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Allen & Heath ZED-10FX Test

Praxis

Den ZED-10FX hatte ich zunächst im Proberaum getestet und war danach so „angefixt“, dass ich ihn direkt mit auf die Bühne nehmen wollte. Der Einsatz fand im Rahmen einer Release-Party des Künstlers Razoof mit dessen Live-Band statt. Aufgefahren wurden E-Drums mit regulärer Kickdrum, Fender Rhodes E-Piano, Saxophon/Querflöte/Percussion, Gesang und Backing-Support á la Ableton Live Session via Laptop. Auf der Bühne habe ich noch ein Line-6 Tap Delay Pedal zum Einsatz gebracht. Doch dazu später mehr.  

Rehearsal Room

Bei den Proben zeigte sich schnell, aus welchem Holz der ZED-10FX geschnitzt ist. Alleine schon der kompakte, platzsparende Aufbau spricht schon für das Teil – zumal an Features nicht gespart wird. Das Pult steht prima da. Solide Gummifüße sorgen für ordentlichen Halt. Alle Anschlussbuchsen und sämtliche Potis sind fest verbaut, weil mit dem stabilen Metallgehäuse verschraubt. Enthusiastisches Arbeiten bis zur Extase ist mit diesem Pult möglich, ohne dass einen die Furcht überkommt, eines der Potis von der Platine zu reißen – und ich habe mir alle Mühe gegeben!  
Bei den ersten Einsätzen habe ich nur mit dem Drummer geprobt, wobei er anfangs noch mit realer Kickdrum auf Kanal 1, Snare auf Kanal 2 und Hihat auf Kanal 3 neben seinem E-Drum Set auf einem Stereokanal gearbeitet hat. Die Overdub-Effekte auf den Drums sind ausschließlich aus dem ZED-10FX – Reverbs und Tap-Delay! Die FX auf dem Playback kommen aus Ableton Live, das über einen regulären Stereokanal des Pultes lief.
Wir haben die Session komplett unter dem Kopfhörer abgehalten und konnten trotzdem recht bequem zwei bis drei Stunden proben, der Sound war zu jeder Zeit unfassbar gut. Die Drums ließen sich trotz kleinen und günstigen Mikrofonbestecks gut einpegeln und EQ-technisch bearbeiten. Die Vorverstärkung an diesem Pult hat ordentlich Dampf und ließ trotz realem Drumgepolter im Proberaum unter dem Kopfhörer keine Wünsche offen.  
Die ersten Probe-Sessions habe ich dann mitgeschnitten – also macht euch selbst ein Bild! Allerdings nicht wundern: Den Drummer habe ich hier und da mit den Overdubs und Delays aus dem Tritt gebracht, da wir beide auch das Stereosignal zum Abhören benutzt hatten.

Audio Samples
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Razoof – Free Up Di People – Proberaum Session Razoof – Keep The Faith – Proberaum Session Razoof – Take Me To The Roots – Proberaum Session Razoof – You Say This – Proberaum Session

Vielleicht hört Ihr es schon, aber gerade bei den langsamen Dub- und Reggae-Stücken geht dem Tap-Delay des ZED-10FX doch die Puste aus. Immerhin sind Delay-Zeiten von satten 1,35 Sekunden drin, aber manchmal reicht diese Verzögerung dann eben doch nicht aus. Wir entschieden uns wegen der komfortableren Delays, auf das Line 6 Tone Echo Park Pedal umzusteigen –  das kann 2,5 Sekunden maximal verzögern und ist auch super „tap-bar“. Unglücklicherweise mussten wir dafür den AUX-Bus „opfern“ und das Bühnenmonitoring anderweitig realisieren.  
Die Grenzen des kompakten Mischpults sind dann doch schnell erreicht, wenn man etwas aufwendiger an die Produktion gehen muss. Mit dem FX-Bus lässt sich unter Live-Bedingungen eben doch nur ein FX realisieren, und für weitere Effekte bleibt nur noch der AUX-Bus. Inserts sind außer im Main-Out an diesem Pult nicht vorgesehen. Will man einen vernünftigen Monitormix, muss man die Signale per Splitter in einen Monitormixer führen – oder man nimmt gleich ein größeres Pult mit ausreichend AUX-Bussen. Das kam aber nicht in Frage und der Ehrgeiz hatte uns sowieso schon gepackt.
Die weiteren Proberaum-Sessions mit Fender Rhodes Piano, Saxophon und Gesang gestalteten sich hinsichtlich Technik und Sound sehr einfach. Das Pult lässt sich beinahe intuitiv nutzen, und man hat in wenigen Augenblicken einen amtlichen Sound eingepegelt. Wir haben sowohl auf den Kopfhörern sowie mit der Proberaum-PA stets einen guten Klang und ordentliche Probeergebnisse erzielt. Das ZED-10FX hat uns nie im Stich gelassen und dank der Vorhöroptionen war auch ein entsprechendes Monitoring für alle Bandmitglieder möglich. Bei dieser großen Auslastung fällt einem schmerzlich das Fehlen der „Listen“- und „Record“-Taster für den Playback-Kanal auf. Alle beteiligten Künstler mussten Kompromisse bei Ihrem individuellem Monitor-Sound hinnehmen. In dem Fall sind weniger Musiker mehr Monitoring…  

