American Audio Flex 100 MP3 Test

DETAILS

Auspacken
American Audio bedrucken ihre Kartons bekanntermaßen gerne in marktschreierischer Optik,  und der Flex 100 MP3 macht da keine Ausnahme: Vom dünnbrühigen Slogan „DJ gear from a company you can trust!“, über die Abbildung einer bedenklich unausgeschlafen dreinblickenden DJane, bis hin zur durchaus nützlichen Auflistung der Features, wurde hier jeder freie Quadratzentimeter bedruckt. Die Verpackung enthält neben dem Player selbst, eine nur in englisch verfasste Bedienungsanleitung, ein Stereo-Cinch-, ein Netz- und ein Miniklinkenkabel.

Fotostrecke: 3 Bilder Horst Schlu00e4mmer wu00fcrde in Anbetracht dieser Informationsfu00fclle wohl sagen: Weisse Bescheid, Liebelein

Äußerlichkeiten
Die 2,6 Kilo des Flex 100 MP3 lassen sich zur Not auch einhändig aus der Verpackung wuchten. Kein Wunder, denn das Gerät ist komplett aus Kunststoff gefertigt – nicht verwunderlich also, dass das Schwerste an der Maschine die Platine mit der Steuerelektronik ist. Ein erster Haptiktest der Bedienelemente hinterlässt dabei einen erstaunlich guten Eindruck: Natürlich hat man hier keinen Toledo-Stahl unter den Fingern, aber ansonsten sitzt hier alles sauber an seinem Platz. Das Jogwheel dreht sich leicht, geräuschlos und ohne Spiel auf seiner Achse, und besonders die Taster geben bei Betätigung ein eindeutig sattes Klicken von sich, das mit den Fingerspitzen fühlbar ist. Ein derartig gutes taktiles Schalt-Feedback sollte man im Clubbetrieb nicht unterschätzen, denn wenn die Lautstärke an der 110 dB-Grenze agiert, ist der Hörsinn für Feinheiten wie das leise Klicken von Micro-Switches nicht mehr empfänglich und es bleiben nur noch der der Tastsinn und das visuelle Feedback, um Schaltvorgänge wahrzunehmen. Auch verfügen die Gummi-Buttons über einen exzellenten Grip, den man sich allerdings mit einer fast schon magnetischen Fussel-Anziehungskraft erkauft: Hier bleibt nahezu alles hängen, was nicht laufen kann und kleiner als ein Kaninchen ist

So angenehm sich die Taster auch bedienen lassen – Fussel werden von ihnen magisch angezogen

Der visuelle Kontrollgang über die Bedienoberfläche zeigt ein aufgeräumtes Bild: Links residiert die Play/Pause-Sektion, in der Mitte das Display nebst Effekt- und Cue-Sektion, rechts der Pitch-Fader und die Bend-Taster. Im Kontext zu den durchaus stattlichen Abmessungen von ungefähr 25 Zentimetern in der Breite und 35 in der Tiefe wirkt das Display des Gerätes proportional ein bisschen klein. Dank einer guten Ablesbarkeit ist es nichtsdestoweniger eine hilfreiche Informationsquelle für viele Abspiel-relevante Parameter, wie verbleibende Trackdauer, Titel, BPM- und Pitch-Wert, wobei die unterste Zeile sogar mit einer achtstelligen, alphanumerischen Darstellung aufwarten kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Je nach Betrachtungswinkel changiert der Displaykontrast. Von der Seite ist er natu00fcrlich nicht so gutu2026

Optisch auffällig ist am Flex 100 MP3 dann eigentlich nur die konzentrische Mulde, die rund um das Jogwheel in das Plastik gegossen wurde – ob der Designer an Wasser- oder Schallwellen gedacht hat, überlasse ich der freien Interpretation des kunstverständigen Lesers – eine erkennbare Funktion hat sie jedenfalls nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Von vorne: Das Standard 3,5-Zoll CD-Laufwerk

