Angecheckt: Behringer RD-6 – Was taugt der Roland TR-606 Klon?

Angecheckt: Behringer RD-6
Angecheckt: Behringer RD-6

Bei unserem Partner Thomann führt Behringer mit der RD-6 aktuell die Verkaufscharts an. Kein Wunder, ein analoger Drumcomputer für knapp 160 Euro ist verdammt günstig und verlockend. Aber lohnt sich die Anschaffung dieses Klons der Roland TR-606 überhaupt? Wir finden es in dieser Ausgabe von „Angecheckt“ heraus.

Behringer RD-6 ist ein günstiger Klon der TR-606

Zunächst ein paar Worte zu der Vorlage. Die TR-606 kam 1981 auf den Markt. Der „Transistor Rhythm“ 606 war als eine Art Begleitung für die TB-303 gedacht, was sich auch in der ähnlichen Optik niederschlägt. Das Gerät gehört neben der TR-808, TR-909 und TR-707 zu den bekanntesten Drumcomputern des Herstellers, auch wenn die kleine Kiste im Vergleich eher ein Schattendasein fristete. Trotzdem hat die TR-606 ihre Fans, Künstler wie Aphex Twin, Nine Inch Nails, Big Black oder Mr. Oizo gehören dazu. Und auch früher Acid House würde ohne die 606 bestimmt streckenweise anders klingen.

Behringer RD-6

Behringer RD-6

Features und Unterschiede zu dem Original

Die RD-6 ist genau wie das Original ein analoger Drumcomputer. Während die TR-606 mit sieben Instrumenten ausgestattet ist, bekommt ihr hier acht Drum-Sounds: Bass Drum, Snare Drum, Low Tom, High Tom, Cymbal, Clap, Open Hi-Hat und Closed Hi-Hat. Für die zusätzliche Clap hat sich Behringer bei der ähnlich aufgebauten Boss DR-110 bedient. Wenn Open und Closed Hi-Hat zusammengespielt werden, ergibt sich quasi ein dritter Sound – in solchen Dingen ist Behringer genau.

Im Gegensatz zur Originalmaschine hat Behringer MIDI-Anschlüsse (In, Out/Thru) spendiert. Der USB-Anschluss ist ein weiteres modernes Feature. Die RD-6 besitzt Einzelausgänge für die meisten Drums-Sounds, die Toms und die Hi-Hats werden jeweils zusammengefasst. Bei der TR-606 müsst ihr euch ohne Modifikation nur mit einem Summenausgang begnügen. Den gibt es hier bei der RD-6 auch, über die individuellen Outputs ausgehende Instrumente werden aus der Summe herausgenommen. Ein Kopfhörerausgang steht euch ebenfalls zur Verfügung. Weiterhin findet ihr hier Sync In/Out, Trigger Out (als Alternative zu den Toms) und einen Klinkeneingang für das Starten und Stoppen mit einem Fußpedal.

Ein weiteres Extra des Behringer-Klons ist die eingebaute Distortion-Einheit, die ihr einschalten könnt, um den Sound etwas zu verzerren. Kennen einige von euch bestimmt schon von der TD-3, hier findet ihr die gleichen drei Kontrollen dafür: Distortion, Tone und Level.

Das Batteriefach der 80er-Vorlage fehlt und werden wohl die meisten nicht vermissen.

Behringer RD-6

Behringer RD-6

Bedienung

Die Bearbeitungsmöglichkeiten für die einzelnen Sounds sind mager. Bis auf die Lautstärke könnt ihr nicht viel einstellen. Tuning der Bassdrum: Fehlanzeige. Die Snare ein bisschen mehr „snappy“ machen geht auch nicht. Für die Lautstärkeregler sind Drums wieder zusammengefasst. Low und High Tom teilen sich einen Regler, genauso Cymbal und Clap sowie die Open und Closed Hi-Hat.

Über einen Lauflicht-Sequencer programmiert ihr die Drums auf bis zu 16 Steps. Insgesamt 32 Patterns (2 x 16) stehen zur Verfügung. Mit einem Schiebeschalter wechselt ihr zwischen den beiden Bänken hin und her – natürlich auch im laufenden Betrieb. Im Play-Modus wechselt ihr über die Sequencer-Buttons die 16 Patterns der Bank. Das Verlinken von Patterns ist ebenfalls möglich. Der Scale Selector bringt Abwechslung in die Rhythmen.

