Endlich ist er angekommen: der Polyend Tracker. Ich hatte mich für meine Bestellung (danke G.A.S.!) extra auf die Lauer gelegt, um sofort in der ersten Sekunde nach dem Erscheinen den Ersten zu ergattern. Und es hatte sogar geklappt. Jetzt steht das kleine Stück Hardware vor mir und möchte ausprobiert werden. Dazu gab es für die ersten Besteller ein Hardcase gratis. Danke Polyend!
Tracker Hardware ausgepackt
Sehr schön in Pappe eingehüllt wurde mir die Tage die neue mobile „all-in-one“ Einheit Tracker von Polyend aus Polen zugestellt. Ein wenig aufgeregt war ich schon. Denn die vorab durch Blogger und YouTuber erstellten „Teaser“-Videos waren mehr als interessant. Die Vielseitigkeit an Sounddesign und Musikgenres, die hier geboten wurden, hoben die kleine aber feine Hardware in meinem Kopf auf eine höhere Stufe. Aber ist es auch wirklich so?
Ich hatte mir die Hardware tatsächlich etwas größer vorgestellt. Aber nichtsdestotrotz sind alle Buttons und auch der einzige (große) Drehregler mit meinen Händen perfekt bedienbar. Auch die Funktionen lassen sich nach kurzer Einarbeitungszeit sehr schnell und intuitiv einsetzen. Die Menüstruktur ist dementsprechend einfach und logisch aufgebaut.
Anschließen und los geht’s
Kabel sind in dem Paket so gut wie alle enthalten, um direkt los zu starten. Sehr schön! Dazu kommt, dass die Adapter und Kabel sehr hochwertig sind. Ein USB-C und USB-A Kabel, ein USB-Netzstecker (mit verschiedenen Aufsätzen), ein Miniklinke auf MIDI-Adapter und ein Mini-Stereoklinke auf auf zwei mal große Klinke (mono) liegen bei. Auf der Hinterseite der Hardware findet ihr alle Anschlüsse. Line Out, Line In, Mic In, MIDI Out und MIDI In liegen im Miniklinkeformat vor.
Für dich ausgesucht
Daneben ist ein Einschub für eine microSD Karte (16 GB Karte ist ebenso enthalten). Für diese Karte schenkt euch Polyend sogar einen USB-A Adapter. So steht dem schnellen Austausch eurer Daten mit eurem Rechner nichts mehr im Wege. Strom erhält die Hardware über den USB-Anschluss. Entweder aus der Steckdose oder vom angeschlossenen Rechner. Mit diesem kommuniziert Tracker (zur Zeit?) nur via MIDI (und MIDI-Clock) in beide Richtungen. Ach so: unterwegs könnt ihr sogar eure Powerbanknutzen, um die Hardware mit Strom zu versorgen.
Tracker ist zum Musizieren da
Zu aller erst fällt natürlich das große OLED Display ins Auge. Und das ist tatsächlich aus jedem Winkel sehr gut zu lesen. Grafisch ist das Ganze eher minimal gehalten – also „oldschool“. Aber das ist auch besser so. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Auf der anderen Seite bleibt so auch mehr Übersicht.
Der Tracker Sequencer ist für Ungeübte eher ungewohnt. Aber mit ein wenig Übung den einzigartigen Parametereffekten kommt man schnell zum ersten Pattern. Es macht richtig Spaß Grooves zu bauen und variantenreiche Velocity und Pitch-Fahrten der eigenen Samples zu kreieren. Ach ja: ihr könnt natürlich eure eigenen Sounds auf die microSD Karte überspielen und einsetzen. Und die klingen genau so, wie über den Rechner abgespielt.
Und mit dem Aufnehmen (und Samplen) der Klänge fängt der Spaß erst an. Sehr witzig ist der integrierte Radioempfänger. Hier könnt ihr direkt Sounds aus dem Äther in den Speicher bringen (aber Vorsicht: Urheberrecht). Genau so lassen sich Audiodaten über den Mikrofon- und Line-Anschluss aufnehmen. Danach könnt ihr eure neuen Samples bearbeiten, Wavetabels extrahieren oder in den Granulator schicken.
Die Noten für mein Pattern lassen sich sehr gut über die integrierten Trigger Pads einspielen. Wem das nicht genügt, kann einen MIDI-Controller anschließen. Zu guter Letzt, also wenn der Song (Aneinanderreihung von Patterns) im Kasten ist, könnt ihr die Spuren im Masterbereich mischen und „mastern“. Dazu muss ich sagen, dass ich sehr positiv über die Klangqualität des Trackers überrascht bin!
Fazit und was noch fehlt
In zukünftigen Firmware Updates werden sicherlich die Fehler der ersten Version verbessert. Hier habe ich zum Beispiel ab und zu hier und da eine „verschluckte“ Note in der Sequenz. Darüber hinaus würde ich mich auch über weitere Funktionen und Features freuen, wie weitere Send Effekte, weitere Bearbeitungsmöglichkeiten der Samples. Dazu wäre auch eine aufgebohrtere Synthese-Engine interessant (zum Beispiel mehr Parameter für den Granulator).
Auch die direkte Kommunikation und der Austausch mit dem Rechner fehlt mir persönlich sehr. Das ständige wechseln der microSD Karte ist nicht förderlich für den Workflow im Studio. Aber so ist eben das Konzept der Kiste nicht gedacht. Hier wurde mehr wert auf mobile Flexibilität gelegt. Und alles kann man für diesen wirklich niedrigen Preis nicht verlangen. Dazu ist leider das PDF-Handbuch weder als Download noch als Datei im Paket verfügbar. Dafür gibt es ab sofort neue Tutorial Videos des Herstellers.
Aber das kann ja noch kommen. Hier stehen wir ja wirklich noch absolut am Anfang der Geschichte des Tracker. Trotzdem muss ich sagen, dass das Konzept mehr als überzeugt. Und das auch mich als eingefleischten DAW User, der eigentlich die Vorzüge von Live, Logic und Cubase genießt und nicht „back to the roots“ möchte. Das kleine Ding macht richtig Spaß. Die Mobilität ist grandios gelöst. Mit einem externen Aufnahmegerät oder einem Mikrofon könnt ihr in und aus der Natur mit Geräuschen „on-the-fly“ neue Songs erstellen.
Durch die „neue“ (alte) Herangehensweise entstehen so wirklich neue und sehr kreative Ideen für Loops, aber auch für Songteile. Ob ich einen kompletten Track in dem Tracker programmieren werde, kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber diese Hardware wird sicherlich ein neuer Begleiter für Reisen und Urlaube sein. Denn genau dort kann man in einer ruhigen Minute auf die Schnelle neue Ideen sehr schnell umsetzen und vor allem für Zuhause und das Studio festhalten.
Preise und Zubehör
Polyend Tracker erhaltet ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) zu einem Preis von 499 Euro. In dem Paket enthalten ist die Hardware, ein USB-A Power-Adapter, ein 2 Meter USB-C Kabel, ein 3,5 Millimeter auf 2x 6,3 Millimeter Klinkenadapterkabel, Miniklinke auf DIN-MIDI-Adapter, 16 Gigabyte microSD-Karte, microSD auf USB-A Adapter und ein Handbuch. Die Hardware wiegt 2 Kilogramm und ist 35,79 x 24,59 x 1,62 Zentimeter (B x T x H) groß. Ausgangsseitig gibt es die Anschlüsse USB-C, Stereo Out, Mono Line In, Mono Mic In, MIDI In und Out.