Antelope liefert eine neue Revision ihres Audiointerfaces Orion Studio.
Mit neuen, verbesserten Wandlern überarbeiteten die Antelopen ihr Interface Orion Studio. Was die neue Revision 2017 an Verbesserungen bringt soll in diesem bonedo-Test geklärt werden.
Das Herzstück digitaler Interface-Technik ist der sogenannte Clock-Generator. Er gilt als maßgeblich für die Klangqualität, und hier hat sich Aardvark – so lautete der Firmenname noch in den 1990ern – im Laufe der Jahre einen guten Namen innerhalb der Profi-Szene in den USA gemacht. Seit Igor Levin, Gründer von Aardvark und Mastermind der heutigen Firma Antelope, 2005 den ersten Ofen-gesteuerten Kristalloszillator für das Clocking von digitaler Audiotechnik vorgestellt hat, entwickelte sich die Produktpalette immer weiter in Richtung Audio-Interface. Mittlerweile steht eine umfangreiche Auswahl verschiedenster High-End-“Soundkarten” zur Verfügung.
Anfang 2016 hat mein Kollege Felix Klostermann bereits das “Orion Studio”-Interface auf Herz und Nieren geprüft, sodass es spannend sein wird zu sehen, was es an Neuerungen oder Verbesserungen gibt.
Details
Das Antelope Orion Studio (Rev.2017) ist ein Audiointerface inklusive Monitor-Controller und FPGA-powered Plug-ins zum Einbau ins Studiorack. Im 19-Zoll-Format und mit nur einer Höheneinheit bietet es eine fast schon einzigartige Vielfalt an Schnittstellen in sagenhafter Qualität. Das Interface kann sowohl an Mac als auch PC betrieben werden und wurde hierfür mit einer Thunderbolt- und einer USB2-Schnittstelle ausgestattet.
Beim Anschluss per Thunderbolt an einen Mac können 32 Eingänge und 32 Ausgänge in bis zu 24 Bit und 192 kHz hin- und hergestreamt werden. Bei der Verwendung am PC verringert sich die Datenrate via USB-Anschluss gegenüber Thunderbolt um jeweils 8 Kanäle, sodass bei Betreib am PC lediglich 24 Ein- und Ausgänge zur Verfügung stehen. Antelope hat mit den teureren HD-Interfaces Geräte mit USB-3.0 im Portfolio. Beim Orion Studio hat man sich aber auf USB2 beschränkt. Hierbei gilt es auch zu beachten, dass 80 – 90 Prozent der Bandbreite des USB-Ports benötigt werden, sodass man nicht allzu hungrige USB-Verbindungen gleichzeitig mit dem Orion Studio nutzen kann.
Wer am PC mehr als 24 Vollduplex-Kanäle benötigt, sollte sich das etwas teurere “Orion Studio HD” genauer ansehen. Hier gibt es 64 Kanäle I/O per USB 3.0.
*Ergänzung (10.03.2018): Antelope haben uns informiert, dass es wohl in Kürze einen Windows-Thunderbolt-Driver für das Interface geben wird.
Die Analog-Eingänge
Drei analoge Eingangstypen haben sich längst bei Audio-Interfaces etabliert und sind auch hier vertreten: Line-, Mikrofon- und hochohmige Instrumenten-Eingänge. Das Orion Studio besitzt 12 analoge Eingänge, die als XLR-Kombo-Buchsen ausgelegt sind. Deren XLR-Teil ist jeweils der Mikrofoneingang, und über den Klinkenteil der Kombobuchse beschickt man den Line-Level-Eingang. 8 dieser Kombobuchsen sitzen auf der Geräterückseite und 4 sitzen vorne links an der Frontseite. Letztere 4 können zusätzlich als High-Z-Instrumenteneingänge genutzt werden, sodass man hier beispielsweise Gitarren direkt ohne zusätzliche Preamps vernünftig einbinden kann.
Die Mikrofoneingänge können separat mit Phantomspeisung (48V) versorgt werden, sodass man neben Kondensator-Mikrofonen auch problemlos das ein oder andere Bändchenmikro gleichzeitig an den Mic-Ins betreiben kann, ohne dass denen die Membran wegbrutzelt.
Die Revision 2017 besitzt im Vergleich zur vorigen Version noch hochwertigere Analog-Digitalwandler. Die Wandler der Rev. 2017 besitzen ein um 2 Dezibel leiseres Grundrauschen und bieten mit 124 dB Dynamik ganze 4 Dezibel höhere Auflösung als ihr Vorgänger. Wer hier im Vergleich zwischen dem alten Model und der neuen Revision einen Unterschied hören kann, mit dem – oder der – möchte ich gerne mal auf einer Veranda in den weiten Prärien Montanas sitzen und versuchen das Gras wachsen hören zu können. Natürlich finde ich es aber dennoch positiv, dass bessere Wandler eingebaut wurden und Antelope dadurch zeigt, dass die Produktpflege weiterhin einen hohen Stellenwert genießt und man seine Produkte versucht zu verbessern. Auch wenn es sich dabei nur um ein paar wenige Dezibel Unterschied handelt.
