AlphaTheta DDJ-GRV6 im Praxischeck
Wie schon gesagt handelt es sich beim DDJ-GRV6 um einen reinen MIDI-Controller mit integriertem Audiointerface ohne externe Mischpultfunktion oder Signal-Zuspielungsoptionen auf analogem Weg. Ergo muss die Betriebssoftware her. Rekordbox und Serato werden von Haus aus unterstützt, letztgenannte Software mit einigen speziell auf den Controller zugeschnittenen, vom rekordbox Layout abweichenden Eigenschaften.
Das betrifft in erster Linie die Abteilung Groove Circuit, für die AlphaTheta zwei Overlay-Sticker bereitstellt. Diese lassen sich gut befestigen und sicher auch ein paarmal wieder abnehmen, wenn nötig, denn das Material ist keine simple Klebefolie sondern etwas widerstandsfähiger. Und es gibt ein paar Unterschiede hinsichtlich der Navigations- und Tastenbelegungen, in denen SDJ von RB7 abweicht. Das ist aber auch nichts Neues, denn das kennt man im Grunde so von „Rekordbox/Serato-Hybriden“.

In-the-Mix
Nach ein paar Stunden mit dem DDJ-GRV6 ist für mich festzuhalten: der Controller überzeugt durch einen praxisgerechten Workflow kombiniert mit guten Sound und bester Bedienbarkeit. Das Gerät bietet viel potenzial für ausgedehnte DJ-Sessions – ob Cross-genre-Mixing, harte Tech-Sounds, grooviger Funk ,Scratch-Einlagen oder subtile minutenlange Klangverwebungen aus diversen überlagerten Musikstücken und Beats – hier kommt jeder auf seine Kosten. Gehen wir ins Detail:

Navigation mit Smart Rotary Selector
Es beginnt mit dem Beladen der Decks. Neben den obligatorischen vier Ladetasten entdecke ich hier gleich eine erste Neuerung gegenüber dem Vorgänger. Die Navigation besteht nämlich aus einem „Smart Rotary Selector“, also einem Push&Turn-Controller mit zusätzlicher Joystick-Funktionalität wie beim Opus Quad. Damit lässt sich prima durch die Software-Bibliothek navigieren und mit den zusätzlichen Tasten wird der Komfort noch geheckspoilert.

So gibt es eine Ansichtsumschaltung und einen Discover-Mode für Track-Empfehlungen, Preview ermöglicht eine Vorschau auf dem Kopfhörer ohne Ladevorgang. Nützliche Shift-Funktionen beinhalten zudem Related Tracks, P.list und Tagging. Das gefällt.
Für dich ausgesucht
In Serato hat man hinsichtlich der Navigation kein Discover, sondern Files/Browse/Prepare/History Umschaltung und die Preview-Taste ist für die Prepare-Liste verantwortlich. Doppeltippen auf die Ladetasten macht Instant-Doubles.
Der zentrale Mixer des AlphaTheta DDJ-GRV6
Der zentrale Mixer bietet pro Kanal einen Trim-Poti, separate Pegelmeter, 3-Band Channel-EQs und Soundcolor-FX und Cue-Buttons. Dazu kommt das Fader-Quintett sowie eine dedizierte Beat-FX-Leiste mit Master Booth-Regelung, was will man mehr?
Nun, mir würden da ein paar Dinge für eine MK2-Version einfallen. Wie wäre es mit einer erweiterten Mikrofonsektion mit Reglern für On/Off, Talkover und Mike-EQ? Oder pro Kanal einstellbare CFX? Und hardwareseitige Regler für die Flankencharakteristik der Fader wie beim DJM-Pult?