Interessant ist, dass sämtliche Bedienelemente bis auf den Auswurf-Taster, oberhalb des Jogwheels angebracht sind: Eine Eigenheit, die ich aktuell von keinem anderen Hersteller kenne. Bei Battle-Mischern ist das Freihalten des Areals rund um den Crossfader bekanntlich eine gute Praxis, ob das auch bei einem CD-Player Sinn macht, erörtere ich gleich im Praxisteil.
Anschlüsse
Ich schaue auf die Rückseite und sehe die für einen Player in dieser Klasse typischen Anschlüsse: Stereo-und Digital-Out, Relay-Start, der versenkte Power-Schalter nebst Stromanschluss. Die Relay-Start-Buchse bietet im Verbund zweier Flex 100 MP3 über einen American Audio „Q“-Deck-Mixer laut Handbuch noch eine zusätzliche „Flip-Flop“-Funktion. Damit soll es möglich sein, dass beide Player automatisch und abwechselnd wahlweise einzelne Stücke oder ganze CDs wiedergeben. Da uns für den Test nur ein einzelnes Laufwerk zur Verfügung stand, konnte ich diese Funktion allerdings nicht testen.

Stereo-und Digital-Out, Relay-Start, der versenkte Power Taster nebst Stromanschluss

Transport-/Hot Cue-Sektion
Die Trackauswahl und Navigation in Ordnerstrukturen erledigt man am Flex 100 MP3 über zwei gerasterte Push-Encoder. Das linke dient der Trackauswahl, das rechte dem Durchscrollen von Ordnerhierarchien. Dabei zeigt der Player selbstständig nur Ordner an, die MP3-Dateien enthalten – leere oder mit unlesbaren Daten befüllte Ordner werden ausgeblendet. Gut! In Bezug auf Datenformate verleiht der Flex 100 MP3 seinem Namen eine zweifelhafte Ehre und verleibt sich neben den gängigen Audio-CDs „nur“ MP3-komprimierte Audiofiles ein – unkomprimierte Wav-Dateien und alle anderen Formate ignoriert er schlichtweg.
Darunter schmiegen sich die Track-Search-Taster zum schnellen Durchsuchen von Stücken. Selbigem wurde allerdings eine – für meinen Geschmack – etwas kurze Vorhördauer spendiert: Die Previews der gerade durchfahrenen Frames hätten hier gerne ein bis zwei Millisekunden länger sein dürfen, denn so kurz wie sie aktuell sind, lassen sich die unterschiedlichen Segmente eines Tracks beim schnellen Durchfahren, kaum identifizieren. Darauf folgt die Loop-Sektion mit dem Tasten-Trio In, Out und Reloop. Die Steuerung profitiert an dieser Stelle von dem guten Tastpunkt der Microswitches, und Loops lassen sich entsprechend sicher und präzise abfeuern. Auch das darunterliegende Gespann aus Cue und Play/Pause wechselt mit einem präzisen Klick den Betriebszustand. Versetzt man den Flex 100 MP3 dann in den Cue- oder Pause-Modus, ist auch das Frame-genaue Navigieren mit dem Jogwheel möglich.

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Scratch Search und Cue Start Frame Search und Cue Start

Direkt über dem Jogwheel reihen sich vier Hotcue-Buttons nebst Memory- und Cue/Play-Taster. Die Bedienung ist schnell erklärt: Einen Cue-Punkt anfahren, den M-Taster zum Speichern drücken und anschließend die entsprechende Nummer wählen – fertig. Cue-Play bewirkt entsprechend den direkten Wechsel in den Abspielmodus beim Drücken eines Cue-Punktes. Möchte man, dass sich der Flex 100 MP3 die so definierten Startmarker auch nach dem Ausschalten merkt, drückt man den Memory-Taster für drei Sekunden. Insgesamt hat das Flash-Rom ein Erinnerungsvermögen von 2000 Cue-Punkten (500 x 4), die automatisch wieder aufgerufen werden können. Nach rechts findet die Sektion ihren Abschluss durch die Taster Time und Single/Continuous. Time schaltet erwartungsgemäß zwischen der Anzeige von verstrichener und verbleibender Zeit und Gesamtdauer der CD um. Single/Continuous sagt dem Laufwerk, ob es nur einzelne Stücke oder die gesamte CD oder Ordner abspielen soll. Hält man den Taster gedrückt, lässt sich auch das automatische Setzen von Start-Cues (Auto-Cue) abschalten, was leider auf der Bedienoberfläche nicht dokumentiert ist.

