Angecheckt: Darkglass, Orange & Quilter – 3 Class-D Bassverstärker

Angecheckt: Darkglass, Orange & Quilter
Angecheckt: Darkglass, Orange & Quilter

Heute mal ein Angecheckt der besonderen Art: Weil das ursprünglich favorisierte Topteil nicht erhältlich war, habe ich mich umgesehen und drei sehr unterschiedliche Bassverstärker getestet. Was dabei herausgekommen ist, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen. Lasst uns wissen, falls euch dieses Format gefällt. Vielleicht machen wir das dann in Zukunft öfter.

In mehreren Monaten lieferbar …

Eigentlich beginnt dieses Angecheckt mit MESA. Die Nutzer englischsprachiger Bassforen werden nicht müde, immer wieder die Topteile der US-amerikanischen Amp-Schmiede zu empfehlen. Auf den WD800 hatte ich schon länger ein Auge geworfen. Lange Zeit ließ mich jedoch der hohe Anschaffungspreis zurückschrecken. Doch nachdem ich die andauernde Konzertflaute 2020 genutzt hatte, um einige Verstärker meiner Sammlung zu verkaufen, wollte ich es endlich wissen. Das Ergebnis: viel Lärm um nichts. Der Liefertermin wurde immer wieder um Monate verschoben, nach ca. sechs Monaten hatte ich die Bestellung storniert und mich stattdessen anderweitig umgesehen.

Darkglass, Orange & Quilter: Die drei Kandidaten

Und nun? Warum auf ein Gerät festlegen, wenn man auch drei ordern kann? Da ist die Chance größer, dass überhaupt eins bei mir landet. Gesagt, getan! Der Quilter Bass Block wurde mir von mehreren Seiten empfohlen. Die hauseigene Endstufe soll kleine Wunder vollbringen, also her damit!

Orange verfolgt mich seit dem Probespiel eines OB-1 in einem Musikgeschäft. In Kombination mit einem Precision Bass klang er göttlich, doch inzwischen hatte ich meine Suche auf leichte Topteile beschränkt. Da kommt mir der 2020er Little Bass Thing gerade recht.

Fehlt noch die berüchtigte „eierlegende Wollmilchsau“. Die kommt in Form des brandneuen Microtubes 500 V2 von Darkglass mit in den Warenkorb. Dann ein kurzes Stoßgebet zum Himmel in der Hoffnung, dass die Money-Back-Garantie auch wirklich funktioniert und klick, war ich fast 2000 Euro ärmer. Autsch!

Orange Little Bass Thing

Der LTB (Little Bass Thing) mag zwar ein Class-D-Amp sein, mit seinem soliden Gehäuse aus dickem Metall, den beiden äußerst praktischen Griffen auf der Vorderseite und einem Gewicht von knapp unter 3 kg ist er aber definitiv der Panzer unter den drei Kandidaten. Dieses Gerät dürfte auch härterem Rock ’n‘ Roll Alltag standhalten. Der erste Pluspunkt. (Für das eine oder andere Gigbag ist er mitunter schon fast zu bullig.)

Fix am Ziel

Zu Beginn war ich ein wenig irritiert, nur einen einzelnen Volume-Regler anstelle der gewohnten Gain/Master-Kombination vorzufinden. In der Praxis war das schnell vergessen. Entgegen manchen Behauptungen ist das „kleine Bassding“ nicht wirklich als neutral anzusehen. Meiner Meinung nach geht es tonal in eine angenehm warme Vintage/ Rock-Richtung, die wunderbar zu Preci und Jazz Bass passt.

Der 3-Band-EQ mitsamt semiparametrischer Mittenregelung weiß zu gefallen und, für viele Heimspieler wichtig, der Lüfter ist temperaturgesteuert und angenehm leise. Schon nach kurzer Zeit hatte ich einen Sound, der sich zu behaupten weiß. Ein kleiner Wermutstropfen: Der Balanced-XLR-Output ist vom Volume abhängig. Für mich ist das nicht ganz nachvollziehbar, jedoch ist das leider keine Seltenheit.

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Hervorragender Kompressor mit Tücken

Wie ihr vielleicht wisst, habe ich eine große Vorliebe für Kompression. Da trifft es sich gut, dass im LTB ein färbender Vintage-Style-Kompressor enthalzen ist. Da kommt fast schon Röhren-Feeling auf! Die „Quetschzange“ macht mir wirklich große Freude und ist zusammen mit der simplen und doch effektiven Bedienung einer der Hauptgründe, warum es mich zu Beginn meiner kleinen Testreihe immer wieder zum LTB zieht. Dieser Verstärker macht Spaß!

