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Antares Auto-Tune 8 Test

Bei manchen Produkten werden die Markennamen zum Synonym für eine ganze Sparte. Zum Beispiel das „Tempo“ für das Papiertaschentuch. In der Musikproduktion passierte ein ähnlicher Vorgang 1997 mit dem Auto-Tune Effekt von Antares – und so sagt man heute zu dem Engineer mach mal „Auto-Tune“ drauf, wenn eine Tonhöhenkorrektur der Gesangsaufnahme vorgenommen werden soll, die Intonationsprobleme hat. 

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Natürlich ist Antares damit nicht allein, und so ist hierzulande vor allem auch Celemony Melodyne weit verbreitet. Aber auch viele andere DAWs liefern mittlerweile eigene Lösungen. Antares Auto-Tune bleibt aber weiterhin der Industriestandard. Schauen wir uns also einmal an, was die neue Version 8 mit sich bringt!
Im Original erschienen im SoundOnSound Magazin, April 2015, John Walden

Details + Praxis

Correct me, if i‘m wrong

Der Name Auto-Tune leitet sich von der Fähigkeit ab, die Tonhöhe von monophonen Audiomaterial – etwa Gesang – automatisch zu korrigieren. Im „Automatic Mode“ sorgt das Plug-In damit für die Optimierung von Intonationen, je nach dem wie viel oder wenig Korrektur man hierbei eben benötigt. 
Manchmal reicht dieser Ansatz allerdings nicht aus. Dann kommt der Grafik Modus ins Spiel, welcher das Audiosignal optisch in Kurven, Linien oder Noten auflöst. Obwohl nur eines dieser Hilfsmittel an einer bestimmten Stelle in der Timeline aktiv sein kann, können diese drei Werkzeuge beliebig miteinander kombiniert werden, um sich so das beste Ergebnis zusammensetzen zu können. 
Hinzukommen die Möglichkeiten, Formanten zu bearbeiten, sowie ein einfaches „Throat“-Modeling, wodurch man in der Lage ist, auch geschlechtsspezifische Veränderungen vornehmen zu können. Außerdem gibt es eine globale Transponierung sowie Timing-Korrekturen für chirurgische Eingriffe und einige MIDI-steuerbare Features, so dass Auto-Tune spätestens seit Version 6 ein sehr mächtiges Werkzeug geworden ist. 
Unter der Haube werkelt dabei ein komplexes Signal-Processing, um diese Veränderungen so natürlich wie nur eben möglich erklingen zu lassen. Dieses unterlag mittlerweile vielen Verbesserungen, sodass es nun leider nicht mehr möglich ist, ein Projekt, das mit Auto-Tune 6 erstellt wurde, mit Auto-Tune 8 zu öffnen. Da beide Versionen aber friedlich nebeneinander existieren können, ist dies weniger ein Problem als einfach nur ein Umstand.
Abgesehen von den Algorithmen zur elementaren Signalverarbeitung bietet der Automatic Mode nun zwei neue Hauptfunktionen. Zum einen gibt es da die „Flex-Tune“-Option, welche – ähnlich wie eine MIDI-Quantisierung – Tonlagenkorrekturen nur dann vornimmt, wenn die Tonhöhe in einem bestimmten Abstand zu einer gewünschten Tonlage spielt. Und dies ohne dabei weiter entfernt liegende Noten zu beeinflussen.  Die zweite Neuerung in Auto-Tune 8 erlaubt es den Sänger oder der Sängerin den bearbeiteten Gesang in Echtzeit und bei geringer Latenz vorzuhören. 
Auch im Grafik-Modus wartet Auto-Tune 8 mit einigen Verbesserungen auf. Zum Beispiel sind jetzt alle Klangbearbeitungs-Tools während der Wiedergabe nutzbar. Und wenn man ein Note-Object auf oder ab bewegt, kann man sein entsprechenden Ton hören. Dies ist sehr hilfreich, um eine gewünschte Tonlage zu finden. Weiterhin gibt es aber auch neue hide/show Optionen, die das Auto-Tune Fenster aufräumen bzw. es einfach kompakter machen.

