Die Nachricht eine beliebte DAW als Plug-in in einer anderen DAW ausführen zu können überraschte mich zur Ankündigung des Reason Studios Reason Rack Updates im September 2019 sehr. Auf der anderen Seite reizte es mich auch ein wenig, als eingefleischten Ableton Live User, endlich auch einmal Reason einzusetzen. Denn die modulare Oberfläche der „Hardware-nahen“ Reason Software ist für Live-Anwender (oder auch andere DAWs) eher fremd. Und das lässt ja meist das Kreative in uns hochkochen, um auf neue interessante Ideen zu kommen. Das musste ich doch einmal anchecken!
Reason DAW für Einsteiger
Ok. Als Live, Logic und Cubase Anwender ist es nicht besonders leicht direkt in Reason mit einem neuen Song zu starten. Zumindest in der Standalone-Version. Denn hier muss ich mich erstmal zurechtfinden. Alle Klangerzeuger, Effekte und Hilfs-Plug-ins müssen nämlich in einem virtuellen Rack zusammengestellt und auf der Rückseite (Flip Rack) richtig verkabelt werden. Aber das klappt nach ein paar Minuten, wie als hätte ich noch nie in einer anderen Software gearbeitet. Sehr schön!
Natürlich ist hier von Vorteil, wenn sich der Anwender mit Hardware und Verkabelung auskennt. Vielleicht sogar am Besten mit einem Modular System. Denn CV- und Gate-Signale spielen hier eine große Rolle. Auch Merger und Splitter sollten bekannte Begriffe sein. Der Sequencer, in dem das Song Arrangement entsteht, ist nicht so komfortabel, wie in Live & Co. Aber für mich geht es hier auch mehr um Sounddesign und Aufbau meines eigenen Synthesizers mit allem, was so dazu gehört.
Ab in die andere DAW
Jetzt geht es weiter in meine gewohnte Umgebung: Ableton Live 10. Hier wird, wie nicht anders zu erwarten war, Reason als VST3-Plug-in angezeigt (auch als AU (unter macOS) und (neuerdings) AAX (in Pro Tools)). Die Ladezeit ist schnell und entspricht jedem anderen Software-Instrument (auf meinem iMac 5k aus 2015). Die leere Reason DAW erscheint. Und die möchte jetzt mit Leben – äh, Musik – befüllt werden.
Das funktioniert eigentlich genau so, wie in der standalone Software von Reason. Sehr schön! 32 Einzelausgänge an Audiokanälen lassen sich sehr einfach zu Audiospuren in Live routen. Dazu gibt es zwei Audioeingänge und zwei Sidechain-Eingänge von Live zu Reason. MIDI funktioniert genauso und ohne lästiges Konfigurieren. Angeschlossene Controller können direkt Noten und andere MIDI-CC-Parameter in das Reason Plug-in schicken. Geroutet wird das natürlich auch wieder intern mit virtuellen Patch-Kabeln.
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Reason Rack sendet einfach alles
Und genau das ist für mich nochmals mehr interessant. Denn mein eher aus analoger Hardware bestehendes Studio benötigt MIDI-Sequencer. Am liebsten habe ich hier vielseitige, interessante und experimentierbereite Arpeggiatoren oder eben Sequencer. Und die sind im Reason Paket enthalten. Über das MIDI-Out Modul könnt ihr diese „Utilities“ an die Live-Umgebung senden lassen. Sehr schön! In Live selbst kann ich dann das ankommende MIDI-Signal an eine x-beliebige MIDI-Spur senden. Und schon geht das Experimentieren los. Über weitere Module ist es möglich eigene MIDI-Sequencer zu generieren, die es so nicht nochmals am Markt gibt. Hier hat ihr unendlich viele Freiheiten. Begrenzt wird das nur durch Eingänge und Ausgänge der mitgelieferten Module.
Das Ganze funktioniert auch im Audioumfeld. Hier gibt es sogar das „Reason Rack Plugin Effekt“. Audio wird somit in ein Reason FX geleitet oder durch einen Synthesizer gejagt. Dort könnt ihr das Audiosignal bearbeiten und über die Audiospur in Live hören. Zu Automationen gibt es ebenso nichts ungewöhnliches zu berichten. Das funktioniert genau so, wie wir es von jedem anderen Plug-in gewohnt sind. In Live eben: Configure klicken und einen Regler in Reason Rack bewegen. Danach seht ihr diesen direkt zum automatisieren oder fernsteuern in Live. Ach so! Sync ist natürlich ebenso zur Host DAW gegeben.
Fazit und was noch fehlt
Insgesamt ist die Plug-in-Version von Reason für mich ein riesiger Zugewinn. Und diese Möglichkeit macht sogar wirklich viel Spaß. Das wiederum erzeugt neue Ideen und bringt Kreativität ins Studio. Egal ob ihr mit Software oder (wie ich) eher mit Hardware arbeitet. Natürlich sind die Kosten für die komplette DAW, die ihr kaufen müsst, teurer als ein Software Synthesizer. Aber ihr müsst auch bedenken, dass ihr hier ein riesiges Paket mit etlichen hochwertigen Klangerzeugern, Samplern, Effekten und Modulationsmodulen (und mehr) kauft.
Die CPU-Belastung ist hier bei mir überraschenderweise sehr niedrig. Sogar mit etlichen Modulen bestückt, komme ich noch lange nicht an die Leistungsgrenze meines Rechners. Hier gibt es weitaus hungrigere Software-Synthesizer am Markt. Und die sind bei Weitem nicht so umfangreich wie Reason. Für mich ist diese wirklich innovative und interessante Erweiterung der beliebten DAW ein tolle Bereicherung meines digitalen Studios. Ich denke, dass ich Reason Rack von jetzt an des Öfteren für Sounddesign aufgaben, aber auch zum Entwickeln von abgefahrenen Sequenzen einsetzen werde.
Wie setzt ihr Reason Rack in eurem System ein? Oder steht ihr eher auf die standalone Version? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Weitere interessante Produkte unserer „Angecheckt“-Reihe findet ihr hier. Ihr habt Vorschläge? Dann her damit!
Preise und Zubehör
Reason Studios Reason 11 bekommt ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) zu einem Preis von 333 Euro.
Die Reason 11 Suite mit allen hauseigenen Modulen gibt es hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 519 Euro.
Die Software läuft auf Mac OSX 10.11 oder höher und Windows 7 oder höher. Sie ist als VST3 und AU in eine andere DAW integrierbar. Eine AAX-Version ist ebenso ab sofort verfügbar. Eine 30-tägig uneingeschränkte Demoversion sowie ein Online-Benutzerhandbuch ist auf der Internetseite des Herstellers als Download erhältlich.