Häufig begreift man erst im Zuge fortgeschrittenen Alters, dass das, was man in jungen Jahren, geleitet von Intuition und Begeisterung, kreiert hat, rückblickend betrachtet vielleicht das Beste war, was man jemals zustande gebracht hat. Vielleicht ist dies die Erkenntnis, die viele Hersteller in den letzten Jahren zu der Rückbesinnung zur „Vintage-Zeit“ veranlasste. Auch Ampeg macht hier keine Ausnahme. Insbesondere die Heritage-Serie ist ja speziell diesem Trend gewidmet, aber auch die preiswerte Portaflex-Serie zielt optisch und klanglich stark in die Vintage-Ecke.
Nachdem die preiswerten und sehr leichten PF-Topteile einschlugen wie eine Bombe, hat man neben den speziell passenden Boxen der HE-Reihe, die im Fliptop-Design das integrierte Staufach für Topteil und Zubehör bieten, nun auch Standalone-Boxen der PF-Serie vorgestellt, die sich für die Kombination mit jeglichen Verstärkertypen eignen. Wir haben das Boxen-Stack in der gängigen und empfohlenen Kombination 1×15“ und 4×10“ getestet.
Details
Tragbar, leistungsstark und sexy: So lauten die ersten Worte der Bedienungsanleitung, die spartanisch ausfällt und lediglich die Beschreibung der Anschlüsse und technische Daten enthält. Dementsprechend knapp fällt auch hier die Produktbeschreibung aus:
Als noch tragbar empfinde ich die PF-115LF, die mit knapp 25 kg auch noch gut aus einem Kofferraum zu hieven ist. Die PF-410HLF wiegt hingegen knapp 33 kg. Beide Boxen sind mit steckbaren Rollen ausrüstbar, was speziell bei der 4×10“ sehr hilfreich bis notwendig sein kann. Nun bin ich der Ansicht, dass man hohes Gewicht einer Box nicht negativ ankreiden kann, denn sofern man sich solider Bauweise widmet und leistungsstarke Speaker mit Gussgehäuse und deftigen Magneten und Spulen verbaut, anstatt auf leichtere Neodym-Varianten mit anderen Soundeigenschaften auszuweichen, ist das Resultat nun einmal unweigerlich auch am Gewicht spürbar. An den Boxenseiten sind versenkte Tragegriffe eingelassen, die den Transport dann doch merklich angenehmer gestalten.
Beide Boxen bestehen aus 15 mm starkem Pappelsperrholz und sind mit einem robusten, schwarzen Struktur-Vinyl bezogen, das als „Black Diamond Pattern Tolex“ bezeichnet wird. Man könnte es auch weniger werblich apartes, schwarzgraues Karomuster nennen. Die Kanten sind mit Chromstahlkappen geschützt. Beide Boxen verfügen über solide, rutschfeste Gummifüße, wobei sie, wie gesagt, auch mit abnehmbaren Rollen ausgestattet sind. Beide Boxen haben an der unteren Rückseite schmale Reflexöffnungen. Die Speaker sind durch eine Stoffbespannung geschützt, die in Grau-Silber das gesamte Vintage-Design unterstützt. Die Bespannung ist auf einen, ebenfalls mit Diamond Tolex bezogenen, Holzrahmen montiert, auf dem im oberen Bereich der Ampeg Schriftzug angepracht ist.
Beide Boxen sind mit Lautsprechern der Firma Eminence ausgestattet. Die 4×10“ Box verfügt zusätzlich über einen schaltbaren Eminence Hochtöner mit Dreifach-Schalter (On, -6 dB abgesenkt, Off). Die Boxen sind jeweils auf 8 Ohm abgestimmt, das heißt zusammen verwendet ergeben sie die Gesamtimpedanz von 4 Ohm, die für das Zusammenwirken mit nahezu allen Verstärkertopteilen nahezu optimal ist. Speziell in Verbindung zu Class-D und Transistor-/Mostfet-Endstufen bieten 4 Ohm Boxenimpedanz meistens die beste Leistungsausschöpfung, während Vollröhrentopteile durch die Möglichkeit der gezielten Ohmanpassung weitgehend immun gegen Leistungsverlust durch hohe Boxenwiderstände sind.
Zuletzt wären da noch die Anschlüsse auf der Rückseite. Beide Boxen verfügen ausschließlich über jeweils parallele Klinkenbuchsen. Eine Buchse wird als Eingang des Verstärkersignales verwendet, die andere kann als Parallelanschluss für die zweite Box verwendet werden. Manche Käufer werden eventuell mittlerweile marktüblich gewordene Speakonanschlüsse vermissen. Ich persönlich sehe darin keinen Nachteil – abgesehen vom Vintage-Faktor von Klinkenbuchsen – und so hatte ich zumindest keine Probleme, meinen Vollröhren-Testamp aus den 60er Jahren an die Boxen anzuschließen.