Aber gut, Luft nach oben und individuelle Wünsche gibt’s wohl immer. Und wer mag, kann stattdessen in die Software-Einstellungen gehen, wo man auch das EQ-Verhalten und weitere Anpassungen vornehmen kann. Außerdem lassen sich die EQs auf Stems-Mixing umschalten (mittels Shift/Channel-Cue), damit man Vocals, Instrumente und Drums herausfiltern kann. Lest dazu gern unseren rekordbox Test oder den Serato DJ Test.
Deck-Sektionen
Ein Eyecatcher beim AlphaTheta DDJ-GRV6 sind die riesigen Jogwheels a´la CDJ-3000 Sie liegen hier quasi frei, haben also keine Pads unterhalb, die man bei impulsiverem Handling und/oder Scratch-Einlagen versehentlich berühren könnte. Zudem sind die Jogs angenehm groß, fassen sich sehr gut an, denn sie bieten den typischen Pioneer Look&Feel. Schade nur, dass man mittlerweile aufgehört hat, haptische Tension-Controls zu verbauen. Das Jogwheel-Display zeigt euch nicht so viel Infos wie beim FLX10 an sondern nur einen Positionsmarker, das wars.
In den Deck-Sektionen finden sich unterhalb der Handräder auf der linken Seite wie gehabt die Bedienelemente zur Abspielsteuerung und rechts der etwas kurz geratene Pitchfader und die Tempo/Sync-relevanten MIDI-Controller.
Rund um das Jogwheel verteilt gibt es weitere, von DJ-Controllern bekannten Bedienelemente zur Steuerung von Vinyl Mode, Loops, Memory Cues, Slip, Quant, Deck-Umschaltung für Decks 3 und 4.

Simultanes Drücken der Deck-Switches bringt in Serato übrigens Dual-Deck-Steuerung und wo wir schon dabei sind: Auf den Memory Cues liegen dann half / double loop sowie next saved loop slot und lock loop
Und es gibt eben auch eine horizontale Tastenansammlung, die als Alternative zu einer MPC-like Pad-Sektion unterm Teller gängige Performance-Modi bieten soll. Darauf komme ich gleich zu sprechen. Doch widmen wir uns zunächst dem Groove Circuit
Groove Circuit beim AlphaTheta DDJ-GRV6
Mit dem Groove Circuit gibt euch AlphaTheta eine neue Funktion für das Austauschen von Drum-Spuren an die Handn

Drum Swap macht dabei genau das, was es sagt. Es tauscht die Drum-Spur aus. Vier Drum Loops pro Seite sind direkt ansteuerbar. Über Shift/Bank A/B wechselt ihr die Drum-Bank. Der Lautstärkeregler bestimmt die Intensität. Single und Multi legen fest, ob nur eine oder mehrere Drum-Spuren gleichzeitig laufen können.
Über die Software habt ihr Zugriff auf weitere Factory Drum Packs diverser Genre und ihr könnt eigene User-Packs erstellen. Außerdem dürft ihr mittels Capture Button einen Drum Loop in variabler Länge aufzeichnen und diesen wiederum über einen andere Spur legen.

Drum Roll ist wie ein Loop Roll der ausschließlich die Drum-Spur betrifft. So könnt ihr beispielsweise Build-Ups und Break-Downs generieren und Tracks verhallen lassen oder was euch in den Sinn kommt.
Drum Trans lässt sich via Shift aktivieren und löst ein Gate aus. Ebenfalls könnt ihr den Drum Release-Hebel nehmen, um den Beat mit einem Effekt zu belegen, den ihr mittels Shift-Taste auswählt. Sehr intuitiv bedienbar und Laune macht es auch. Dazu noch eine Anmerkung: In rekordbox iOS/Android wird hiermit u.a der Sampler bedient, aber kein Groove Circuit
Groove Circuit = Stem-Steuerung in Serato
Etwas anders ist dies bei Serato. Hier widmen sich die Bedienelemente der Stems & Stems FX, was in meinen Augen gut gelungen umgesetzt ist. So lassen sich Stems (Vocal, Melody, Bass und Drums) muten, die Stem-FX Echo Out, Roll Out, Braker und Delay einsetzen, was wiederum über den komfortablen FX-Regler erfolgt. Mit den Stems-Roll Tasten könnt ihr zudem Loops diverser Längen direkt auf die Stems anwenden oder alternativ den Gater (Trans) einsetzen.

