Praxis
Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck haben, dass es sich hier um einen einfachen Zweiband-EQ handelt. Aber ganz so einfach ist die Sache nicht, denn hier werden nicht einfach nur Höhen und Bässe hinzugefügt, sondern ganz spezielle Frequenzbänder bearbeitet, wobei die Dynamik vollständig erhalten bleibt. Mit der Simulation von Resonanz- und Präsenzregler eines Röhrenverstärkers gibt das Gerät dem Sound etwas mehr von allem. Und hier reden wir nicht nur von homöopathischen Dosen – bei Bedarf geht es auch um drastische Klangverbesserungen. Allerdings kommt der Effekt erst dann zum Tragen, wenn Verzerrung ins Spiel kommt, und je höher der Verzerrungsgrad eingestellt ist, umso stärker wirkt der Effekt. Der Grund sind die Obertöne und die hohe Kompression, die erst beim Verzerren entstehen. Bei cleanen Sounds hört man dagegen kaum Unterschiede, es sei denn, man dreht beide Regler auf Maximum, was aber in der Realität kaum der Fall sein sollte. Auch wenn für mich nicht die Notwendigkeit besteht, den Depth Finder zwischendurch auszuschalten, hätte ein zusätzlicher Taster für ein paar Euro niemandem wehgetan. Das gilt vor allem dann, wenn man das Gerät auf dem Pedalboard verwendet.
Wie schon erwähnt, hat James Brown sich bei der Konstruktion des Pedals an Resonance- und Presence-Regler des von ihm entwickelten 5150 Amps gehalten, was ihm wirklich gut gelungen ist. Bei meinen Versuchen habe ich das Pedal im seriellen Einschleifweg meines 100 Watt Marshall JMP verwendet, als Zerrer kommt ein Baldringer Dual Drive zum Einsatz. Bevor es ans Eingemachte geht, hört ihr den Depth Finder mit zurückgedrehten Reglern. Diese Einstellung entspricht zu 99% dem Sound ohne Pedal.
Die beiden Regler am Pedal arbeiten nicht linear, wodurch sich bis etwa zur 12-Uhr-Position auch nur wenig am Sound tut. Deshalb hört man hier auch nur die eben erwähnten homöopathischen Veränderungen, und wer sich die Soundbeispiele an einem Laptop anhört, wird vermutlich gar keinen Unterschied hören.
Zwischen 13 Uhr und 15 Uhr macht der Sound dann plötzlich einen massiven Sprung. Irgendwo in diesem Bereich liegt für mich auch schon der Sweetspot des Pedals, denn hier wirkt der Ton noch sehr natürlich. Obertöne und Low End werden nur leicht gefeaturet, wodurch der Sound gleichzeitig ein verbessertes Durchsetzungsvermögen erhält.
Jenseits der 15-Uhr-Position wirkt der Sound allmählich immer aufgesetzter. Gut, das Ganze bleibt natürlich Geschmackssache, aber wenn man den Obertonbereich und die Bässe zu stark in den Vordergrund stellt, geht das auf Kosten der Definition im Mittenbereich. Dreht man die beiden Regler komplett auf, erhält man so etwas wie einen klischeehaften Metal-Sound mit bebenden Bässen und facettenreichen, sehr präsenten Obertönen. Für meinen Geschmack klingt diese Einstellung auf Dauer zwar viel zu künstlich, aber als Effektsound im Studio halte ich sie durchaus für brauchbar.
Für dich ausgesucht
Zum Schluss demonstriere ich euch noch die Wirkungsweise der einzelnen Regler, beginnend in der Minimalposition. Hier habe ich dann auch keinen Lick gespielt, weil ich mit einer Hand den jeweiligen Regler allmählich aufgedreht habe. Im ersten Beispiel hört ihr den kompletten Regelbereich des Presence-Potis und im zweiten Audiofile dann den des Resonance-Reglers.