Live-Einsatz

Mit den gesammelten Erfahrungen aus dem Proberaum ging es nun auf die Bühne. Die Bedingungen waren schwierig, da die Haus-PA sehr nah an den Gesangs- und Saxophon-Mikrofonen stand. Über das Mic des Saxophons lief auch zudem noch die Querflöte und ein wenig Percussion. Das bedurfte ständiger Nachpegelung und teilweise definiertere EQ-Einstellungen – wohlgemerkt: Live und im laufenden Einsatz, also ein permanenter Line-Check auf dem Saxophon-Kanal. Wegen der Platzprobleme beschränkte sich der Drummer auf sein E-Drum Set und seiner Kickdrum. Somit musste nichts vorab zusammengemischt werden.  
Die Belegung war wie folgt:
Kanal 1 – Kickdrum
Kanal 2 – Vocal
Kanal 3 – Saxophon/Querflöte/Percussion
Kanal 4 – Fender Rhodes E-Piano
Stereo 1 – E-Drum Set
Stereo 2 – Tap-Delay Return
Playback – Ableton Live Backing  
Das Pult bediente ich als Bandmitglied auf der Bühne. Als Orientierung diente das Signal, welches vom Recording-Out abgegriffen wurde, sowie das akustische Signal der Haus-PA!  
Und hier zeigt sich die Qualität dieses Pultes, entscheidende Frequenzen mit den recht kleinen Mitteln zügig in den Griff zu bekommen und die bestmögliche Vorverstärkung zu gewährleisten, damit alles auch gut klingt. Während des Konzertes war es recht unaufwendig, einen ordentlichen Live-Sound abzubilden und sich zusätzlich um knackige Overdubs und Effekt-Orgien zu kümmern. Das Konzert wurde am Recording-Out der Haus-PA abgegriffen und mit einem DAT-Recorder mitgeschnitten – praktisch fast aus dem Allen & Heath heraus. Das vorliegende Audiomaterial ist nur hinsichtlich des Spitzenpegels bearbeitet worden. Etwas, was man normalerweise NIEMALS der Öffentlichkeit präsentiert, da der Sound, der für den Club super ist, selten auch auf der Heimanlage funktioniert. Jedoch, hört selbst:

Audio Samples
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Razoof Free – Up Di People – Live Dub Razoof – Keep The Faith – Live Dub Razoof – Khajuraho – Live Dub Razoof feat. Don Abi – Be One Live Razoof feat. Don Abi – High Tide Low Tide – Live

Die Effekte auf Saxophon, Querflöte (außer bei „High Tide Low Tide“ – Sample), Vocals und Drums resultieren aus der Kombination des Line 6 Delay-Pedals und der FX-Sektion des Allen & Heath-Pultes. Da keine Dynamikprozessoren benutzt wurden, mussten manche Ausreißer mit dem Level-Poti wieder eingeholt werden. Das Fender Rhodes Piano wurde bereits mit einem Morley Wah-Pedal und einer Line 6 Echo Farm bedient und kam so zu mir ins Pult, so konnte ich auch dieses manches Mal eher sparsam weiter effektieren. Sollte einer der Künstler einen individuellen Sound wünschen, der auf der Basis ganz spezieller Effekte basiert, so müssen diese vor dem Pult realisiert werden.

Gitarreneingänge

Leider konnten wir bei dem Konzert nicht die tollen Gitarren Hi-Z-Eingänge testen. Dies holte ich mit einem Gitarristen bei einem Konzert der floorJIVERS nach. Er spielt eine Fender Telecaster und ist ein ausgesprochener Analog- und Röhren-Fan. In seinem Effektkoffer findet sich kein einziges Effektpedal, dass mit OP-Amps oder IC-Technologie geschweige denn mit DSP-basierten Simulationen arbeitet. Diesem Klang- und Elektropuristen boten wir nun den Hi-Z-Eingang unseres Mischers an, und der Mann war derartig von der Wärme und der Durchsetzungskraft des Vorverstärkers begeistert, dass er für dieses Konzert auf seinen geliebten Preamp im Koffer verzichtete!  
Darüber hinaus habe ich in meinem heimischen Studio meinen Bass direkt an den Eingang angeschlossen,  und mich empfing sofort ein runder, warmer Sound. Der Klang ist unglaublich direkt, und beim Spielen kommt ein sehr energetisches Gefühl nach mehr mehr mehr…
Nachdem ich zwei Stunden unter dem Kopfhörer die Bassline von Hot Chocolat „Every 1 s A Winner“ gedoppelt hatte und den Sound von tief sexy bis elektrisch britzelig probiert hatte, war ich endgültig in das Pult verliebt!
Die Session habe ich nicht aufgezeichnet, da mein Bassspiel nicht zu den präzisesten gehört und mein Bass auch nicht gerade ein Premiumprodukt ist. Trotzdem hat das Spielen über den Hi-Z-In einen Höllenspaß gemacht!!!

Ein rundum tolles Mischpult. Hier noch mal der Blick auf die Hi-Z Schalter und die hinter dem Lüftungs-Gitter versteckten FETs. Solide verschraubte Füße runden das Bild ab.
Ein rundum tolles Mischpult. Hier noch mal der Blick auf die Hi-Z Schalter und die hinter dem Lüftungs-Gitter versteckten FETs. Solide verschraubte Füße runden das Bild ab.
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