Praxis
Installation und erster Quickie
Als Erstes versorge ich den Prüfling mit 6V-Netzteil-Power, schließe ihn dann an einen freien USB-Port des Athlon-Laptops von Acer an und die Softwareinstallation kann beginnen. Auf der beigefügten CD befinden sich Treiber im 32- und 64-Bit-Format. DEX-LE will die Installationsroutine über einen „fscommand“ aus Flash heraus starten, was nicht gelingt. Statt dessen gibt der Programmkompatibilitätsassistent eine Fehlermeldung aus. Ich wechsle in den betreffenden Ordner und starte einen manuellen Vorgang. Das klappt – Reboot. Ich hoffe das Interface macht keine Zicken, denn sein täuschend ähnlicher „Zwilling“ Mixvibes-VFX-Control wollte seinerzeit so gar nicht mit diesem AMD-Chipsatz zusammenarbeiten. Eine kleine Bemerkung am Rand: Auch bei Controllern für Serato Itch tauchen in letzter Zeit vermehrt Kompatibilitätsprobleme mit AMD-CPUs auf. Ein Kompatibilitätscheck ist vor einem Kaufentscheid also anzuraten. Wäre doch Schade, wenn sich das vermeintliche Controllerschätzchen nur mit einer weiteren Investition für ein neues Laptop ans Laufen bringen ließe. Mein Tipp für X2-Turion-Fans: Sicherheitshalber in den einschlägigen DJ-Foren checken, ob dort Probleme im Zusammenspiel mit dem Wunschcontroller bekannt sind. Zurück zum Probanden. Gott sei Dank hatte ich den Kopfhörer noch nicht aufgesetzt, denn unangenehme Cracklesounds verlassen das Audiointerface in Richtung Kopfhörerausgang. Und wieder einmal geht es auf Update-Suche, doch leider ohne Erfolg. Ich muss das System wechseln. Also ab aufs VAJO, wo der Testkandidat ohne Murren seinen Betrieb aufnimmt. Beim ersten Programmaufruf ist Dex gemappt. Der Sound aus den Boxen klingt ordentlich, aber etwas leise. Der Gain-Regler in der Softwareoberfläche hat aber noch Reserven. Der Kopfhörerausgang ist ausreichend laut, beginnt aber ab 15 Uhr zu zerren. Bevor es nun in den ersten Mix geht, werfen wir zunächst einen kleinen Blick auf die Beipack-Software.
PC-DJ Dex LE
PCDJ ist ein DJ-Mixprogramm für Einsteiger und Profis, das in drei unterschiedlichen Versionen und Preisklassen erhältlich ist ( Red, Karaoki, Dex). Je nach Fassung bietet es nativen Controllersupport für ausgewählte Geräte, dazu MIDI-Learn und Timecode-Unterstützung. Als Denon Club Pack ist HC-4500 mit von der Partie, als Timecode-Pack wird es mit Kontrollvinyl und -CDs ausgeliefert. Beim MIDI-Controller American Audio DP2 ist Dex-LE mit dabei. Auch die funktionsreduzierte Light-Version hat bereits viele nützliche Features unter der Haube. Dazu gehören zwei Decks mit Wellenformenanzeigen, Auto-BPM, ein Beatgrid, Loops, Hotcues oder Effekte. Der einzige „Skin“ orientiert sich im Oberflächendesign an der vorliegenden Steuerhardware, mit einem zentralen Mixer, der von den beiden Abspieleinheiten flankiert wird. Man braucht also nicht erst großartig umzudenken. Er liefert allerdings keinen Aufschluss über aktuelle Regelwerte. Die Wellenformen scrollen, ähnlich wie bei Serato Scratch live senkrecht über den Screen. Zur besseren Orientierung verhelfen ein vergrößerter Waveausschnitt und eine Gesamtübersicht. In der unteren Screenhälfte ist die Musikverwaltung mit dem Verzeichnisbaum arrangiert. Neben den voreingestellten Record-Cases (loadedsongs und waitlist) kann der Anwender virtuelle Plattenkisten packen. Die durchstöbert er bequem mit der internen Suchfunktion, die ihre ID3-Informationen aus dem Tag-Cache bezieht und in einer Datenbank ablegt. Jedes Musikstück landet beim ersten Aufruf automatisch im Index, bei jedem Neustart überprüft Dex die vorhandenen Einträge auf neue oder gelöschte Dateien. Tags und Verweise lassen sich auf Wunsch auch jederzeit über die Funktion BUILD TAG-CACHE manuell aktualisieren. Scan-Vorgänge laufen im Hintergrund ab, sodass der User während der Updates weiter mit der Software arbeiten kann. Was die Tag-Unterstützung in der Light-Fassung angeht, zeigt sich die Software von der sparsamen Seite, gerade mal 5 Tags stehen zur Verfügung und auch sonst sind individuelle Anpassungsmöglichkeiten eher spärlich gesät. LE halt. Das ist bei Traktor und VDJ nicht wirklich anders. Hier beschränken sich die Preferences aufs Audiorouting. Eine Aufnahmefunktion für die Mixsession suche ich leider vergebens. Die hätte ich mir aber definitiv gewünscht. Als kleines Trostpflaster spendieren die Hersteller einen Autopiloten, der die kontinuierliche Wiedergabe eines beliebigen Ordners, Cases oder einer Liste ermöglicht.