Die Instrumente wählt ihr über einen Drehknopf aus, zwischen Cymbal und Clap müsst ihr euch mit einem Switch entscheiden, beide können aber gleichzeitig ertönen. Accent ist typisch für die TR-Serie und gibt es hier auch. Ach ja, ein einzelnes Pattern kann auch aus weniger als 16 Steps bestehen – so weit so bekannt und gut.

Die Bedienung ist etwas „oldschool“, macht aber viel Spaß und sorgt für einen schnellen Workflow. Ihr verliert euch nicht in den Untiefen kryptischer Submenüs. Trotzdem ist gerade für Neulinge eine Anleitung immer willkommen, Behringer beschränkt sich auf einen ausgedruckten „Quick Start“ in mehreren Sprachen. Immerhin.

Der Drumcomputer in einem Modular-Setup

Der Drumcomputer in einem Modular-Setup

Der Sound der RD-6

Ich habe nie eine original TR-606 besessen, kenne den Sound aber aus Sample-Packs und vielen Tracks sehr gut. Mit diesem Wissen würde ich dem Gerät eine sehr gute Umsetzung des originalen Soundcharakters attestieren. Wie bereits gesagt, fügt Behringer mit der Clap zwar einen weiteren Drum-Sound hinzu, gibt mir aber keine weiteren Funktionen zur Klangbearbeitung der einzelnen Drums.

Wenn ich die RD-6 völlig unabhängig von der 80er-Referenz beurteile, finde ich es schon etwas schade, dass ich kein Tuning der Kick und wenigstens noch eine weitere Bearbeitung der Snare bekomme. Die einzige Option, den Klang etwas zu manipulieren liegt in der Distortion-Einheit. Die klingt nicht wahnsinnig aufregend, gibt mir aber trotzdem etwas Potential für die Klanggestaltung. Davon abgesehen sind die Sounds gut aufeinander abgestimmt und haben einen schönen Sound. Einfach „classic“. Ich würde mir wünschen, dass ein paar Modifikationen kommen, die Sachen wie Tuning hinzufügen.

Behringer RD-6 und TD-3

Ein Dream-Team? Behringer RD-6 und TD-3  ·  Quelle: Behringer

Fazit

Ich hätte es ja wissen müssen. Bevor das Testgerät bei mir ankam, habe ich allen gesagt, dass ich einen Test mache und dann geht die Kiste wieder zurück. Ich habe bereits einige Drummachines und Drum-Synthesizer – eigentlich sollte mein Bedarf gedeckt sein. Außerdem habe ich in den letzten Monaten schon einige Male bei diesem Hersteller zugeschlagen und wollte mich quasi auf „Diät“ setzen.

Nachdem ich die RD-6 in meinem Setup integriert und ein paar Jams damit gemacht habe, will ich das Ding nun aber nicht mehr hergeben. Warum? Der Grundsound ist gut, durch die Einzelausgänge und die Distortion kann ich den etwas weiter gestalten. Außerdem finde ich die Trigger-Ausgänge sehr praktisch, um meine externen Drum-Synthesizer oder meinen Modular-Synthesizer anzusprechen. Diese beiden Faktoren in Kombination mit dem Preis – aktuell 159 Euro – machen die kleine Kiste unwiderstehlich und fast konkurrenzlos. Die Verarbeitung ist übrigens auf dem gleichen Niveau wie bei der TD-3, vermittelt also ein gewisses Spielzeug-Feeling. Das ist bei den Originalen wohl aber nicht anders, wie man immer wieder hört und liest.

Wenn ihr Behringer zu uncool findet, trotzdem aber einen amtlichen 606-Klon sucht, könnte der Cyclone Analogic TT-606 Drum Drone eine Alternative sein. Da müsst ihr auf die Distortion-Einheit verzichten, bekommt neben der Clap noch eine Rimshot dazu und außerdem Features wie Flam und Roll. Der Preis fällt aber auch doppelt so hoch aus. Hier findet ihr den TT-606 Drum Drone bei Thomann*.

Falls ihr euch die RD-606 zulegen wollt, müsst ihr euch vorher zwischen den 10 unterschiedlichen Farbvarianten entscheiden. Gar nicht so einfach! Hier bei Thomann findet ihr die komplette Kollektion*.

Weitere interessante Produkte unserer „Angecheckt“-Reihe findet ihr hier. Ihr habt Vorschläge? Dann her damit!

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