Praxis
Losgespielt
Zuerst der Schütteltest. Egal wie stark ich ihn gerüttelt habe, den stark vibrationsresistenten Player hat dies nicht gekümmert. So ist das ohne optisches Laufwerk.
Scratch and Nudge and Rock´n Roll
Das SBV (Schubs-Brems-Verhalten) eines Plattenspielers mit einem Jogwheel zu emulieren, ist allein schon aufgrund der fehlenden Eigenrotation des Wheels und der unterschiedlichen Maße und Übersetzung eine schwierige Angelegenheit. In diesem Fall ist der Teller vergleichsweise groß und verfügt über eine Aufhängung, die ein sehr sanftes Gleiten zulässt und eine sehr präzise Steuerung des Audiomaterials ermöglicht. Gerade beim Schubsen und Bremsen hatte ich dadurch das Gefühl, jederzeit Herr des Mixes zu sein. Auch in der vermeintlichen Königs-Disziplin Scratchen legt der SD/USB-Player ein praxistaugliches Verhalten an den Tag. Er springt ohne merkliche Latenz an und wird meinen Ansprüchen als Gelegenheits-Kratzer definitiv gerecht. Insgesamt bin ich der Meinung, dass American Audios Controller hier durchaus nah ans Turntable-Feeling herankommt.
Schleifenbinden ist nicht schwer
Radius 2000 unterstützt zwei Arten von Loops. In der klassischen, rein manuellen Ausführung wird über den Loop-In-Taster der Startpunkt on-the-fly eingegeben. OUT legt den Endpunkt der Schleife fest, die bei Betätigung unverzüglich abgespielt wird.
SMART-LOOP hingegen ist eine Variante, bei der nur die Einsprungsmarke gesetzt wird. Die Schleife wird nach einem bereits zuvor festgelegten Intervall ( 1/4 bis 4/1 Beats) automatisch angelegt und abgespielt und lässt sich während des Abspielvorgangs in ihrer Länge teilen oder doppeln.
Effekte
Nicht jeder DJ legt mit einem externen Effektgerät oder Kaosspad auf oder besitzt ein Mischpult mit eingebauter Effektsektion, daher bringt der kleine Schwarze sieben eigene DSP-Effekte mit, die zum Standard-Programm eines Tabletops gehören (allerdings selten in dieser Preisklasse). Sie klingen zum Teil etwas blechern, insgesamt aber akzeptabel. Sämtliche Effekte werden automatisch zum Takt synchronisiert und lassen sich in ihrer Geschwindigkeit beatgerecht in sechs Stufen von 1/4 bis 4/1 anpassen. Wer der Performance eine persönlichere Note verpassen will, kann die Parameter TIME und RATIO manuell beeinflussen. American Audios Maschine hat Filter, Echo, Phase, Flanger, Pan und Trans an Bord. Und so hören sie sich an:
Für dich ausgesucht
Eine Anmerkung über das Zusammenwirken mit Schleifen ist an dieser Stelle nötig. Die Effekte verfügen zwar genau wie die Loops über eine automatische Synchronisation, diese ist jedoch nicht unabhängig von den Loops. Wird also während eines laufenden Loops ein Effekt getriggert und dessen Timing verdoppelt oder halbiert, so verändert sich auch die Looplänge entsprechend.
Jump around
Um bestimmte Stellen im Song schneller anspringen zu können, besitzen viele Audioplayer Taster, denen sich Zeitpunkte zuweisen und bei Bedarf wieder abrufen lassen. Beim Radius können anstelle von Sprungmarken auch Samples von maximal 5,5 s Länge gespeichert werden. Unser Testkandidat besitzt dafür vier sogenannte Flash-Start-Buttons. Sein interner Speicher gibt selbst dann noch Zugriff auf die Cuepunkte, wenn der Datenträger versehentlich entfernt wurde.