Autopilot

Auch wenn Auto-Tunes Automatic-Mode sehr gute Ergebnisse erzielen kann, ist er selten völlig transparent – selbst bei sehr guter Gesangsleistung. Wenn die Tonhöhenkorrektur auch für geübte Ohren verschwinden soll, ist es naheliegend, die Bypass-Taste des Plug-Ins zu automatisieren und nur bei Abschnitten einzuschalten, die tatsächlich ein wenig Hilfe brauchen. An ebendiesen Stellen können dann entsprechend die Tracking-, Retune-, Speed- und Humanize-Einstellungen vorgenommen werden.

Auto-Tune’s klassischer Automatic Mode enthält auch die Low Latency Optionen und die Correction Style Kontrolle für den Zugriff auf die Flex- Tune Features.
Auto-Tune’s klassischer Automatic Mode enthält auch die Low Latency Optionen und die Correction Style Kontrolle für den Zugriff auf die Flex- Tune Features.

Schneller werden

Wenn einen der Automatic-Mode nicht weiter bringt, kann man immer noch mit dem Grafik-Modus in die Vollen gehen. Wie eh und je (und auch bei Konkurrenzprodukten wie Melodyne) erfordert dies allerdings zunächst eine Analyse der Tonhöhen im vorliegenden Audiomaterial. Danach bietet Auto-Tune jedoch eine umfangreiche Kombination von Kurven, Linien und Noten, um auch manuell bearbeiten zu können. Damit erhält man die maximale Kontrolle über das Endergebnis.
Je nachdem, wie viel Korrektur und/oder Manipulation erforderlich ist, kann dies allerdings – wie bei jeder manuellen Tonhöhenbearbeitung – eine langwierige Aufgabe werden. Gott sei Dank zielen deshalb einige der greifbarsten Veränderung in Version 8 darauf ab, gerade diesen Vorgang zu beschleunigen. So sind zum Beispiel jetzt alle Bearbeitungsfunktionen auch während der Wiedergabe aktiv. Damit können Noten, Kurven und Linien justiert werden, während man einen Ausschnitt des Projektes loopt, um das Ergebnis auch unmittelbar hören zu können. Ich halte dies für eine äußerst nützliche Verbesserung, besonders wenn es darum geht, Noten zu optimieren. Dabei ist es allerdings sinnvoll, die Autoscroll-Funktion zu deaktivieren, weil es ansonsten durchaus zu kleinen grafischen Verwirrungen kommen kann.
Neben der Möglichkeit, die Größe des Plug-In-Fensters zu ändern, hat Antares auch ein paar neue Layout-Optionen hinzugefügt, welche das Interface durchaus kompakter machen. So kann man etwa die Anzeige der Wellenform im Hauptbearbeitungsbereich ausschalten, sollte man diese als störend empfinden. Nützlicher ist es, das separate Envelope-Fenster ein- und auszuschalten, welches unterhalb des Hauptbearbeitungsbereich erscheint, vor allem dann, wenn man auf kleineren Bildschirmen arbeitet.

