Alto Busker im Praxischeck
Eine prima Sache gleich zu Beginn. Der Lautsprecher verfügt über verschiedene selbsterklärende Setup-Modi (mit Sub, Pole, Monitor, via App), die es dem unerfahrenen Anwender erleichtern, ihn auf das jeweilige Szenario soundtechnisch einzustellen. Diese werden mittels Speaker-Use-Taste durchgeschaltet. Die App bietet dabei außerdem die Möglichkeit zur benutzerdefinierten EQ-Einstellung.
Das Mischpult im Detail
Der Mixer ist eingangsseitig wie folgt bestückt:
- Kanal 1: MIC oder Line auswählbar / XLR-Klinke-Combobuchse
- Kanal 2: INST oder Line auswählbar / XLR-Klinke-Combobuchse
- Kanal 3 AUX-In (Miniklinke) oder Bluetooth
- 48-V-Schalter für Kanal 1
- Dazu gibt’s einen Main-Volume-Regler und die Kanal-Lautstärkeregler.
Jeder Channel offeriert eine Signal-Clipping-LED. Haltet ihr den Setup-Button drei Sekunden gedrückt, zeigen die Main-LEDs, die zum jeweilig betätigten Kanal-Encoder (LED leuchtet rot) korrespondierende Kanal-Lautstärke an. Leuchtet die LED grün, zeigt sie euren Effektpegel an.
Für eine grobe Einstellung der Mixer-Kanäle reicht das aus. Übersichtlicher wird’s mit der App. Um wieder in den normalen Modus zu gelangen könnt ihr die Taste erneut für drei Sekunden drücken, ansonsten wird Lautstärkeanzeigemodus automatisch nach 20 Sekunden ohne Benutzung beendet.
Mein erster Soundtest folgt im werkseitig eingestellten Klang-Preset (dazu später mehr) mit Konservenmukke, besser gesagt mit ein paar Tracks vom Smartphone via Bluetooth-Verbindung.
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Alto Busker spielt Streaming Music
Der Busker ist schnell und unkompliziert gepairt, und ich kann dem Speaker eine Soundwiedergabe mit präsenten Mitten und luftigen Höhen attestieren. Auch der Bassbereich kann sich sehen lassen und neugierig drehe ich den Pegel mal ein wenig auf, um zu schauen, welche Reserven in der kleinen Box stecken. Wenn auch durch die kompakte Größe und den verbauten Treiber dem Tiefgang Grenzen aufgezeigt werden: Dreht man den Lautstärkeregler auf Anschlag – obwohl das gut gesagt ist bei einem Endlosdrehregler – ist man schon überrascht, was aus dem gerade mal 30 cm hohen Teil für ein Bumms kommt. Das gefällt.
Alto Busker – der Name ist Programm
Ein Blick auf die Ausstattung lässt klar erkennen – der Busker hat seinen Namen nicht zu Unrecht gewählt. Ein Singer-Songwriter mit Gitarren-Setup ist bei dieser Box kein Problem. Alleinunterhalter mit Gesang und Keyboard ist anschlusstechnisch ebenfalls problemlos ohne zusätzlichen Mixer möglich.
Oder mal eben die Groovebox andocken und eine Live-Performance spielen ohne Latenzprobleme – logo. Und wenn es doch noch ein Gerät mehr sein soll, hättet ihr ja auch noch die Miniklinkenbuchse am Start, wo ihr ein Stereosignal einschleifen könnt.
Mikrofoncheck zum Ersten
Als nächstes schließe ich ein Mikrofon an und komme zu dem Schluss, dass die Box für kleinere Vorträge, Kundgebungen oder Durchsagen auf Kleinveranstaltungen sehr wohl eine Option ist. Geht es um die Sprachverständlichkeit, würde ich diese als recht ordentlich bewerten, wobei ihr die klanglichen Nuancen selbst in den EQ-Presets beeinflussen könnt. Im Punkt “erzielbare Lautstärke am Mikrofonkanal” bedarf es aber schon einer Gewissen Verstärkung, was wiederum für erhötes Rauschen sorgt. Das habe ich durchaus schon besser erlebt, geht allerdings auch im Audiomix wieder etwas unter.
