Ampeg ist mit seiner SVT-PRO Serie bereits einen langen Weg gegangen und hat nie aufgehört, die gesammelten Erfahrungen in neue Produkte einfließen zu lassen. Zuerst hat man versucht, mit dem „PRO-2“ den klassischen Vollröhren-SVT in ein 19“-Rackdesign zu packen und mit einem grafischen EQ zu kombinieren. Dann ist man zu Hybridlösungen mit Transistor-Endstufen und verschiedenen Röhrenvorstufen- und alternativen EQ-Typen übergegangen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Einige Lösungen, wie der SVT-6 PRO, ausgestattet mit einem vierbandigen, semiparametrischen Mitten-EQ, konnten die Gunst der Masse weniger erringen als andere, obwohl sie absolut vorzeigefähig in puncto Sound und Leistung sind. Der SVT-4 PRO beispielsweise erfreut sich bis heute immer noch großer Beliebtheit.
Details
Optisch bleibt man sich auch bei diesem neusten Exemplar der SVT-PRO-Serie treu. Schwarz eloxierte Frontblende mit mächtigen Metalltragebügeln, grau emailliertes Bedienfeld mit weißer Beschriftung und schwarzen Metallreglern sowie die klassischen Drucktasten für die Schnellanwahl bestimmter Klangfilter: Alles, wie man es gewohnt ist. Man erkennt auch Meilen entfernt das typische „PRO“-Design. Ampeg-Fans wissen das sicherlich zu schätzen. Tradition verpflichtet offenbar.
Diesbezüglich erscheint die Aufschrift „Made in Korea“ auf der Rückseite etwas befremdlich, speziell bei einem hochpreisigen Produkt wie dem SVT-8 PRO. Birgt doch gerade die Marke Ampeg immer noch einen kleinen Hauch vom „American Dream“, im Sinne einer Harley Davidson für Bassisten, den man nicht zuletzt auf Kundendruck hin versucht hatte, im Jahr 2010 durch die Heritage Serie bei den Vollröhren SVTs wiederzubeleben. Andererseits weiß man auch in den USA asiatische Perfektion und Kosteneffizienz bei der Herstellung zu schätzen und wird daher nicht von der Produktion in Asien abrücken. Hatte Ampeg nach dem Verkauf an das Finanzkonsortium Loud Technologies anfänglich auch tatsächlich noch Qualitätsprobleme durch die Verlagerung der Produktion nach Fernost, haben sich diese mittlerweile definitiv gebessert. Nebenbei bemerkt waren auch die US-Modelle beizeiten nicht ohne Makel, doch dies nur als Randnotiz.
Zwei Höheneinheiten umfasst der Rackeinschub. Eine Höheneinheit wird frontseitig von Lüftungsschlitzen bestimmt, die dafür sorgen, dass genügend Luft das Gehäuseinnere durchzieht, wofür zusätzlich ein leider relativ lauter Lüfter Einsatz findet. Weitere Lüftungsöffnungen befinden sich an den Gehäuseseiten. Der Instrumenteneingang wird um einem Pad-Schalter für eine Eingangsabsenkung und einen Mute-Schalter bereichert. Diese heilige Dreifaltigkeit „Input/Pad-/Mute-Schalter“ existiert bei allen Ampeg SVT-PRO-Geräten, allerdings ist die Absenkung der Eingangsempfindlichkeit bei den Vorgängern des 8-PRO standardisiert bei -15 dB angesetzt, während der Pad-Schalter des PRO-8 nur um -12 dB absenkt.Neben dem Gainregler zur Regelung der Eingangsempfindlichkeit befindet sich eine Peak-LED, die nur gelegentlich bei Pegelspitzen aufleuchten sollte, wenn man den Eingangspegel der Vorstufe einstellt. Ab hier beginnt die Klangregelung, die Nutzern der SVP-Classic-Vorstufe vertraut erscheinen dürfte – denn sie wurde als Basis für den SVT-8 PRO verwendet. Drei Vorstufenröhren befinden sich in diesem Preamp: Zwei 12AX7 und eine 12AU7.
Die Vorstufe weist einige Besonderheiten auf. Zunächst finden wir einen Fünffach-Drehschalter mit der Bezeichnung „Ultra Low“. Die Schalterstellungen werden durch Ziffern 1-5 angezeigt:
1 = Bypass. In dieser Stellung hat der Schalter keine Wirkung auf den Sound.
