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Schon immer hat mich beim Ur-SVT begeistert, dass er über zwei Kanäle und vier Eingangsbuchsen verfügt, von denen jeweils zwei Buchsen – Bright und Normal – einem Kanal zugeordnet sind. Das bietet dem Bassisten eine extrem hohe Variabilität, verwendet er beide Kanäle für unterschiedliche Bässe. Oder er schaltet über ein System von Line-Switchern mit einem Bass zwischen unterschiedlichen Kanälen und Eingängen hin und her oder kombinieret diese miteinander. Die Anzahl der Möglichkeiten macht den SVT tatsächlich bis heute zum einsamen Sieger in seiner Klasse – und das alles analog! Auch die Frontplatte zeigt sich sehr aufgeräumt und klar: kein Schnickschnack, nur das, was wirklich gebraucht wird.
Neben den vier Eingangsbuchsen befindet sich zunächst die Regeleinheit für Kanal 1, bestehend aus vier Potis für Volume, Treble (+/- 12dB @ 4kHz), Midrange (+/- 20dB mit wählbarer Centerfrequenz 220Hz, 800Hz oder 3kHz) und Bass (+/- 12dB @ 40Hz). Darüber finden wir drei Wippschalter mit folgenden Funktionen:
• „Ultra Hi“ für die zusätzliche Anhebung von hohen Frequenzen (8kHz)
• „Midrange 1-2-3“ für die Selektion der Mittenfrequenz, die von dem darunterliegenden Midrange-Poti angehoben oder abgesenkt werden kann (220Hz, 800Hz, 3kHz)
• „Bass Cut – Off – Ultralow“ zum Absenken der Frequenzen bei 40Hz (Bass Cut) oder Absenken der Mitten um 600 Hz (Ultralow)
Kanal 2 ist mit Volume-, Treble- und Bass-Regler und zwei Schaltern mit den aus Kanal 1 bekannten Funktionen „Ultra Hi“ und „Ultra Low“ noch einfacher aufgebaut.
Schließlich Power- und Standby-Schalter: Nach alter Tradition gemäß der Eselsbrücke „Power-Up“ und „Shut-Down“ ist der Amp in Betrieb, wenn die Schalter nach oben gekippt sind und ausgeschaltet, wenn sie nach unten zeigen.
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Während die Vorderseite des SVT-VR keinerlei Indiz über eine Veränderung gegenüber dem Ur-Modell erkennen lässt, entpuppt sich die Rückseite als Hommage an moderne Zeiten und hat dem Vintage-Modell alles spendiert, was man eventuell beim Ur-Vater vermisst hatte.
• Einen trafosymmetrierten DI-Out, schaltbar pre/post (Signal vor oder hinter der Klangregelung abgegriffen), Groundlift-Schalter und Level-Regler zum Anpassen des DI-Ausgangs.
• Zwei Klinken-Speakerausgänge und ein neuer, zusätzlicher Speakon-Ausgang. Ich persönlich finde es immer noch erfreulich, Boxenausgänge im Klinkenformat zu haben, auch wenn es unter Herstellern als veraltet und sicherheitsbedenklich gilt. Beim Gig plötzlich ohne Speakon-Kabel dazustehen, ist alles andere als lustig. Neben den Lautsprecherausgängen befindet sich ein Impedanz-Wahlschalter zur Boxenanpassung mit wahlweise 4 oder 2 Ohm. Ich habe schon immer die Möglichkeit einer 8 Ohm Anpassung vermisst – auch beim VR-Modell leider Fehlanzeige.
• „Preamp Out“-Klinkenbuchse: Greift das Vorstufensignal ab, das in eine weitere Endstufe oder ein Mischpult eingespeist werden kann.
• „Poweramp In“-Klinkenbuchse: Hier kann ein externes Vorstufensignal eingespeist und so der SVT als reine Endstufe verwendet werden. Wenn dieser Eingang benutzt wird, wird die SVT-Vorstufe stummgeschaltet. Das Signal, das an dieser Buchse anliegt, läuft dann ebenfalls über den internen trafosymmetrierten DI-Out.
• „Slave Out“-Klinkenbuchse: Im Prinzip ist der Slave-Out identisch mit dem Preamp-Out, beide liegen hinter der Klangregelung des SVT. Beim Slave-Out wird allerdings erst nach der Power-Amp-In Buchse abgegriffen, sodass an dieser Buchse auch das Signal einer externen Vorstufe abgezweigt werden kann.
