Relativ neutraler Sound ohne Einsatz des EQs
Schaltet man den Ampeg Venture V3 ein und lässt erstmal die Finger von den zahlreichen EQ-Features, klingt er einfach wie ein cleaner, moderner Digi-Amp. Erstaunlich: Vom legendären Ampeg-Sound findet sich hier noch keine Spur! Der Sound wird zwar nicht ganz so ebenmäßig und detailgenau abgebildet wie bei einigen Boutique-Tops, es gibt aber letztendlich keine nennenswerten Betonungen im Frequenzbild und damit auch keine starke Klangfärbung.
Im cleanen Betrieb klingt der neue Ampeg alles in allem also sehr aufgeräumt und präsentiert sich als ausgezeichneter Class-D-Amp der Mittelklasse – hier gibt es also rein gar nichts zu meckern!
Legendärer Ampeg-Sound mit wenigen Handgriffen
Wenn es nach Ampeg klingen soll, muss man den Sound also offensichtlich mit den EQ-Features des Amps ordentlich in die Mangel nehmen. Besonders einfach und schnell kommt man mithilfe der beiden Ampeg-typischen Ultra-Lo- und Ultra-Hi-Schaltern ans Ziel: Legt man beide Schalter nach rechts, landet man im Handumdrehen im Ampeg-Land und erntet den typischen Ampeg-Scoop-Sound mit ultratiefen Bässen, stark gescoopten Mitten und ultra crispen Höhen.
Der Ultra-Lo-Schalter besitzt übrigens darüber hinaus noch eine Bass-Cut-Funktion: Drückt man den Schalter ganz nach links, so werden die Bassfrequenzen bei 40Hz um satte 20dB abgesenkt. In Standardsituationen wird mir persönlich der Sound selbst mit großem Boxenbesteck eine Spur zu dünn. Doch ich kann mir andererseits schon vorstellen, dass dieses Feature in stark dröhnenden Räumlichkeiten ein wirksames Mittel ist, um den Sound trockenzulegen und im Tiefbassbereich aufzuräumen – „i get the point“, wie der Angelsachse sagt!
Ampeg Venture V3: Dreiband-EQ
Auch der „normale“ Dreiband-Equalizer macht seine Sache gut und stattet den kleinen V3 mit viel Flexibilität aus. Durchstimmbare Mitten sind bei mir ja generell immer willkommen, weil man damit den Klangcharakter wirklich vielfältig beeinflussen oder bei Bedarf störende Frequenzen gezielt aufspüren und eliminieren kann. Cool also, dass Ampeg die Venture-Amps mit einem flexiblen Mittenband ausstattet!
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Der Höhenregler greift bei 4kHz deutlich tiefer als der Ultra-Hi-Schalter und klingt bei Anhebungen deshalb crunchiger und rauer. Bei der Abstimmung des EQs hatte Ampeg in meinen Ohren schon eher die klassischen Rocksounds im typischen Ampeg-Stil im Blick. Alles in allem lassen sich aber (nicht zuletzt durch die flexiblen Mitten) auch jede Menge Sounds für andere Musikrichtungen aus dem Ampeg Venture V3 locken. Und die Ergebnisse klingen ohne Frage klasse!
Geheimtipp: SGT-Schaltung
Das klangliche Potenzial des Ampeg Venture V3 ist damit allerdings noch lange nicht ausgeschöpft. Er hat schließlich die von der SGT-DI bereits bekannte Drive-Schaltung mit an Bord, die legendäre Ampeg-Sounds im Stil eines SVT-Boliden und eines B15-Basscombos liefern soll.
Sobald man die Schaltung aktiviert, wird der Sound umgehend mit Obertönen angereichert und wirkt augenblicklich kratziger und „böser“, wenn das SVT-Voicing angewählt ist. Die SGT-Schaltung sorgt in meine Ohren außerdem für eine Absenkung in den Bässen und Höhen, die den Sound etwas enger und fokussierter erscheinen lässt.
Einen echten Ampeg SVT kann der V3 sicherlich nicht ersetzen, aber das habe ich natürlich auch nicht wirklich erwartet. Dem Ampeg Venture V3 fehlt definitiv die Vehemenz im unteren Bereich und er klingt in meiner Wahrnehmung auch nicht ganz so warm wie ein echter SVT. Aber: Der Grundcharakter ist da und letztendlich liefert der kleine Venture V3 dank der SGT-Schaltung wirklich erstklassige und sehr praxistaugliche Rocksounds mit klaren Ampeg-Vibes. Die Overdrive-Sounds sprechen zudem sehr dynamisch an und vermitteln ein sehr natürliches und angenehmes Spielgefühl.
Ampeg B15 geht auch!
Das zweite Voicing simuliert den legendären Ampeg B15 und klingt für mich vielleicht sogar noch eine Spur überzeugender. Hier geht es erwartungsgemäß sehr in Richtung „Vintage“ mit satt-warmen Tiefmitten und leicht bedämpften Höhen. Ich hatte zufällig einen amtlichen Preci zur Hand und konnte nicht anders, als mit dem V3 stundenlang coole Soulgrooves zu spielen – herrlich!
Müßig zu erwähnen, dass die SGT-Schaltung prinzipiell mit klassischen passiven Bassmodellen am besten funktioniert und die überzeugendsten Sounds liefert. Bei den unten folgenden Audiobeispielen für die SGT-Sounds ist übrigens zu beachten, dass ich das Signal direkt aus dem DI-Out aufgenommen habe und relativ starke Gain-Einstellungen verwendet habe, damit ihr den Charakter der Verzerrung besser hören könnt. Über ein passendes Boxenbesteck gespielt klingt der Venture V3 natürlich deutlich wuchtiger und dreidimensionaler!
Leistung: angemessen!
In Sachen Leistung und erreichbarer Lautstärke darf man vom 300 Watt starken Ampeg Venture V3 logischerweise keine Wunder erwarten. Unterschätzen sollte man den Class-D-Amp aber auch nicht – kleinere Gigs sind in Verbindung mit einer effektiven 4-Ohm-Box durchaus drin.
Die Endstufenmodule von ICEPOwer haben sich bereits in zahlreichen Amps bestens bewährt und performen sehr stabil, sodass auch an der Leistungsgrenze keine starken Klangeinbußen zu erwarten sind. Der Lüfter des V3 springt übrigens nur bei starker Belastung an und arbeitet dann ausgesprochen geräuscharm. Bei Zimmerlautstärke in den eigenen vier Wänden wird selbst nach stundenlangem Betrieb keine Kühlung nötig – der kleine Ampeg verhält sich also in Sachen Nebengeräusche mucksmäuschenstill und ist somit ein idealer Kandidat zum Üben!
Ampeg Venture V3 – das sind die Alternativen
Features | Ampeg Venture V3 | Aguilar Tonehammer 350 | Ampeg SVT Micro Head |
Leistung | 300 W @ 4 Ohm | 350 Watt @ 4 Ohm | 200 W @ 4 Ohm |
Endstufe | Class-D | Class-D | Mosfet Tranistorendstufe |
Equalizer | Legacy Preamp mit 3-Band-EQ, durchstimmbare Mitten | 3-Band-EQ mit durchstimmbaren Mitten | 3-Band-EQ, |
Drive | ja, SGT mit SVT und B15 | ja | nein |
Preis | 519,- Euro | 799,- Euro | 399,- Euro |
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