-8 Drumloop und Guitar Rig, Abletons Amp, Reverb und Simple Delay, zuerst bei 32 Samples Latenz, dann noch mal mit 512 Samples Latenz. Euch fallen bestimmt viel abgefahrenere Experimente ein.
MIDI
Der XONE:PX5 hat einen MIDI-Ausgang und sendet MIDI-Clock. Eine per MIDI angeschlossene Hardware Drum-Machine kann vom Mischpult aus gesteuert werden, in meinem Fall ist das die Roland AIRA TR-8. Der XONE:PX5 berechnet vom laufenden Musikstück die Geschwindigkeit in Zehntel-BPM, man startet beim Downbeat auf den nun grün illuminierten Play-Button am XONE:PX5 und die Maschine läuft. Natürlich gibt es hier keine Quantisierungshilfe, man sollte auch schon präzise einstarten. Um die Geschwindigkeit anzugleichen, schaltet man dann also flugs zweimal auf dem Mode-Button in den Nudge-Modus weiter und kann hier mit den nun türkis illuminierten Tastern die Geschwindigkeit der Drum-Maschine anschieben oder abbremsen. Toll, so was hätte ich gerne als kleine Box zum Mitnehmen.
Natürlich darf nach dem gleichen Prinzip auch eine Software-Beatbox wie Native Instruments Maschine mitlaufen, dann wäre praktischerweise dank Computer sowieso ein Laptop dabei und dazu lässt sich Maschine via USB auf den XONE:PX5 routen: Den entsprechenden USB-Ausgang wählen, den dazugehörigen Kanal am XONE:PX5 auf USB-Input schalten und es läuft.
Die MIDI-Clock Geschwindigkeit lässt sich entweder eintappen oder auch nach kurzem Druck auf die Tap-Taste per Endlosdrehregler präzise einstellen. Etwas hinderlich ist allerdings, dass man zwischen MIDI-Clock Transport und dem Nudge-Modus stets mit dem Mode-Taster durchsteppen muss – und dieser Weg führt auch über die Effektsektion: MIDI-Clock, FX-Mode, Nudge-Mode. Aber dieser kleine Stolperstein ist mit etwas Routine schnell keiner mehr.
An dieser Stelle sei mir noch ein Hinweis auf unser Filter Smackdown Video erlaubt, hier zu finden.
ClausK sagt:
#1 - 15.11.2017 um 06:02 Uhr
"solange die Aufnahme-App USB-Kanal 9/10 als Eingangssignal anwählen kann." Irgendwie scheint das kein Standardfeature von kleinen Programmen wie Audio Recorder oder Audacity zu sein. Gibt es eine Empfehlung, außer gleich ne ganze DAW zu kaufen? DankeBester Review zum Px5, btw.
Mijk van Dijk sagt:
#1.1 - 12.06.2020 um 22:24 Uhr
Hallo ClausK, danke für das Lob.
Es ist wirklich schade, daß USB-Kanäle nicht so flexibel verwendbar sind wie Audiokanäle.
Meine Empfehlung für Deinen Fall wäre eine Ableton Lite-Version, wie sie vielen günstigen Controllern oder Soundkarten beiliegt.
Antwort auf #1 von ClausK
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSprach Campus sagt:
#2 - 11.06.2020 um 13:36 Uhr
kann man eigentlich den 4 Kanälen verschieden interne Effekte zuweisen/ senden?
Mijk van Dijk sagt:
#2.1 - 12.06.2020 um 22:19 Uhr
Hallo Sprach Campus, da es sich nur um eine Effekteinheit handelt, kann leider auch nur ein Effekt angesteuert werden. Dieser kann aber aus einer Kette von zwei Effekten bestehen, einem internen und einem (oder mehreren hintereinander geschalteten) externen.
Antwort auf #2 von Sprach Campus
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRock.d.Jam´se sagt:
#3 - 04.04.2021 um 02:36 Uhr
Hi Mijk,
schön zu lesen, dass ein alter Hase immer noch seine Runden, bzw. Plattenteller dreht! Als die letzte und jüngste Revolution der Musik mit einer leichten Prise über den Atlantik in Europa einwehte, kitzelte mich eine Fiktion des Mitteilungsbedürfnises. Schnell hatte ich mir zwei Technics und Mischpult (mit 15 das Sparbuch geplündert) angeeignet. Als ich Jeff Mils erleben durfte, war mir klar, dass ich mein Pensum an Qualität noch nicht ausgeschöpft war und besorgte mir noch einen dritten Technics. In kleinen Kreisen und Party´s konnte ich meine Kunst der Elektronischen Musik am Mixer bis zur Extase ausleben. Das Publikum wurde größer und meine Bedürfnisse leider exzessiver. Gut das ich den Ausgang noch früh erkannt hatte, das Komma mit einem radikalen Schluss setze und schließlich den Punkt der Realität mit Verstand wieder aufnahm.Heutzutage bin ich ein erfolreicher Unternehmer und möchte mir mein Talent nochmals selbst beweisen. ( Endlich die Frage!)Ist der Mixer A&H XonePX5 kompatibel mit Pioneer CDJ-2000 NXS2 und mit welchen Technics Plattenteller kann man TRAKTOR PRO 3 realisieren, bzw. ist die Software mit dem Mixer inne?
Das digitale Zeitalter vereinfacht einem doch alles, oder?
Für Deine zeitnahe Antwort schon mal Thx!
Grüße
Rock.d.Jams´se (Rocketdile Jam´se)
Mijk van Dijk sagt:
#3.1 - 05.04.2021 um 10:24 Uhr
Hallo Jam'se, danke für die warmen Worte.
In aller den familiären Osterfestpflichten gebotenen Kürze:
Die Pioneer CDJ-2000 NXS2 kannst Du grundsätzlich mit allen Mixern betreiben, weil sich zwei CDJs einfach mit einem LAN-Kabel syncen lassen.
Wenn Du mehr als 2 CDJs einbinden möchtest, benötigt Du einen handelsüblichen LAN-Switcher. Wenn Du auch einen Mixer synchronisieren möchtest, benötigst Du allerdings einen entsprechenden Pioneer Mixer wie beispielsweise den Pioneer DJM-900NXS.
Und Deine Frage zu Technics Turntables und Traktor Pro 3 verstehe ich so, dass Du gerne die Traktor-Software mit Timecode-Vinyl (DVS) kontrollieren möchtest. Dazu empfehle ich Dir den großen Bonedo-Kaufberater, der auch alle empfehlenswerten DVS-Mixer auflistet. Hier musst Du lediglich zwei Plattenspieler anschließen und kannst die Files in Traktor Pro 3 dann mit den optionalen Scratch-Vinyl-Scheiben kontrollieren.
Frohe Ostern!
"Die besten (DVS) DJ-Mixer für Native Instruments Traktor Pro 3"
https://www.bonedo.de/artik...
Antwort auf #3 von Rock.d.Jam´se
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