Apogee Symphony Desktop Test

Das Symphony Desktop ist Apogees neuester Streich.

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Das futuristische Desktop-Interface ähnelt optisch dem Apogee Quartet von 2013, hat aber ein paar neue Tricks an Bord. Technische Spielerei oder wegweisende Audio-Technik – was hat das kleine Symphony auf dem Kasten?

Details

Apogee: keine Unbekannten

Apogee ist ein Name, der im Audio-Bereich Gewicht hat. Das kleine Unternehmen aus Kalifornien machte sich bereits 1986 einen Namen mit den 924- und 944-Filtern. Diese leisteten klangliche Verbesserungen für die Sony PCM 3324, eine frühe digitale Bandmaschine, die nicht gerade für ihren warmen Sound bekannt war. Seitdem war Apogee stets am Puls der Zeit und trug unter anderem mit seinen Wandlern und Interfaces der AD- und DA-Reihe zur Entwicklung der modernen Studio-Technik bei. Diese Geräte sind mit vielen Betriebsjahren auf dem Buckel auch heute immer noch in vielen Studios zu

Fotostrecke: 2 Bilder Großer Name: Apogee macht keine halben Sachen

Aufbau

Das kleine Symphony ist ein Pult-Interface in typischer Wedge-Form. Die meisten Anschlüsse sind dabei wie üblich auf der Rückseite untergebracht. Was analoge Ein- und Ausgänge angeht, bringt das Symphony jeweils zwei Kanäle mit. Zwei Klinkenbuchsen verbinden die Line-Outs mit Monitoren oder anderen Line-Empfängern, zwei XLR-Kombibuchsen stehen eingangsseitig für Mikrofon-, Line- und Instrumentensignale zur Verfügung. Den Instrumenteneingang für Kanal 2 gibt es bequemerweise aber noch einmal auf der Vorderseite, ebenso wie einen Kopfhörerausgang in 6,3 mm. Einen weiteren Kopfhöreranschluss im 3,5 mm-Format findet man auf der Rückseite, versteckt unter den Line-Outs. Die beiden Kopfhörer-Kanäle sind getrennt regel- und belegbar. Mittels zweier optischer ADAT-Schnittstellen lässt sich das Symphony noch um bis zu acht Eingangs- und Ausgangskanäle erweitern. Schließlich gibt es noch einen USB-C-Port zur Verbindung mit PC, Mac oder iPad und den arretierbaren Anschluss für das externe Netzteil sowie einen USB-Host-Port.

Fotostrecke: 2 Bilder Gut zu sehen: Dickes Metall bildet das Gehäuse und Bedienfeld.

Verarbeitung

Das Gehäuse des Apogee Symphony Desktop lässt schon beim ersten Eindruck kaum Zweifel an einer soliden Verarbeitung. Das Interface ist ordentlich schwer und die Technik des Symphony ist in einer matt-schwarzen Metall-Wanne aus einem Stück sicher verstaut. Auf diese Wanne ist dann das silberne Bedienfeld aufgesetzt, das ebenfalls aus ca. 3 mm starkem Metall geformt ist. Alle Ecken sind großzügig abgerundet das Gehäuse steht auf dicken Gummifüßen. Rechts auf dem Bedienfeld prangt der einzige herkömmliche Regler des Interfaces. Der etwas über 4 cm große Encoder dreht sehr leicht aber hat eine gewisse Masse, sodass man das Gefühl hat, etwas in der Hand zu haben. Er ist zuständig für das Regeln der Eingangs- oder Ausgangslevel und kann durch einen Druck auf den Encoder eine Zweitfunktion ausführen. Standardmäßig ist das das Stummschalten der Monitorausgänge. Links oben bündig ins Bedienfeld eingelassen ist das Herzstück des Apogee Symphony Desktop. Das Touch-Display misst knapp 11 cm in der Diagonale und liegt damit schon fast im Smartphone-Bereich. Die Auflösung kann nicht ganz mit einem modernen Handy mithalten, aber in einem Audio-Interface habe ich bisher nichts besseres gesehen. Die Bedienung beeindruckt ebenfalls. Das Display reagiert zackig auf Tippen und Wischen und so navigiert man schnell durch alle Aspekte des Interfaces. Nicht nur Preamp-Levels und Phantomspeisung können von hier geschaltet werden, auch komplexe Routings können komplett und einfach auf dem Display des Symphony erledigt werden. Ebenso hat man Zugriff auf die Preamp-Emulationen AP-66 und AP-57, die die Klangfarbe der Eingangskanäle beeinflussen und den kompletten ECS-Channel-Strip. Diese Emulationen werden inklusive Plugin-Oberfläche auf dem Display dargestellt.

