Analogis Easy Phono Test

Praxis

Handling

Was ich eher mäßig finde, ist die Tatsache, dass die Anschlüsse auf vier von sechs Geräteseiten verteilt sind. So ragen immer aus mindestens drei Seiten Kabel heraus, hätten es da nicht auch zwei Anschlussseiten getan? Zugegeben, mit den zwei DIN-Buchsen stehen natürlich auch mehr Schnittstellen zur Verfügung, dennoch finde ich, dass man das anders hätte arrangieren können.
Absolut praktisch hingegen finde ich, dass das Line-Signal, egal ob über Cinch oder DIN hereinkommend, an beiden Ausgängen, also Cinch und DIN, anliegt. Und überhaupt die fünfpoligen Anschlüsse ebenfalls anzubieten, finde ich großartig, schließlich gibt es auf dem Gebrauchtmarkt noch unglaublich viele alte Plattenspieler aus den 70ern und 80ern zu ergattern, von denen viele noch mit festen Kabeln mit DIN-Stecker ausgestattet sind. Ein altes Schätzchen von Dual oder Lenco für 100 bis 200 Euro zu bekommen, ist kein Problem, wenn man etwas geduldig ist.

Sound

Und die praktische Anwendung ist nicht die einzige Disziplin, in der Easy Phono überzeugen kann. Meine Befürchtungen hinsichtlich eines schwachen Ausgangspegels sind nach der ersten Platte wie weggefegt, denn der kleine Silberling macht ähnlich viel Pegel wie mein Röhrenvorverstärker von Dynavox (TPR-2). Hut ab! Als Referenz für den Hörtest dient einer der Preamps meines DJ-Mixers Denon DN-X1600. Als Vergleichsprodukt habe ich mich für den Dynavox TC-750 entschieden, ein Phono-Preamp, der mit 30 Euro Verkaufspreis einen direkten Konkurrenten zum Easy Phono darstellt.

Preiswert und gut: Analogis Easy Phono
Preiswert und gut: Analogis Easy Phono

Hörtest

Easy Phono macht beim ersten Hörbeispiel einen durchweg guten Eindruck. Die Höhen und Mitten klingen durchsichtig, der Bass hat eine feine Zeichnung. Der Raumeindruck ist gegeben, zur Stereoabbildung lässt sich bei Sade noch nicht so viel sagen. Der TC-750 klingt nicht ganz so präsent, aber relativ ausgewogen und unaufgeregt. Der DJ-Mixer klingt gut, aber auch nicht herausragend oder großartig besser als die beiden externen, was aber eher mit der Musik von Sade zu tun, die ganz typisch für die 80er abgemischt worden ist und bis auf die Stimme nicht so viel zu bieten hat.

Audio Samples
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A1 Sade – Smooth Operator über Easy Phono A1 Sade – Smooth Operator über Dynavox TC-750 A1 Sade – Smooth Operator über DJ-Mixer

Bei Motörheads „Whorehouseblues“ kann man schon ein wenig mehr hören, zumindest was die Drahtigkeit der Gitarren und den Raumeindruck angeht. Analogis Easy Phono liefert vor dem Hintergrund des Verkaufspreises eine satte Performance ab, der Denon klingt sehr neutral, gefolgt von dem 750er, der ebenfalls recht ordentlich klingt. Deutlich wird, dass beim Easy Phono das Slap-Delay auf Lemmys Stimme einen satten Raumeindruck vermittelt, was ich schon ganz schön beeindruckend finde. Klar wird hier spätestens aber auch, dass Easy Phono ein höhenlastiger Preamp ist, was bei der einen oder anderen Platte zu viel des Guten werden könnte.

Audio Samples
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A2 Motörheads – Whorehouseblues über Easy Phono A2 Motörheads – Whorehouseblues über Dynavox TC-750 A2 Motörheads – Whorehouseblues über DJ-Mixer

Easy Phono spielt auch bei Deodatos „Also sprach Zarathustra“ sehr betörend auf, die Bläser haben zwar nicht ganz so die Strahlkraft, dennoch fangen der kleine Preamp eine große Dynamik ein. Der Hochtonbereich ist omnipräsent, was die Grundlage für den akustischen Durchblick bildet. Den TC-750 hingegen finde ich da erheblich zurückhaltender, ein bisschen zu sehr mit angezogener Handbremse, dafür aber auch niemals zu scharf! Den einzig wirklich vollkommen gelungenen Kompromiss bietet für mich Denons Phono-Vorverstärker.

Audio Samples
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A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Easy Phono A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Dynavox TC-750 A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über DJ-Mixer

Über den Easy Phono klingt der Track von DeLaSoul und Chaka Khan durchweg transparent und auch die Räumlichkeit wird deutlich. Dynavox TC-750 schlägt sich einigermaßen achtbar aus der Affäre, der Preamp ist mir aber grundsätzlich zu matt und zu wenig lebendig. Das kann man vom Easy Phono wirklich nicht behaupten. Die Snare und die HiHats peitschen derart druckvoll, entwickeln aber dafür quasi ein Eigenleben. Der Preamp verpasst den HiHats und der Snare einen Peak im Hochtonbereich, sodass insbesondere die HiHats bei diesem Stück einfach zu scharf klingen.

Audio Samples
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A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Easy Phono A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Dynavox TC-750 A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über DJ-Mixer

Der gleiche Effekt wird auch bei Grauzone deutlich. Man könnte fast meinen, es handele sich um eine andere HiHat! Dennoch klingt der Techno-Track „Film2“ durchsichtig und räumlich und auch der Bass entwickelt einen passablen Druck.

Audio Samples
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A5 Grauzone – Film 2 über Easy Phono A5 Grauzone – Film 2 über Dynavox TC-750 A5 Grauzone – Film 2 über DJ-Mixer

Bei DJ Kozes XTC finde ich Easy Phono absolut authentisch. Die anderen beiden Vorverstärker klingen ebenfalls auf ihre Art und Weise gut. Das wäre in meinen Augen bei diesem Track eine rein subjektive Angelegenheit, eine reine Entscheidung aufgrund der persönlichen Vorlieben.

Audio Samples
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A6 DJ Koze – XTC über Easy Phono A6 DJ Koze – XTC über Dynavox TC-750 A6 DJ Koze – XTC über DJ-Mixer

Test-Setup

Playback & Verstärkung
Plattenspieler: Vestax PDX 2300 Pro MKII
Tonabnehmer: Ortofon OM Serato S-120
Mixer & Preamp:
Denon DN-X1600
Externer Phono-Preamp: Dynavox TPR-2
Aufzeichnung AD-Wandlung:
RME HDSPe AIO
Aufzeichnung: SONY SoundForge 11, PCM-Audio, WAV mit 176,4 kHz und 32 Bit
Abhörkette:
DA-Wandlung: Denon 300-USB
Kopfhörerverstärker: Dynavox CSM12
Kopfhörer: AKG K702

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