2 = Sub Cut. In dieser Stellung wird ein Low-Cut-Filter eingefügt, das Tiefbassfrequenzen abschneidet.
3 = Low Cut Classic. Hier wird das Low-Cut-Filter eingesetzt, welches sich in den SVTs der Classic Serie befindet.
4 = Ultra Low Classic. Bei dieser Schalterstellung werden Tiefbässe angehoben, wie es angeblich den SVT Verstärkern der Ur-Generation entspricht.
5 = Ultra Low Modern. Hier werden die Tiefbässe noch stärker angehoben als in der Stellung 4.
Danach folgt im Prinzip die klassische SVT Klangregelung: Zwei Druckschalter aktivieren die Filter „Bright“ (für einen 6dB-Boost der Frequenzen um 3 kHz) und „Ultra High“ (für einen 16dB-Boost der Frequenzen um 8 kHz). Besonders gut eigenen sich diese Filter, wenn man sie in Verbindung mit Plektrum- oder Slaptechniken verwendet, um den „Knack“ im Sound zu erhöhen. Ebenfalls vorhanden ist eine Dreiband-Klangregelung. Die Mitten sind Ampeg-typisch ebenfalls mit einem FünffachDrehschalter versehen, der fünf unterschiedliche Center-Frequenzen für den Mittenregler zur Auswahl stellt: 220, 450, 800,1600 Hz und 3000 Hz. Der Regelbereich der Mitten liegt bei stattlichen -/+ 20dB, Die Bässe mit einer Centerfrequenz um 20 Hz liegen im Regelbereich -13/+17 dB und bei den Höhen um 7kHz bei -20/+18dB.
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Nun folgt eine Sektion mit der Beschriftung „Power Reduction“ mit zwei Potis „Drive“ und „Power“ sowie einer Anzeige-LED „On“. Man hat dem SVT-8 PRO einen Schaltkreis spendiert, mit dessen Hilfe man das Klangverhalten einer Röhrenendstufe simulieren kann, ohne dass diese zwingend laut gefahren werden muss, so wie man es von den alten SVT Verstärkern ohne Master Volumen kennt. Erst ab einem bestimmten Pegel fangen Röhrenendstufen an, ihren vollen, warmen und leicht bis stärker verzerrten Sound zu entfalten. Mit der „Power Reduction“-Funktion soll man dieses Klangphänomen in jeder beliebigen Lautstärke erzielen können. Aktiviert wird der Schaltkreis durch Herausziehen des linken Potis „Drive“. Zur Verdeutlichung des Push-Pull-Mechanismus steht unter der Beschriftung „Drive“ zusätzlich der Hinweis „Pull On“. Sobald der Schalter aktiviert ist, leuchtet eine gelbe LED auf, die anzeigt, dass der Schaltkreis nun aktiv ist. Power Reduction und Mute lassen sich optional auch per Fußschalter fernbedienen. Ganz rechts befinden sich noch Master-Volume und Netzschalter. Eine LED Anzeige leuchtet, wenn der Verstärker angeschaltet ist. Eine weitere LED wird nur dann aktiv, wenn der interne, stets aktive Endstufen-Limiter anspringt. Darüber hinaus bietet der SVT-8 PRO eine interne Schutzschaltung, sollten Probleme auftauchen. Wenn diese aktiviert wird, so wird der Verstärker stummgeschaltet und dies durch eine „Fault“-LED angezeigt. Sollte das Problem nur temporär sein, wie zum Beispiel durch vorübergehende Überhitzung, so kann der Verstärker ca. 10 Sekunden nach Ausschalten des Netzschalters wieder in Betrieb genommen werden. Ist das nicht möglich, liegt ein Fall für die Servicewerkstatt vor.
Die Ansicht der Rückseite gestaltet sich recht übersichtlich. Unter dem Steckanschluss für das Netzkabel, das das integrierte Schaltnetzteil (110 – 240 V) bedient, sitzt ein Unterbrecherkontakt, der bei Überlastungen herausspringt, um den Amp vor Beschädigungen zu schützen. Sollte dies jemals der Fall sein, dürfte man dann den Amp auch an seine absolute Leistungsgrenze gebracht haben. Der Unterbrecherschalter lässt sich wieder hereindrücken und sofern kein dauerhafter Schaden vorliegt lässt sich der Verstärker wie gewohnt weiter verwenden.
