Praxis
Zum Hörtest verbinde ich die ETR 1000 mit dem Kopfhörerausgang meines Traktor Kontrol Z2, der als Soundkarte für einen Rechner dient, auf dem Soundforge als Audioplayer-Software seinen Dienst verrichtet. Was direkt beim ersten Aufsetzen klar wird: Der ETR 1000 ist ein erstaunlich guter Stromverwerter und übertrumpft die drei Vergleichskopfhörer AIAIAI TMA-1, Audio-Technica ATH-Pro 500MK2 und AKG K-81 DJ bei gleicher Stromstärke um geschätzte drei bis vier Dezibel. Kurz zu den Vergleichskandidaten: Den AIAIAI TMA-1 ziehe ich regelmäßig als Referenz für die Bassabbildung heran, da er dort extrem stramm und voluminös zu Werke geht. Der ATH-Pro500 MK2 dagegen ist aufgrund seiner über den gesamten Frequenzbereich sehr ausgeglichenen Wiedergabe und einer sehr knackigen Darstellung der Transienten ein gutes Vergleichsobjekt. Den AKG K-81 habe ich als einen meiner (persönlichen) Favoriten in Bezug auf Klang, Pegelfestigkeit und Lautstärke im unteren Preissegment auserkoren.
Für dich ausgesucht
Als erstes Häppchen zur Kopfhörer-Verkostung wandert Anna Tarrastes frequenztechnisch sauber und breit ausproduzierter House-Track „Northern Wind“ durch die Wandler des Kontrol Z2. Und sofort springt dem Tester die Erkenntnis ins Ohr, dass sich American Audio offenbar redlich Mühe gegeben haben, ihren neuen Kopfhörer mit einer, nennen wir es mal eindrucksvollen Klangsignatur in Bezug auf die Bass- und Höhenwidergabe auszustatten. Denn der ETR 1000 gewittert im Tiefgeschoss derart motiviert herum, dass man meinen könnte, die Membran sei nicht für einen 40er-Treiber, sondern für ein 53-Modell ausgelegt. Doch gibt man hier richtig Schub, merkt man schon, dass irgendwann die physikalischen Grenzen erreicht sind und die Bassabbildung unsauber wird. Ein nicht minder großes Engagement zeigen die Kopfhörer im Hochtonbereich. Dieser hat es allerdings sehr schwer, sich gegen das Wüten im Bassbereich durchzusetzen. Und noch ein Frequenzareal wird hier einfach überfahren, nämlich die armen Mitten.
Den Klangeindruck in diesem Bereich könnte man vage mit dem Attribut „nebulös“ beschreiben. Die Kopfhörer geben sich nämlich äußerst wenig Mühe, hier die relevanten Frequenzen herauszuarbeiten, beispielsweise Snare-Drums, Flächen, Vocals. Alles, was im Mittenbereich seine prominenten Frequenzen hat, wirkt seltsam kraftlos und verschwommen.
Natürlich genießt jeder Hersteller die Freiheit, seinen Kopfhörern eine eigenständige Sound-Charakteristik mit auf den Weg zu geben. Aber American Audio haben es meiner Meinung hier deutlich übertrieben. Für mich agieren die Kopfhörer ganz hart an der Grenze meines persönlichen Toleranzbereichs. Dem Bereich also, wo ich noch den Standpunkt vertreten kann: „Ja, das ist eben die Charakteristik dieses Kopfhörers”. Oder um es anders zu sagen: Wären die ETR 1000 B und R die einzigen Kopfhörer auf dieser Welt, dann müsste (und würde) man das wohl als „anders lässt sich das für diesen Preis nicht machen“ hinnehmen. Wenn ich aber stattdessen einen ähnlich bepreisten AKG K81 DJ aufsetze und auf diesem das gesamte klangliche Mittelfeld vollzählig antritt, dann liefert das den eindrucksvollen Beweis, dass man auch für kleines Geld nicht zwangsläufig einen Badewannen-Sound bekommen muss.
Nun ist die Welt bekanntlich groß und die Geschmäcker entsprechend verschieden. Ich möchte also nicht ausschließen, dass es da draußen mit Sicherheit auch den einen oder anderen DJ geben wird, der die Basslastigkeit des ETR 1000 als goldrichtig für seine persönliche Hörpräferenz empfindet. Ich persönlich stehe allerdings auf dem verbreiteten Standpunkt, dass ein DJ-Kopfhörer grundsätzlich (und dabei bin ich kleinen „Tunings“ seitens des Herstellers gegenüber durchaus aufgeschlossen) den Versuch unternehmen sollte, eine möglichst neutrale, sachliche Darstellung des akustischen Geschehens zu liefern und keine Soundinszenierung.