Richtig gut hätte ich es an dieser Stelle gefunden, könnte man zusätzlich zur Mute-Funktion (in der App verfügbar) ein Talkover mit leichter Hintergrundmusik auslösen, statt die Lautstärken manuell zu fahren. Mehrere unterschiedliche “Channel-Presets” lassen sich in diesem Zusammenhang nicht abspeichern, sondern immer nur eine Einstellung pro Kanal für Volume und EQ-Cut/Boost anlegen. Aber immerhin kann man diverse “Master-EQ-Presets” anlegen, speichern und per Knopfdruck abrufen. In den Master-EQ-Presets lassen sich dann Q und Gain an frei definierbaren Center-Frequenzen im App-Bereich von 20 – 20.000 Hz einstellen. So lassen sich gezielt Frequenzen boosten oder eliminieren.
Gitarre
Ich gebe zu, meine Fähigkeiten im Gitarrenspiel sind – vorsichtig gesagt – ausbaufähig, also muss hier nun jemand anders ran. Das Mikro landet auf Kanal 1, die E-Gitarre wandert an Channel 2 und die Lautstärke wird aufgrund eines leichten Bluetooth-Delays direkt an der Box eingepegelt. Und auch hier klingt das System ordentlich und transparent. Gitarrenbeispiel folgt im Absatz FX.
Effektrepertoire
Kanal 1 und 2 können zudem mit Reverb-, Delay-, Multi- und Modulationseffektenversehen werden. Die Auswahl geschieht via Effekt-Encoder. Folgende Effektprogramme sind verfügbar.
- Delay (2)
- Chorus
- Flange
- Room (3)
- Plate (3)
- Hall (2)
- Rotary
- Chorus/Room
… und es gibt eine Bypass-Stellung.
Eine reichhaltige Auswahl an FX, die zudem durchaus gut klingen. Dazu zwei Audiobeispiele. Ein Wermutstropfen: Die Effektselektion muss an der Hardware erfolgen und kann nicht – wie viele andere Dinge – via App geregelt werden, wobei ein leichtes Knacken beim Umschaltvorgang auszumachen ist. Ein unterschiedlicher Effekt-Typus für beide Kanäle separat ist nicht möglich, wohingegen der FX-Anteil für die Kanäle 1 und 2 individuell geregelt werden kann.
Noch etwas zur Klangregelung
Die EQ-Presets sind gemäß des angedachten Verwendungszwecks praktikabel. Im Custom-Preset könnt ihr dann im Master-EQ-Mode sechs Punkte definieren und um die gewählte Center-Frequenz herum boosten oder absenken. Die fertigen Presets lassen sich dann speichern. Sehr schön.
Jedoch musste ich feststellen, dass Lautstärke-Anpassungen via App ein kleines BT-Delay haben und dass die Channel-EQ-Tweaks bei der Klangregelung eine am Speaker wahrnehmbare Unterbrechung bzw. Absenkung beim Anpassungsvorgang erzeugen. Das ist beispielsweise bei meiner Soundboks, die ebenfalls über Klangregelung via Bluetooth nebst parametrischem EQ und Presets verfügt, nicht so. Also zum aktuellen Status der Firmware am besten vor dem Gig alle Sound-Settings festlegen und nicht Live via App (hierzu nachstehend zwei Audiodateien).
Vielleicht werden die App-Features (darauf komme ich gleich noch zu sprechen) ja auch via FW-Update optimiert – lassen wir uns überraschen. Auf dem Rec-Out ist selbstverständlich nichts davon wahrzunehmen.
Dass man dem Alto Busker einen zusätzlichen XLR-Ausgang zum Weiterleiten des Signals an eine zweite Box spendiert hat, ist prima, aber auch business as usual.
Übungsbox mit Session-Recording
Praktisch ist allerdings auch der Record-Out im Cinch-L/R-Format, mit dem ihr eure Performance an einen (Session-)Recorder ausgeben könnt. Mehr noch hätten mich hier aber ein SD-Card-Recorder oder eine USB-Stick-REC-Buchse überzeugt, die den mobilen Character noch weiter unterstützt hätten.
