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Angst vor Monopol: Übernahme von Serato durch AlphaTheta ist gescheitert

Letztes Jahr sorgte die News in der DJ-Community für großes Aufsehen: AlphaTheta plant die Übernahme von Serato DJ. Demnach stand eine Fusion zwei der wichtigsten Unternehmen der DJ-Branche im Raum. Die neuseeländische Kartellbehörde hat sich nun gegen den Deal gestellt und die Freigabe verweigert.

AlphaTheta und Serato DJ zukünftig unter einem Dach? Im Sommer 2023 ging diese Meldung durch alle großen Musik-Medien und sorgte für einen Knall (auch wir berichteten darüber). Mit der Übernahme sollten die Branchengrößen aus dem Hardware- und Software-Bereich gegenseitig vom vorhandenen Know-How profitieren und den DJ-Markt dominieren. Der andere Big-Player “inMusic”, der unter anderen mit den Marken Denon DJ, Numark und Rane ein großes Spektrum an Equipment abdeckt, hatte entsprechend Sorgen um eine zukünftige Monopolisierung der DJ-Branche. Bereits jetzt liegt Pioneer DJs Marktanteil bei ca. 72 Prozent, während inMusic 18 Prozent hält.

In weiteren Folge ging das US-Unternehmen inMusic in die Offensive, drohte mit rechtlichen Schritten und startete eine Kampagne gegen die Übernahme. In der neuseeländischen Tageszeitung ‘The Post’ wurde eine ganzseitige Anzeige mit dem Titel “Pioneer DJs Kauf von dem Kiwi-Unternehmen Serato bringt eine Monopolstellung und schadet der DJ-Community”.

Was hat sich inMusic mit einer Kampagne in einer neuseeländischen Tageszeitung mit einer Auflage von 36.000 Exemplaren erhofft? Damit wird man wohl kaum die DJs der Insel zu großem Aktivismus bringen. Stattdessen gab es eine andere Idee. Serato ist ein neuseeländisches Unternehmen mit Sitz in Auckland. Mit der Anzeige wollte man Aufmerksamkeit bei der Handelskommission erreichen, die den Verkauf wegen Wettbewerbsverstößen untersucht und ihren Sitz in Wellington hat.

Wettbewerbsbehörde stellt sich gegen Übernahme

Der Plan ist aufgegangen: Die neuseeländische Kartellbehörde, die Commerce Commission (kurz ComCom), verweigerte ihre Zustimmung zu dem Geschäft. Dazu muss man wissen, wie ausländische Investitionen in Neuseeland funktionieren: Jedes Geschäft, das einen bestimmten Dollarbetrag übersteigt und bei dem ein ausländisches Unternehmen ein neuseeländisches Unternehmen übernimmt, unterliegt einem Prüfungs- und Genehmigungsverfahren. Dieser landet beim Overseas Investment Office, das über weitere Schritte entscheidet. Die Commerce Commission hatte am Ende das letzte Wort und hat nach mehreren Verschiebungen nun eine Stellungnahme zu der geplanten Übernahme abgegeben. Der Deal ist vor allem Aufgrund von Bedenken bezüglich des Wettbewerbs geplatzt.

ComCom-Vorsitzender Dr. John Small: “Wir befürchteten auch, dass der geplante Zusammenschluss den Wettbewerb erheblich einschränken würde, da er es DJ-Hardware-Konkurrenten erschweren würde, mit Pioneer DJ zu konkurrieren.”

Pressemitteilung ComCom

Die vollständige Pressemitteilung:

“Wir waren auch besorgt, dass der geplante Zusammenschluss den Wettbewerb erheblich einschränken würde, indem er es DJ-Hardware-Konkurrenten erschwert, mit Pioneer DJ zu konkurrieren. Serato ist eine wichtige Software für DJ-Hardware-Anbieter, mit der sie ihre DJ-Hardware-Produkte integrieren können, und die uns vorliegenden Beweise deuten darauf hin, dass der Zusammenschluss ATC die Möglichkeit geben könnte, die Fähigkeit der DJ-Hardware-Konkurrenten, ihre Produkte mit Serato zu integrieren, entweder zu beseitigen oder zu verschlechtern. Wir waren auch besorgt, dass der Zusammenschluss ATC Zugang zu den wirtschaftlich sensiblen Informationen seiner DJ-Hardware-Konkurrenten verschaffen würde, einschließlich Informationen über unveröffentlichte Produkte, die im Rahmen des Integrationsprozesses ausgetauscht werden, was ATC einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und den Anreiz sowohl für ATC als auch für seine Konkurrenten zur Innovation verringern könnte.”

“Die von der Kommission gesammelten Beweise deuten darauf hin, dass Serato und rekordbox auf dem Markt für DJ-Software eng miteinander konkurrieren. Obwohl andere DJ-Software-Anbieter auf dem Markt verbleiben würden, waren wir nicht der Ansicht, dass diese Konkurrenten oder die Möglichkeit eines neuen DJ-Software-Anbieters, der in naher Zukunft in den Markt eintritt, ausreichen würden, um das Wettbewerbsniveau zu ersetzen, das durch den Zusammenschluss verloren gehen würde. Wir konnten daher nicht ausschließen, dass der Zusammenschluss zu einer erheblichen Verringerung des Wettbewerbs bei DJ-Software führen würde, was wiederum Preiserhöhungen für die Verbraucher und/oder ein qualitativ schlechteres Softwareangebot zur Folge hätte”, so Dr. Small.

Die offizielle Pressemitteilung gibt es hier.

Wie geht es weiter?

Das ist zu diesem Zeitpunkt alles andere als klar. Es bleibt zu Hoffen, dass es Serato finanziell gut geht und eine Übernahme nicht die “letzte Rettung” sein sollte. Eine Möglichkeit könnte sein, dass Serato ins Ausland zieht und sich von dort aus höhere Chancen für eine Fusion ausrechnet. Dieser Schritt wäre aber ebenso ein Risiko, der auch mit einigen Kosten verbunden ist. Dazu gibt es im Ausland weitere Behörden, die sich gegen eine Übernahme positionieren könnten. In Großbritannien wurde die mögliche Übernahme bereits von der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) untersucht.

Vielleicht gibt es nun statt der vollständigen Übernahme eine vertiefende Kooperation zwischen den Unternehmen. Das könnte strategische Vorteile bringen und beide Unternehmen stärken. AlphaTheta bzw. Pioneer DJ könnten etwa von den fortgeschrittenen Software-Lösungen von Serato profitieren und die Qualität ihrer eigenen Software dadurch weiterentwickeln. Am Ende bleiben also viele Fragezeichen und das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist.

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