Impulse Responses (oder kurz: IRs) sind seit geraumer Zeit in aller Munde. In den letzten 10-15 Jahren haben sie nicht nur den Weg ins Studio, sondern auch auf die Bühnen geschafft. Dies hat vor allem mit immer leistungsfähiger Hard- und Software zu tun. Auch für uns Bassist:innen spielen sie eine immer größere Rolle. Daher wollen wir diesen Artikel ganz den Thema „IRs für Bass“ widmen. Was genau versteht man unter dem Begriff „Impulse Response“? In welchen Situationen machen Impulse Responses Sinn? Gibt es Situationen, in denen Impulse Responses hinderlich/unbrauchbar sind? Und: Wie kann ich IRs für mich am besten nutzen? Diese und noch andere Fragen zum Thema wollen wir heute beantworten.
Was ist eine Impulse Response?
Impulse Responses sind eine Art „akustischer Fingerabdruck“. Dieser wird von einer Kombination aus Bassbox (beziehungsweise Lautsprecher), Mikrofonen und dem Raum erstellt. Dafür wird ein Breitband-Signal (Eingangs-Signal) durch den Lautsprecher geschickt und dann mit einem oder mehreren Mikrofonen aufgenommen, was dann als Ausgangssignal dient.
Die Differenz zwischen dem Eingangssignal und dem Ausgangssignal spiegelt also das klangliche Verhalten des Lautsprechers plus die Färbung durch das Mikrofon (bzw. mehrere Mikrofone) und dem Raum wieder. Dieser akustische Fingerabdruck wird anschließend in einer WAV-Datei gespeichert.
Dies ist natürlich eine sehr komprimierte Zusammenfassung dieses Prozesses, macht die Sache aber hoffentlich deutlich. Wer aber noch weiter in die Tiefe gehen möchte, dem sei dieser bonedo-Artikel empfohlen.
Warum gibt es Impulse Responses?
IRs erleichtern sowohl im Studio als auch im Livebetrieb das Leben von Musiker:innen erheblich! Nehmen wir nur mal das Beispiel einer 8x10er-Box aus dem Hause Ampeg. Diese unter dem Namen „Kühlschrank“ weltberühmt gewordene Bassbox ist riesig, verdammt schwer und verdammt laut. Kann man von dieser Bassbox einen akustischen Fingerabdruck erstellen und in Echtzeit auf das Bass-Signal legen, muss man sie nicht mehr mit ins Studio oder auf die Bühne schleppen!
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Bei Gigs mit In Ear Monitoring ist es ja für gewöhnlich auch erwünscht, dass keinerlei störende Verstärker mehr auf der Bühne zu finden sind, denn diese streuen natürlich in sämtliche Mikrofone ein. Das Wegfallen von Amps auf der Bühne erleichtert der Crew am Mischpult deshalb das Leben deutlich, weil sie weitaus mehr Kontrolle über den Mix besitzt. Dank IRs (z. B. in einem Bass-Preamp) kann ich dem Mischpult aber per D.I.-Signal nunmehr auch ohne Verstärker den Sound meines gewohnten Stacks bieten. Das klingt doch fantastisch, oder?
Keine Frage: Natürlich wird der „Real Deal“ – also die echte Bassanlage – immer besser klingen als seine IR. Schon allein der spürbare Schalldruck ist einfach nicht zu ersetzen. Vergleiche wie „Was klingt besser?“ sind daher per se unsinnig. Hier geht es wirklich um pragmatische Entscheidungen wie Platz, Gewicht, Aufwand beim Gig oder Recording-Prozess. In den meisten Fällen wiegen die pragmatischen Vorteile von Impulse Responses die wenigen Prozentpunkte der klanglichen Nachteile wieder auf.
Wann macht eine Impulse Response Sinn?
Hier einige typische Situationen:
- Recording-Studio
- Homerecording
- In Ear Gigs
- „Normale“ Gigs, bei denen Amp für die Beschallung der Bühne dient, aber ein reines D.I.-Signal ans Mischpult geht
Impulse Responses färben das Signal sehr stark in Sachen Kompression und Frequenzgang. Meist werden die Höhen im Vergleich zum Clean-Signal deutlich beschnitten. IRs sind also ideal für Sounds geeignet, welche nicht das letzte Quäntchen an Transparenz und Auflösung voraussetzen. Dies trifft auf zahlreiche Sounds zu, die homogen in einem Bandmix sitzen sollen.
Alles, was das Label „Vintage“ trägt, profitiert sicher auch von entsprechenden IRs. Vor allem sind sie aber in den Genres Rock und Heavy Metal beliebt. Hier werden verzerrte Sounds sehr schnell zu harsch. Impulse Responses sorgen da für eine notwendige, sehr organische „Zähmung“ der Verzerrung, die einfach deutlich angenehmer klingt.
Man kann daher tatsächlich die einfache Formel formulieren: Je mehr Verzerrung, desto besser eignet sich die Verwendung einer Impulse Response!
Hier ist eine Motown-Bassline über eine Ampeg B15 Amp Simulation ohne IR:
Und hier das Gleiche mit zugehöriger Impulse Response, die eine 15-Zoll-Bassbox modelliert.
