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Alto Live 802 Test

Praxis

Als ich das Alto Live 802 Pult aus seiner Verpackung hinausbefördere, im Übrigen schützen Formteile aus Pappe und nicht Styropor den Mixer auf dem Transportweg, wundert mich sein Eigengewicht ein wenig. Aufgrund der kompakten Ausmaße hatte ich es eigentlich leichter eingeschätzt, doch die solide Bauweise und das integrierte Netzteil resultieren in 3,5 Kilo. Irgendwie schafft das aber auch Vertrauen in die Konstruktion und bei einer Baugröße von 305 x 346 x 80 Millimetern benötigt das Pult beim Aufbau und auf Reisen keinen großen Platz – ein Vorteil. Die identische Farbgebung korrespondierender Regler erleichtert die Bedienung des Mischpultes. Alle Channel-Fader fahren mechanisch angenehm leicht über die Leiterbahn, und die durchgehende Skalierung des Fader-Weges erlaubt ein gutes Ablesen der eingestellten Werte.
Noch sind alle Regler zugedreht, dann klemme ich das Netzkabel an, verbinde die XLR-Ausgänge mit der PA und los geht´s. Zunächst schließe ich mein Shure SM57 am ersten Kanal an und pegele dieses mit dem Gain-Regler ein, bis die kleine grüne LED rechts unten am Fader „Pegel“ anzeigt. Das ist eine einfache Kontrollmöglichkeit, eine PFL-Funktion ist leider nicht an Bord. Jetzt vorsichtig den Kanal-Fader auf 0 dB ziehen und den Master ebenso vorsichtig hochfahren, um Feedback zu vermeiden.
Der erste Höreindruck mit dem Nahbesprechungsmikrofon überzeugt mich bereits ohne „Soundpolitur“: Die Bässe sind präzise und kraftvoll, die Mitten nicht übertrieben, und in den Höhen ist Brillanz auszumachen. Eine sehr neutrale akustische Abbildung der Sprecher-Stimme. Je nach Geschmack lässt sich die Stimme mit dem Bassregler bei 80 Hz sehr effektiv schlanker machen. Der Mittenregler setzt bei 2,5 kHz für mich etwas hoch an und kann nur den oberen Bereich der Mitten korrigieren. Wahre Wunder wirkt aber der Hochtonregler mit seiner Eckfrequenz von 12 kHz. Hier lässt sich in der Stimme eine Silbrigkeit erzeugen, und die leichte Anhebung hilft zudem der Sprachverständlichkeit. Vocals, die im Hochtonbereich sehr spitz und scharf klingen, steuert man durch ein dezentes Absenken des Hochtonfrequenzbereiches entgegen.
Ein Bassdrum-Mikrofon macht mit leichter Anhebung bei 80 Hz den richtigen Bumms, der Mittenregler greift aber auch hier für eine Korrektur des Spektrums mit 2,5 kHz zu hoch an. Wenn man den Summen-EQ „zur Hilfe ruft“ und den Bereich von 250 Hz ein wenig rausdreht, kommt man jedoch zu einem guten Ergebnis. Die Bassdrum verliert ihre Pappigkeit und wenn man dem Sound nun noch ein paar Höhen spendiert, dann wird die Kick akustisch sehr attraktiv. Die Snare und die Toms profitieren ebenso von der Mittenreduzierung im Summen-EQ.
Dass die Eingangssignale so sauber und transparent klingen, ist sicherlich ein Verdienst der benutzten DNA-Mikrofonvorverstärker von Alesis. Sie bieten einen ausreichend großen Headroom, besitzen eine hohe Klangqualität und erzeugen einen kristallklaren Klang. Auch bei einer kräftigen Anhebung des Höhenbereichs ließ sich kein nerviges Rauschen ermitteln.

Fotostrecke: 2 Bilder Sicher verpacktes Mischpult.

