PRAXIS
Unterstützte Formate
Die Player spielen ISO- und Joliet Audio-CDs, CD-Rs und MP3-CDs ab. Für das MP3-Format gelten je nach Codec-Spezifikation Abtastraten von 8 bis 48kHz und Bitraten zwischen 32 und 320 kbps. Die maximale Anzahl von Ordnern beträgt auf CD 255 (Stick 999), die maximale Anzahl Dateien in beiden Fällen 999. Für Multi-Session-Discs gilt: Wenn es sich bei der ersten Session um eine Audio-CD handelt, können ausschließlich Audio-CD-Titel wiedergeben werden, ist die erste Session im MP3-Format gebrannt, werden nur MP3s abgespielt. Freunden gepflegter Macintosh-Dateiformate möchte ich den HFS-Zahn gleich ziehen, denn der Test ergab, dass USB-Sticks dieses Formates nicht unterstützt werden. Gleiches gilt für NTFS-Festplatten. Datenträger müssen das FAT-Format (bis FAT32) vorweisen.
Bei den Zugriffszeiten von CD zeigt sich der Proband mit drei bis sechs Sekunden recht flott, beim MP3-Stick geht’s noch zügiger zur Sache. Für den reibungslosen CD-Betrieb empfiehlt American Audio, das Gerät nicht mit einem höheren Neigungswinkel als 15 Grad zu betreiben. Den Antischockpuffer gibt der Hersteller mit 20 Sekunden an, was sich mit dem Schütteltest deckt und durch einen Statusbalken unterhalb der Zeitanzeige verdeutlicht wird. Ein Fortschrittsbalken, der erkennen lässt, wann sich ein Titel dem Ende neigt, befindet sich direkt über der Laufzeit-Angabe.
Sound
Der Kopfhörerausgang ist einigermaßen laut und arbeitet ohne Zerren mit dem angeschlossenen AIAIAI-TMA1 zusammen. Das Signal vom Mikrofonweg kann in der Klangfarbe nicht weiter beeinflusst werden, da keine Equalizer zugegen sind. Es wird direkt dem Master zugemischt und ist nicht auf dem Kopfhörer wahrzunehmen. Talkover und Einschaltknopf fehlen gänzlich. Lediglich ein Lautstärkeregler ist vorhanden. Es heißt also unter Umständen, das Mikro bei jeder Ansage neu einzupegeln. – Nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Ausgangspegel des Encore 2000 ist ausreichend hoch, der Sound im Grunde druckvoll, allerdings empfinde ich das Grundrauschen als etwas hoch, was wir nachstehend einmal für euch festgehalten haben. Wenn man alle Equalizer auf Links-Anschlag gedreht hat, kann man dies bei einer leichten Drehung im Uhrzeigersinn bereits feststellen. In der Audiodatei fährt dann der Gain auf die vom Handbuch empfohlene Stellung vier hoch, danach noch einmal auf dreiviertel.
Bei Chart, Rock, Pop oder allgemein lauter produzierter Mucke ist ab 14 Uhr Gain das Rauschen nicht mehr so stark wahrzunehmen. Möchte man das Gerät allerdings zum Genuss leiser Töne (zum Beispiel in einem Chillout) einsetzen, sieht es schon anders aus. Für mich der größte Kritikpunkt beim Encore 2000. Auch das Monitoring mit einem Drehregler, der zwischen den beiden Kanälen blendet, ist nicht für jedermann ideal, lässt sich der Master so doch nicht abhören.
Was mir wiederum gut gefällt, ist das einsteigerfreundliche Layout. Statt mit Funktionen zu erschlagen, bietet American Audios Konsole einen schnell zugänglichen Arbeitsablauf. Jedoch hätten in meinen Augen zwei bis drei Brot- und Butter-FX, etwa ein Delay fürs Mikro oder ein Flanger für die Decks, bestimmt nicht geschadet. Punkten kann die Flexibilität, die sich aus dem freien und simultanen Zugriff auf die USB-Sticks und Festplatten ergibt sowie aus der Möglichkeit, im laufenden Betrieb zwischen MIDI/Software, Stick und CD umzuschalten. So kann der DJ während seiner Darbietung spontan agieren und ist mit dem zusätzlichen MP3-Anschluss gut aufgestellt, sollte der Brautvater aus dem fernen Guatemala einen Plattenwunsch auf seinem iPhone haben, der nicht im eigenen Portfolio dümpelt.
Jeder DJ, Ausnahmen bestätigen die Regel, braucht mal eine Pause. Encore 2000 verfügt über eine Relay-Play-Funktion, welche eine abwechselnde, gestaffelte Wiedergabe der beiden Player zulässt. Dies umfasst einzelne Titel oder ganze CDs. Zu beachten ist, dass man nicht versehentlich die Wiederholfunktion am Deck eingeschaltet hat, da diese vorrangig behandelt wird und sicherlich bei so manchem Zuhörer oder Tänzer Verwunderung auslösen könnte. Gegen versehentliches oder ungewolltes Bedienen, etwa durch Dritte während eines Toiletten- oder Thekenbesuches, lässt sich das Arbeitswerkzeug sperren.
Über das interne Menü, welches mittels „Time“-Button aufgerufen und dann über die Track-Buttons oder das Jogwheel gesteuert wird, kommt man in die Voreinstellungen. Hier gibt es einen Playlist-Editor mit Filtern für USB-Geräte, eine Einstellmöglichkeit für die Fadercurve des Crossfaders (0-50), die Sensibilität des Touch-Sensors oder die Beschleunigung beim Pitchbend sowie den MIDI-Kanal und den Energiesparmodus.
