Praxis
Plug & Play?
Entsprechend der komplexen Funktionalität des kompakten Audiointerfaces sind einige bürokratische Schritte (Account, Registrierung, Software-Installation) zur Inbetriebnahme des Antelope Audio Zen Go Studio Core erforderlich. Das Folgende ist eher als Tipp, weniger als Kritik am Hersteller zu werten: Aufgrund von Grafik-Bugs der Homepage ist es mir mit meinem iMac Pro (macOS 10.15.7) zunächst nicht gelungen, einen Account zu bilden. Die Homepages anderer Hersteller hingegen funktionierten vollkommen problemlos. Nach einer kurzen Phase der Verzweiflung kam die rettende Eingebung, von Safari auf Google Chrome zu wechseln, wodurch der gesamte Registrierungs- und Installationsprozess dann ohne weitere Zwischenfälle funktionierte. Der weitere Testverlauf mit dem bereits genannten Rechner und meinem MacBook Pro (macOS 10.14.6) verlief reibungslos. Auch die Arbeit mit komplexen DAW-Projekten zeugt von einer zuverlässigen Performance des Zen Go.
Control Panel und Effekte
Das Control Panel bietet nützliche Routing-Optionen und ermöglicht das Erstellen von zwei unabhängigen Kopfhörermixes inklusive Hall zum Monitoring bei der Aufnahme. Da ich als Engineer im Gegensatz zu vielen Sängern während der Aufnahme meistens keinen Hall hören möchte, kommt mir diese profitaugliche Regelmöglichkeit sehr entgegen. Die Auswahl und Bearbeitung der Effekte erfolgt ebenfalls im Control Panel. Es stehen 37 Effekte, unter anderem der Kategorien EQ, Compressor, MicPreamp – jeweils mit dem Zusatz „Vintage“ – sowie Guitar Amp und Guitar Cabinet zur Auswahl. Besitzer der Modelling-Mikrofone Antelope Verge und Edge können außerdem verschiedene Einstellungen entsprechend ihres Modells vornehmen. Die Bedienung des Control Panels empfinde ich subjektiv als weniger intuitiv und übersichtlich als beispielsweise die vergleichbare Console-Software von UAD. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase sollte dies aber kein Problem darstellen.
Achtung, Aufnahme!
Abgesehen von den bereits erwähnten klickenden und klackenden Bedienelementen bei Mikrofonaufnahmen im gleichen Raum, lief beim Recording alles glatt. Hervorzuheben ist die nicht spürbare Latenz (
Sound
Zur zentralen Frage: Wie klingt das Zen Go Synergy Core? Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es unter den mir bekannten aktuellen Modellen der etablierter Hersteller im dreistelligen Eurobereich keine schlecht klingenden Audiointerfaces (mehr) gibt. Unterschiede zwischen einzelnen Modellen sind marginal und tendenziell ohne eine wirkliche Relevanz für Studioanwendungen. Der marginale Unterschied zu meinem Universal Audio Apollo X4, das I/O-mäßig besser ausgestattet und entsprechen teurer ist, aber vermutlich den gleichen ambitionierten Kundenstamm anvisiert, ist folgender: Das Antelope-Interface hat wiedergabeseitig eine etwas kühlere Note (Frequenz) und es gibt nuancierte Unterschiede in der räumlichen Abbildung. Die räumliche Tiefe wirkt nicht ganz so organisch wie beim Apollo, gleichzeitig erscheint die Signalmitte etwas plakativer, wobei das Gesamtbild immer noch transparent und als natürlich zu beurteilen ist. Subjektiv gefällt mir mein Apollo besser, möglicherweise aber auch aus Gewohnheit. Fakt ist, dass man mit beiden Interfaces technisch in der Lage ist, gut klingende Welthits wie auch Flops zu produzieren. Aufnahmeseitig besitzt das Zen Go kräftige und rauscharme Preamps, an den es klanglich nichts zu bemängeln gibt. Durch Nutzung der Effekte lassen sich bei Bedarf klang- und stilprägende Aufnahmeketten einstellen, was begrüßenswert und aus meiner Sicht nicht zwingend einen faulen Kompromiss zur eventuell nicht vorhandenen (Vintage-)Hardware darstellt. Immer mehr Kollegen aus meinem professionellen Umfeld nutzen Effekte zum Tracking. Zu den Gitarreneffekten: Ich selbst bin kein wirklicher Spezialist für E-Gitarren-Sounds und Amp-Emulationen. In den Audiobeispielen hört ihr das Anspielen einiger Presets, die für meine Ohren durchaus inspirierend klingen. Die Bewertung meines equipment-verwöhnten Gitarristen war ein etwas uneuphorisches „ganz okay“, wobei man das gesamte Preis-Leistungsverhältnis bei den im Lieferumfang enthaltenen Effekten nicht außer Acht lassen sollte. Urteilt selbst, Ton ab!