Praxis
Wie bereits erwähnt, ist der Ampeg BA-112 V2 für einen Combo seiner Größe und Leistungsklasse mit 19 Kilo nicht gerade leicht geraten. Schuld daran ist die verbaute Hardware wie der konventionelle Lautsprecher, das Stahlchassis des Verstärkers und die stabile Gehäusekonstruktion. Obwohl ich den Amp eher in die “Übungs- und Probenklasse” einsortiere, verfügt er durchaus über solide Road-Robustheit, auch wenn er und seine Artgenossen in ihrem Leben normalerweise wenig Straße, dafür aber um so mehr Wohnzimmer und Proberaum erleben.
Wirklich nützlich und praxisorientiert finde ich die Möglichkeit, den BA-112 VA als Wedge zu platzieren – ein riesiger Vorteil gegenüber anderen Combos. Man muss sich nicht irgendwelche abenteuerlichen Anwinkelkonstruktionen überlegen, die nicht selten als wackelige Angelegenheiten enden. Außerdem verlieren Combos beim gewinkelten Aufstellen auf einer dünnen Gehäusekante schnell an Substanz im Tiefbassbereich. Nicht so beim BA-112 V2. Ob im Proberaum, auf enger Bühne oder einfach nur zu Hause im Kämmerlein liegend vor dem Stuhl platziert, der Amp strahlt immer direkt ins Ohr – neben dem Sound sicherlich der größte Pluspunkt dieses Verstärkers.
Allerdings muss ich an dieser Stelle auch zu einem Problem kommen, das ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann. Wenn ich einen Verstärker konstruiere, der vornehmlich in Situationen Verwendung finden soll, in denen es weniger um finale Lautstärke geht, sollte man das Maß an Nebengeräuschen möglichst gering halten. Schaltet man den BA-112 V2 an, vernimmt man als erstes Begrüßungsgeräusch einen deutlichen Einschaltknack. Dieser wird umgehend vom Rauschen des startenden, integrierten Lüfters beantwortet, der so manchen Staubsauger in Sachen Geräuschniveau in den Schatten stellt. Die Kritik an lauten Lüftern ist Ampeg seit Jahren bekannt und angesichts der normalerweise präsentierten Leistungen zwischen 300 und 1800 Watt konnte man immer Milde walten lassen. Einen Lüfter in einen kleinen Combo zu bauen ist diskussionswürdig, aber wenn man dies schon tut, dann sollte er seine Arbeit so leise wie möglich und möglichst temperaturabhängig ausführen. Hier ist Ampeg definitiv das Maß an Relation zwischen Nutzen und Wirkung entglitten. Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, und das ist insbesondere deswegen schade, weil der Verstärker ansonsten einen tollen Eindruck macht und in seiner Preisklasse wirklich auch viel Sound bietet. Imponiert hat mir dagegen der „Scrambler”-Schaltkreis, der in der Tat den klassischen SVT Growl beeindruckend in dieses kleine Kistchen zaubert – man kann die Augen schließen und von großen Bühnen träumen. Das bezieht sich sowohl auf den Einsatz einer dezenten Sättigung als auch auf extreme Verzerrsounds. Dadurch, dass man mittels Drive-Regler den Zerrgrad festlegt und mittels Blend-Regler dann erst bestimmt, wie viel vom Effektsignal dem trockenen Direktsignal beigemischt wird, behält man stets einen sehr definierten Sound. Betätigt man dann noch zusätzlich den Ultra Lo Schalter, dann ist das Ampeg-Feeling perfekt und es ist beeindruckend, wie viel Tiefbass der BA-112 V2 trotz des kleinen Gehäuses abstrahlt. Natürlich kommt man mit 75 Watt und einem einzigen Speaker nicht an die Wonnen opulenter Türme heran, aber das erwarte ich auch nicht. Die Leistung dürfte gerade noch ausreichen, um neben einem dezenten Drumset zu bestehen.
Einen Hochtöner vermisse ich überhaupt nicht. Höhen sind absolut ausreichend vertreten, und sobald man den Ultra Hi Schalter betätigt, schon nahezu im Übermaß vorhanden. Allerdings knacken sowohl Ultra Hi wie Ultra Lo Schalter sehr laut beim Betätigen, ein Manko, mit dem man allerdings im Gegensatz zum lauten Lüfter leben kann.
Es folgt eine Auswahl an Beispielen, jeweils mit und ohne Scrambler-Schaltung:
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Interessant ist auch, wie der BA-112 V2 ein eingespieltes Signal über den Aux-Eingang wiedergibt. Dazu habe ich eine Percussion-App aus einem Tablet-PC eingespielt und einfach dazu gejammt, so wie es einer Wohnzimmer-Übesituation entsprechen könnte. Die Audiobeispiele geben also exakt das wieder, was man in der Übungssituation hört, wenn man eine externe Signalquelle einschleift. Das funktioniert sehr gut und fürs Üben erfüllt der Aux-Weg durchaus seinen Zweck. Die Anpassung an die Ausgangslautstärke üblicher mp3-Player ist gelungen, sodass eine ausgeglichene Balance zwischen Basslautstärke und Playback kein Problem sein sollte.
Yacine Khorchi sagt:
#1 - 09.06.2021 um 15:38 Uhr
asfasfa