Praxis
Die Optik der ANT Start 16 HDM stimmt. Sowohl Sender als auch Empfänger lassen sich sehen. Das Mikrofon wiegt ca. 200 Gramm und liegt für seine günstige Preisklasse enorm gut in der Hand. Auch der 400 Gramm leichte Empfänger macht einen gefälligen Eindruck und die flexiblen Antennen erlauben so manchen Fehlgriff schadlos. Hier bricht trotz verwendeter leichter Materialien nicht so schnell etwas ab.
Trotzdem fühlt sich ein zum großen Teilen aus Kunststoff gefertigtes System eben nicht so toll an, und erfahrungsgemäß dürfte die Dämpfung zwischen Gehäuse und Kapsel des Mikros ein Problem sein. Umgreif- und Tapp-Geräusche werden nicht zu vermeiden sein, es fragt sich nur: Wie laut?! Dazu später beim Audiotest mehr.
Die mitgelieferte Pappschachtel kann für die ersten Gigs wohl noch als Behelfskoffer verwendet werden. In der Schachtel finden alle Teile gut und fluffig in dem Schaumstoffkern Platz. Solange geht es auch erstmal ohne Hardcase.
Korb und Body des Mikrofons lassen sich gut aufschrauben, eine Pflege des Korbes und der Kapsel ist somit gegeben. Die Kapsel hat in etwa den Durchmesser wie bei der Shure SM58, ragt aber weiter aus dem Mikro-Body raus, ähnlich wie bei den Sennheisern.
Klang
Nachdem ich die beiden AA-Batterien in das Mikro geschoben habe, kann ich den Betriebsschalter betätigen. Eine Mute-Funktion ist nicht vorgesehen. Anhand der Betriebs-LED kann ich erkennen, ob das Mikro auf Sendung bzw. im Saft ist. Leuchtet die LED grün, ist alles in Ordnung, leuchtet sie rot, müssen die Batterien gewechselt werden. Dazwischen gibt es leider keine Reststandsanzeige, auch nicht auf dem Empfänger. Das gestaltet einen Auftritt mit angebrauchten Batterien ziemlich spannend. Ein- und Ausschalten geht zügig von der Hand. Eine Feedback-Kakophonie ist so auch für den eher unerfahrenen Musikern handhabbar.
Nächster Schritt ist einen Kanal am Empfänger anzuwählen und die automatische Kopplung via Infrarot-Schnittstelle aufzubauen. Gedämpfte Störgeräusche weisen auf eine Frequenzsuche hin, die schnell erledigt ist und schon geht‘s los! Wechsel ich die Kanäle, muss ich beim Zurückkehren auf den Ursprungskanal erneut synchronisieren. Die Einstellungen der Kanäle ist also flüchtig, Presets lassen sich nicht speichern.
Beim ersten Ausprobieren bin ich überrascht, wie gut das verhältnismäßig günstige Mikrofon klingt. Auch die zu erwartenden Handgeräusche sind längst nicht so schlimm wie bei manch kabelgebundenen Mikros unterer Preisregionen.
Ein sachtes Eigenrauschen begleitet die folgenden Audiotests, doch empfinde ich dieses als nicht so störend. Im Vergleich dazu habe ich ein Shure SM58 angeschlossen, das alleine schon den Preis der kompletten ANT-Sendestrecke kostet. Teilweise habe ich die Ergebnisse ineinandergeschnitten und dort fällt das Rauschen der Start 16 schon etwas auf. Das Shure scheint dagegen keinerlei unnützes Geräusch zu produzieren.
Den Test habe ich in drei Kategorien gesplittet: Intro, Direktvergleich und Reichweite. Beim Intro nehme ich sowohl den symmetrischen wie auch unsymmetrischen Ausgang ab und teste das Mikrofon regulär, klopfe den Korpus ab, schalte ein und aus, prüfe den Nahbesprechungseffekt und das Aufrauschen des Empfängers bei voller Pulle.