Leider hat der Kompressor einen Nachteil: Er macht das Signal sehr schnell sehr laut. „Na dann mach doch einfach leiser!“ höre ich euch sagen, doch das ist wegen der gerasterten Regler nur bedingt möglich. Ein Beispiel: Steht die Kompression auf 12 Uhr, kann die Lautstärke schon beim 2. Raster des Volume-Reglers je nach verwendeter Bassbox für den heimischen Gebrauch zu laut sein. Da hilft auch der -6 dB PAD-Schalter nicht, den ich ohnehin auch mit passiven Bässen stets aktiviert gelassen hatte, um mehr Spielraum zu haben.

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Mein Fazit

Der Orange Little Bass Thing macht große Freude! Andere Verstärker bieten mehr Schnickschnack, doch genau wegen seiner Bodenständigkeit gefällt mir dieser Amp so gut. Wer einen überdurchschnittlich stabil gebauten Verstärker sucht, mit dem man schnell einen drückenden, vintage-orientierten Sound mit saftiger Kompression erzielt, der sogar an Röhren erinnern kann, ist hier genau richtig. Für Hi-Fi-Klänge gibt es bessere Lösungen und die Lautstärke könnte daheim schwierig werden. Doch wen diese kleinen Kritikpunkte nicht stören, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Und ja, er kann auch richtig doll laut!

Darkglass Microtubes 500v2

Bahn frei für die eierlegende Wollmilchsau. Bereits beim Schreiben des News-Artikels wusste ich, dass ich die neue Version des Microtubes 500 anspielen muss. Gegenüber seinem Vorgänger wurde Version 2 nicht nur rauschärmer konzipiert, dazu wurde die gesamte Front überarbeitet und aufgeräumt. So bietet der EQ nun Schieberegler und zugleich mehr Frequenzen, ein Kompressor hielt Einzug und auch bei diesem Verstärker gibt es nur einen Master-Regler. Ein neuer Trend?

Auf der Rückseite geht der Fortschritt weiter: Neben dem Kopfhöreranschluss und AUX-Eingang befindet sich der XLR-Ausgang, der mit drei verschiedenen Impulse Responses bestückt werden kann. Als wäre das nicht schon toll genug, haben die Finnen eine eigene Endstufe entwickelt, die satte Leistung stabil an 2 Ohm abgeben kann. Wow, alle meine Gebete wurden erhört!

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Von Hi-Fi bis brutal

Von allen drei Verstärkern war der Microtubes 500v2 der mit dem geringsten Rauschen und den cremigsten Reglern. Ihr wisst schon, dieser leichte Widerstand beim Drehen und doch läuft es butterweich. Ich liebe es! Im Gegensatz zum Orange bleibt der von Darkglass verbaute Kompressor deutlich mehr linear. Weniger Eigenfärbung, was mehr den Charakter des jeweils angeschlossenen Instruments erhält. Äpfel und Birnen, mir gefällt beides!

Auch klanglich ist der Verstärker in der Ausgangsstellung aller Regler sehr neutral. Mit diesem Amp sind definitiv auch saubere, moderne Hi-Fi-Sounds möglich! Der EQ mit 6 Bändern erlaubt eine präzise Klangformung, was im Zusammenspiel mit den zwei Distortion-Schaltkreisen von leicht angedreckt bis völlig brutale Metallsäge alles abdeckt. Speziell wegen der Zerrsounds finde ich die Dreingabe der Impulse Response-Option auf dem XLR-Ausgang absolut wegweisend! Vorbei die Zeit, in der ihr einen Captor X zwischen Verstärker und Box hängen musstet.

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Mein Fazit

Darkglass bietet zu einem wirklich fairen Preis ein beeindruckendes Feature-Paket. Die hauseigene Endstufe konnte ich zu Hause nicht ansatzweise ausfahren, doch dafür um so besser auch leise dosieren. Der Klang blieb in allen Lautstärken gleich, von flüsterleise bis kurz vor einer Anzeige durch die Nachbarn. Bezüglich des Funktionsumfangs setzt der Hersteller ganz klar neue Maßstäbe! Doch obwohl es auf dem Papier der perfekte Verstärker zu sein scheint, habe ich mich gegen ihn entschieden.

Mein persönliches Problem: Ich konnte mich nicht auf einen Klang festlegen, da ich unentwegt am EQ schieben musste. In dieser Hinsicht sind die beiden Mitbewerber deutlich einfacher gestrickt. Wer einen neutralen Klang bevorzugt, auf Zerr-Sounds steht und sich trotz diverser Möglichkeiten schnell festlegen kann, sollte den V2 unbedingt anspielen!

