Wie von Apple gewohnt
Man ist es von Apple gewöhnt, dass der Kauf eines neuen Produkts geprägt wird durch das dann folgende Zelebrieren des Auspackens und der möglichst tiefen, barrierearmen Inbetriebnahme. So ist es auch bei den Apple AirPods Pro 2nd. Generation. Es dauert auch keine Minute, da sind die In-Ears in Betrieb. Sitz: top. Handling: komfortabel.
ANC: ganz normale Verbesserung
Die ANC arbeitet zuverlässig, es scheint auch einen Fortschritt in den Fähigkeiten gegeben zu haben. Eine Revolution ist das nicht, eher eine normale Evolution – mit einer neuen Generation sind eben technische Verbesserungen hinzugekommen. Besonders penetrante Störquellen, wie eine vorbeifahrende Stadtbahn oder ein Auto, scheinen tatsächlich dynamisch anders behandelt zu werden und erscheinen somit leiser. Transparency wirkt nun etwas schneller. Dadurch könnte es natürlicher wirken, doch erscheinen einige Geräusche wie unter der akustischen Lupe. Besonders Kleidungsrascheln und Gespräche von Sitznachbarn in der U-Bahn können schnell stören. Und ein wenig bekommt man das Gefühl, als würde man mit einer VR-Brille das tatsächliche Geschehen um sich herum betrachten. Nach einiger Zeit wirkt das ganz schön anstrengend. Aber ich kenne es von anderen In-Ears mit ANC, bei denen ich die Transparency-Funktion immer nur kurz zu- und schnell wieder abschalte.
Sound: Wie klingen die Apple AirPods Pro 2nd. Generation?
Zunächst: Die In-Ears spielen mit etwas mehr Pegel als die verschiedenen Bluetooth-Hörer, die ich um Vergleich nutze, darunter solche von Audio-Technica, Sennheiser und Beyerdynamic. Was einen Wow-Effekt bei den meisten Usern auslösen wird, ist der kräftige und satte Bass. Wie schon bei anderen AirPods ist dieser zwar kräftig und macht „richtig Kirmes“, allerdings sind auch die neuen Pods nicht die Tools, mit denen sich viele Details im Bass heraushören lassen und beispielsweise die Pitch einschätzen lässt. Auch erkennt man, dass da ganz schön Processing im Spiel sein wird. Spaß macht das aber – „knallt“ halt.
Auffällig ist auch die starke, fast schon „knuspernde“ Präsenz. Zwar ist die Transientendarstellung nicht sehr hoch und das Bild auch in Mitten und Hochmitten nicht übermäßig detailliert, doch wirkt das Signal mit den Apple AirPods Pro 2 einfach ein Stück „näher“ und griffiger. S- und T-Laute „pieksen“ glücklicherweise nicht in den Ohren, sondern sind etwas breiter, mit einer Tendenz dazu, breiig zu wirken. Transparent, klar oder gar luftig oder auch nur halbwegs neutral ist das Klangbild der Pro 2 also nicht, eher kompakt, gedrungen und aus Tontechnik-Sicht stark bearbeitet. Jazz, Klassik, Singer-/Songwriter oder andere Musikrichtungen wirken wie mit künstlichen Aromen versetzt. Aber: Ist das „schlecht“? Nein, denn Audiophile werden sich wohl kaum für dieses Produkt interessieren.
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Der Consumer hingegen kann sich freuen, dass er in Pendlersituationen seine Musik mit einer gewissen Penetranz gegen die Trommelfelle geschossen bekommt und – ganz wichtig! – Podcasts, TikToks, Youtube-Videos, Telefon-Gesprächspartner sehr deutlich verständlich sind, selbst wenn die Umgebung laut ist. Und auch die eigene Stimme wird gut nachvollziehbar übertragen, das haben Apple also gut hinbekommen. Aber: Das „Pro“ in der Produktbezeichnung muss man eben so interpretieren, dass es für „besser als die normalen AirPods“ steht, nicht für „für Profis“.
Sind die Apple AirPods Pro 2 also nun reine Lifestyle-Produkte? Jein: Bedenkt man, wie viele Konsumenten Musik über diese oder verwandte In-Ears abhören, kann sich ein Kauf als Gegencheck durchaus lohnen. Also als Pendant zu den Auratones, die „Omas Küchenradio“ nachahmen. Wenn man dann noch beim Mixing und Mastering beachtet, was die Portale wie Spotify (siehe auch Mixing für Spotify & Co.) mit der Mischung anstellen werden, kann man also beim Arbeiten schon den finalen Klang beim letztlichen Hörer gut voraussehen. Und In-Ears mit Head-Tracking, wie es auch die neuen AirPods Pro sind, sind die wohl preiswerteste Möglichkeit, mit Immersive Audio zu beginnen.