Performance-Pads
Über die Pad-Sektion oberhalb der Jogwheels schaltet ihr folgenden rekordbox-Modi ein/um, wobei die Shift-Taste zum Aufruf der Zweitfunktionen genutzt wird. Dass es keine RGB-beleuchtung zur Unterscheidung von Hotcues, Stems oder sonstigen Features gibt (Loop Jump / Size etc.) finde ich etwas schade.
Ebene 1
- Hot Cue: 8 Sprungmarken pro Deck
- Stems: Vocals, Instrumente, Bass, Drums
- Beat Jump: Sprung im Takt vor und zurück, diverse Größen
- Sampler
Ebene 2
- Keyboard: hoch/runter pitchen für ausgewählten Cuepoint
- Pad FX: 8 Effekte
- Beat Loop: Wiederholschleifen voreingestellter Größe
- Key Shift: Track hoch/runter pitchen

In Serato bekommt ihr als Performance Modi
Ebene 1
- Hot Cue: 8 Sprungmarken pro Deck
- Stems: 4x Stems + 4x Stems FX
- Beat Jump: Sprung im Takt vor und zurück, diverse Größen
- Sampler
Ebene 2
- Keyboard: hoch/runter pitchen für ausgewählten Cuepoint
- Pad FX: 8 Effekte
- Beat Loop: Wiederholschleifen voreingestellter Größe
- Key Shift: Track fortlaufend hoch/runter pitchen
Wir sehen: Serato liegt hier nah am AlphaTheta-Handling. Pitch&Time müsst ihr wie gesagt, falls ihr alle Features nutzen wollt, separate erwerben.
DJ FX beim AlphaTheta DDJ-GRV6 Test
Punkt 1: Sound Color FX. Diese werden via Drehregler gesteuert und mittels Shift/On ausgetauscht. Das lässt sich in der Software ablesen. Klanglich legt Pioneer DJ hier hervorragende Arbeit hin, denn die SCFX sind sehr anwenderfreundlich gestaltet. Ein Parameter-Regler wie beim DJM-A9 wäre hier noch ein i-Tüpfelchen. Ein kleines Display unter dem Regler zum Ablesen der FX-Auswahl hätte mir persönlich auch gut gefallen. Ja und die Sound Color FX können nicht pro Kanal sondern nur für alle Kanäle gleichzeitig geändert werden – wie beim DJM-Mixer eben.

Punkt 2: Beat FX. Hier könnt ihr einen von 14 Effekten selektieren und entweder auf einen Einzelkanal oder die Summe wirken lassen. Es gibt Intensitäts- und Timing-Regler sowie ein Display zum Ablesen der Effektzeit. Nette Dreingabe: Die Relase FX lassen sich ebenfalls via Shift Steuern. Alle DJ FX sind in Serato ebenfalls umgesetzt, sogar Mobius. Über der Beat-FX-Abteilung hat der Hersteller noch die Master und Booth-Level-Regler verbaut, dem Summensignal, jedoch keine Master-Pegelmeter spendiert. Schade irgendwie.
Alternativen zum DDJ-GRV6
Gibt es selbstverständlich nicht nur von AlphaTheta, sondern je nach gewünschter Software auch von anderen Firmen. Die obere Zeile des DDJ-GRV6 mit Groove-Circuit Navigationselementen ist in dieser Form bei AlphaTheta jedoch neu und man darf gespannt sein, ob diese wohl in die nächste Generation der Multiplayer Einzug halten könnte.
Roland mit hat zum Beispiel eine spezielle TR-Drum-Design Controller-Serie im Repertoire. Für Scratcher haben RANE und Hercules auch Controller mit motorisierten Jogwheels und dann wäre da auch noch der Pioneer DDJ-FLX-10 zu nennen, der Stand-alone-Mixer und FX sowie Hi-Res-Jog-Displays mitbringt. Oder der DDJ-REV5 im Battle-Layout.
Produkt | AlphaTheta DDJ-GRV6 | Pioneer REV5 | Rane One | Pioneer DJ FLX10 | Hercules DJC T7 |
Jogwheels | 2 x 8 Zoll mit Positionsmarker | 2 x 7 Zoll mit integrierten Displays | 2 x 7,2 Zoll mit Plattenteller | 2 x 8 Zoll On-Jog-Wheel | 2 x 7-Zoll-Motor-Platter |
Stand-alone-Mixer | nein | nein | ja, Hardware-FX inklusive | ja, incl. FX | nein |
Audiointerface | 24 Bit/48 kHz | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/44,1 kHz |
Software | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | Serato DJ Pro | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | DJUCED, Serato DJ Pro |
Decks | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 |
Stems-Feature | ja | ja | ja | ja | ja |
Besonderheit | Groove Circuit | Battle-Layout | motorisierte Jogwheels | DMX-Output | motorisierte Jogwheels |
Preis (€) | 849,- UVP | 1099,- UVP | 1549,- UVP | 1.649,- UVP | 699,- UVP |