Noch deutlicher wird die Wirkung mit einem verzerrten Signal. Hier ist eine Ampeg Amp Sim mit ordentlich Gain:
Die Cab Sim bzw. IR zähmt die Verzerrung und lässt den Bass deutlich besser im Mix sitzen:
Wann machen Impulse Responses keinen Sinn?
Wer schon einmal mit Impulse Responses gearbeitet hat, weiß, dass das Ergebnis auch durchaus ernüchternd sein kann. Häufig klingt es einfach nur dumpf und muffig. Cleane und transparente Sounds leiden also eher darunter. Zumindest dann, wenn nicht Teile des cleanen Signals mit dem der IR gemischt werden oder das IR-Signal entsprechend bearbeitet wird.
Ich persönlich tendiere dazu, in solchen Fällen erst gar keine IR zu verwenden. Hier nutze ich eher einen Equalizer, um bei Bedarf die Höhen etwas zu dämpfen.
Hier ist ein Slapgroove mit cleanem Preamp:
Eine IR macht hier eher alles schlimmer – zumindest, man sie nicht wieder stark bearbeitet. Das wäre aber auch nicht Sinn der Sache!
Hardware mit Impulse Responses
Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine große Anzahl verschiedener Preamps im Kompaktformat, welche speziell in Hinblick auf In Ear Gigs und Recording konzipiert wurden. An erster Stelle ist hier natürlich die finnische Company Darkglass zu nennen. Sie hat gleich mehrere solcher Vertreter im Angebot.
Mittlerweile haben aber auch zahlreiche andere Firmen nachgezogen, wie zum Beispiel Neutral DSP mit dem Quad Cortex. Kürzlich brachte auch die Traditions-Company Ampeg mit der SGT D.I. ihre Interpretation dieses Themas auf den Markt.
Manche Preamps haben fixe Impulse Responses an Bord. Andere wiederum bieten die Möglichkeit, per USB-Verbindung mit dem Computer oder per Bluetooth-Verbindung mit einem Smartphone IRs auf das Gerät zu laden. Als Software kommen dafür sogenannte „IR Loader“ zum Einsatz.
So sieht dies bei der Ampeg SGT D.I. aus. Drei Speicherplätze stehen dem User hier zur Verfügung:
Hier sind zwei Sounds der Ampeg SGT D.I. mit einer Impulse Response der legendären 8x10er-Box.
Software mit Impulse Responses
Viele Amp-Simulation kommen mit bereits integrierten IRs. Im Vergleich zur Hardware hat man hier zumeist deutlich mehr Auswahl. Dies gilt nicht nur für die Anzahl der Boxen, sondern auch für Mikrofone, welche die Boxen abnehmen, etc. Ob der große Umfang dieser Auswahl immer ein Vorteil ist, muss natürlich jeder individuell beantworten – die Gefahr, sich aufgrund zu vieler Möglichkeiten zu verzetteln und im Arbeitsprozess eher ausgebremst zu werden, ist durchaus real!
Hier die gleichen zwei Riffs mit einer Ampeg Amp Sim inklusive IR der 8x10er-Box.
Reine IR Loader
Es gibt aber auch reine IR Loader sowie etliche Anbieter, die Impulse Responses bekannter Bassboxen oder Lautsprecher zum Kauf anbieten. Aufgrund des weit verbreiteten WAV-Formats lassen sich die Impulse Responses sämtlicher Anbieter in der Regel mit jeder IR Loader Software nutzen. So kann ich zum Beispiel meinen Bass mit dem Hardware-Preamp meiner Wahl aufnehmen und anschließend im Computer die IR meiner Lieblingsbox nutzen.
Einige DAWs haben sogar bereits IR Loader mit an Bord. Ich nutze zum Beispiel als DAW Studio One von Presonus. Als Plugin enthalten ist eine Amp-Simulation namens Ampire. In diese kann man dank universellem WAV-Format jedwede Impulse Response laden.
Auf diese Weise lassen sich die Vorteile der analogen und der digitalen Welt gleichzeitig nutzen: Ich forme meinen Sound mit einem analogen Preamp und kann dabei wie gewohnt an Knöpfen drehen. Anschließend nutze ich die Software, um auf dieses Signal eine Impulse Response zu legen.
Kaufempfehlungen Bass-Preamps mit integrierten Impulse Responses
Viel Spaß bei euren Experimenten zum Thema „Impulse Response“ und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt
Peter sagt:
#1 - 18.01.2024 um 18:11 Uhr
Guter Artikel der leider durch das Gendern komplett vergewaltigt wird. Wir sind Musiker und Musikerinnen... Wer sich nicht als Mann oder Frau sieht, ist psychisch krank und sollte sich behandeln lassen. Nicht unsere Sprache versauen.
Albin Palasser sagt:
#2 - 28.06.2024 um 10:16 Uhr
Lieber Peter, du kannst das aber dem Thomas nicht übel nehmen, das liegt an der heutigen Gesellschaft die unsere Sprache bestimmt. LG Albin