Quilter Bass Block 800

Auf der Startnummer 3 folgt ein sogenannter Underdog. Quilter Labs mag nicht jedem ein Begriff sein, doch hinter diesem kleinen Kraftzwerg steckt kein Geringerer als Patrick Quilter, der über Dekaden bewährte Endstufen für QSC Audio entwickelte und bereits in den 1960er-Jahren Bass- und Gitarrenverstärker baute. Trotz eines Metallgehäuses ist es mit nur 2 kg der leichteste Verstärker unter den Dreien. Und ja, sein Design ist eigenwillig.

Der Bass Block 800 passt ganz wunderbar in die Basstasche, wird allerdings sogar mit einem eigenen kleinen Bag geliefert. Wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Mal ehrlich, richtig hübsch ist er nicht: An der Front sieht man irgendwelche Reste aus dem Inneren des Gehäuses, die Beschriftung erinnert an Comic Sans und er verfügt gerade mal über vier Regler: Gain, Depth, Contour und Master. Im Gegensatz zu Darkglass, deren Verstärker wie ein Produkt von Apple aussieht und über und über mit Funkionen gespickt ist, finden wir hier einen absolut minimalistischen Ansatz vor. Ich mag das!

Minimalismus

Weil nur zwei (2!) Regler zur Klangformung zur Verfügung stehen, kommen zunächst Zweifel auf. Tatsächlich sind damit allerdings erstaunliche schnelle Anpassungen und durchaus flexible Klängemöglich. Mit Depth und Contour auf 12 Uhr, erhält man einen sehr neutralen Klang. Dreht man den Gain-Regler weiter auf, greift zunehmend mehr eine geschmackvoll abgestimmte Limiter-Schaltung.

Ein beherztes Eingreifen am EQ ist kein Problem, hier gibt es keine unbrauchbaren Sounds. Meine Lieblingseinstellung hat eine leichte Bassanhebung und eine deftige Mittenabsenkung. Einzig sehr moderne Hi-Fi-Höhen sind mit einem passiven Bass und eingespielten Saiten eher schwer zu erlangen, aber wer braucht die schon? Anders als bei Darkglass, hatte ich in Nullkommanix einen geeigneten Klang gefunden und konnte mich umso schneller wieder auf das Spiel konzentrieren. Genau mein Ding!

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Perfekt für Preamps geeignet

Der neutrale Grundcharakter macht diesen Verstärker zur absoluten Traumkombination für externe Vorverstärker! Da ich sehr oft komplett ohne Verstärker nur mit In-Ear-Monitoring spielen muss, bin ich dazu übergegangen, meinen Sound mit externen Basspreamps auf dem Pedalboard zu formen. Mit dem Quilter kann ich von Soul bis Metal den passenden Preamp wählen und direkt in den vorderen Eingang spielen, ohne eine Eigenfärbung in Kauf nehmen zu müssen. Anschließend kann ich die Klangregelung zur Raumanpassung nutzen. Genial!

Satte Leistung, auch an 2 Ohm?

Zwei Kleinigkeiten möchte ich euch nicht vorenthalten: Nach dem Einschalten hört ihr ein kurzes Popp-Geräusch. Außerdem ist der Noise Floor lauter als bei den anderen beiden Testkandidaten. Für mich kein Problem. Und wie potent ist denn der Kleine nun? Ich bin wirklich sehr beeindruckt, was der Bass Block 800 zu leisten vermag! Hier zu Hause kann ich den Master nie voll aufdrehen, da mir schon vorher die Ohren bluten.

Dieser Winzling liefert ein beachtliches Fundament! Und hier kommt der Hammer: Auf der Website des Herstellers wird bekräftigt, dass man den Amp auch sorgenlos an 2 Ohm betreiben kann. Schaden kann er dabei nicht nehmen, da er sehr gut abgesichert wurde. In dem seltenen Fall, dass der BB800 an seine Grenzen gelangt, soll ein unschönes Verzerren zu hören sein. In diesem Fall rät der Hersteller dazu, einfach eine Spure leiser zu drehen, bis alles wieder gut tönt.

Mein Fazit

Ihr merkt es schon, der Bass Block 800 hat es mir angetan. der Funktionsumfang ist gering, doch genau das macht ihn für mich so interessant. Er ist für mich der perfekte Begleiter für die Verwendung von externen Preamps, noch dazu ist er super leicht und passt in jedes Gigbag. Gern hätte ich auch den 802 mit dem veränderten EQ probiert, doch dieser ist auf Grund einer geänderten EU-Bestimmung seit Dezember 2020 nicht mehr erhältlich.

Anmerkung: Der BB800 scheint kurz vor der Veröffentlichung dieses Artikels den End of Life-Kreislauf erreicht zu haben. Es sieht für mich ganz danach aus, dass die verbleibenden Geräte als B-Stock zu einem reduzierten Preis verkauft werden.

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