• „Bias Control“: Bei den früheren Modellen waren die Bias Control Potis und korrespondierende Messpunkte zur Einstellung der Gittervorspannung der Endröhren hinter der Stoffabdeckung des Frontpanels versteckt. Das hatte den Vorteil, dass man nicht unnötig verleitet wurde, an diesen Reglern herumzuspielen, denn es konnte das frühzeitige Ende der Endröhren bedeuten. Nun, den Selfmade-Spielkindern ist Ampeg weit entgegengekommen und hat den Bias Control Bereich auf die Rückseite verlegt und zudem mit optischer Justierhilfe ausgestattet. Jeweils drei der sechs Endröhren können so als Gruppe justiert werden, damit sie im optimalen Arbeitsbereich laufen. Demnach gibt es einen Bias-Regler für die drei linken und einen für die drei rechten Endröhren. Nach der Justierung dieser Bereiche steht noch ein Balance-Regler zur Verfügung, mit dessen Hilfe die beiden Gruppen so zueinander angepasst werden können, dass sie im gleichen Arbeitsbereich agieren. Hierbei helfen jeweils kleine LEDs, die anzeigen, wann dieser optimale Punkt beim Einmessen erreicht wird. Das ist eine gute Hilfe, falls man auf Tour notfallmäßig ohne Servicewerkstatt einen Röhrensatz austauschen muss. Im Normalfall würde ich diese Aufgabe dennoch einem Fachmann mit passenden Messgeräten überlassen, der übrigens mit der Justierung bereits beim „Matching“ der Röhren beginnen kann. Dabei werden die Röhren schon vor dem Einbau durchgemessen und zueinander passend eingeteilt – eine Maßnahme, die den Wirkungsgrad von vornherein optimiert und auch die anschließende Bias-Gruppenjustierung einfacher gestaltet. Ampeg empfiehlt dies ohnehin, trotz der neuen Schaltung. Ansonsten gilt nach wie vor die Regel: einmal auf optimalen Bias eingestellt, „Finger weg von den Reglern“! Insofern finde ich die offen sichtbare Anbringung der Bias-Controls nur bedingt glücklich gewählt – die Erfahrung zeigt, dass es zu viele Situationen gibt, in denen sich diese Regler wie „durch Geisterhand“ verstellen.
• Zuletzt befinden sich neben der Netzbuchse eine Überlastungssicherung und ein Polaritätsschalter. Der „Polarity Switch“ ist eine gute und effektive Idee bei Brummproblemen auf der Bühne. Sind daran unterschiedliche Stromphasen schuld, versucht man normalerweise, bei allen möglichen Geräten den Netzstecker einfach umgekehrt in die Steckdose zu stecken und auf diese Weise beim Übeltäter die Phase zu drehen. Der Polaritätsschalter auf der Rückseite des SVT-VR gestattet dies per Knopfdruck getreu nach der Trial-and-Error Methode: Geklappt hat’s, wenn es weniger oder gar nicht mehr brummt.
• Im überdimensionalen Lochblech der Rückseite ist zur kontinuierlichen Kühlung dieses Lautstärkeaggregates ein Lüfter eingebaut, der permanent läuft, sobald der Amp eingeschaltet wird. Dabei überschreitet das von ihm generierte Nebengeräusch bei Weitem die Pegel, die man beispielsweise von gängigen PC-Lüftern gewohnt ist.
Michael B. sagt:
#1 - 04.02.2014 um 23:51 Uhr
Schöner Testbericht und geiler Bass Amp.
Habe ihn jetzt seit knapp 5 Monaten und bin einfach nur happy.
Auch die Soundbeispiele gefallen mir sehr gut.Besonders das zweite.
Weißt Du noch zufällig,welche Einstellung Du dafür verwendet hast ?LG Micha
Oliver (Red. Bass/Bonedo) sagt:
#2 - 06.02.2014 um 01:57 Uhr
Hallo Michael,
freut mich, dass Dir Amp und Testbericht gleichermaßen gut gefallen. Dass Dir der Amp gefällt ist natürlich wesentlich wichtiger.Der Testbericht stammt aus dem Jahr 2009, daher kann ich mich nicht mehr erinnern, welche Einstellungen ich für Beispiel 2 verwendet habe.Es klingt aber danach, als hätte ich den "Bright" Eingang verwendet und die Mitten bei der Centerfrequenz 800Hz abgesenkt. Letztlich entscheidet aber natürlich der Sound aus den Fingern, neben der Auswahl Deiner Box und Deinem verwendeten Bass genauso darüber. Also ist experimentieren angesagt.Viel Spass auf jeden Fall weiterhin.Liebe GrüßeOliver (Bonedo, Red. Bass)
Michael B. sagt:
#3 - 11.02.2014 um 02:29 Uhr
Hallo Oliver,vielen Dank,für Deine Reaktion.
Es ist mir nicht entgangen,daß der Testbericht von 2009 stammte.Und ich habe mir auch schon gedacht,daß Du Dich sehr wahrscheinlich nicht mehr genau an die genaue Einstellung erinnern würdest.Das zweite Soundbeispiel hat mir deswegen so gut gefallen,weil der Amp da besonders schön dreckig klingt,oder so schön ´grunzt´.
Weiß nicht,wie ich es genau beschreiben soll.Aber die 800 Hz mit dem Bright Eingang werde ich mal ausprobieren.
Danke Dir schonmal.LG Micha
Michael B. sagt:
#4 - 11.02.2014 um 02:35 Uhr
Ergänzung :Ok,ich sehe gerade,daß Du den Sound wohl mit dem normalen Eingang hingezaubert haben mußt :-).LG Micha