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Ampeg Dan Armstrong AMG100CH Test

Details

Konstruktion
Das Original verschaffte sich mit seinem durchsichtigen Plexiglaskorpus den Ruf einer perfekten Showgitarre. Vor allem die angesagten Rockmusiker der späten sechziger Jahre liebten sie heiß und innig, aber ein Massenerfolg blieb ihr trotzdem verwehrt. Das hohe Gewicht und der saftige Preis ließen die Dan Armstrong Gitarre zum Ladenhüter werden, weshalb die Produktion nach nur drei Jahren wieder eingestellt wurde.

Bei unserer Testkandidatin hat man genau wie bei der schweren Plexiglaskonstruktion den Korpus extrem dünn gehalten, was sich deutlich im Gewicht bemerkbar macht. Mit gerade einmal 31 mm ist sie erheblich flacher als meine alte Gibson SG, die im Gegensatz zu ihr ein wahres Schwergewicht ist. Das auffällig geringe Gewicht von 2,6 Kilo habe ich zumindest bei einer E-Gitarre sehr selten erlebt.

Der Korpus
Nach dem Auspacken kam mir sofort der Vergleich mit der Gibson Melody Maker in den Sinn. Klar, die Cutaways sind hier stärker ausgeprägt, aber eine grundlegende Tendenz lässt sich kaum verleugnen. Dass man sich für eine klassische Vintage Cherry Lackierung des aus Mahagoni gefertigten Bodys entschieden hat, unterstützt die optische Verwandtschaft zur Gibson noch zusätzlich.

Ein dreilagiges schwarzes Schlagbrett bedeckt einen großen Teil der Decke, wobei die Stelle, an der der Pickup unter die Saiten geschoben wird, ausgespart bleibt. Wie bei einer Unterführung lässt sich der austauschbare Tonabnehmer  dorthin schieben, wo er mittels zweier Bananenstecker Kontakt mit der Bordelektronik aufnimmt. So gestaltet sich ein Wechsel in Windeseile. Lediglich eine kleine Rändelschraube, die von der Rückseite aus zugänglich ist, arretiert den Tonabnehmer und hindert ihn am Herausrutschen. Momentan sind leider keine Austausch-Pickups einzeln erhältlich, was mich eigentlich wundert, denn im Gegensatz zu meiner hölzernen Testgitarre liegt dem japanischen Plexiglasmodell ein zusätzlicher Singlecoil zum Wechseln bei. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Die Saitenhalterung besteht aus einer eigenen Stop-Tailpiece-Variante. Ein zweifach verschraubtes, kammförmiges Blech dient als Tailpiece und hält die Saiten an ihren Ball-Ends. Es lässt sich zwar nicht in der Höhe verstellen, aber so wird maximaler Druck auf den Steg ausgeübt, was das Sustain zusätzlich fördert. Die Bridge ruht auf Rändelscheiben, und lässt sich nach Belieben feinjustieren. Die Lage der gesamten Brücke kann grob an den Lagerbolzen eingestellt werden. Darüber hinaus stehen für jede Saite einzelne Rollenreiter zur Verfügung, die ebenfalls individuell justierbar sind. Mit Sechskantschrauben werden alle Teile arretiert und garantieren einen absolut geräuschfreien Sound.

Ebenso wie die Gibson SG würde auch die Dan Armstrong Gitarre wegen ihres leichten Korpus und den mächtigen Grover-Mechaniken zur Kopflastigkeit tendieren, hätte man nicht den linken Gurtpin an der Spitze des oberen Cutaways angebracht und so das Problem schon im Keim erstickt. Zusätzlichen Tragekomfort bieten zwei Gurtpins, die an der hinteren Zarge zur Auswahl stehen. Sie gestatten es auch, die Gitarre ohne Kratzspuren sicher auf dem Boden abzustellen. Außer der Rändelschraube befinden sich auf der Rückseite vier kräftige Schrauben, die der Halsbefestigung dienen. Weil der Korpus relativ hager ist, hat man aus Stabilitätsgründen auf das Einlassen der Schrauben verzichtet, weshalb ihre Köpfe leicht hervorstehen.  

Der Hals
Die erwähnten vier Schrauben verbinden den Ahorn-Hals fest mit dem Korpus. Das Palisandergriffbrett beherbergt 24 perfekt verarbeitete und abgerundete Bünde, die sich den Platz auf einer 628,5 mm Mensur teilen. Daher lässt sich die Dan Armstrong unglaublich leicht bespielen. Wer schon einmal Musicman-Gitarren in der Hand hatte, kennt dieses Spielgefühl. Und obwohl die Saitenlage sehr niedrig eingestellt ist, klingt alles sauber und klar. Die Grover-Mechaniken sorgen für die Befestigung der Saiten und versuchen, das Instrument in Stimmung zu halten. Allerdings reagiert die schlanke Gesamtkonstruktion empfindlich auf Druck und macht die Dan Armstrong Gitarre bezüglich ihrer Stimmstabilität zu einem eher labilen Instrument.

Elektrik
Mit nur einem Pickup bestückt, bietet die Dan Armstrong schaltungstechnisch mit Ausnahme eines Dreiwege-Schalters nichts Außergewöhnliches. Und der splittet auch nicht, wie man annehmen könnte, die einzelnen Spulen des Humbuckers oder dreht sie gegeneinander in der Phase. Mit ihm werden dem Tonregler wahlweise zwei unterschiedliche Kondensatoren (33nF/47nF) zugewiesen und in der mittleren Stellung sogar komplett aus dem Signalweg genommen. Mich haut diese Schaltung nicht wirklich vom Hocker, muss ich gestehen, und auch die Tatsache, dass es zwar einen leicht herausnehmbaren Tonabnehmer gibt, aber keine einzeln erhältlichen Austausch-Pickups, ist etwas befremdlich. Dabei ist die Idee mit dem wechselbaren Pickup im Grunde sehr gut umgesetzt: Rändelschraube von der Rückseite her lösen und ohne Entfernung der Saiten den Tonabnehmer aus der Einfräsung herausziehen. Oder ihn beim Einsetzen einfach in seine Position gleiten lassen, wo er zusätzlich durch die beiden Bananenstecker, die die Tonabnehmerspulen mit der internen Schaltung verbinden, gehalten wird.

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