Praxis
Mein Test erfolgt auf einem 2,4-GHz-Intel Core 2 Duo mit einem Arbeitsspeicher von 4 GB unter Mac OSX, Version 10.6.8. Ein Blick auf die Virtual DJ Serial-Karte verrät mir, dass ich die Software zuerst von der Hersteller-Website herunterladen muss. Nachdem ich die circa 90 MB großen Dateien, die neben der Software für Mac und PC einen ASIO-Treiber und das Manual in digitaler Form enthalten, auf meinen Rechner gezogen habe, setzt ein Doppelklick die Installation in Gang. Dann stimme ich noch den Lizenzbedingungen zu und gebe nach einem Neustart die Seriennummer ins Programm ein, woraufhin sich das Hauptfenster mit seinen virtuellen Playern, den Wellenformdisplays mit ihren diversen visuellen Mixhilfen sowie dem sehr gut umgesetzten Dateibrowser öffnet. Beide Decks sind mit Effekt- und Loop-Sektionen ausgerüstet. Ferner gibt es auf beiden Seiten einen Sample-Player, den ich allerdings nicht mit eigenen Sounds fahren kann. Die Decks verfügen ferner über Hotcues sowie Keylock und Keytranspose.
Mit dem Push-Encoder und den beiden Buttons „Back“ und „FWD“ lässt sich die Library elegant vom Mixer aus durchstöbern. Mithilfe der Tasten Up und Down nutze ich den Encoder außerdem zur Auswahl und Aktivierung der Effekte. DJ-typische Standard-Operationen mit den jeweils sechs Spezialtasten sind kein Problem: „Cue“ und „Play“ übernehmen das Abspielen der Musikstücke. Ein Druck auf die Sync-Taste gleicht das Tempo des jeweiligen Decks dem Gegenüber an. Wenn die Geschwindigkeit trotzdem nachjustiert werden muss, so ist dies via „Tasten-Pitch“ möglich. Pitch-Bend (mit den gleichen Buttons!) bringt die Tracks in den Gleichlauf. Der MXR ermöglicht überdies zwei Hotcues anzulegen, diese zu triggern oder zu löschen. Kein Wunder, dass man sich zeitweise der Shift-Taste im Standard- oder im Toggle-Modus (Button blinkt oder leuchtet). bedienen muss, um diese zahlreichen Operationen mit lediglich sechs Tasten zu übermitteln. Sehr gut gefällt mir, dass die Controller-Buttons im Test allesamt zuverlässig funktionieren und über verschiedenfarbige Beleuchtung verfügen, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu klein und fummelig geraten sind. Nicht ohne Grund fallen häufiger genutzte Buttons wie Play/Pause oder Cue bei anderen Geräten etwas größer aus. Die LE-Version der Software verfügt über ein Recording-Feature, das aber nicht effektiv genutzt werden kann, da leider die inaktiven „Advanced Audio Options“ eine erweiterte Konfiguration von In- und Outputs nicht zulassen. Die LE-Variante nimmt nur das auf, was von der Software selbst abgespielt wird. Externe Quellen, wie Schallplatten, Audio-CDs oder Mikrofone werden leider ignoriert. Außerdem ermöglicht das Routing der internen Soundkarte ohnehin lediglich einen Zugriff auf die beiden analogen Inputs des Mixers, nicht aber auf die Ausgänge Master und Booth. Wer seinen Mix über das Pult gleich im Rechner aufnehmen möchte, der hat leider Pech gehabt.