Besser immer Besser

Wie bereits erwähnt, hat Antares nicht nur neue Features hinzugefügt, sondern auch die zugrundeliegenden Auto-Tune-Algorithmen verbessert. Dazu sind ein paar weitergehende Erklärungen notwendig: Ich mochte schon immer die Kombination von Einfachheit und Transparenz (im Vergleich zu den meisten Alternativen), welche der Automatic-Mode von Auto-Tune geboten hat. Er ist so einfach, wie eine Grundtonkorrektur sein kann, vor allem dann, wenn nur ein leichter Schubs in die richtige Richtung gewünscht ist. 
In den letzen Jahren habe ich allerdings die Gewohnheit entwickelt, bei umfangreicheren manuellen Arbeiten – ob nun kreativ oder „nur“ zur Korrektur – lieber zu Celemony Melodyne zu greifen. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens empfanden meine Ohren, dass sich das Pitch-Shifting weiter ausreizen ließ, bevor Artefakte entstanden. Zweitens empfand ich den Workflow in Melodyne im Vergleich zu der Darstellung von Kurven, Linien und Noten in Auto-Tune als ein wenig mehr auf den Punkt gebracht.
Seit ich allerdings mehr Aufgaben zur Gesangsbearbeitung mit Auto-Tune 8 durchgeführt habe, hat dies dazu geführt, meine Gewohnheiten komplett neu zu überdenken. Obwohl die oben genannten Verbesserungen im grafischen Modus sehr hilfreich sind – besonders die Möglichkeit, während der Wiedergabe zu bearbeiten – glaube ich, dass die bedeutendsten Änderungen in der grundlegenden besseren Signalverarbeitung liegen und auch eine deutliche Reifung in der Funktionalität der Antares-Bearbeitungswerkzeuge zu spüren ist.
Während man sich mit der Linien- und Kurvenbearbeitung beschäftigen kann, war ich vor allem davon beeindruckt, wie weit ich es allein mit der Note-Bearbeitung brachte, um mein Gesang manuell korrigieren oder gar kreativ werden zu ändern – und vor allem, wie schnell ich dies tun konnte. Wenn man Notes ändert, sind kleine Tonhöhenkorrekturen ziemlich transparent, aber auch als ich eine Melodie komplett neu strukturieren wollte, waren Verschiebungen von mehreren Halbtönen durchaus möglich, bevor es unnatürlich wurde. Hierbei kann auch noch die selektive Anwendung der Formant/Throat-Modellierung etwas Verbesserung bringen. Was mich allerdings besonders bei radikalen Tonhöhenänderungen beeindruckte, war die Tatsache, wie gut Auto-Tune 8 die Übergänge zwischen den Notes handhabt. Wenn Notes nun auch noch skaliert werden, so dass ihre Enden auf der Zeitachse aufeinander treffen, können bemerkenswert geschmeidige Ergebnisse erzielt werden, ohne dass auf die sehr detailliertere Linien- oder Kurvenbearbeitungsoptionen zurückgegriffen werden muss.

Das Automatic Pitch-Correction Verhalten lässt sich durch die Anpassung der Balance zwischen dem Classic, Flex- Tune oder None Modes nun besser kontrollieren.
Das Automatic Pitch-Correction Verhalten lässt sich durch die Anpassung der Balance zwischen dem Classic, Flex- Tune oder None Modes nun besser kontrollieren.

Selbstverständlich bietet Auto-Tunes grafischer Modus, genau wie der von Melodyne, auch Tools zur Einstellung der Zeitsteuerung. Und so können ganze Wörter vor und zurück in der Zeit bewegt werden. Das Beeindruckendste ist aber, wie einfach mit dem Verschieben-Werkzeug ein Wort oder gar ein kurzer Satz ausgewählt werden kann und man das interne Timing anpassen kann. Zum Beispiel kann man die eine Silbe strecken und dann eine andere stauchen, ohne dass das ganze Wort seine ursprüngliche Gesamtlänge verliert. Wie bei der Tonhöhen-Manipulation ist auch hier der verwendete Verarbeitungsalgorithmus Spitzenklasse.
Melodyne mag zwar noch immer in einigen Bereichen besser sein, wie etwas die polyphone Pitch-Korrektur, aber in Bezug auf eine (einfache) automatische Korrektur bleibt Auto-Tune weiterhin Marktführer. Ich denke weiterhin, dass mit der aktuellen Version und der Tonhöhen-Manipulation von monophonem Audio (wie Gesang oder Melodien) der grafische Bearbeitungsmodus einen Punkt erreicht hat, an dem sowohl mit Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit sowie die Natürlichkeit der Ergebnisse ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Melodyne stattfindet.

In den Optionen finden man Möglichkeiten das Screen Layout, sowie Scrolling und Audio Guidance im Graphical Mode anzupassen.
In den Optionen finden man Möglichkeiten das Screen Layout, sowie Scrolling und Audio Guidance im Graphical Mode anzupassen.

