Praxis
Master-Tempo
Damit sich die Stimmen beim Pitchen nicht anhören wie Alvin von den Chipmunks oder du-weisst-schon-wer nach zauberintensiver durchzechter Nacht, hat SDJ eine Master-Tempo-Funktion implementiert. Sie friert die Tonhöhe bei Null-Prozent Pitchwert ein und interpoliert bei Tempowechseln in den Zwischenbereichen. Der Testkandidat liefert hier ein recht ordentliches Ergebnis ab. Bis zu zwei Prozent konnte ich keine nennenswerten Artefakte vernehmen, bei allem was darüber hinausgeht, allerdings schon. Das ist nicht nur in dieser Preisklasse durchaus üblich.
Rütteltest
Digitale Tonhöhen-Artefakte sind eine Sache, unüberhörbare Aussetzer während des Abspielvorgangs eine andere. Diese sind nicht zwangsläufig auf das Unvermögen des DJs zurückzuführen. Sie können auch hardware- oder umgebungsbedingter Natur sein. Normale Bassvibrationen am Tisch hatten keinerlei Auswirkungen auf die Musikwiedergabe. Nimmt man SDJ1 in die Hände und wackelt ein wenig, macht ihm das ebenfalls nichts aus. Erst heftigste Schütteleinlagen sorgten dafür, dass der Autor, nicht jedoch der Player nachgab. Prima. Genau das Richtige für ´ne Love-Parade über´n Rübenacker.
BPM-Analyse und Beatmatching
Da technoide Weggefährten zum Großteil durchgängige 4/4 Beats in ihren Sets haben, sind sie nicht so stark von fehlerhaften Tempoanalysen der Hardware betroffen, wie Kollegen, die sich komplexeren Rhythmen verschrieben haben. Der Beatcounter benötigt circa drei Sekunden für einen ersten Näherungswert. Dieser kann sich während der Abspielphase durchaus noch ändern. Falls das errechnete Tempo partout nicht mit der tatsächlichen Geschwindigkeit des Songs übereinstimmt, überschreibt TAP bei mehrfachen Tastenhieben im Takt die automatisch gesetzte Größe gegen einen Wert aus, der sich aus der manuellen Eingabe ergibt.
Optische Mixhilfen sucht man beim SDJ1 vergebens. Es gibt keine Phasenmeter, Gleichlaufindikatoren oder ähnliche Tools. Stattdessen begnügt sich der DJ mit der internen Tempobeurteilung und verlässt sich beim Mixen auf das eigene Gehör. Wie genau die Kalkulation im Vergleich zu computergestützten Berechnungen arbeitet, soll die nachfolgende Tabelle aufzeigen. Algoriddim DJAY, Native Instruments Traktor und American Audio SDJ1 untersuchen 6 Tracks. Der erste Wert in der Spalte von SDJ stammt aus der Analyse ohne daß der Player den Song abgespielt hat, den zweiten Wert ermittelte der Player nach 2 Minuten Laufzeit.
|
AA-SDJ1 |
DJAY |
NI-Traktor Pro |
Track 1 |
123,9 / 124,2 |
124 |
124 |
Track 2 |
100,5 / 124,5 |
62 |
124 |
Track 3 |
122,7 / 123,1 |
123 |
122,98 |
Track 4 |
126 / 126,1 |
126 |
126,14 |
Track 5 |
128,1 / 127,6 |
127 |
127 |
Track 6 |
124,5 / 126,6 |
126 |
125,98 |
Loops und Cues
Im Auslieferungszustand ist die Autocue-Funktion standardmäßig aktiviert. Sie setzt automatisch einen Marker zu Beginn des ersten Tracks der SD-Card. Bei Auswahl eines anderen Songs dann auf diesen. SGL/CTN für zwei Sekunden gedrückt schaltet Autocue aus. CUE springt zunächst immer zurück an den Startpunkt. Um eine neue Markierung anzulegen, reicht es, während des Abspielvorganges die IN-Taste zu betätigen. Sie setzt gleichermaßen On-the-fly einen Cuepoint und den Einsprungspunkt für einen potentiellen Loop. Drückt der DJ nun OUT, entsteht ein nahtloser Audiozyklus. Diese Schleife ist nicht zeitlich limitiert. Daher ist es sogar möglich, wenn auch praxisfern, einen ganzen Song als Loop zu definieren. Betätigt er OUT ein zweites Mal, setzt die Musikwiedergabe normal fort. RELOOP reaktiviert den Zyklus erneut. Während einer Schleifenwiedergabe erzeugt mehrfaches Triggern von IN einen Stottereffekt. Hat der DJ die anvisierte Sprungmarke nicht genau getroffen, plaziert er das virtuelle Lesezeichen mit dem Jogdial. Dazu navigiert er im Pausenmodus framegenau zu einer geeigneten Position. Ist diese gefunden, genügt es, den Abspielvorgang von dieser Markierung zu starten. Eine Funktion zum Halbieren oder Verdoppeln der Loop-Längen konnte ich nicht finden.
Setup
Der Setup-Modus liefert unter anderem Informationen zur aktuellen Firmware und aktiviert Flip-Flop-Modus (RELAY ON/OFF). Im Flip-Flop-Modus spielen die Decks abwechselnd je einen Song. So können sie die Aufwärmphase im Club, die Zeit während des Bühnenaufbaus, oder gar die komplett autonome Beschallung einer Bar- oder eines Gastronomiebetriebes gewährleisten. Der interne Flash-Speicher fasst genau eine Audiodatei von vier Minuten Länge und wird im Setup-Modus aufgespielt.