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Alles über Vintage Marshall-Amps: JTM45, Plexi 50 und 100

Als der Schlagzeuger und Schlagzeuglehrer Jim Marshall in seinem Drum-Laden anfing, für die Freunde seiner Schüler Verstärker zu bauen, schrieb man das Jahr 1962, und der ehemalige Stepptänzer und Big-Band Sänger konnte nicht ahnen, welche Lawine er damit lostrat. Denn diese Freunde hatten Namen wie Pete Townsend, Ritchie Blackmore, Jimmy Page oder Jimi Hendrix. Und sie alle wollten Verstärker, die lauter, frecher und schmutziger klingen sollten als all das, was der Markt zu jener Zeit zu bieten hatte.  Wenn man ihn heute aus der Rock´n´Roll Geschichte herausdestilliert, diesen Amp mit dem Namen JTM 45, dann hat man mit ihm nicht nur den Grundstein einer atemberaubenden Firmengeschichte, sondern auch die Keimzelle eines neuen Sounds, ohne den es einen Jimi Hendrix oder Jimmy Page vielleicht nie gegeben hätte. 
Grundlage für den JTM 45 war der Fender Bassman, der ohnehin von Gitarristen mehr geschätzt wurde als von seiner eigentlichen Zielgruppe, den Bassisten. Jim Marshall und sein Angestellter Ken Bran modifizierten ihre Version mit drei ECC83 Vorstufenröhren statt der im Bassman gebräuchlichen ECC82, die erheblich weniger Leistung in Richtung Endstufe schicken konnten. Die arbeitete ursprünglich mit zwei 5881er Röhren, die später gegen die etwas leistungsfähigeren KT66 ausgetauscht wurden. 

Den Buchstabenteil seines Namens hatte der JTM45 von Jim und dessen Sohn Terry Marshall, und die beiden Ziffern wiesen auf die Leistung in Watt hin. Allerdings musste die Endstufe bis an die Grenze ihrer Möglichkeit getrieben werden, um tatsächlich mit 45 Watt protzen zu können – in der damaligen Zeit auch die einzige Möglichkeit, dem Verstärker den schmutzigen Part des neuen Tons entlocken zu können. Tatsächlich waren es gerade einmal 30 Watt, die man ihm als Nennleistung zuschreiben konnte. Aber es war dieser typische Sound, den nur eine Endstufenverzerrung produzieren kann, der beim Abklingen der angeschlagenen Saiten von voll verzerrt langsam in den cleanen Bereich übergeht und dabei dieses typische Sirren hören lässt.

Die beiden Eingänge “High Treble” und “Normal” bieten verschiedene Anpassungen, wobei der Normal-Eingang ursprünglich für Bass vorgesehen war. Seinen Ton kann man deshalb auch eher als voll und warm beschreiben, während der High Treble Eingang den brillanten, höhenreichen und durchsetzungsfähigen Sound liefert, mit dem alles begann – vorausgesetzt, man scheut sich nicht, den Volumen-Regler auch tatsächlich ganz nach rechts zu drehen.

Der JTM45 bietet mit seiner 3-Band Klangregelung und seinen zwei Kanälen natürlich keine Möglichkeiten für extreme Soundbasteleien, aber die vorhandenen lassen Raum für die feinen Details, die dem Kenner das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Und per Patchkabel lassen sich die beiden Kanäle kombinieren und dem Verstärker so weitere Nuancen entlocken.
Trotzdem bleibt ihm sein ganz eigener Klangcharakter, der mit modernen Amps nicht zu erreichen ist, der aber derzeit gerade eine Renaissance erlebt.
Pete Townsend war es, der von der normalen 2 x 12″ Box auf eine 4 x 12″ umstieg und schließlich mit einer 8 x 12″ unterwegs war. Es gibt verschiedene Versionen, aber am schönsten ist immer noch die Legende, nach der seine Roadies nach kurzer Zeit die Schlepperei satt hatten und den Schrank in der Mitte durchsägten – die Geburt des 4 x 12″ Full-Stack! Mit dem MR 1962, bekannter als Bluesbreaker- Combo, baute Jim Marshall die Elektronik des JTM45 in ein Combo-Gehäuse und kombinierte sie mit zwei 12″-Lautsprechern. Bluesbreaker deshalb, weil Eric Clapton mit genau diesem Amp das so genannte Beano-Album von John Mayalls Blues Breakers einspielte und ihn damit unsterblich machte. Mit seiner Les Paul entlockte er ihm die legendären fetten Overdrive-Sounds, die als “Woman Tones” in die Rock- Geschichte eingingen. Ein weiterer Protagonist des Combos war übrigens Peter Green, der vor allem durch seine charakteristische Rhythmusarbeit zum Ruf des Bluesbreakers beitrug.

Technische Daten JTM 45
  • 30 Watt RMS Ausgangsleistung
  • 3 x ECC83 Vorstufenröhren
  • 2 x 5881 Endröhren
  • GZ34 Gleichrichterröhre
  • 2 Eingangskanäle “High Treble” und “Normal”
  • 3-Band Klangregelung plus Presence-Regler
  • getrennte Lautstärkeregelung für beide Kanäle
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