MIDI- und Softwarebetrieb
Um die MIDI-Funktion zu aktivieren, halte ich den Quellwahlschalter für drei Sekunden gedrückt und das Display signalisiert Betriebsbereitschaft durch Anzeige des aktuellen Channels des betreffenden Decks. In diesem Modus ist nahezu die gesamte Oberfläche des Players in der Lage, Control- und Notendaten (eine genaue Auflistung findet sich im Handbuch) an eine DJ-Software zu funken. Virtual-DJ liegt kostenlos in einer speziell angepassten LE-Fassung bei und möchte 43,6 MB Software auf meinen Apfel schaufeln, die ich ihm gern zugestehe – genauso wie die 2,8 Megabyte für den Hardware-Treiber. Nach einem Neustart ist beim ersten Aufruf die Eingabe einer Seriennummer erforderlich, eine Internetaktivierung, wie bei Traktor ist nicht nötig.
Für dich ausgesucht
Bei Virtual DJ LE handelt es sich um eine Zweideck-Variante mit ausgesuchten Features der Vollversion. Ein preisreduziertes Update auf diese Software ist für registrierte LE-Nutzer aktuell jederzeit möglich. Was die Ausstattung der Beipackfassung angeht, gibt es wenig Anlass zur Kritik. Vorhanden sind zwei Decks mit Wellenformanzeige, visuellen Mixhilfen, Loop und Sampler-Sektion, Effekten und ein Video-Panel zum Mixen von Clips. Der Datei-Browser verfügt über eine inkrementelle Suchfunktion mit Filtern. Titel lassen sich zudem auch per Webstream von Partner-Internetservern abspielen. Die Bedienung über den Controller entspricht im Groben den Funktionen an der Hardware, sodass auch Newbies schnell zurechtkommen werden. Mein Hauptkritikpunkt hier ist, dass man außer dem Routing des Audio-Interface (16 Bit/48 kHz) keinerlei Einstellmöglichkeiten in den Preferences hat. Wer mehr über Virtual DJ erfahren möchte, sei auf unseren ausführlichen Test verwiesen.
Selbstverständlich kann der Encore 2000 nicht nur mit VDJ arbeiten, sondern auch mit Traktor, Mixvibes und Konsorten. Timecodes stellen für ihn kein Hindernis dar, im Falle von Scratch Live und Traktor Scratch Pro sind natürlich die Dongle-Interfaces anzuschließen und der hintere Switch auf Deck zu stellen. Allerdings sehe ich dieses Einsatzszenario nur sekundär. In meinen Augen ist das primäre Missionsziel des Encore in der rollenden Disko zu finden, sowie auf Veranstaltungen aller Art, die keine Scratch- und Techno-Schlachten darstellen. Dazu gehören Hochzeiten, Konzerte, Promotion- und Firmenevents. Encore erspart einiges an Aufbauarbeit, ist schnell zusammengeräumt und leicht im Transport.
Auch der Partykeller ist eine adäquate Stätte, zumal das Gerät mit einem Straßenpreis von knapp 479 Euro auch Hobbyisten ansprechen könnte, die auf der Suche nach einer unkomplizierten Plug´n´Play-Lösung sind und das Modell weniger kostet als so manche Einzelkomponente. Hinterm Tresen oder in der Booth einer Kiezbar würde sich der Bursche sicherlich ebenfalls gut machen, denn er macht den Inhaber ziemlich flexibel. Inwieweit das Grundrauschen für den angestrebten Verwendungszweck tragbar ist, muss am Ende jeder selbst entscheiden, doch es könnte für manchen professionellen oder semiprofessionellen Anwender ein No-Go darstellen. Am besten ihr testet das Gerät bei Interesse erst einmal selbst an.
Frank sagt:
#1 - 15.01.2013 um 19:42 Uhr
Lieber Herr Westermeier, vielen Dank für diese ausführliche und gute Produktanalyse. Meine Frage: Haben Sie die Verkabelung von Scratch Live wie von Ihnen beschrieben einmal ausprobiert? Hat es so funktioniert? (Ich verstehe Ihre Beschreibung so: Aus dem 2. Master und dem Rec-Ausgang raus ins Interface, von dort zurück in die Inputs und dann kommt das Signal in die XLR-Ausgänge, Ansteuerung nicht via Midi, sondern über die Timecode-CDs?)
Was passiert dann, wenn ich eine "normale" Audio-CD abspielen will. Normalerweise läge dann ja das "Thrue"-Signal vom Interface auf einem Kanal am Mixer, um das Audio-CD-Signal durchs Interface zu schleusen. Oder wird das von der Encore 2000 direkt auf die XLR-Ausgänge geschickt? Dies wäre wichtig zu wissen, um entscheiden zu können, ob eine kombinierte Wiedergabe von Timecodes und Audio-CDs zu ermöglichen. Dies wäre in dem Fall mit Serato ja wichtig, falls die Encore 2000 via Midi nicht mit Serato "DJ", "Intro", "Itch" usw. kommuniziert. Hoffe, Sie können mir dazu noch eine Info schicken. Habe diesbezüglich auch schon ADJ angemailt, aber noch keine Antwort erhalten. Danke und Gruß Frank