Alternativen

Fast jede größere DAW liefert heutzutage Pitchkorrektur/Manipulationswerkzeuge von Haus aus mit. Wenn es allerdings um spezialisierte Drittanbieter-Lösungen geht, ist die offensichtliche Konkurrenz zu Auto-Tune 8 Celemony Melodyne. Dessen beliebte Editor-Version ist derzeit für € 399,- zu haben. Es gibt aber auch weniger teure Versionen. Melodyne fehlt jedoch eine echte automatische Bearbeitung, wie sie Auto-Tune nun eben einmal bietet. Die grafischen Bearbeitungsoptionen sind allerdings sehr beeindruckend und die mehrstimmigen Bearbeitungsmöglichkeiten in den Editor- und Studio-Versionen sind einfach nur atemberaubend. Andere Alternativen sind außerdem Waves Tune und iZotope Nectar 2 Production Suite, welche nicht nur eine ausgereifte Pitch-Korrektur/Manipulationsmöglichkeiten bieten, sondern außerdem auch noch eine Reihe anderer Tools zur Gesangsbearbeitung, inklusive sehr intuitiver Auto-Harmonie-Features, bieten.

Low-Latency-Modus

Eine der beiden neuen Automatic-Mode-Funktionen zielt zwar eher auf die weniger erfahrenen Sänger ab, dürfte aber auch für die von unschätzbarem Wert sein, welche Auto-Tune bewusst als Effekt verwenden möchten. Wenn man das Live-Vocal-Signal mit Auto-Tune 8 bei ausgeschalteter Low-Latency-Option anhört, überrascht es nicht, auf Grund der Bearbeitung eine kurze Zeitverzögerung zu hören. Wenn man dann den unbearbeiteten Gesang hinzufügt, entsteht somit der Eindruck eines Slapback Echos. Aktiviert man hingegen die Low-Latency-Option, ist die Verzögerung kaum zu hören. Und selbst wenn man das bearbeitete Signal mit dem trockenen Signal mischt, ist nicht einmal Phasing zu hören. Wenn man das trockene Signal komplett deaktiviert, wird die Mehrzahl an Sängern, die ein bisschen moralische Unterstützung durch Auto-Tune während des Trackings benötigen, kaum noch ein Delay wahrnehmen können. Sofern man dezent mit den Tracking- und Retune-Geschwindigkeitseinstellungen verfährt, sind die Ergebnisse dabei ziemlich transparent. So kann dem Sänger ein bisschen Druck genommen werden, sodass er Hemmungen hinter sich zu lassen und sich so voll auf die emotionale Seite des Gesangs konzentrieren kann.

Pro:
  • Sehr transparente Tonhöhen- und Zeitmanipulation
  • Der Graphical Mode ist nun ein ausgewachsene und mächtige Arbeitsumgebung
  • Flex-Tune ist eine tolle Ergänzung zu dem Automatic Mode
  • Man kann noch immer den “Auto- Tune Effect” erzeugen
Contra:
  • Einige Grafikprobleme beim Editieren bei aktiviertem Auto Scroll
  • Ein Volume-Regler für den Note Preview Mode wäre hilfreich
  • Man kann noch immer den “Auto- Tune Effect” erzeugen
Features:
  • Software zur automatischen oder manuellen Intonationskorrektur in Echtzeit
  • Time Correction Funktion
  • EVO Voice Processing Technology der zweiten Generation
  • Graphical Mode Interface
  • Echtzeit Pitch Shifting über 2 Oktaven
  • Formanten Korrektur, Throat Modeling, Notenbasierte Tonhöhenkorrektur und Abstandsverschiebung uvm.
  • für PC/MAC, VST/AU/RTAS
Preis:
  • EUR 572,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sehr transparente Tonhöhen- und Zeitmanipulation
  • Der Graphical Mode ist nun ein ausgewachsene und mächtige Arbeitsumgebung
  • Flex-Tune ist eine tolle Ergänzung zu dem Automatic Mode
  • Man kann noch immer den "Auto- Tune Effect" erzeugen
Contra
  • Einige Grafikprobleme beim Editieren bei aktiviertem Auto Scroll
  • Ein Volume-Regler für den Note Preview Mode wäre hilfreich
  • Man kann noch immer den "Auto- Tune Effect" erzeugen
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Antares Auto-Tune 8 Test
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