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ANT B-Twig 8 Test

Praxis

Der Aufbau der ANT B-Twig 8 ist für mich als Stäbchen-PA-Veteran doch vorerst ungewöhnlich. So muss ich erstmals die Säulen horizontal ineinanderschieben. ANT spricht von gleiten, davon kann keine Rede sein. Doch dieses System ergibt Sinn, denn es hält starke Vibrationen, das Umsetzen der PA im montierten Zustand und weitere Belastungen ohne Weiteres aus. Die Verbindung ist erdbebenfest!
Fertig auf der Bühne montiert, verbraucht das System extrem wenig Platz und sieht obendrein sehr schick aus. Das Ameisen-Logo blitzt frech von der Säule, und selbst auf übervoll gepackten Stages ist immer noch irgendwo für das schlanke System ein Plätzchen frei.
Da die Stäbchen recht weit vorne auf dem Subwoofer montiert sind, hat ANT eine Art Kippschutz in das Woofer-Gehäuse integriert. Das sieht auf den ersten Blick etwas merkwürdig aus und kann eine Stolperfalle darstellen. Doch auch hier ist der Sinn einfach: Ohne diese Verlängerung des Gehäusebodens würde die B-Twig 8 bei der ersten Erschütterung einfach aufs Gesicht fallen. Not macht erfinderisch und der Materialaufwand des Gehäuses ist zur Gewichtsminimierung des Systems sehr klein gehalten. 
Problematisch gestaltet sich der Abbau des Stäbchens. Ziehe ich sonst die Säulenelemente nach oben weg, muss ich den Reibwiderstand der Presspassung überwinden. Optimalerweise in die richtige Richtung, was bei einem neuen System, dunklen Bühnen und übermüdeten FOHs schonmal schnell andersrum passiert ist.
Vorsicht ist geboten und leichte Schläge schon mal angebracht. Gehe ich zu rabiat vor, riskiere ich nicht nur Verletzungen an meinen Händen und Armen, sondern auch, dass die Leersäule unten gegen das Gehäuse des Subwoofers prallt, Dellen und Kratzer hinterlässt. Leider schnell passiert!
Abgebaut und verpackt passt der Subwoofer der B-Twig 8 zur Not in den Fußraum der Beifahrerseite und der Helfer bekommt noch die Säulentasche auf den Schoß gelegt. Der Platzverbrauch ist sehr gering und das Schleppen zum Einsatzort weniger aufwendig, als einen Kasten Wasser in die Wohnung zu tragen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verlängerung vorne kann auch als Transportgriff verwendet werden

Klang

Der Klang der Anlage ist, mit Verlaub, schwierig. Bei leisen Pegeln bis hin zu etwas mehr als Zimmerlautstärke (60 – 75 dB(A)) klingt das System transparent und angenehm. Die Wärme des Tiefbasses fehlt zwar, dafür erhalten wir einen nahezu Hi-Fi-kompatiblen Sound. Die unteren Mitten sind zurückhaltend, die oberen Frequenzen brillant und voll vorhanden.
Direkt vor der Box ist das Klangbild sehr auseinandergerissen und schließt sich erst bei ein paar Schritten Abstand. Vor der Box zu sitzen – auch im Abstand von drei Metern – wird mit einem bauchigen Klang quittiert. Die B-Twig 8 ist eher für stehendes oder tanzendes Publikum konzipiert, die den vollen Umfang der in knapp zwei Meter Höhe montierten Hochtonlautsprecher dann mitbekommen. Die vertikale Verteilung der Frequenzen könnte da noch fortgeschrittener sein.
Zur Anpassung an die entsprechenden Räumlichkeiten bzw. an die Musikauswahl, bietet sich die Manipulation über den Summen-EQ an. Doch wegen der zwei Bänder gestaltet sich das nur grob. Eine getrennte Subwoofer-Regelung würde da für mich mehr Sinn ergeben.
Im letzten Drittel vor der Leistungsgrenze neigt die B-Twig 8 leider zum Schreien. Der Achtzöller des Subs ist erwartungsgemäß nicht in der Lage, ein abgrundtiefes Bassfundament zu bauen. Drehe ich dann Höhen am EQ raus, wird der Sound schnell dumpf. Drehe ich Bass rein, wird der Klang bauchig. Ich muss wohl oder übel mit dem flachen Geschrei leben oder die Box untertourig fahren.
Was die Lautstärke anbelangt, erreiche ich mit der B-Twig 8 bei verschiedenen Musikstilen an der Leistungsgrenze einen Wert von bis zu 98 dB(A) in einem Meter Abstand, ca. 91 dB(A) in drei Metern.

