Kompressoren des amerikanischen Herstellers API sind möglicherweise noch beliebter als die EQs. Mittlerweile sind gleich zwei Kassetten für das 500-Format im Angebot, die sich hervorragend ergänzen. Nur eines der beiden Module blickt allerdings auf eine Vintage-Vergangenheit zurück: Der 525 war bereits in den 70er-Jahren erhältlich, nicht wenige der klassischen, alten API-Konsolen verfügen gleich über eine Batterie von acht oder sogar mehr dieser Dynamikmodule.
Heute ist sicherlich der 2500 Bus Compressor das populärste Dynamiktool aus dem Hause API – ein luxuriös ausgestatteter VCA-Kompressor, mit voll diskretem Regelelement. Das 525-Modul allerdings basiert auf einer völlig anderen Schaltungstopologie: Es handelt sich hier nämlich um einen Kompressor mit einem Feldeffekttransistor im Regelkreis. Damit ist diese Kassette eigentlich näher am 1176LN als am 2500. Oder verbindet sie gar das beste beider Welten? Nicht zuletzt handelt es sich bei den beiden genannten 19“-Einheiten um die wohl beliebtesten Transistorkompressoren aller Zeiten…
Details
Ich möchte mit dem Klassiker beginnen: Wer sich mit dem API 525 befasst, sollte sich zunächst einmal vom heute gängigen Layout eines VCA-Kompressors lösen. Die Bedienelemente des Moduls offenbaren ein eigenständiges und sehr konsequentes Konzept, sind aber nicht ganz alltäglich. Möglicherweise hat auch dies dazu beigetragen, dass dem 525 bisweilen der Ruf einer eigenwilligen Diva nachgesagt wird.
Doch so kompliziert ist dieser Fall eigentlich gar nicht gelagert, man muss sich nur mit ein paar Spezialitäten vertraut machen. Zunächst verfügt die Kassette über zwei ein In und ein Out-Poti, die jeweils exakt so funktionieren, wie man das vom 1176 kennt: Der Kompressor hat einen festen Threshold, mit dem Input-Poti wird somit eingestellt, wie weit das Eingangssignal die Ansprechschwelle überschreitet. Das Output-Poti macht dann ebenfalls exakt das, was dransteht – den Ausgangspegel setzen. Eine erste große Besonderheit des 525 ist der 11-stufige Ceiling-Drehschalter, dessen Funktion eng mit dem Gainstaging durch die In-/Out-Potis verknüpft ist. Er beeinflusst nämlich gleichzeitig beide Parameter: Dreht man nach rechts, so komprimiert der 525 stärker, dreht man nach links, wird die Pegelreduktion geringer, wobei der Augangspegel stets automatisch angeglichen wird, man also den Effekt unterschiedlich starker Pegelreduktion stets bei gleichem Ausgangspegel vergleichen kann. Wie praktisch!
Daneben verfügt die Kassette noch über eine Reihe von Schaltfunktionen. Wahlweise kann man die Einheit als Kompressor (Ratio 2:1) oder als Limiter (Ratio 20:1) betreiben, man kann sie mittels Hardwire-Bypass komplett aus dem Signalweg nehmen oder mittels Off-Schalter lediglich das Regelelement abschalten, so dass das Modul zwar nicht komprimiert, das Signal aber weiterhin die Line-Stufen durchläuft. Auch die Dauer der Releasephase lässt sich manuell anpassen. Diese vier verschiedenen Werte werden übrigens mit nur zwei Drucktasten eingestellt: Drück man den ersten, erhält man 0,5 Sekunden, drückt man 2, sind es 2,5. Sind beide gleichzeitig heruntergedrückt, beträgt die Release genau 2 Sekunden. Den kürzesten Wert erhält man, wenn keiner der Buttons gedrückt ist: 0,5 Sekunden.
Mit den vier Optionen 0.1, 0.5, 2.0 sowie 2.5 Sekunden ist der 525 recht breit aufgestellt, wobei in der Praxis wohl meist die beiden schnellsten Werte zum Einsatz kommen mögen. Der Attackparameter hingegen ist fest und unveränderlich eingestellt auf sagenhaft schnelle 15 Mikrosekunden. Das ist sogar schneller als die schnellste Position des 1176LN, und somit macht diese Eigenschaft den 525 zu einem der schnellsten, wenn nicht zu dem schnellsten Analogkompressor überhaupt!
Schließlich lässt sich mit “D-S” noch eine De-Esser-Funktion aktivieren. Hierbei handelt es sich gewissermaßen um ein Sidechain-EQ-Preset, das von Haus aus auf aggressive Vocal-Frequenzen getunt wurde und den Kompressor so besonders sensibel für diese Signalanteile macht. Die Pegelreduktion lässt sich an einem beleuchteten, horizontalen VU-Meter ablesen, das aufgrund seiner Größe (oder besser: aufgrund seiner beim 500-Format prinzipbdingt eher winzigen Erscheinung) nur über einen eingeschränkten Praxiswert verfügt. Man kann schon sehen, ob man wenig, mittel oder heftig komprimiert, aber endgültige Entscheidungen kann man nur übers Gehör treffen – was man ja ohnehin besser tun sollte.