Sowohl der Record-Out als auch der Mix-Out senden ein Summensignal aus den Kanälen 1 bis 3 sowie den FX-Anteil an angeschlossene Aufnahmegeräte und verbundene Lautsprecher. Verwendet ihr einen weiteren Busker oder Speaker mit integrierten FX, sollte beachtet werden, die FX dort auszuschalten.
Der Bluetooth-Kanal verfügt über eine Pairing-Taste für mobile Endgeräte. Damit lassen sich Backing-Tracks vom Smartphone oder Tablet zuspielen. Beim Einschalten wird – sofern verfügbar und Bluetooth auf dem Smartphone/Tablet aktiviert ist – die Verbindung mit dem zuletzt gekoppelten Gerät wiederhergestellt.
Man kann seine Übungssessions allerdings auch per Kabelverbindung mit einem Tablet oder dergleichen vollziehen (Miniklinke). Oder eben drahtlos. Jetzt noch eine Kopfhörerbuchse – das wäre es gewesen.
Vortragsbox und Fitnessbox?
Für Vortragende aller Art finde ich die Box nicht uninteressant. Präsentationen via Laptop oder Smartphone im Office, Audiozuspielungen in der Schulklasse oder auf dem Seminar etc. können über Bluetooth kommen, wobei die Moderation via Mike-Port erfolgt. Das gefällt mir, wenngleich der Mikrofonkanal beim Testmuster mit der aktuellen Firmware wie zuvor schon angedeutet, merklich höher eingepegelt werden musste, als BT oder Line.
Bei dem moderaten Gewicht der Box kann man diese auch sehr gut als Sound-Zuspieler beim Fitness-Workout im Park einsetzen, beim Yogakurs im angemieteten Raum oder beim Training in der Sporthalle.
DJ- und Party-Box?
Das wirft das Thema Pairing und Erweitern auf. Via Bluetooth kann nämlich Kontakt zu einer weiteren Busker-Box aufgenommen werden, um ein drahtloses Stereo-Pairing-System-Link zu generieren, das ohne Stromanschluss funktioniert. Zwei zuvor verbundene Busker-Lautsprecher werden automatisch wieder verbunden.
Wer es besonders einfach halten will, nimmt zum Partymachen einfach sein Tablet mit einer DJ-App wie Algoriddim Djay und ist ortsunabhängig. Wer einen akkubetriebenen DJ-Controller wie Denon Prime Go oder Mixstream Pro Go sein Eigen nennt, braucht quasi nur noch einen Klapptisch einzupacken, zwei Busker, ein paar Battery-Lights und schon kann die nächtliche Rooftop-Performance steigen.
Okay, ein Subwoofer kann vielleicht nicht schaden, aber hier ist aktuell noch kein Busker-Sub mit Akku in Sicht. Dennoch kommt mit den Busker-Lautsprechern schon ein respektabler Sound an. Wobei die Lautstärke das ausschlaggebende Kriterium für das Durchhaltevermögen der Speaker ist. Kommen wir also zur …
Akkuleistung
Kommen wir zu einem der spannendsten Themen, wenn es um batteriebetriebene PA-Lautsprecher geht, nämlich der Akkuleistung. Der Hersteller verbaut eine Lithium-Ion-Batterie (12 V/6,6 AH), die laut Datenblatt für einen kompletten Ladegang 12 Stunden benötigt. Schnellwechseln des Akkus geht übrigens nicht – hier heißt es erstmal Schrauben lösen. Dann blickt man auf Folgendes:
Modus Switch
Eine besondere Bedeutung beim Thema Laufzeit kommt dem Modus-Switch zu, der es euch erlaubt, die Box entweder im ECO- oder im Standard-Modus zu fahren. Und das hat Auswirkungen auf die Laufzeit. Erreicht wird dies über die Maximalleistung des Lautsprechers in der jeweiligen Schalterstellung.
Im Eco Mode ist der Lautsprecher bis zu 24 Stunden betriebsbereit mit einer maximalen Leistung von 50 W. Im Standard Mode sind laut Hersteller bis zu 20 Stunden mit einer maximalen Leistung von 200 W möglich.