Fotostrecke: 2 Bilder Zyklop: Das Symphony Desktop hat nur einen Knopf.

Software

Im Schlepptau hat das Apogee Symphony Desktop eine Softwareumgebung mit einigen technischen Raffinessen. Apogee-Interfaces haben seit längerem schon eine tiefe Software-Integration, sodass viele Aspekte des Interfaces bequem von der Host-DAW aus gesteuert werden können. So ist es etwa bei Element und Ensemble der Fall. Das Symphony Desktop hat außerdem Apogees „Dual Path“-Technologie an Bord, mit der in bestimmten DAWs nahezu latenzfreies Monitoring möglich ist.

Praxis

Anschließen und loslegen

Das Angenehme an so einem hoch digitalisierten System wie dem Apogee Symphony Desktop ist natürlich, dass die Entwickler im Nachhinein noch viel ändern und nachbessern können. Deshalb liegt dem Interface auch ein USB-Stick für Updates bei. Beim ersten Start verlangt das Gerät dann auch direkt nach einem solchen. Dieses lädt man auf der Apogee-Website zusammen mit dem restlichen Softwarepaket herunter und zieht das Update einfach auf den Stick. Diesen steckt man dann in das Interface, das Update spielt sich daraufhin automatisch auf. Der Vorgang dauert etwa fünf Minuten. Nachteilig ist auf der anderen Seite, dass der Hersteller ein im Prinzip unfertiges Produkt veröffentlichen kann, das dann später durch Updates “zurechtgepatcht” wird. Beim Apogee Symphony Desktop ist man bereits auf Version 1.1, aber die Control-Software für das Interface für Mac OS, Windows und iOS soll erst mit dem nächsten Update kommen. So können wir die tiefergehenden Software-Features zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht testen. Ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass das Symphony Desktop satte 33 Sekunden (!) zum Hochfahren braucht. Deutlich länger als meine anderen Interfaces, aber deutlich schneller als mein Röhrenamp.

Der mitgelieferte Apogee USB-Stick wird beim ersten Start zum updaten benötigt.
Der mitgelieferte Apogee USB-Stick wird beim ersten Start zum updaten benötigt.

Im Vorhinein hatte ich erwartet, mich an der Bedienung über das Touchpad zu stören. Besonders beim Mixing schaltet man ja oft auf Dim oder Mono und wieder zurück. Entgegen meiner Erwartung muss ich aber sagen, dass ich mich wirklich schnell in die Bedienung des Symphony Desktop eingefunden habe und auch die Zügigkeit der Bedienung nicht unter dem Touchscreen leidet. Wenn dann die Control-Software erstmal ausgeliefert wird, dürfte die Nutzung noch mal einen Tick komfortabler werden.

Besonders Spaß machen die Instrumenteneingänge.
Besonders Spaß machen die Instrumenteneingänge.

Wie klingt das kleine Apogee?

Wenn ein Hersteller bekannt ist für High-End Audio-Gear, liegt es natürlich nahe, auch günstigere Baureihen auf den Markt zu bringen und mit den Heldentaten der Flaggschiffe zu bewerben. Oft können diese abgespeckten Versionen dann nicht so recht mithalten. Auch Apogee geht naheliegenderweise diesen Weg und suggeriert, dass man sich mit dem Symphony Desktop den Sound der großen Symphony-Interfaces, die ja nun preislich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, auf den Schreibtisch holt.
Große Worte, aber das Apogee Desktop hat keine Probleme, ihnen gerecht zu werden. Das Interface klingt wirklich sehr gut. Die Transparenz bei der Wiedergabe ist eine Wucht und stellt mein Apollo Twin spielend in den Schatten. Die Preamps klingen in der Grundeinstellung absolut linear und transparent. Keine Spur von Färbung oder Muffigkeit trübt die Aufnahme. Schaltet man dann in die Neve- bzw. Ampex-Preamp-Emulationen, gibt es einen merkbaren Boost in den Höhen und geschmackvolle Obertöne. Die Leistungsfähigkeit der Preamps lässt sich mit Zahlen belegen. Mächtige +75 dB maximale Verstärkung bringt das Symphony Desktop auf die Wage und bringt damit jedes noch so verhaltene Mikrofon auf Trab. Dabei können die Preamps mit einem beeindruckend geringen Rauschen glänzen. Die Wandler haben eingangsseitig einen Dynamikumfang von 123 dB(A) und ausgangsseitig einen Dynamikumfang von 128 dB(A).

