Vor einiger Zeit haben wir haben den richtigen Einsatz von Kompressor- und Envelope-Filter-Pedalen behandelt – heute geht es um den besten Freund dieser zwei Pedale: den Octaver. Ein Octaver-Pedal fügt dem Originalsignal aus dem E-Bass ein eine bzw. zwei Oktaven tiefer klingendes Effektsignal hinzu. Es sorgt für mächtige Sounds, mit denen man problemlos Häuser abreißen kann. Aber zunächst drehen wir das Rad zurück ins Jahr 1967 …
Octaver-Pedale: History
Erfunden wurde der Octaver 1967 vom Effekt-Guru Roger Mayer, der für zahlreiche kultige Sounds verantwortlich zeichnet. Jimi Hendrix war jedoch der erste Musiker, der diesen Effekt einer breiteren Masse bekannt machte, denn er setzte ihn in einigen seiner berühmten Songs ein, darunter z.B. “Fire”, “Purple Haze”, etc.
Warum aber haben sich nicht auch Bassisten sofort auf diesen neuen Sound gestürzt? Der Grund hierfür waren technische Schwierigkeiten: Ein kritischer Punkt bei Octavern ist das sogenannte “Tracking”, also wie schnell und wie gut der Octaver den vom Instrument gespielten Ton erkennt und das oktavierte Signal produziert, ohne dass es zu Verzögerungen kommt. Und auch die Ausklingphase ist beim Octaver entscheidend: lässt man einmal einen Ton länger stehen, sollte der Octaver natürlich nicht schon auf halbem Weg schlappmachen.
Diese technischen Hürden verhinderten, dass der Octaver schon unmittelbar nach seiner Erfindung in die Welt der Bassisten/innen Einzug hielt, denn ein sauberes Effektsignal ist umso schwieriger zu realisieren, je tiefer das Ursprungssignal ist. Doch die Sonne sollte im Jahre 1982 auch für Bassisten aufgehen, als der Boss OC-2 das Licht der Welt erblickte …
Verschiedene Typen von Octaver-Pedalen für E-Bass
▶ Die Legende: BOSS OC-2
Der BOSS OC-2 bot die Möglichkeit, dem originalen Sound (Direct Level) entweder eine (Oct 1) oder zwei tiefere Oktaven (Oct 2) hinzuzufügen. Diese Eigenschaften machen auch deutlich, dass er in erster Linie noch für Gitarre konzipiert war, denn zwei Oktaven tiefer als der E-Bass kann für Mensch und Maschine gefährlich werden – tatsächlich fiel damals so mancher Lautsprecher dem BOSS OC-2 zum Opfer! Alle drei Signale (Direct, Oct 1 und Oct 2) lassen sich stufenlos in ihrer Lautstärke regeln, und so kann man seinen persönlichen Sound nach Belieben mischen.
Für dich ausgesucht
▶ Gutes aus dem hohen Norden: EBS OctaBass
Der nächste bei Bassisten/innen sehr erfolgreiche Octaver kam aus Schweden und war Ende der 80er-Jahre das erste Effektpedal, welches die noch junge Firma EBS auf den Markt brachte: der OctaBass.
Er steht auch für ein etwas anderes Konzept, denn er bietet lediglich ein einziges oktaviertes Signal. Dieses lässt sich (zumindest in der aktuellen Version!) hinsichtlich seines Klangcharakters verändern, wodurch an zahlreiche verschiedene tonale Optionen erhält. Gleich geblieben ist die Möglichkeit, beide Signale stufenlos zu mischen. (Hier geht es zum Test des aktuellen EBS OctaBass Blue Label!)
▶ Modern und gut: MXR Bass Octave Deluxe
Ein dritter außerordentlich beliebter Kandidat ist der MXR Bass Octave Deluxe – auch er steht für eine eigene Herangehensweise an die Herausforderung, einen wirkungsvollen Bass-Octaver herzustellen.