Damit ihr euch unterwegs einen Überblick über den Akkustand machen könnt, findet sich auf der rechten Seite des Speakers, gleich über dem Strom- und Netzteilanschluss, die Ladestand-Anzeige ein. 4 LEDs von 0 bis 100 Prozent. Für die grobe Übersicht mag das reichen. Mehr Aufschluss könnte eigentlich noch die ALTO-App geben, auf die ich gleich zu sprechen komme. Allerdings ist hier in der aktuellen Version keine Batterieanzeige möglich, so viel vorweg.
Nicht verschweigen möchte ich in diesem Zusammenhang den USB-Ladeport. Sollte euch während eures „Arbeitstages“ mal die Luft am Smartphone ausgehen, könnt ihr dieses bequem über die USB-A-Schnittstelle am Busker laden. Das geht allerdings auch auf die Gesamtlaufzeit, also würde ich persönlich wohl eher zu einer Powerbank tendieren. Aber auch die kann ja mal leer sein.
Gut zu wissen: Im Batteriebetrieb wechselt der Lautsprecher in den Energiesparmodus, wenn er eine halbe Stunde lang kein Signal empfängt. Der Refresh erfolgt auf dem Fuß, sobald ihr ein Bedienelement bewegt oder ein Signal zuspielt.
Alto App
Kommen wir vor dem Fazit noch zur Alto App. Diese erlaubt euch, diverse Einstellungen aus der Ferne vorzunehmen, sobald ihr den Busker über Bluetooth gekoppelt habt.
Folgende Funktionen bietet euch die App an
- Lautstärke: Gesamtlautstärke des Systems,
- EQ: Hi-, Mid- und Low-EQ für das Summensignal,
- Lautstärke Kanal 1, 2 und 3: Eingangslautstärke für XLR/Klinke, Bluetooth und Aux,
- Kanal 1, 2 und 3 EQ: Hi-, Mid- und Low-EQ für jeden Kanal,
- Kanal 1 & 2 FX: Effektanteil, aber leider keine Effektauswahl,
- DSP-Voreinstellungen für die Lautsprecherplatzierung (Sub, Pole, Monitor, App),
- TWS-Verbindung für Stereo-Link zwischen zwei Lautsprechern.
Das Zusammenspiel mit der App halte ich für optimierbar. Sie reagiert teils etwas träge und könnte zudem noch einige Features mehr bieten (FX, OTA-Updates,…), aber vielleicht wird hier ja noch nachgelegt.
Ihr könnt den Lautsprecher auf Wunsch auch auf die werkseitige Voreinstellung zurücksetzen, indem ihr die Taste Speaker Use zehn Sekunden lang gedrückt haltet, woraufhin alle Channel-LEDs viermal on/off blinken. Dies setzt den DSP auf den Monitormodus und es werden sowohl Hauptlautstärke wie auch alle Eingänge auf 60 % eingestellt, wobei die Master- und Channel-EQs auf Flat gesetzt werden. Zudem werden dann die Alesis FX auf den Kanälen 1 & 2 auf 0 % zurückgesetzt.
Abschließend noch eine Tabelle mit zwei möglichen …
Alternativen zum ALTO Busker
| Alto Busker | Bose S1 Pro Plus | Audiocase S10 |
Leistung | 200 Watt | 150 W | 3 x 73 Watt |
Bestückung | 6,5″ Woofer und 1″ Driver | 1x 6″ Woofer und 3x 2,25″ Driver | 2x 10″ Woofer + 1” Tweeter |
Maximale Lautstärke | 106 dB | 103 dB | 125 dB (@1m) |
Frequenzbereich | 60 – 20.000 Hz | 70 – 16.000 Hz | 35 – 20.000 Hz |
Bluetooth | ja | ja | ja |
Mixer | 3-Kanal | 3-Kanal | 3-Kanal |
Effekte | Alesis Multi | Reverb | Reverb |
Akkulaufzeit | bis 20 h | Bis zu 11 Stunden | Bis zu 30 Stunden |
Preis in Euro | 399,- | 549,- | 698,- |