Nach erneutem Einsetzen muss dazu lediglich die Funktion RECALL ausgelöst werden. Der Praxistest bestätigte dies. Laut Herstellerangaben speichert Radius 2000 diese Daten bis zu fünf Jahre redundant. Insgesamt können 1500 Cuepoints angelegt werden, allerdings maximal vier pro Ordner. Das ist, finde ich, zu wenig und umständlich. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust für jeden Song einen eigenen Ordner anzulegen, um die benötigten Cue-Punkte parat zu haben. Zudem werden die Daten intern gespeichert und sind daher nicht zwischen zwei Geräten austauschbar.
Beats per Minute
Um die BPM-Erkennung einzuschätzen, habe ich in vier rhythmisch unterschiedlichen Musikrichtungen jeweils einen Ordner mit zehn repräsentativen Tracks zunächst von zwei verschiedenen Computerprogrammen analysieren lassen, ihre Pseudonyme seien „Hirsch A“ und „Hirsch B“. Danach wurden die Songs einzeln in den Radius 2000 geladen und die Resultate notiert. Radius brauchte manchmal einige, noch erträgliche, Sekunden zur Berechnung, denn er war sich, insbesondere bei gebrochenem Beat, nicht sofort über das Tempo im Klaren. Die nachfolgenden Tabellen geben einen genaueren Aufschluss über die BPM-Erkennung, Abweichungen können hierbei schon mal rundungsbedingt sein. Unterschiede von mehr als zwei BPM sind farblich gekennzeichnet, müssen aber nicht zulasten des Radius gehen.
Download BPM-Erkennung.pdf
Insgesamt schlägt sich die Beat-Erkennung unseres Testmusters recht wacker. Sind die Rhythmen straight-forward, ist die Trefferquote prima. Dort, wo sich die computergestützten Algorithmen uneinig sind, hat auch Radius seine Probleme. Dazu eine Anmerkung: In den weniger elektronischen Genres haben die BPM keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle, da normalerweise nicht so oft beatsynchron gemixt wird.
MIDI
Radius 2000 lässt sich als MIDI-Controller einsetzen und bietet so die Möglichkeit, nahezu jede lernfähige DJ-Software hardwareseitig zu bedienen ( z.B. Deckadance, Mixvibes oder Traktor). American Audios Steuer-Konsole besitzt ausreichend Knöpfe und Regler, das könnte für eine Menge Spaß sorgen. Für SSL, Traktor und VDJ sind bereits Templates auf der Website vorhanden. Für die anderen Programme bietet AA bisher noch keine Mappings an. Ich entschied mich für das Traktor Setup. Zunächst schaltete ich American Audios Player per Knopfdruck in den MIDI-Modus. Danach lud ich die Datei radius.tsi über Traktors Import-Funktion. Soweit, so gut. Einzig die Umsetzung hielt ich zunächst für einen schlechten Scherz. Ein Blick ins Controller-Setup zeigte jedoch, dass es keiner war. Es funktionierte lediglich die Abspieltaste mit Scratch, Nudge und Browse, kein Pitch, keine Loops, keine Effekte, kein Cueing – null.
Für alle leidgeplagten Radianten gibt’s hier ein Traktor-MIDI-File.
Das Mapping steht hier als PDF zum Download bereit.
Medien
Leider war die Formatprobe nur von Teilerfolgen gekrönt. Im externen Kartenleser lief zwar die SD-Karte sofort, Mini-SD und MMC wurden jedoch komplett ignoriert. Auch bei den angeschlossenen MP3-Playern zeigte sich Radius wählerisch. Mein Test mit Philips HDD120 und Creative Zen-Stone verlief positiv, Sigmatek und DNT wurden nicht erkannt, obgleich sie Drag`n` Drop Player sind. Bei den Apple-Playern verlief der Versuch wie erwartet. Die Tracks vom IPOD VIDEO wurden zwar erkannt, allerdings mit den typischen kryptischen Dateiendungen und durcheinander gewürfelten Ordnerstrukturen, die eine sinnvolle Verwendung unmöglich machen. IPOD-Touch und NANO liefen nicht. Die vom Hersteller aufgeführten unterstützten Formate liefen allesamt, von einem Media-Player könnte man, finde ich, doch ein wenig mehr erwarten.