API System 500: Das Modul-Format wird von kleinen Homerecording-Stationen bis hin zu großen Profi-Studios verwendet. Ob man nun mit 500er-Mikrofonvorverstärkern aufnimmt oder mit Kompressormodulen seinen Mixdown veredelt – es ist interessant zu wissen, wie es zu dieser Technik kam und wie sie heute richtig eingesetzt wird.
Hier erhaltet ihr einen Überblick über das Modulsystem. Viele Preamps, EQs, Kompressoren, aber auch Delays, Filter und andere Module haben wir getestet. Lest von unseren Erfahrungen mit den verschiedenen Modulen im weltweit umfangreichsten Testmarathon von API-500-Modulen.
API: Mit Modulsystem seiner Zeit voraus
Der Hersteller “Automated Processes, Inc.” (kurz: API) startete gegen Ende der 60er-Jahre mit dem Bau einer EQ-Kassette, die als OEM-Fabrikat für den Einsatz in speziell gefertigten Mischpulten angeboten wurde. Der API 550a, der schon lange als einer der hellsten Sterne am EQ-Himmel gilt, wurde damals beispielsweise in die DeMedio-Konsolen eingebaut, die als Einzelanfertigungen noch heute in Hollywoods berühmten Sunset Sound Studios ihren Dienst verrichten. Auch das ist eine spezielle Eigenart der Modultechnik: Custom-Lösungen und Fabrikation von der Stange liegen sehr nah beieinander – zum Vorteil für den Anwender.
Der große Erfolg des 550a führte dazu, dass API seit den frühen 1970ern selbst komplette Mischpulte fertigt. Der Formfaktor der Kassette wurde damit zum Grundstein einer Produktpalette, die sich erst langsam, dann sprunghaft erweiterte. Zunächst – und das bedeutet: bis noch vor gar nicht allzu langer Zeit – diente das Kassettenformat zur Bestückung von APIs hauseigenen Mischpultkonsolen, die seit den 70er-Jahren als amerikanisches Neve-Pendant gelten. Langsam wuchs das Angebot an API-Modulen: Auch die EQs API 550b und API 560 sowie der FET-Kompressor API 525 sind Vintage-Klassiker, die schon „damals“ entwickelt wurden. Doch irgendwann besann man sich darauf, dass solche Module es auch ermöglichen, API-Sound überall dorthin mitzunehmen, wo eine große Konsole aus finanziellen, Platz- oder sonstigen Gründen nicht hinpasst: Der portable Frame, die berühmte „Lunchbox“ für vier, später sechs Kassetten war geboren.
Doch trotz dieser genialen Idee, aus heutiger Sicht ihrer Zeit weit voraus, blieb API zumindest aus europäischer Perspektive, wo API-Konsolen kaum verbreitet sind, zunächst ein Nischenthema für Spezialisten.
Der Quasi-Standard
Vor einigen Jahren jedoch glückte dem Hersteller von der amerikanischen Ostküste ein genialer Schachzug: Der 500-Standard wurde für Drittanbieter geöffnet. Seitdem können auch andere Hersteller Module für dieses System anbieten. Mittlerweile gehören sehr viele Firmen zur VPR Alliance, gehören also zu dem Kreis derer, die von API offiziell anerkannt Module für das 500-System anbieten und dabei sämtliche von API vorgegebenen Spezifikationen (etwa die maximale Stromaufnahme pro Modul) erfüllen. Daneben bieten ungezählte weitere Hersteller ohne offizielles API-Gütesiegel ebenfalls Kassetten für diesen Formfaktor an. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag: Es handelt sich hier mitnichten um eine Zweiklassengesellschaft, die meisten angebotenen Module erfüllen auch ohne VPR-Alliance-Mitgliedschaft die Anforderungen für tadellosen Betrieb. Es ist nur so: Oft stellen Gehäuse und Netzteil die größten Konstruktionshürden für kleine(re) Hersteller dar, und bei einem Modulsystem sind dies genau die Elemente, die bereits vorhanden sind. Das lädt zu Experimenten ein, und so tummeln sich im 500-Fahrwasser neben den Platzhirschen mittlerweile viele kleine und kleinste Hersteller, die mit viel Enthusiasmus spezielle Lösungen – teilweise auch als Kits zum Selbstbau – unters Volk bringen.
Auf jeden Fall wird deutlich: Auf einen Standard wie das 500-System hat die Studiowelt gewartet, anders lässt sich der immense Zuspruch von Herstellern wie Anwendern nicht erklären. Heute bietet eine Vielzahl von Audio-Firmen Module aller Art für das System an: Vor allem Preamps, Kompressoren und EQs, aber zunehmend auch speziellere Kassetten. Geschraubt werden diese in ein ebenso vielfältiges Angebot von Frames, das von 19“-Gehäusen mit zwei bis elf Slots über die Lunchboxen bis hin – hier schließt sich ein Kreis – zu ausgewachsenen Custom-Konsolen für hohe fünfstellige Summen reicht. Doch auch wenn das Limit mit diesen Dickschiffen in der finanziellen Stratosphäre liegt, spricht absolut nichts dagegen, erst einmal etwas kleiner einzusteigen. Eine Lunchbox mit ein paar Preamps für mobiles Recording oder ein 19“-Frame im Studio, der je nach Bedarf und Geldbeutel langsam erweitert werden kann, sind nur zwei Beispiele für den Einstieg in die Welt des 500-Standards. Eine kleine ironische Randnotiz an dieser Stelle: Im Gegensatz zu den Pulten der 70er-Jahre basieren die aktuellen API-Flaggschiffe der Legacy- und Vision-Serie gar nicht mehr auf dem 500-Standard, hier setzt API mittlerweile – im Gegensatz zur kleineren 1608-Konsole – auf einen schmaleren Formfaktor.
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Installation und Anschluß
Die Installation einer 500-Kassette in einer Lunchbox oder einem 19″-Frame ist denkbar einfach: Das Modul wird einfach in den Träger eingeschoben, dabei greift die Kontaktleiste der Kassette in das entspredchende Gegenstück des Trägers – in etwa wie bei einer PCI-Karte in einem Rechner. Anschließend muss das Modul nur noch mit zwei Schrauben auf der Frontplatte fixiert werden – fertig!
Die meisten Trägersysteme für 500-Module verfügen über rückseitige XLR-Anschlüsse für die Audioverbindungen, manchmal werden noch DB25- oder TRS-Buchsen zusätzlich angeboten. Entscheidend ist jedoch auch hier: Der Einsatz einer 500-Kassette in einem aktuellen Setup gestaltet sich ausgesprochen problemlos.
Andere Modulsysteme – Blick über den Tellerrand
Auch wenn API den Standard geschaffen hat, der sich am weitesten durchgesetzt hat: Auch andere Hersteller bieten Modulsysteme an, die teilweise ebenfalls Drittanbietern offen stehen. SPL baut seine Prozessoren auch für den hauseigenen RackPack-Standard, die Dänen von Tube-Tech haben einige röhrenbasierte Module, deren Technik sich nicht auf 500-Dimensionen schrumpfen ließ, mit einem eigenen Kassettenformat im Angebot, Audient füttert sein „Black Series“-System, und auch die klassischen Neve-Kassetten samt Frames werden immer noch produziert – von AMS-Neve selbst, aber ebenso auch Klone und Weiterentwicklungen von Firmen wie BAE. Für welchen Standard man sich auch entscheidet: Die beschriebenen Vorteile modularer Studiotechnik sollte man nicht ignorieren!