Als DVS-Scratcher stellt sich mir die Frage nach der Verwendung von Timecode-Medien. Die Antwort lautet: Grundsätzlich ist dies möglich. Nur funktioniert das leider nicht mit der Light-Edition von Virtual DJ, da bei dieser die erweiterte Audiokonfiguration brachliegt. Das nötige Upgrade auf die Vollversion Virtual DJ 7 Pro kostet aktuell stolze 170,65 €. Alternativ lässt sich der 10MXR auch mit anderen DJ-Softwares verwenden. Vorausgesetzt ist allerdings, dass diese nicht nach einem speziellen Audiointerface als Dongle (Serato Scratch Live, Traktor Scratch …) verlangen. Ich wähle also kurzerhand Mixvibes Cross (Version 1.6.1) aus, welches zurzeit zum Straßenpreis von circa 110 € zu haben ist. In den Preferences konnte ich die beiden anlogen Inputs des Mixers ohne Probleme als Timecode-Quelle auswählen und die den beiden Mixer-Channels die Ausgänge der virtuellen Player zuordnen. Das Mapping für die Controller-Sektion ist jedoch mangels nativer Unterstützung, selbst zu erstellen.
Ich möchte aber noch einmal zum eigentlichen Mixer zurückkommen. Obwohl ich das Layout des Gerätes für durchaus gelungen halte, habe ich dennoch ein paar kleinere Kritikpunkte. Die Drehknöpfe der Filter haben zu den Volumefadern lediglich einen Abstand von etwa 15 Millimetern. Während das reguläre Mix-DJs wenig stören wird, kommen sie den Scratchern doch leicht mal in die Quere. Ebenfalls etwas suboptimal finde ich den Drehregler zur Auswahl der Cue-Quelle. Gerade Zweikanal-Mischer eigen sich generell für schnelle Mix-Operationen, wie Backspins et cetera. Dazu muss oft auch das Vorhörsignal entsprechend flink gewechselt werden. Und da sind Drehregler leider die denkbar schlechteste Variante. Kippschalter oder Mini-Crossfader haben diesbezüglich definitiv die Nase vorn.
Positiv zu bewerten ist in meinen Augen der sehr leichtgängige Crossfader mit seiner Reverse-Funktion und der guten Curve-Control. Da gehen die Daumen nach oben. Für Punktabzug sorgt die Tatsache, dass der Crossfader in seiner „schnellsten“ Curve-Position erst nach rund vier Millimetern öffnet, was schnellere Scratches (Flares, Orbits, etc.) erschwert, für die diese Technik eigentlich ursprünglich entwickelt wurde. Suboptimal! Für die Pegelanzeige hätte ich mir zudem eine separate Darstellung der Einzelkanäle gewünscht, weil dies das richtige Einpegeln beim Mixing doch ungemein erleichtern würde.
Fette Pluspunkte in der Gesamtwertung spielen dann wieder der symmetrische Main-Out und der separat regelbare Booth-Ausgang ein. Ebenfalls gut zu bewerten ist die Mikrofonsektion mit ihrer Einschalttaste und dem Zweiband-EQ zur Klangkorrektur. Sie eignet sich nicht nur für Ansagen, sondern wird auch der spontanen Rap- oder Gesangseinlage gerecht. Die Dreifach-EQs der beiden Hauptkanäle klingen warm, verfügen über einen satten Boost und eine Kill-Funktion. Die bipolaren Kanalfilter machen auch ohne Resonanzsteuerung eine gute Figur. Weniger gut schneidet der Klang der Cue-Sektion ab. Zu hören bekomme ich ein Musiksignal mit für mich zu dominanten oberen Mitten. Außerdem treten bereits bei einer Stellung des Volume-Reglers ab 1 Uhr erste hörbare Verzerrungen auf. Bei den Phono-Preamps komme ich glücklicherweise zu einem völlig anderen Ergebnis, denn diese liefern ein absolut transparentes und druckvolles Signal mit brillanten Höhen ab. Definitiv mehr, als man in der Preisklasse dieses Pultes eigentlich erwarten darf. Thumbs Up! In der Summe ist der Sound des Masters und des internen Audiointerfaces vielleicht nicht so hochwertig wie bei den teureren DVS-Mixern Z2 von Native Instruments oder dem Sixty One von Rane. Doch in Anbetracht seiner Preisklasse kann ich dem American Audio einen wirklich grundsoliden, druckvollen Sound attestieren.