Praxis
Eigentlich braucht man für den Aphex Project Channel kein Handbuch, denn hier erklärt sich trotz reichlich Reglern prinzipiell alles von selbst. Ich stehe auf solch ein pragmatisches und reduziertes Design der Übersichtlichkeit. Alle Potis sind angenehm griffig, groß, sitzen mittig und drehen sauber. Die Taster sind auch alle schön groß und sitzen etwas unterhalb der Mitte, wodurch man die Hand gut mit einem anderen Finger abstützen kann.
Wenn man sich allerdings eher weniger mit solchen Gerätschaften beschäftigt, dann hilft einem das gedruckt vorliegende Manual aber nur bei ausreichenden Englisch-Kenntnissen weiter. Es ist dennoch sehr nett aufgemacht, kurz und kompakt geschrieben, und vor allem kommt es auf seinen gerade mal 10 Seiten auf den Punkt, ohne einen mit unnötigen Gefahrenhinweisen oder langweiligen Reinigungstipps zu nerven.
Genug der Randinformationen, lasst uns endlich hören! Den Namen der Audiobeispiele könnt ihr dabei eigentlich alles Wesentliche entnehmen. Natürlich kam der eingebaute Wandler zum Einsatz, sprich es ging per SPDIF aus dem Aphex raus, dann in einen Impedanzwandler und anschließend in mein RME UFX.
Das klingt doch alles äußerst nett! Färbung darf man bei dem neutralen Class A Verstärker nicht erwarten, aber das war auch nicht im Sinne des Erfinders. Der Aphex Preamp ist somit flexibel einsetzbar und grundsätzlich für jedes Signal zu haben. Die prinzipbedingte Trägheit der Opto-Kopplung (Leuchtdiode>Fotodiode) des Compresors garantiert bei Bedarf ein unaufgeregte und musikalische Kompression, die sich durch Programm-abhängigen Attack- und Release-Zeiten auszeichnet. Bei dem hohen Dynamikumfang heutiger Aufnahmesysteme würde ich beim Tracking dennoch auf Kompression verzichten und mir alle Optionen bis zum Schluss offen halten. Live ist diese Funktion natürlich ohne Frage Gold wert.
Auch bei dem Hinzufügen von Exciter-Effekten sollte man behutsam vorgehen, hier ist definitiv weniger mehr, gerade weil man sich sehr schnell an diesen Effekt gewöhnt, siehe das etwas drastischere Vocal-File. Vor allen Recording-Anfänger, die beim Tracking noch nicht wissen, wie das Signal Mix-ideal zu klingen hat, neigen deshalb zu schwerlich umkehrbaren Übertreibungen. Sollte man im Besitz einer vernünftigen Monitoring-Situation sein, dürfte das allerdings kein Problem sein, und selbst im hektischen Tracking-Prozess mit allen Effekten findet man sicher und schnell passende Settings.
Etwas schade finde ich es allerdings dennoch, dass es hier keinen Direct-Out oder aber +4dBu Line-In gibt, um etwa einen externen Wandler zwischenschalten zu können bzw. um Preamp/Kompressor und Exciter-Effekte getrennt oder in Teilprozessen nutzen zu können.
Der eingebaute Wandler löst hingegen überraschend ausgewogen, detailliert und fein auf. Vorausgesetzt man hat „Sync”, denn ein externer Word-Clock-Eingang findet sich hier leider nicht… Zum Vergleich gibt es hier deshalb noch ein paar Audiobeispiele des eingebauten Wandlers (SPDIF) und des Budget-Interfaces M-Audio M-Track Plus (Line-In), wobei der Aphex eindeutig sauberer zeichnet. Im Bassbereich “mumpf” es folglich weniger und auch die Höhen der Vocal-Files sind entsprechend detaillierter.
Für dich ausgesucht
Weiterhin frage ich mich, ob das Gerät eher für das Live/PA- oder Studio-Klientel konzipiert wurde. Sicherlich macht das Gerät in beiden Fällen eine äußerst günstige Figur, die Extras, wie ich sie oben beschrieben habe, hätte man dann aber eher gebrauchen können, als den, sagen wir mal suboptimalen S/PDIF ohne externe Clock-Optionen. Dennoch erhält man hier einen äußerst flexiblen Kanalzug, der meiner Einschätzung nach besonders bei der Produktion durchsetzungsfähiger und präsenter Vocal/Mikrofonaufnahmen überzeugen kann, sowie als tolle D.I.-Box mit „fetten Big Bottom und crispen Exciter Effekten“ für Bassisten punkten kann. Bei Gitarrenaufnahmen würde ich hingegen keine Exciter-Effekte benutzen.