MXR klonte im Wesentlichen den Sound des Boss OC2, ließ aber die für Bass etwas heikle zweite Oktave weg und legte dafür einen weiteren Sound mit anderem Charakter oben drauf. Auf diese Weise hat der Bassist seinen cleanen Sound und kann aus zwei unterschiedlich klingenden Oktaven wählen. Auch hier lassen sich wiederum alle drei Signale stufenlos in ihrer Lautstärke anpassen.
Natürlich gibt es darüber hinaus noch viele andere Anbieter, die meisten von ihnen verfolgen jedoch eines der drei genannten Konzepte. Hier seht ihr ein paar aktuelle Kandidaten:
Einen etwas anderen Weg verfolgt die Firma Electro Harmonix mit ihrem POG (Poly Octave Generator). Bisher basierten alle Pedale auf analoger Technik und sind daher lediglich monophon, sie können also nur einen Ton abbilden. Der POG ist jedoch in der Lage, auch mehrstimmige Konstrukte, wie Double Stops oder Akkorde abzubilden – und das wahlweise eine Oktave tiefer, höher, oder zusammen. Dies erweitert die spielerischen Möglichkeiten natürlich enorm, allerdings kommt es aufgrund der digitalen Bauweise zu einem gewissen Verlust an Dynamik, und auch das Tracking hinkt den analogen Vertretern (noch) leicht hinterher.
Hier muss letztlich jeder selbst entscheiden, welche Opfer er bringen möchte. Zweifellos ist die polyphone Option aber eine enorme Bereicherung im Bereich der Octaver, und technisch ist hier das Ende der Fahnenstange definitiv noch nicht erreicht. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft an weiteren Innovationen auf diesem Gebiet bereithält!
Berühmte Basslines mit Octaver
Sicher geht es allen von uns gleich, wenn wir einen interessanten Basssound in einem Song hören. Sofort hat man die Frage “Was ist das?” und den Befehl “Ich muss drei davon haben!” im Kopf. Auf diese Weise hat wohl jedes berühmte Effektpedal seinen Siegeszug angetreten.
Hier sind ein paar Songs, die den Weg für den Octaver geebnet haben:
Paul Young: “I’m Gonna Tear Your Playhouse Down” (Bassist: Pino Palladino)
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Mehr InformationenPeter Gabriel: “Sledgehammer” (Bassist: Tony Levin)
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Mehr InformationenMadonna: “Like A Prayer” (Bassist: Guy Pratt)
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Mehr InformationenMichael Jackson: “Earth Song” (Bassist: Guy Pratt)
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Mehr InformationenEinsatzgebiete für Octaver-Pedale
1.) Elektronische Musik
An dieser Stelle möchte ich euch drei Sounds vorführen, für die sich der Octaver sehr gut eignet. In elektronischer Musik wird häufig das cleane Originalsignal ganz herausgedreht – übrig bleibt dann lediglich das oktavierte Signal, welches einen entsprechend synthetischen Charakter besitzt und bestens in diese Art Musik passt! Das klingt dann so:
2.) Schwere Rock-Riffs
Prägnante Riffs im Rockbereich (z.B. im Stile von Rage Against The Machine) sind ebenfalls prädestiniert für den Einsatz eines Octavers. Die Riffs klingen auf diese Weise abermals fetter und gewinnen zusätzlich an Gewicht. Gerade bei mittleren Tempi kommt dies richtig gut zur Geltung:
3.) Bass-Melodien
Bass-Melodien oder Riffs in den hohen Lagen am Bass können häufig etwas dünn klingen, da kein Low End mehr vorhanden ist. Auch hier kann ein Octaver dem Ganzen zu mehr Wucht verhelfen, wenn man die Oktave dezent hinzuregelt. Schöne Beispiele zu diesem Thema gibt es u.a. in den Basslines von Pino Palladino auf den Hit-Singles von Paul Young aus den 1980er-Jahren.
Ich hoffe, ich konnte euch den guten alten Octaver mit diesem Artikel etwas näherbringen und wünsche euch viel Spaß mit den eigenen Soundexperimenten!
Thomas Meinlschmidt