In den Anfangszeiten digitaler Synthesen gilt der Alpha Syntauri als erster bezahlbarer Digital-Synthesizer zu Beginn der 1980er Jahre. Ein kurzlebiger Vorläufer der Synthesizer-Workstations und moderner DAWs mit für die damalige Zeit visionärer Konzeption.
Zwanzig Jahre bevor Software-Synthesizer in der Musikproduktion alltäglich wurden, hatte die Syntauri Corporation die Idee, den typischen Hardwareweg zu verlassen und stattdessen einen Computer für Datenverarbeitung und Funktionalität zu verwenden. Der Alpha Syntauri, der als erster erschwinglicher digitaler Synthesizer (etwa 1.500 USD, ohne den Apple IIe Rechner) angekündigt wurde, konkurrierte direkt mit den Systemen Synclavier und Fairlight (beide etwa 40.000 USD und mehr) und setzte 1980 einen beeindruckenden Standard. Der Alpha Syntauri schien auch in akademischen Umgebungen am beliebtesten zu sein, dort, wo Apple II-Systeme bereits alltäglich waren.
Das Alpha Syntauri Konzept
16 digitale Oszillatoren, eine 8-stimmige Stereo-Polyphonie sowie eine 8-fache Multitimbralität wurden mit der digitalen Dual-Oszillatorkarte von Mountain Computer Music System bereitgestellt. Sie bildete das Herzstück des Systems. Das „Gehirn“ kam von einem Apple IIe/II+ und jeder Menge individuell geschriebener Software.
Eine externe Tastatur war in Tastengrößen von 49 oder 61 erhältlich, wobei letztere anschlagdynamisch spielbar war. Die primäre Performance-Software „alphaPlus“ bot Zugriff auf zehn Instrumente und die Kontrolle über eine Handvoll Parameter. Weiterhin konnte sie eine Tastatur-Splittung von zwei Sounds verwalten. Die „alphaPlus”-Oberfläche bot auch einen visuellen Feedback-Effekt in Form von Balken auf dem Monitor, der den gespielten Tasten entsprach.
Das Ergebnis war der Lightshow im Finale von „Close Encounters of the Third Kind“ nicht unähnlich: erfüllt keinen eigentlichen Zweck, sieht aber ordentlich aus. Ein 16-Spur-Sequenzer namens „MetaTrak” war ebenfalls erhältlich. Der arbeitete multitimbral und zeigte sich recht flexibel. Auch konnte man live zu einer vorhandenen MetaTrak-Sequenz spielen.
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Alpha Syntauri – Digitaler Klang
Klanglich zeigte sich das System von der digitalen Seite, eine Vorahnung auf die ersten Ensoniq-Instrumente, die ein halbes Dutzend Jahre später kamen. Digital zu klingen, war zu der Zeit des Alpha Syntauri Computer Music System keine Schande. Im Gegenteil: Nach vielen Jahren des gewohnten Analogsounds kommt endlich Neues. In puncto Alpha Syntauri Computer Music System beruhten die Klangeigenschaften auf der verwendeten, hochmodernen 8-Bit-Technologie und dem völligen Fehlen jeglicher analogen Signalverarbeitung. Hier zeigte sich schnell ein Vorteil, denn mit der richtigen Software konnte man tatsächlich eigene Wellenformen zeichnen. Das machte das Ganze zu einer Art einfacher Sample-Wiedergabeeinheit. Der Technologieumbruch ins digitale Zeitalter vollzog sich mit Aufkommen von Fairlight, Synclavier & Co. sowie neuen Ideen recht schnell. Das machte sich ebenso schnell auch als Änderung im Klangbild diverser Musikgenres bemerkbar. Weitere digitale Synthese-Konzepte folgten, womit dieser Zeitbereich als besonders kreativ bezeichnet werden kann.
Aus für Alpha Syntauri – Herstellerpleite in 1984
Die Syntauri Corporation zerbrach in 1984 und hatte wahrscheinlich viele der Managementprobleme, die auch bei bekannten Zeitgenossen für Verdruss sorgten. Heutzutage ist es schwierig, ein intaktes System zu finden. Der am häufigsten fehlende Teil ist die Tastaturschnittstellenkarte, die höchstwahrscheinlich vergessen wurde, als alte Apple-Systeme verworfen wurden. Die Tastatur-Controller sind zwar weit verbreitet, aber ohne die Schnittstellenkarte nutzlos. Auch sind nur wenige 20 und mehr Jahre alte 5 1/4-Zoll-Disketten heute noch lesbar.
Alpha Syntauri Sound in die DAW bekommen
Wer den Sound des Alpha Syntauri heute verwenden möchte, kann ihn per VST-Plugin schnell in seinem Rechner greifbar machen. “Phosphor” von Audio Damage ist ein VST-Instrument, das dem System nachempfunden ist. Die Topologie von Phosphor ist dem Alpha Syntauri sehr ähnlich, addiert jedoch viele moderne Features. Dazu gehören eine komplette Velocity-Steuerung, ein viel umfangreicheres Modulations-Routing-System, temposynchronisierte LFOs, ein Paar Delays und zwei monofone Modi. Das macht das Software-Pendant zu einem wesentlich leistungsfähigeren Synthesizer als es das Original je war, ohne dabei die Fähigkeit zu verlieren, die klassischen Sounds der frühen Tage digitaler Synthese nachzubilden.
Auch Puremagnetik hat mit „AlphaSynth | Apple ][ and Alpha Syntauri Music Systems“ eine Library am Start, die mithilfe eines 8-Bit Apple II und dem Alpha Syntauri Music System erstellt wurde.
Hier ein paar Audiobeispiele daraus:
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Weitere InformationenIm folgenden Video aus dem Jahr 1984 erklärt die damalige Präsidentin der Syntauri Corporation Ellen Lapham das System. An ihrer Seite ist John Chowning, der Vater der FM-Synthese, der einige seiner Synthese-Experimente mit der Maschine zeigt. Anhand dieses Videos wird schnell deutlich, wie weit Technologien bis heute vorangeschritten sind. Was damals als sensationell erschien, hat heute jeder Musikbegeisterte auf seinem Rechner. Eine eindrucksvolle Demo, die zeigt, was Zeit bedeutet.
Weitere Videos zum Alpha Syntauri Computer Music System