Amphion One12, One15, One18 und Amp100 Test

Praxis

Versuchsaufbau

Bei meinem Versuchsaufbau mit den Amphion-Monitoren musste ich diesmal etwas kreativer werden. Und das hat verschiedene Gründe. Der erste: Keiner der Amps verfügt über einen Gainregler, sodass das Level Matching hier nicht erfolgen kann. Für eine detaillierte Untersuchung der Unterschiede ist aber ein korrekter Lautstärkenangleich unumgänglich. Schlussendlich habe ich alle drei Amps direkt an mein RME UFX+ mit insgesamt sechs Kanälen angeschlossen und den Volumenausgleich im Interface vorgenommen. 
Um auch die Stereobasisbreiten (ca. 1,3 m) bei allen drei Speakern gleich zu halten, habe ich sie nicht symmetrisch, sondern links und rechts identisch aufgebaut. Das heißt, auf der rechten Seite ist die One12 außen und auf der linken Seite ist sie innen. So muss ich meinen Kopf beim Umschalten zwischen den Paaren lediglich um etwa 10 cm nach links und rechts mitbewegen.
In einer zweiten Hörsession hab ich die Speaker sogar mal auf den Kopf gestellt, sodass  die Tweeter ungefähr auf einer Höhe waren. Ihr seht: Ein wenig Kreativität am Arbeitsplatz kann nicht schaden. Anschließend habe ich meine Höreindrücke zusätzlich im Einzelaufbau überprüft und entsprechend die Positionierung der einzelnen Modelle optimiert.

Gemeinsame Klangeigenschaften

Was direkt beim ersten Hören auffällt: Alle drei Amphion Ones klingen sehr gefällig, ausgewogen und keinesfalls stressig. Ihr Klang ist weich und trotzdem präzise. Die Bässe spielen zwar nicht ultratief, aber ehrlich. Beim Umstellen bemerkt man, dass die Amphions recht aufstellungskritisch sind, soll heißen: Das Experimentieren mit der richtigen Position hat einen entscheidenden Einfluss auf den Gesamtklang. 
Die Stereobühne faltet sich ordentlich weit auf und bleibt auch über einen sehr großen Sweetspot konstant. Ohne gehypte/scharfe Höhen oder gar überbetonte Bässe klingen die Amphions einfach rund. Dabei zeigen sie sehr viel Liebe und Transparenz in den Mitten, wodurch eine ordentliche Portion Emotionen transportiert wird – und dies ohne zu schönen. Und das ist beim erfolgreichen Mischen essenziell, wo sehr schnell wichtige Entscheidungen „aus dem Bauch“ heraus getroffen werden müssen. Allzu analytische Systeme empfinde ich mittlerweile ohnehin als eher anstrengend.
Dank des passiven Aufbaus kann der Hersteller auch gar nicht so viel „zaubern“ wie es durchaus bei einem aktiven oder gar digital-aktiven Aufbau möglich ist. Die physische Box muss also schonmal gut klingen – über die passive Frequenzweiche lassen sich auch nur noch minimale Anpassungen vornehmen. Und das fühlt man hier wirklich eindeutig: Im Signalweg ist kaum Elektronik, die die Phase manipulieren oder das Signal anderweitig verfälschen könnte. Das liegt natürlich auch an dem sehr guten Zusammenspiel mit den äußerst sauber spielenden Endstufen. Diese Kombination zeigt keinerlei Eigenklang.

Unterschiede zwischen der One12, One15 und One18

Jetzt kommt sie aber, die Frage der Fragen. Dass „ganz groß“ nicht automatisch besser heißen muss, haben wir ja schon oft gesehen. Das Selberhören ist zwar unersetzlich, dennoch möchte ich auch hier versuchen, euch eine kleine Entscheidungshilfe zwischen den drei Modellen zu geben. Und um es kurz zu machen: Die One15 ist die ideale Box zum Mischen. Sie ist von allen dreien am besten abgestimmt und bietet den ausgewogensten Übertragungsverlauf und die größte Leichtigkeit in der Beurteilung der Mitten. Somit mischt man deutlich schneller.

Die Amphion One15 ist aufgrund ihrer detailreichen Mitten und ihrem linearen Frequenzgang mein klarer Favorit.
Die Amphion One15 ist aufgrund ihrer detailreichen Mitten und ihrem linearen Frequenzgang mein klarer Favorit.

Das ist mir aber nicht sofort aufgefallen, denn zunächst war ich von der lauteren One18 abgelenkt. Das Mehr an Druck und Pegel beeindruckt anfangs, lässt die wichtigen Mitten aber um einen entscheidendes Fünkchen nach hinten treten. Hat man sich also erstmal an den „dünneren“ Bass der One15 gewöhnt, wird das Mischen – gerade von „organischer“ Musik – zum Klacks. Sicherlich, wer viel Techno und HipHop mit extrem drückenden Bässen produziert, wird schnell ans Pegellimit stoßen – auch mit den One18, die ultratiefe Kicks sogar minimal verfärben. Die One15 zeichnet hier ebenfalls wieder – trotz weniger Pegelreserven – deutlich ehrlicher.
Die kleine One12 ist gemessen an ihrer Größe ebenfalls gut, würde mir persönlich zum Mischen aber nicht reichen. Am Desktop-Arbeitsplatz und für den reinen Musikgenuss im Nahfeld macht sie aber eine verdammt gute Figur, obwohl sie mir dafür etwas zu teuer wäre. Anders gesprochen: Die One15 hat ein Top Preis-Leistungs-Verhältnis. Die kleine One12 überrascht dennoch mit einem fantastischen Stereoklang, der in humanen Pegelregionen auch ordentlich Impulsfestigkeit bietet, richtig viel Tiefgang darf man aber nicht erwarten. Der Sprung zur One15 ist dabei sehr deutlich, der von der One15 zur One18 eher gering.

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Profilbild von Hans

Hans sagt:

#1 - 14.11.2017 um 12:42 Uhr

0
    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 14.11.2017 um 15:36 Uhr

    0

    Hallo Hans, vielen Dank für deinen aufmerksamen Hinweis! Das geht natürlich überhaupt nicht und ich habe es sofort geändert. Danke dir. LG;
    Felix

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