Cues, Loops und Sampler
Um eine Sprungmarke im Song zu platzieren, genügt es, während der Wiedergabe die Shift-Taste festzuhalten und einen der gewünschten Hotcuetaster zu betätigen. Soll ein Cuepunkt ersetzt werden, geschieht dies auf gleichem Weg. Sämtliche angelegten Markierungen werden in der Trackübersicht durch einen dünnen weißen Balken angezeigt. Informationen zur genauen zeitlichen Position, wie etwa bei Serato Scratch Live sind nicht dabei. Auch eine Quantisierung der Benutzereingaben findet nicht statt, egal ob Cue oder Schleife. Hardwareseitiges Autolooping ist nicht vorgesehen (dafür bedarf es eines Mausklicks in die Softwareoberfläche). DP2 gestattet lediglich manuelles Generieren. LOOP-IN setzt den Startpunkt, LOOP-OUT setzt den Endpunkt und aktiviert den Zyklus im gleichen Moment. Ein zweites Mal betätigt verlässt OUT den Zyklus, RELOOP reaktiviert. Über zwei Pfeiltasten halbiert oder verdoppelt der DJ einen Loop in seiner Länge. Die Spannweite reicht von 1/8 bis 16 Beats. Auch ein Sampler ist mit von der Partie. Er offeriert vier triggerbare Speicherbänke, die sich ausschließlich über die Loopfunktion befüllen lassen. SAVE TO + Samplepad (1-4) speichert den Soundschnipsel auf eben diese Taste, die Sampler-Features Matching, BPM, Volume-Meter und die Dreikanal-Klangregelung der einzelnen Slots sind per Maus zu bedienen. Summa summarum sind die hier genannten Features durchaus gelungen und die Bedienung über die Hardware ist über weite Teile recht intuitiv. Für tiefer greifende Softwarefeatures ist jedoch manchmal ein Griff zur Maus nötig. Im Mix mit einem zweiten Track werden DJs elektronischer Stilrichtungen eine Quantisierung der Hotcues und Loops, die ihnen oftmals als Live-Remix-Grundlage dienen, vermissen. Die Mehrzahl der Kollegen aus anderen Genres lässt dies indes unberührt.
Effekte
Dex-Effekte sind nicht ganz nahtlos auf die Hardware abgebildet, lassen sich aber über die Endlosencoder recht gut bedienen. Der User hat die Auswahl zwischen Flanger, Echo, Filter und Bitcrusher, die in maximal zwei Parametern über X/Y-Regler manipuliert werden können. Dazu kommt ein Reverser. Sollten mehr Effektattribute zur Verfügung stehen, können diese nur mit der Maus im Programmfenster angesprochen werden. Flanger und Filter klingen harmlos und ein wenig zu „digital“, das Echo ist etwas blechern und hat manchmal Timing-Probleme. In qualitativer Hinsicht bewegen sich Dex-FX eher auf einem soliden Einsteigerniveau. Und so hören sie sich an.
