Details
Erster Eindruck
DP2 macht einen robusten Eindruck. Seine Bauteile sind fest verschraubt. Nimmt man ihn in die Hände und schüttelt, klappert nichts. An der Unterseite hätte ich mir allerdings Gummischützer für die Kanten gewünscht, damit man beim Transport keine böse Überraschung erlebt. Der mobile Einsatz außerhalb einer rollenden Disco wird aber wahrscheinlich eher die Ausnahme bleiben, und eingeschraubt kann nix passieren. Wer dennoch einen Desktopeinsatz vorzieht, dem sei gesagt: DP2 steht sicher auf vier Gummifüßen und verrutscht selbst bei härterer Gangart nur in besonders ungestümen Ausnahmefällen. Das durchdachte Layout erschließt sich Neulingen zügig und ist auch vom Umsteiger schnell adaptiert. Alle nötigen Verbindungskabel für den sofortigen Betrieb liegen dem Paket bei (Cinch-, USB- und Relay-Kabel). Ein gedrucktes englischsprachiges Handbuch und eine Installations-CD sind ebenfalls im Karton.
American Audios Mix-Allrounder wiegt verhältnismäßig leichte 2,1 kg. Da kommt auch der S-Bahn-fahrende DJ nicht so schnell ins Schwitzen. Doch bevor der geneigte Party-DJ unseren schmalen Testkandidaten in den Rucksack packt, sollte er die Montagewinkel abschrauben, damit es keine Kratzer am Notebook gibt. Auf diesem wird wahrscheinlich Windows laufen denn PCDJ ist nicht Mac-kompatibel. American Audio DP2 aber schon. Apple-Anhänger mixen demnach über Bootcamp oder verwenden eine Alternativsoftware unter OSX. Welche? Das beleuchten wir im Praxisteil.
In jedem Fall sollten 58 Buttons, neun Drehregler, fünf Schieberegler und sieben Push-Endlos-Encoder jede MIDI-taugliche Software in weiten Zügen rocken können. Der Hersteller verbaut an jeder Abspieleinheit eine zusätzliche Shift-Taste, bei der es sich, soviel möchte ich vorwegnehmen, um echtes also „Hardware – Shifting“ handelt. So kann der Käufer mit einer geeigneten Software noch einmal fast die gleiche Anzahl an Steuerbefehlen senden, was insgesamt zu rund 158 Parametern führen sollte. Die wird nicht jeder Gesinnungsbruder benötigen, doch offeriert es festinstalliert, zum Beispiel in einem Laden mit täglich wechselndem Musikmotto etwa auch elektronischen MIDI-DJs Multideck-Betrieb. Was die Hardware angeht, ist das Gespann genügsam. Ein betagter Pentium 4 oder Athlon ab 1,4 GHz mit einem GB RAM reicht bereits aus.
Front und Backpanel
Leider macht der Hersteller keine Angaben zur verbauten Soundkarte. Es handelt sich aber offensichtlich um eine sechskanalige Lösung mit einer Samplingrate von maximal 48 kHz bei 16-Bit-Auflösung. Eingänge sind nicht vorhanden, das kann man, denke ich, zu diesem Preis auch nicht erwarten. Wer den Controller also im Pub zusammen mit Timecode-Platten einsetzen will, benötigt ein weiteres Audio-Interface. Wer allerdings in dieser Hinsicht keine Ambitionen hegt und nur zwei Softwaredecks nutzen will, ist hier voll bedient. Alle Anschlüsse, zu meinem Bedauern auch Mikrofon- und Kopfhörer, bringt der Hersteller auf der Rückseite unter. Zwei Stereo-Cinch-Ausgänge führen das Mastersignal als Mix-Out zur PA oder in ein Mischpult. Unterstützt dieses Faderstart, lassen sich die Player auch über den Crossfader fernbedienen.
Mixersektion
An prominenter zentraler Stelle wurde ein 2-Kanal-Mixer mit 3-Band-EQ verbaut. Seine gummierten Potis sind schön griffig, lassen aber eine rastende Nullstellung vermissen und würden definitiv von etwas mehr Abstand zueinander profitieren. Der 45-mm Crossfader ist angenehm weich und hat einen Curve-Regler zur Seite gestellt bekommen, Prima! Die Linefader passen die Lautstärke präzise an, sind für mich persönlich jedoch ein wenig zu leichtgängig. Im oberen Teil der Mixersektion ermöglicht ein Endlos-Drehregler mit integriertem Button mausloses Browsen durch die Musikbibliothek. Zwei Taster an den Seiten laden den Song in Deck A oder B.
Pitch
Möchte der DJ die Geschwindigkeit zweier Tracks angleichen, kann er dazu die Pitch-Slider verwenden. Der Hersteller hat sie in eine ca. 3 mm tiefe Führung eingelassen. – Ein Fingerleitsystem? Die 60 mm langen Tempo-Fader machen ihren Job gut und gleiten angenehm sanft, zudem können sie softwareseitig hinsichtlich ihrer Auflösung angepasst werden. Mögliche Regelintervalle sind 4, 8, 16, 24, 50 oder 100 Prozent. Auf der kleinsten Stufe erreiche ich eine Genauigkeit von etwa 0,06 BPM bei Tempo 120 BPM. Bei 50 Prozent erfolgt eine Feinabstufung von 1 BPM. Die Pitchbend-Taster schubsen die temposynchronen Songs in den Gleichschritt. Links wird gebremst, rechts beschleunigt. Sie sind unmittelbar über den Fadern platziert. Ich hätte sie jedoch lieber unterhalb der Schieber gesehen, da sie dort einen leichteren Zugriff und somit auch einen besseren Workflow ermöglichen. Es ist ohnehin schon etwas eng ums Zentrum herum und an dieser Position bin ich während des Tests mehrfach ungewollterweise mit dem Effekt-Encoder in Berührung gekommen. In der gleichen Zone schaltet PITCH LOCK das Master-Tempo ein, PITCH ON aktiviert den Temposchieber und SYNC synchronisiert. Die Tonhöhenkorrektur liefert ein artefaktfreies Ergebnis bis etwa +/- drei Prozent.
Transportsektion und Jogdials
Damit der musikalische Leiter des Abends auch in hektischen Momenten die Kontrolle behält, verbaut American Audio zwei besonders treffsichere große Abspieltasten. PLAY startet und stoppt den Abspielvorgang, CUE parkt einen Song an der ersten Markierung, oder, falls keine vorhanden, am Anfang. Die Schaltflächen sind beleuchtet, sodass man unschwer erkennen kann, ob eine Funktion aktiv ist. Das sorgt für Durchblick unter schlechten Sichtverhältnissen. Die Jogdials sind mit 55 mm Außendurchmesser nicht sonderlich groß geraten, dafür sind aber Fingermulden eingelassen, die einem Verrutschen beim Hin- und Herbewegen entgegenwirken sollen. Voreingestellt ist der Nudge-Modus, zwei Buttons auf nördlicher Position schalten in die Hochgeschwindigkeitssuche oder in den Scratch-Modus. Letztgenannter ist aufgrund der kleinen Steuerräder eher für den gelegentlichen Einsatz geeignet.