Eingänge

Zunächst ein Wort zum Eigenrauschen. Beim Einschalten ist dieses Präsent, doch schaukelt sich das Säuseln nicht hoch, wenn ich die Kanäle aufdrehe. Auch bei extremen Einstellungen tost neben der Musik kein Brandungsrauschen des Verstärkers auf. Sauber.
Aux- und Line-Eingänge arbeiten, wie zu erwarten ist und lassen sich gut mit anliegenden Signalen mischen. Die Mikrofonvorstufen bilden ein Shure SM58 klar, druckvoll und deutlich ab. Der Sound ist bis ca. ¾ Volume gut, und halte ich dabei das offene SM58 in einem Meter Abstand direkt auf die Box, wird dies nur mit einem leichten Ziehen quittiert. Die Verteilung der Sprache im Raum ist wie die Verständlichkeit sehr gut.
Erst bei voller Verstärkung des Mikrofons ist auch mit der Feedback-Festigkeit im Nahbereich Schluss. Etwas mehr Abstand halten und schon geht’s wieder. Die Box verstärkt im Maximum die Stimme sauber und laut, wirklich laut!
Nachteilig wirkt sich die spartanische Ausstattung des Mischers auf die Kombination von Musik mit Gesang aus. Da brauche ich schon bessere Mikrofone als das SM58 oder ein vorgeschaltetes Mischpult, um die Frequenzen zu entzerren. Ansonsten hört sich der Gesang an wie aus dem Schuhkarton, während über die Line-/Aux-Kanäle exzellent gemischte Playbacks oder Keyboards eintreffen.
Die Bluetooth-Verbindung koppelt vorbildlich auch mit älteren BT-Geräten und hält sich bis zehn Meter Umkreis stabil. Ärgerlich hier ist ein hartes Gate im Eingang, was die ersten Millisekunden des Sounds stiehlt. Damit empfiehlt sich der Bluetooth-Eingang eher mal als Einspieler für kontinuierliche Pausenmusik, nicht für die seriöse Beschallung mit Playbacks oder als Anspiel-Station mit kabellosen DJ-Sets. Der Klang wiederum steht den kabelgebundenen Eingängen der Box in nichts nach.

Einsatz

Das Einsatzgebiet der Boxen ist als Standalone-System leicht beschränkt, da für Singer/Songwriter-Zwecke der Mikrofoneingang zu wenig Einstellmöglichkeiten hergibt und auf den Anschluss Hi-Z-basierter Instrumente verzichtet worden ist. Als PA für mobile Discos reichen die Frequenzen nicht tief genug herunter, und auch die Ausbeute an Gesamtlautstärke ist gegenüber der satten Leistung von 500 Watt nicht ausreichend genug. Zumal das Publikum sich vermutlich ab 80 dBa ohnehin die Ohren zuhalten wird.
Für die reine Stimmwiedergabe bietet sich das System allerdings hervorragend an, zumal es Pausenmusik bzw. leise musikalische Wiedergabe in guter Hi-Fi-Qualität wiedergeben kann.
Auch als Stütz-PA für Unplugged-Konzerte bei gleichzeitigem Monitoring von Gesang plus Gitarren und Keyboards bietet sich die B-Twig 8 an. Genau diesen Zweck habe ich in einem finalen Live-Test ausprobiert, und das Ergebnis war überzeugend. Grundvoraussetzung hier ist allerdings ein vorgeschaltetes Mischpult. Etwas am Master-EQ den Raum entzerrt und das Konzert konnte rollen.  

Zweimal ANT B-Twig zur Unterstützung eines spontanen Unplugged-Konzertes der Popfarm NRW
Zweimal ANT B-Twig zur Unterstützung eines spontanen Unplugged-Konzertes der Popfarm NRW

Unter diesem Gesichtspunkt eignet sich die preisgünstige B-Twig 8 auch als Proberaum-PA bzw. als Übungslautsprecher für Musikschulen und private Musiklehrer. Von der Leistung her sollte eine B-Twig 8 für ein Auditorium von etwa 85 Personen reichen. Die tatsächliche Ausbeute und der etwas anstrengende Klang im letzten Drittel der Verstärkung reduziert das Auditorium auf eher 60 Personen.

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