Die bis zu 65 Dezibel Verstärkung der Mikrofon-Preamps lassen sich per Drehregler an der Gehäusevorderseite in 1-dB-Schritten einstellen. Alternativ geht dies auch mit Hilfe der zugehörigen Software, welche man zwingend für weitere Einstellmöglichkeiten wie Phantomspeisung, Stereo-Link, Phasenumkehr und die Wahl des Eingangs-Typs zwischen Line, Mikro und Instrument verwenden muss. Neben all den Dingen, die bereits dem Vorgänger im Test angekreidet wurden, gibt es auch in der Revision 2017 des Orion Studio keine Pad-Funktion für die Analog-Eingänge.
Auf der Gehäuserückseite befinden sich ganz rechts zwei analoge Inserts für die Analog-Eingänge 1 und 2. Üblicherweise legt man sich diese auf einer Patchbay an, um möglichst flexibel unterschiedlichstes analoges Equipment wie Kompressoren oder EQs einschleifen zu können.
Die Analog-Ausgänge
Seitens analoger Ausgänge hat das “Orion Studio”-Interface eine Menge zu bieten. An vorderster Front sitzen zwei Kopfhörerausgänge, die man mit individuellen Stereo-Mixen bespielen kann.
Direkt neben den Kopfhöreranschlüssen sitzen zwei Re-Amping-Ausgänge. Diese werden dafür benutzt, unverstärkte, aber bereits mit “amtlichem Gitarrensound” versehene Signale in externe Gitarrenamps einzuspeisen, um sich die Klangvielfalt der verschiedenen Amp-Legenden in die DAW holen zu können. Sinnvollerweise sind diese Ausgänge an der Front, sodass man sie auch dann noch bequem erreicht, wenn das Interface fest ins Rack eingebaut wurde.
16 Line-Level-Ausgänge sind auf der Rückseite über zwei sogenannte “Sub-D”-Anschlüsse abgreifbar. Ein gängiges Format um analoge Bandmaschinen oder Mischpulte Kabel-sparend zu verbinden. Diese 16 Ausgänge lassen sich alle gemeinsam im Pegel absenken. Eine individuelle Regelung ist nicht möglich.
Die sicherlich wichtigsten Analogausgänge dürften bei einem Gerät wie dem Antelope Orion Studio die Monitor-Ausgänge sein. Über vier symmetrischen Klinken-Buchsen stehen zwei Stereo-Ausgänge zur Verfügung. Frontseitig per dediziertem Druckknopf schaltet man – von einem deutlich hörbaren Relais-Klicken begleitet – zwischen den beiden Stereo-Abhören um, wobei immer nur einer der Ausgänge vom D/A-Wandler versorgt werden kann. Die Monitor-Ausgänge lassen sich zwar trimmen, aber wiederum nur gemeinsam. Eine individuelle Trimmung ist auch in der neuen Revision 2017 nicht möglich.
Digitale Schnittstellen
Auf der Rückseite befinden sich ADAT und S/P-DIF I/Os. Mit jeweils 2 ADAT-Ein- und Ausgängen kann man sich also bis zu 16 weitere Kanäle an Bord holen. Die S/P-DIF-Schnittstelle liefert hier noch weitere 2 Kanäle, die meiner Meinung nach heutzutage allerdings nur noch selten verwendet werden dürften.
Da Antelope und ihr Entwickler Igor Levin für High-End-Clocking-Technologie stehen, darf beim Orion Studio der Word-Clock-Ausgang nicht fehlen. Wer sich das “Orion Studio”-Interface anschafft, sollte natürlich den sagenumwobenen Taktgeber nutzen und möglichst sein komplettes Studio damit versorgen und synchronisieren. Dass hier auch ein Wordclock-Eingang zur Verfügung steht, hat wohl eher damit zu tun, dass man eventuell mehrere Antelope-Geräte im Verbund betreiben wollen könnte. Wer hier eine Wordclock eines 08/15-Gerätes einspeist und dem hochgenauen Ofen des Orion Studio nicht traut, dem dürfte nicht zu helfen sein.
Um die präzise Taktung des Wordclock-Generators zu ermöglichen, wird der verwendete Kristall-Oszillator auf 64,5 Grad Celsius erhitzt, weshalb diese Technologie von Haus aus passenderweise als Ofen bezeichnet wird. Mit einer angeblichen Abweichung von weniger als +/-0,001 ppm – also weniger als 0,001 Millionstel – läuft die Wordclock demnach theoretisch recht stabil.