Der obligatorische XLR-DI-Ausgang verfügt über einen nicht minder obligatorischen Groundlift-Schalter und die Option, das Signal vor oder hinter der Röhrenvorstufe abzugreifen. Weiterhin finden wir sechs 6,3mm-Klinkenanschlüsse:
– Tuner Out für den Anschluss eines Stimmgerätes, vorrangig interessant im Rackbetrieb. Der Tuner-Ausgang bleibt auch nach anwählen des Mute-Schalters aktiv, so das stumm gestimmt werden kann.
– Footswitch dient dem Anschluss eines zweikanaligen Fußschalters für die Fernbedienung der Funktionen „Mute“ und „Power Reduction“.
– Effects Loop Send: An dieser Buchse greift man das Vorstufensignal hinter der Klangregelung ab, um es in den seriellen Monoeffektweg einzuschleifen.
– Effects Loop Return: Hier wird das Signal nach der verwendeten Effektkette in den Verstärker zurückgeführt. Entscheidend ist, dass der Effektweg hinter der Klangregelung sitzt. Wer also einen Compressor oder weitere dynamikabhängige Effekte einsetzen will, sollte beachten, dass Veränderungen an der Klangregelung auch direkt die Dynamik dieser Effekte beeinflusst.
– Preamp Out: Über diese Buchse kann das Vorstufensignal an eine weitere Endstufe, externes Mischpult, etc. weitergegeben werden.
– Preamp In: Hier kann ein externer Preamp an die Endstufe des PRO-8 angeschlossen werden. Zu beachten ist hierbei, dass der interne Preamp dann von der Signalkette getrennt wird. Man kann also nicht gleichzeitig den Preamp des SVT-8 PRO nutzen und parallel ein weiteres Signal über die „Preamp In“ Buchse in den Verstärker schicken. Es existiert kein Parallelanschluss, über den man eine etwaige Drummachine, Playbacks oder ähnliches einspeisen könnte.
Zuletzt finden sich zwei Speakon-Ausgangsbuchsen für den Anschluss der Lautsprecher auf der rechten Seite des Backpanels. Der Amp liefert 2500 Watt RMS an 2 Ohm und 1300 Watt an 4 Ohm (in dieser Konstellation wurde der Amp getestet).
An 8 Ohm liefert die Endstufe immer noch 800 Watt, diesen Wert hat man aber auf dem Verstärker selbst nicht mehr angegeben. Man empfiehlt seitens Ampeg die Nutzung mit 2- oder 4-Ohm-Boxen, um in den vollen Genuss der Leistungsreserven zu kommen. Über dies hinaus wirkt die Aufschrift einer Zahl unter 1000 möglicherweise abschreckend auf Käufer. Mit der Angabe von Wattzahlen verhält es sich mittlerweile ein wenig so wie mit populären „all inclusive“ Angeboten. Hauptsache, der Käufer weiss, was er alles für den Preis bekommen könnte, selbst wenn er gleichzeitig niemals die Möglichkeit hat, alles voll auszuschöpfen.
Wie dem auch sei, im Gegensatz zu Vollröhrenamps, die bei 200 Watt schon die Schmerzgrenze des Gehörs überschreiten können, ist es im Bassverstärkerbereich vor allem die saubere Verarbeitung von Impuls-, bzw. Dynamikspitzen, die Transistorendstufen zwingend höher dimensioniert ausfallen lassen, will man eben nicht riskieren, dass eine Endstufe schon bei geringen oder mittleren Lautstärken in den Clippingbereich gerät. Da hat man sich also nun bei Ampeg gesagt: Mehr Reserve muss her! Wir hören mal rein…
Steve sagt:
#1 - 19.10.2012 um 13:32 Uhr
Ich muss eurer Seite ein ganz großes Kompliment machen. Endlich mal Test von Leuten die wissen wovon sie sprechen. Ich habe das SVT 8Pro Top selber und kann dem Autor in jedem Punkt zustimmen. Weiter so. Das macht Spass.