Im Direktvergleich teste ich parallel das Mikro mit einem Shure SM58. Dabei teste ich, wie die Mikros bei ca. 20 cm Entfernung klingen, den Nahbesprechungseffekt bei beiden und wenn ich die Mikros auf der Brust unter dem Kinn halte. Zuerst das SM58, dann das Start 16 HDM. Schließlich teste ich die Reichweite der Funkstrecke, wieder mit parallel abgenommenen symmetrischen und unsymmetrischen Ausgängen.
Intro
Wie zu erwarten ist, besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen dem symmetrischen XLR- und dem unsymmetrischen Klinkenausgang. Der Klang ist angenehm, luftig und in der Nahbesprechung sehr warm und intim. Das Aufrauschen des verbauten OP-Amps ist vernachlässigbar. Sollte ich jenseits der Null-DB-Schwelle (12-Uhr-Einstellung) Verstärkung benötigen, muss ich mich auf ein dezentes Aufrauschen gefasst machen. Der Ein- bzw. Ausschaltklick ist kaum vernehmbar und wird PA-Systeme nicht himmeln.
Tappen, Umgreifen und Taktmitklopfen wird mit entsprechenden Geräuschen quittiert, die zwar vernehmbar, aber insgesamt während der Performance noch vertretbar sind. Darüber hinaus kann der Nutzer des Mikros seine Halte- und Umgreiftechnik üben. Ein Mikrofon ist ein hochempfindliches Instrument und als solches will es auch behandelt werden.
Direktvergleich
Wie gut das Mikro schon in der neutralen Einstellung klingt, hören wir im direkten AB-Vergleich mit dem Sure SM58, welches über eine nahezu gleich große Kapsel verfügt. Der Sound des SM58 erscheint hier eher topfig und dumpf wie im echten Rockerleben halt. Dafür ist es massiver verarbeitet und macht auch keine Fremdgeräusche, wenn wir versuchen eine neue Griff-Form einzupressen.
Das SM58 ist ein wenig druckvoller in der Übertragung, bei 20 cm Abstand bricht bei beiden die Lautstärke ziemlich ähnlich zusammen. In der Nahbesprechung klingt das ANT-Modell bedeutend besser und erzeugt den Bass, den ich benötige. Bei der Besprechung über das Mikro hinweg klingt das ANT tatsächlich besser als das SM58, obschon letzteres einen kompakten Frequenzverlauf vorweist. Dennoch helfen dem ANT hier seine präsenten Höhen und oberen Mitten zu einer besseren Sprachverständlichkeit.
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Reichweite
Die Venue, in der ich teste, erlaubt eine freie, überdachte Strecke von 15 Metern. Da der Winter eingebrochen ist, muss ich für die weitere Strecke von 50 Metern über den Hof leider die Tür schließen, was das System vor eine besondere Herausforderung stellt.
Die Entfernung von 15 Metern ist für das System keine wirkliche Entfernung. Auf eine Bühne übertragen sind 15 Metern schon eine Ansage. Für gewöhnlich brauchen wir da selten Strecken von 25 Metern, die wir per Funk überbrücken müssen.
Sogar mit einem Hindernis im Weg schafft das System 50 Meter, bekommt aber leichte Schwierigkeiten, was sich in Zunahme des Rauschens und teilweise Drop-Outs in der Übertragung bemerkbar macht. Allerdings erst, nachdem ich die Dauerbesprechung eingestellt hatte und mich mit dem Mikro in direkter Achse wieder zum Empfänger zurück bewegte. Möglich, dass hier der Pilotton sich verhaspelt oder die FM Diversity nicht entscheiden kann, welche der Antennen es werden soll.
r b sagt:
#1 - 29.06.2019 um 19:23 Uhr
Auf Thomann steht, es hätte keinen Pilotton. Auch die offizielle Seite sagt nichts davon. Was stimmt?
Axel Erbstoesser sagt:
#1.1 - 02.07.2019 um 08:07 Uhr
Hallo r b.
Die Übertragungsoptimierung läuft via Pilotton. Nachzulesen in der beiliegenden Dokumentation oder auf der Produktseite des Herstellers.
Beste Grüße
Testomat
Antwort auf #1 von r b
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