Praxis
Neben seiner etwas eigenwilligen Parametrisierung und dem kleinen VU-Meter ist wohl vor allem ein Aspekt verantwortlich für den divenhaften Ruf des 525: Bisweilen hat eine klitzekleine Poti-Drehung große Auswirkungen, was die Einstellung zu einer leicht fummeligen Angelegenheit machen kann. Es ist nun auch auch mitnichten extrem kompliziert, aber vielleicht kann man es so sagen: Der 525 macht einem den Einstieg einfach nicht ganz so leicht wie der praktisch über jedwede Fehlbedienung erhabene 1176LN. Oder, in anderen Worten: Der Sweet Spot scheint beim 525 etwas kleiner zu sein.
Hat man diesen aber getroffen, so macht der 525 deutlich, warum er trotz seiner kleinen Ausmaße zu den „großen“ Kompressoren der Recording-Geschichte zählt. Mit der 15-Mikrosekunden-Attack handelt es sich mitnichten um einen knallig klingenden Kompressor, vielmehr werden Transienten aller Art aufs Zuverlässigste eingefangen. Das prädestiniert den 525 als Vocal-Kompressor, und in der Tat kann das Modul hier glänzen. Die Kombination aus blitzschneller Attackzeit, moderater Kompressionsrate und Feedback-Regelung sorgt für Resultate, die sich kurz und schmerzlos wie folgt in Worte fassen lassen: dick, cremig, warm, voluminös, rund – kurzum extrem schmeichelhaft. Das Regelverhalten erinnert in der Tat etwas an den 1176, der Klang des 525 hingegen ist ganz anders. Dort, wo der 1176 das Signal bissig und durchsetzungsfähig macht, wo der Sound gefühlsmäßig eher nach vorne geht, setzt sich der 525 einfach auf seinen rundlichen Hintern, bläst die Backen auf und lässt alles andere mit größter Gemütsruhe an sich vorbeiziehen. Dabei ist die De-Esser-Funktion manchmal bereits zuviel des Guten, in anderen Situationen hingegen genau richtig. Diese Qualitäten machen den 525 zudem zu einem der besten A-Gitarren-Kompressoren aller Zeiten. Kaum ein anderes Dynamik-Tool bekommt auch das schraddeligste Strumming so gut in den Griff wie APIs kleines Wunderwerkzeug.
Auch E-Gitarren und –Bässe mag der 525 gern; abgesehen von Room-Mics sind Drum-Signale jedoch weniger das Ding der API-Kassette, es sei denn, man steht darauf, jedwede Form von Impuls gnadenlos zu killen. Als Spezialeffekt vielleicht mal nett, aber im Alltag eher nicht zu empfehlen. Da lohnt es sich dann eher, sich den 527 mit seinen variablen Attackzeiten einmal näher anzuschauen. Bevor wir uns jedoch dem VCA-Modul widmen noch ein kleiner Hinweis: Wenn man sich traut, bzw. wenn man den 525 so gut „verstanden“ hat, dass eine Fehlbedienung ausgeschlossen ist, dann handelt es sich bei dem Modul in vielerlei Hinsicht um einen idealen Tracking-Kompressor für Vocals – zumindest immer dann, wenn man dem Klang auch noch etwas „Sound“ mitgeben darf, denn Attitüde hat die kleine Kassette reichlich.
Demgegenüber tritt der 527 erst einmal etwas nüchterner auf. Wie auch der 2500 hat dieses Modul Qualitäten, die einen nicht unbedingt anschreien, die bisweilen erst auf den zweiten Blick zu Tage treten – dann aber um so nachhaltiger. Mit seinem klaren, offenen, ausgewogenen und keineswegs unschön bissigen VCA-Sound bietet der 527 die funktionale und vielseitige Basis, auf der das Charaktertier 525 seine Spezialitäten ausspielen kann.
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Es sollte klar sein, dass der 527 dabei doch kein „halber 2500“ ist, dazu ist das Platzangebot eines 500-Moduls doch zu beschränkt. Lob gebührt API aber dafür, die wesentlichen Klangeigenschaften und Funktionen des 19“-Klassikers ins 500-Format übertragen zu haben. Funktionell gehört der 527 jedenfalls zu den vielseitigsten Kompressoren, die derzeit für diesen Formfaktor angeboten werden, und auch klanglich ist er über jeden Zweifel erhaben. Ihn zeichnet all das aus, was auch den 2500 zu einem hervorragenden Kompressor macht: Er bietet den Punch, den man von solch einem Gerät erwarten kann, bietet aber auch den offenen und zugleich herzhaften API-Ton und er lässt sich prinzipiell an allen Stellen der Musikproduktion einsetzen, vom Tracking bis zur Buskompression. Wenn es eine etwas schmerzhafte Einschränkung gibt, dann ist dies die kürzeste Attackzeit von einer Millisekunde. Für das Vocal-Tracking kann das bereits zu viel sein kann, gerade bei heftiger Kompression die Konsonanten bereits zu sehr hervorholt. Insgesamt scheint der 2500 noch etwas wuchtiger und gravitätischer zu klingen als sein 500-Pendant, aber das sind definitiv nur Nuancen.
Tim sagt:
#1 - 02.09.2024 um 13:49 Uhr
Sorry aber ich habe gerade zwei 527 verkauft. Eigentlich gab es kaum eine Einstellung die mich überzeugt hat. Abgesehen davon, dass die API Op Amps wie Fliegen sterben, konnte mich der 527 nicht überzeugen. Gerade bei drums gibt es kaum Möglichkeiten. Es gibt eigentlich nur einen Sweet Spot. Der macht weder den Ssl Glue noch den 1176 grit. Selbst ein dbx greift mehr zu. Er fängt das Signal kaum ab oder lässt es durch. Als ich letztens eine Stunde versucht habe eine Snare zum knallen zu bringen und ein Bypass irgend immer fresher klang als jegliche Einstellung des 527 flog er direkt aus dem Rack. Eigentlich wollte ich zwei linken,.diese waren aber dermaßen auseinander von den Werten, dass dies eh nie richtig passieren konnte. Ich denke die Zeit der gatekeeper Firmen ist vorbei ;).