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Apple AirPods 3. Generation Test

Praxis

Auspacken!

Apple versucht nach wie vor, den Auspackvorgang als eine Art “Happening” zu inszenieren und rühmt sich gleichzeitig, die Verpackung einigermaßen “grün” gestaltet zu haben. Für alle Auspackfetischisten gibt es hier innerhalb des Tests eine kleine Auspackstrecke. Ich persönlich bin eher ein Freund von praktischen, unauffälligen und im Idealfall wiederverwertbarer Verpackung und finde, dass wer Unboxing wirklich spannend findet, eigentlich zum Arzt gehört. Aber bittesehr:

Fotostrecke: 9 Bilder Auspackstrecke Apple Airpod 3. Generation

AirPods 3. Generation sollen sofort Anschluss bekommen 

Kaum klappt man die Cradle mit den Apple AirPods der 3. Generation auf, vermeldet das iPhone, dass es doch gerne ein Update auf iOS 15 installieren will. Alternativ könne man die Hörer verwenden, doch mit eingeschränkter Funktionalität. Nun gut, die Installation geht schnell von der Hand und die Hörer sind betriebsbereit. Allerdings sah mein MacBook Pro (2021) das anders, hier ließen sich die Hörer zwar anmelden und als Ausgabe auswählen, doch blieben sie zunächst stumm. Auch hier musste ich updaten, es hat bei den ersten An- und Abmeldungen ein wenig Verwirrung zwischen den Bluetooth-Hosts (mehrere Rechner und Mobildevices) gegeben, Multi-Point hin oder her. 

Fotostrecke: 2 Bilder Screenshot dessen, was mein Telefon nach dem ersten Aufklappen des Ladecases der Apple AirPods Gen 3 angezeigt hat.

Bedienung gefällt. Aber nicht bei allen Dingen. 

Ich bin von vielen anderen In-Ears sehr genervt, weil ich allzu schnell aus Versehen an die berührungsempfindlichen Flächen komme. Beim Halten eines Schirms, Auf- oder Abziehen einer Kapuz, Zurechtlegen es verbliebenen Haupthaares oder Kopfkratzen beim angestrengten Nachdenken: Allzu schnell ist ein Titel übersprungen, die Lautstärke verringert oder die Wiedergabe gestoppt. Mit den Apple AirPods ist es auch in Version 3 so, dass man bewusst drücken muss und versehentliche Bedienung fast ausgeschlossen ist. Das gefällt. Dass man weiterhin keine direkte Pegelregelung hat, sondern die Quelle händisch oder per Sprachsteuerung verändern muss, gefällt hingegen nicht. 

Sitz: top

Bei Apple sind immer wieder sehr schlaue Köpfe am Werk. Nicht nur das, man scheint auch auf sie zu hören! So ist es zu erklären, weshalb viele andere Hersteller mit verschiedenen Ohrpassstücken aus Silikon oder Schaumstoff arbeiten, Apple aber einfach eine Form nutzt, die den meisten Ohren passt. Und Ohrformen sind sehr individuell. Die Apple AirPods 3. Generation sitzen bei mir top, sodass ich damit auch Joggen gehen würde (wenn mir persönlich dieses Zurschautragen nicht etwas peinlich wäre).

Bass? Ja, “wie noch nie”.

Man stelle sich einmal vor, Apple würde Kopfhörer auf den Markt bringen, die höchst neutral und diplomatisch das klangliche Geschehen abbilden, analytisch und zurückhaltend. Vielleicht würden die Käufer wutentbrannt in die Apple-Tempel zurückrennen. Die User wollen offenbar “Kirmes” – und die bekommen sie auch. Ein wirklich kräftiger, satter Bass wird produziert, der dem Musikhörer vor allem moderner Produktionen Spaß bereitet. Apple scheint beim Design peinlichst darauf geachtet zu haben, dass es im Frequenzkeller nicht zum Dröhnen oder Schwimmen kommt, sondern das Signal als wuchtig, massiv und präsent wahrgenommen wird. Im Apple-Werbesprech heißt das “So Bass war Bass noch nie.”, was bei meinem damaligen Deutsch-LK-Lehrer einen Weinkrampf ausgelöst hätte und jeden mit Musikproduktion und Tontechnik beschäftigten Menschen zumindest zum Kopfschütteln veranlasst.
Wenn man versucht, getreu der Aussage “einzelne Töne” zu “erleben”, dann muss man sich doch etwas wundern. Obertonarme Signale erscheinen etwas prozessiert, wie durch Ausnutzung des Residualeffekts angereichert. Die Auflösung in den Mitten ist gut, die Sprachverständlichkeit hoch. In den Höhen spielen die AirPods gar nicht unbedingt übertrieben “brillant” und “klar”, wie es die Werbeaussagen befürchten ließen (und oftmals “glasigen”, kristallinen” Klang bedeuten), sondern bewusst entschärft, durchaus angenehm und langzeittauglich. Diese Lesart kann man aber auch umkehren und die AirPods 3. Generation als mit etwas zu viel Pegel im Bass und in den Tiefmitten ausgestattet bezeichnen. Mehr auf Zurückhaltung und Tauglichkeit für alle Signalarten getrimmte In-Ears wie etwa die Beyerdynamic Byrd 2 gefallen mir aus Tontechnik-Sicht besser. Als Pendler mit einem Faible für aktuelle Musikprodutkionen aus dem Pop-Spektrum würden mir sicher die Apples mehr zusagen.

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Innenmikrofone

Schade, dass Apple auf die adaptiven Processings keinen Einfluss gewährt. Beim Test des Nuraphone wurde aber deutlich, dass diese ohne die Optimierung ziemlich schwach für ihr Geld klangen (und leiser). Was genau Apple mit den in den Gehörgang zeigenden Mikrofonen nun misst, ist unklar. Es sind aber recht sicher keine otoakustischen Emissionen, eher scheint ein Differenzsignal aus gesendetem und wieder empfangenen gebildet zu werden, welches vor allem hilft, den Bassbereich auszupegeln – denn dieser ist bei In-Ears immer von der Dichtigkeit im Gehörgang und vom darin eingeschlossenen Luftvolumen abhängig.

Fotostrecke: 2 Bilder Einstellungen iOS 15 Apple AirPods Generation 3

In dritter Generation dreidimensional 

Ähnlich verhält es sich mit dem 3D-Feature. Einstellbar sind immer ein normaler Stereomodus, “fixiert”, der mit einer Art mehrdimensionaler Basisverbreiterung arbeitet und die Ortung reichlich unscharf werden lässt und sogar perkussive Signalanteile schwammig klingen lässt, sowie “Kopferfassung”. Im letzten Modus reagiert die Wiedergabe in der Horizontalebene auf Bewegungen das Kopfes. Diese ist reichlich grob. Und: Bewegt man statt des Kopfes das iPhone, bleibt die Ortung dort, wo sie war. Elevation ist dort nicht implementiert. Ganz ehrlich erscheint diese 3D-Funktion eher wie ein Gimmick. Der Schritt in Richtung Immersion ist insgesamt begrüßenswert, ein Kaufargument ist das meiner Meinung nach nicht, zumal prinzipiell mit allen Kopfhörern tolle 3D-Sachen möglich sind, wie unser Artikel 3D mit zwei Kanälen – binaurale Stereoaufnahmen zeigt – nur eben Headtracking nicht. Aber dieses müsste viel feingliedriger umgesetzt sein, um wirklich Spaß zu machen oder sogar die tontechnische Arbeit damit zuzulassen.

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