Die eingebauten Kompressoren in den Kanälen 1 und 2 verfügen über je einen Regler, der die Ratio einstellt. Bleibt das Eingangssignal konstant, so lassen sich auf einfachste Weise dynamische Prozesse durchführen. Das Ausgangssignal ist sauber und ein großes Pumpen im Pegel tritt nicht auf. Bei einer Sprachbeschallung mit einem ungeübten Sprecher lassen sich hier sehr hörenswerte Ergebnisse erzielen. Auch eine gepickte Gitarre lässt beim Einsatz des internen Kompressors alle Saiten akustisch gleich laut erscheinen. Beim Einstellen des Kompressorbereiches hilft eine gelbe LED direkt neben dem Regler. Ein tolles Tool, wenn man eine derartige Soundvariation bewusst herbeiführen möchte. Die Eingänge 7 und 8 sind zwei Line-Wege, die mittels zweier Monoklinkenbuchsen gespeist werden. Der Gain-Regler in diesen Wegen arbeitet in einem sehr gut gewählten Bereich und kann auch hochpegelige Eingangssignale, beispielsweise aus meinem Keyboard, sehr sauber justieren.
Hilfreich ist auch hier der grafische Equalizer, der in der Summe des Alto Live 802 liegt. Die Wahl der Eckfrequenzen kommt aus der Praxis und lässt eigentlich keine Wünsche offen. Ein tolles Feature ist die Möglichkeit, diesen EQ durch Umschalten von der Summe in den Monitorweg zu routen.
Der integrierte Effektprozessor klingt wirklich gut, und die 100 Werks-Presets sind sehr geschmackvoll zusammengestellt. Der DSP produziert keine zusätzlichen Störgeräusche und lässt sich auch blitzartig ohne große Stummschaltungen aktivieren. Wenn man das Alto Live 802 ausschaltet, merkt sich das Pult den zuletzt benutzen Effekt. Hier mal einige Audiobeispiele dazu:

Audio Samples
0:00
Erzählstimme unbearbeitet Erzaehlstimme Kompressor kleiner Raum 70 Gitarre unbearbeitet Gitarre Chorus 40 Vocal unbearbeitet Vocal Hall 94

Das bidirektionale USB-Audiointerface arbeitet mit einer Auflösung von 24 Bit und einer Samplingfrequenz von 48 kHz. Es funktioniert ohne Treiber, und ich kann den Kanal zum Einspielen von Pausenmusik nutzen oder das aufgezeichnete Signal sofort zur Überprüfung wiedergeben, wobei es auf den Master oder auf die Kontrollschiene und den Kopfhörerweg geroutet werden kann. So ist das Alto Live 802 auch als Minimischer für Demos oder einfache Mitschnitte bestens geeignet. Von klanglicher Seite habe ich nichts auszusetzen, denn die Wandlung ist von guter Qualität, wie sich den Audiobeispielen entnehmen lässt, die alle über dieses Interface aufgezeichnet wurden. Wenn man sämtliche Eingänge gut eingepegelt hat, dann ist auch die angebotene Kopfhörerlautstärke des Alto Live 802 sehr gut.

Kommentieren
Profilbild von Jochen

Jochen sagt:

#1 - 01.11.2016 um 15:43 Uhr

0

Hallo,
ich bin als mobiler DJ unterwegs und wollte mal wissen ob dieser Kleinmixer dafür geeignet ist?
Gruß Jochen

    Profilbild von stempel

    stempel sagt:

    #1.1 - 04.11.2016 um 06:45 Uhr

    0

    Moin !
    Wenn Du eine DJ Konsole mit Lineausgängen benutzt, dann ist das schöne Kleinmischpult bestens geeignet. Das ist aber eine wichtige technische Vorraussetzung, da es keine Plattenspielereingänge besitzt. An den zwei Mikrofonwegen kannst Du ein Mikrofon anschliessen und in der Summe gibt es einen kleinen Master-EG. Also alles "onboard" um als mobiler DJ zu arbeiten!
    Stempel

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