Hotcues und Effektsektion in Feuerbereitschaft

Pitch/Tempo
Die östliche Hälfte des Flex 100 MP3 widmet sich weitgehend den Themen Pitch und Tempo. Rechts neben dem Display bestimmt man über einen Taster, in welchem Pitch-Bereich man arbeiten möchte (+/-4%, +/-8%, +/-16% und +/-100%). Die selektierte Range wird dabei durch einen Leuchtpunkt visualisiert. Beim Einsatz selbstgebrannter MP3-CDs endet der maximale Pitch-Bereich allerdings bei +/-16%. Der darunter befindliche BPM-Taster aktiviert den recht unentschlossenen Auto-BPM-Counter. Ist man mit dessen Schätzung unzufrieden, lässt sich mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelten Tap-Taster die Schlagzahl auch manuell vorgeben. Ein Stück weiter in Richtung des rechten Gehäuserands residieren die Taster Tempo Lock und Pitch On/Off. Mit letzterem lässt sich die gesamte Temposteuerung an- und ausschalten. Ersterer legt fest, ob Geschwindigkeitsänderungen unter Beibehaltung der Tonhöhe erfolgen sollen oder nicht. Südlich davon schließt der 100mm Pitch-Fader an, der mit einer sehr dezenten Mittenrasterung ausgestattet ist. Der Fader vermittelt mit seiner Haptik zwar nicht den souveränsten Eindruck, dennoch lassen sich mit ihm auch im 16%-Bereich noch 0,1%-genaue Pitch-Werte treffsicher anfahren. Die Sektion endet im Süden mit zwei Pitchbend-Buttons, die die Audiowiedergabe kurzzeitig beschleunigen oder abbremsen.

Effekt-, Hot-Cue und Pitch-Sektion
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Pitch erst plus 4 dann minus 4 mit Pitch-Lock Pitch erst plus 4 dann minus 4 ohne Pitch-Lock Pitch erst plus 8 dann minus 8 mit Pitch-Lock Pitch erst plus 8 dann minus 8 ohne Pitch-Lock Pitch erst plus 16 dann minus 16 mit Pitch-Lock Pitch erst plus 16 dann minus 16 ohne Pitch-Lock

Effekte
Die Effektsektion des Flex 100 MP3 umfasst vier Klassiker (Echo, Flanger, Filter, Brake), wobei der Scratch-Modus des Jogwheels hier vom Hersteller noch dazu gerechnet wird, weshalb American Audio hier auf die Zahl Fünf kommt. Im engeren Sinne könnte man den Abbrems-/Anlauf-Effekt (Brake), genauso wie den Scratch-Modus eher den Wiedergabe-Funktionen zurechnen, aber überlassen wir das Erbsenzählen unserem Aschenputtel und hören uns an, wie die Algorithmen klingen. Aktiviert werden die Effektprogramme durch Drücken des zugehörigen Tasters. Pro Effekt lassen sich dann zwei Parameter über das Jogwheel steuern. Je nach Programm können dies beispielsweise Dauer und Wiederholungsrate (Delay), Frequenz und LFO-Geschwindigkeit (Filter) oder Anlauf-/Abbrems-Geschwindigkeit (Brake) sein. Das Display zeigt die entsprechenden Werte leider nur mit kryptischer X/Y-Beschriftung an und auch das Handbuch schweigt sich über die Funktion aus – hier hilft dann nur hörender Weise auszutesten, was die Parameter jeweils machen. Praktisches Detail ist der Hold-Taster welcher bei Aktivierung bewirkt, dass die Parameterwerte des jeweils gewählten Programms auch beim Umschalten beibehalten werden.

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Echo und Flanger Filter und Brake

Alle Programme machen das, was ihrer Beschriftung entspricht, wobei ich den Klangcharakter insgesamt als recht dezent empfinde. Das ist für einen Player in der Einsteigerklasse grundsätzlich nicht verkehrt, denn im Zweifel vergeigt man es sich als DJ beim Publikum mehr dadurch, dass man eine ohrenbetäubende Resonanzfrequenz ungezähmt durch den Raum jagt, als wenn ein Effekt sehr subtil vor sich hin wabert. Das Gefühl wirklicher „Kontrolle“ über die Effektparameter stellt sich aber auch nach einigem Training nicht ein, denn letztlich lässt sich über dass Jogwheel ja immer nur ein einziger Parameter manipulieren und eine Vorhörfunktion fehlt gänzlich, so dass man entsprechend nie weiß, an welcher Stelle man den Klangverbieger gerade aktiviert. Und damit kämen wir dann auch schon zur Praxis…

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