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Unter der Haube kann der 525 mit ein paar standesgemäßen und auch mit ein paar überraschenden Features aufwarten. Als einziges 500-Modul verfügt die Kassette über insgesamt drei der diskreten 2520-Op-Amps, wie alle API-Module wird der Ausgang mittels Übertrager symmetriert. Der zweite Übertrager, der auf den Fotos deutlich zu sehen ist, kommt jedoch mitnichten am Eingang zum Einsatz: Vielmehr symmetriert er das Sidechain-Signal, wobei der positive Abgriff (nach einer Diodengleichrichtung) das VU-Meter ansteuert und der (ebenfalls gleichgerichtete) negative Abgriff das FET-Regelelement. Dieser Kniff ist typisch für die damalige Zeit; heute würde man aus Kostengründen den teuren Übertrager einsparen und das Signal mit einem Operationsverstärker splitten. Aber aus Sicht der frühen 70er-Jahre ist so ein Schaltungstrick durchaus plausibel und es spricht für API, dass sie die für die aktuelle Auflage des 525 nicht die – etwaigen Sparzwängen geschuldete – Schere angesetzt haben.
Während der aktuell von API angebotene 525 also eine Neuauflage eines hauseigenen Vintage-Klassikers darstellt, wurde der 527 vor gar nicht allzu langer Zeit neu designt – allerdings keineswegs von Grund auf, denn im Prinzip handelt es sich bei diesem Modul um eine etwas verschlankte Mono-Version des 2500. Damit ist die 527-Kassette ein Kompressor, den sich viele Anwender sehnlichst gewünscht haben. API hat augenscheinlich auf das Bedürfnis vieler Engineers reagiert, die ihr Setup um einen vergleichsweise kostengünstigen Mono-2500 erweitern wollten.
Bei den Bedienelementen orientiert sich der 527 dementsprechend auch durchweg am großen Bruder. Er verfügt im Gegensatz zum 525 über ein „echtes“ VCA-typisches Treshold- sowie ein Output-Poti, welches maximal 10 dB Gain bietet. Ein konzentrisches Doppelpoti dient der Einstellung von Attack (1-25 ms) und Release (0.3–3 s), ein weiteres, optisch an den Ceiling-Knopf des 525 angelehnt, setzt die Kompressionsrate (1:1 bis ∞:1). Anders als beim 525 oder beim 2500 gibt es hier keine Drehschalter, stattdessen sind alle Potis – also auch Threshold und Output – gerastert. Dies kann man durchaus als kostensparenden Kniff verstehen, und tatsächlich gehört der 527 zu den preisgünstigeren 500-Modulen von API.
Eine ganze Leiste kleiner Kippschalter bietet Zugang zu verschiedenen Extras. Die LED-Kette mit zehn Segmenten (plus zusätzlicher Clip-LED) kann zwischen Pegelreduktion und Ausgangspegel umgeschaltet werden, dazu lässt sich der 527 wie sein großer Bruder wahlweise im Feedback- oder Feed-Forward-Modus betreiben, also das Detektorsignal vor oder hinter dem VCA abgreifen. Auch die beiden weiteren Funktionen sind vom 2500 bekannt: Der 527 lässt sich zwischen hartem und weichem Kompressionsknie umschalten, sogar die fast schon legendäre Thrust-Schaltung kann beim 500-Modul aktiviert werden: ein Sidechain-Filter, das tiefere Frequenzen sukzessive aus der Kompression herausnimmt. An beiden Stellen merkt man jedoch auch, dass sich der 2500 nicht 1:1 ins 500-Format übertragen ließ und der 527 funktionell ein paar Federn lassen musste: Es fehlt nämlich jeweils die Mittelstellung, die bei der 19“-Version vorhanden ist. Zwar lässt sich der 527 mit weiteren Einheiten des gleichen Typs verkoppeln, aber auch hier bietet der 2500 erheblich mehr Optionen, verfügt er doch über den wohl am umfangreichsten parametrisierten Link-Modus aller am Markt erhältlichen Kompressoren überhaupt. Abgerundet wird die 527-Frontplatte schließlich von einem hintergrundbeleuchteten Bypass-Schalter.
Die geöffnete Kassette bietet ein vertrautes Bild: Neben dem Ausgangsübertrager werkeln einträglich zwei 2520-Op-Amps. Somit bleiben die grundsätzlichen Parameter der diskreten Class-A-Designs von API auch hier gewahrt.
Tim sagt:
#1 - 02.09.2024 um 13:49 Uhr
Sorry aber ich habe gerade zwei 527 verkauft. Eigentlich gab es kaum eine Einstellung die mich überzeugt hat. Abgesehen davon, dass die API Op Amps wie Fliegen sterben, konnte mich der 527 nicht überzeugen. Gerade bei drums gibt es kaum Möglichkeiten. Es gibt eigentlich nur einen Sweet Spot. Der macht weder den Ssl Glue noch den 1176 grit. Selbst ein dbx greift mehr zu. Er fängt das Signal kaum ab oder lässt es durch. Als ich letztens eine Stunde versucht habe eine Snare zum knallen zu bringen und ein Bypass irgend immer fresher klang als jegliche Einstellung des 527 flog er direkt aus dem Rack. Eigentlich wollte ich zwei linken,.diese waren aber dermaßen auseinander von den Werten, dass dies eh nie richtig passieren konnte. Ich denke die Zeit der gatekeeper Firmen ist vorbei ;).