Fotostrecke: 2 Bilder Der Knopf suggeriert schon, dass es sich hier um die Neve-Emulation handelt.

Große Freude macht auch der Instrumenteneingang. Gitarre und Bass sprechen sehr schnell und dynamisch an. So fühlt sich eine gute Amp-Simulation fast wie ein echter Amp an. Die Latenzwerte sind hardwarebedingt natürlich etwas höher als bei den Symphony Thunderbolt Interfaces. Bei 192 kHz Samplerate und 32 Samples Puffer ergibt sich an einem nicht mehr ganz aktuellen MacBook eine Systemlatenz von 5,14 ms. Bei 44,1 kHz und 128 Samples sind es dann 12,9 ms. Gespannt sein darf man, was Latenzen angeht, auf die noch auszuliefernde Dual-Path-Implementierung. Die Kopfhörerausgänge des Symphony Desktop spielen ebenfalls glasklar und haben große Leistungsreserven. Auch bei hohen Lautstärken bleiben sie linear und neigen kaum zum Zerren. Etwas enttäuschend ist lediglich das deutliche Knacken auf Kopfhörer- und Lautsprecherausgängen, wenn man das Symphony abschaltet. Besonders, da das Symphony nicht über einen Netzschalter einfach vom Strom genommen wird, sondern über den Touchscreen heruntergefahren wird.

Audio Samples
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Semi-Akustik-Gitarre mikrofoniert E-Gitarre DI E-Gitarre DI Strumming E-Gitarre DI Strumming Preamp Emulation mit Drive E-Bass DI E-Bass DI Preamp Emulation mit Drive Shaker mikrofoniert

Fazit

Das Apogee Symphony Desktop ist ein wirklich durchdachtes modernes Interfaces für das anspruchsvolle Homestudio oder professionelle Mix-Arbeitsplätze. Wer auf eine Vielzahl von Ein- und Ausgängen verzichten kann bekommt mit dem Symphony Desktop ein Interface das höchsten klanglichen Ansprüchen genügt. Und wenn doch mal mehr I/Os benötigt werden, gibt es ja immer noch die ADAT-Ports. Sehr empfehlenswert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • transparenter Klang
  • großer Dynamikumfang
  • starke Preamps
  • vielseitiges Routing
  • durchdachte Bedienung
Contra
  • nur Stereo I/O
  • knackt beim Ausschalten
Artikelbild
Apogee Symphony Desktop Test
Für 1.573,00€ bei
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Feature & Spezifikationen

  • USB-Audio-Interface
  • 10 Eingangs- und 14 Ausgangskanäle
  • zwei analoge Eingänge
  • zwei analoge Ausgänge
  • zwei Kopfhöreranschlüsse
  • 11cm Touchscreen
  • bis zu 24 Bit / 192 kHz Wandlung
  • bis zu 75 dB Preamp-Gain
  • DSP-Preamp-Emulationen
  • Symphony ECS Channel Strip
  • kompatibel mit Mac OS, Windows 10 und iOS (iPad Pro)
  • Preis: € 1429,– (Straßenpreis am 15.02.2020)
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Shane McGill sagt:

#1 - 17.02.2021 um 04:51 Uhr

0

Ich würde noch darauf hinweisen dass der Preis fuer ein Geraetchen we dieses jenseits von gut und böse ist. Na ja, 2 Kopfhörerausgänge sind schon was besonderes, nicht?

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