Für dich ausgesucht
Performance
Die Mixperformance ist unter dem Aspekt Allroundeinsatz als insgesamt gut zu bewerten. Auch wenn sich DP2 und Dex vielleicht gar nicht primär an House und Technodeejays wenden, so müssen sie sich doch vor Ort beatsynchroner Loop- und Effektbefeuerung stellen. Und das hat auch grundsätzlich funktioniert. Das Zusammenspiel mit der Beipack-Software könnte man als sehr stabil und durchaus effizient bezeichnen, für den Einsatz auf einem verwöhnten Elektro-Dancefloor fehlen mir aber definitiv 3-Band-EQ und eine hardwareseitige Steueroption des Aufholverstärkers. Die gibt’s erst mit dem kostenpflichtigen Update auf Dex, und dann auch nur per Doppelbelegung am Controller. Nun zum Beatmatching. Die automatische Tempo- und Taktsynchronisation erfordert eine vorausgegangene Berechnung der Musikbibliothek auf BPM und Beatgrid. Hat Dex die Songs analysiert, gelingt das computergestützte Beatmatching nur teilweise, oftmals hängt einer der Songs etwas hinterher und man muss per Hand nachregulieren. Das ist kein Beinbruch, denn mit dem Jogdials des DP2 oder seinen Bend-Tastern ist man zielsicher unterwegs. Trotzdem erwarte ich von einer Sync-Taste, dass sie ihre Arbeit zufriedenstellend erledigt. Eine korrekte Überlagerung der beiden Downbeats im Mix-Programm ist gefordert. Ich laste dies jedoch nicht der Hardware an, denn es handelt sich dabei um ein Softwarephänomen. Beim Cue- und Schleifen-Test stellt sich heraus, dass Loops und Hotstarts exakt an der Stelle platziert werden, wo der User die Interaktion ausgelöst hat. Das On-the-fly-Handling (setzen, speichern und Abrufen) geht bemerkenswert locker und ohne spürbare Verzögerungen vonstatten. Während der Testscratches sind weder Ruckler noch Glitches zu vernehmen, wenngleich die kleinen Jogdials nur für den partiellen Kratzeinsatz taugen und keinen CDJ oder Turntable-Vergleich standhalten können – und auch nicht müssen.
Update auf PCDJ-Dex
Wem es nach mehr kreativem Spielraum und Komfort dürstet: Das Dex-Update kostet 114 EURO. Mit der Vollversion hat der User nun die Möglichkeit, die Funktionsweise der Steuereinheit optimal an seine Arbeitsgewohnheiten anzupassen. Ihm stehen zudem Harddisk-Recording, unterschiedliche Skins, mehr Effekte (auch mit VST-Unterstützung), optionale Vinylkontrolle und multiple Soundkarten und Controllereinbindungen zur Verfügung. Die automatische Konfiguration von DP2 und Dex gelang jedoch nicht auf Anhieb anstandslos. Update 1.07228 sollte weiterhelfen und tat es auch. Alles prima, ich kann bis zu vier Decks und maximal 4 Effekte pro Seite einsetzen, muss aber noch ein paar kleinere persönliche Anpassungen vornehmen. Der MIDI-Editor erscheint mir auf den ersten Blick etwas umständlich, das legt sich aber recht schnell. Hat man die Vorgehensweise verinnerlicht, entpuppt sich der Editor als ein Mekka für den Frickelbruder, was die nachfolgenden Screenshots verdeutlichen sollen. Deejays, die sich für PCDJ-Dex interessieren, können die kostenlose Demoversion von der Herstellerwebsite laden und 14 Tage testen.
Der Apple-User
Auf dem Mac ist es grundsätzlich möglich, Dex über eine Bootcamp-Partition zu betreiben, die aber nicht jeder Apple-DJ installiert hat. Alternativ habe ich mir den DP2 im Einsatz mit Algorriddims Djay und Traktor Pro angesehen. Djay erkennt die Audioeinheit automatisch, richtet die Soundengine ein und bietet auch gleich die Konfiguration an. Diese geschieht auf manuellem Weg über den MIDI-Editor. Innerhalb einer Viertelstunde ist der Controller zum Großteil eingebunden. Nur die Jogdials sind nicht zu einem praxistauglichen Einsatz zu bewegen. Schade.
Der nächste Ausflug führt mich zu Traktor Pro. Das Probanden-Layout ist in hohem Maße Traktor-tauglich, die Effektabteilungen mit ihren integrierten Buttons sind gerade im Chained Mode sehr effektiv. Vier Tasten auf 12 Uhr (Sampler, Save und ungenutzte Konsorten) lassen zum Einschalten der Effekte am Kanal zweckentfremden. Mit Shift wechselt der DJ Effekt-Typen aus. Bei den Encodern ist es nötig, die FX-Selektion im relativen Modus auf den Typus 7Fh/01h zu stellen, wohingegen einzelne Parameter nur in der Einstellung 3Fh/41h sachgemäßen Dienst verrichten. Zudem sollte die Rotary-Beschleunigung erhöht werden, will man nicht zehn volle Umdrehungen zum Aufreißen eines Attributs einsetzen. Die Shift-Tasten ermöglichen es, auf Kanal drei und fünf zu funken, sodass es nicht unbedingt nötig ist, einen Software-Modifier anzulegen. Auch die Mixersektion kann auf drei und fünf kommunizieren. DP2 stellt einen adäquaten Vierdeck-Betreib unter Traktor sicher. Sehr schön. Für „Treckerfahrer“ ist eine gelungene Doppeldecker-tsi auf American-Audios Website erhältlich. Von Loopsteuerung über FX, Hotcues und Synchronisation ist alles zugegen, was es für eine Mixsession braucht.