Praxis
Neues Handling von Take-Ordnern
Eine der wichtigsten Neuerungen in der vorherigen Version 8 waren die praktischen Take-Ordner. Damit ist es möglich, verschiedene Takes einer Aufnahme in einem Ordner abzulegen und dann einfach mit der Maus die gewünschten Passagen aus den einzelnen Takes auszuwählen. Ein vielfach kritisiertes Manko war jedoch, dass sich die Audio-Regions innerhalb eines solchen Ordners nur sehr schlecht bearbeiten ließen.
Um Schnitte zu machen, musste man den Ordner auspacken oder ihn gleich als Ganzes zerschneiden. In Logic Express 9 lässt sich das „Quick Swipe Comping“, also die Maus-Auswahlfunktion für die Takes, nun deaktivieren. Dadurch ist es jetzt möglich, auch innerhalb eines Take-Ordners Regionen zu schneiden und zu bewegen. Auch Flex Time kann bei Regionen angewendet werden, die sich innerhalb eines Take-Ordners befinden. Das ist praktisch und erweitert die Möglichkeiten der Take-Ordner drastisch.
In der Praxis finde ich es aber immer noch ziemlich fummelig, Audio innerhalb eines Take-Ordners zu bearbeiten. Vielleicht ist es nur Gewohnheit, aber auch nach vielen umfangreichen Aufnahmesessions verwende ich die Take-Ordner nach wie vor nur zum Aufnehmen und Selektieren der endgültigen Takes. Für alle weiteren Bearbeitungen erscheint es mir schneller, den Ordner zu einer einzelnen Region zusammen zu führen, die ich dann wie gewohnt schneiden und bewegen kann. Hier muss jeder für sich die beste Arbeitsweise finden. Die neue Funktionalität der Take-Ordner bietet dafür jetzt deutlich erweiterte Möglichkeiten.
Weitere Neuigkeiten
Neben den großen Neuheiten Amp Designer, Pedalboard und Flex Time bietet das neue Logic eine ganze Reihe von gut durchdachten Detailverbesserungen, die sich im Produktionsalltag als sehr wertvoll erweisen. Auf jedes Detail einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen, aber einige besonders praktische Neuerungen will ich euch nicht vorenthalten.
Dank der neuen „Bounce in Place“-Funktion wurde das Bouncen von einzelnen Spuren oder auch Regionen erheblich vereinfacht. Möchte man eine mit Insert-Effekten versehene Instrumenten- oder Audiospur bouncen und mit dem Ergebnis weiter arbeiten, reicht nun ein Klick auf „Region auf Festplatte bouncen“. Im folgenden Dialogfeld kann man auswählen, ob die Insert-Effekte und die Automation einbezogen werden sollen, und ob Logic die alte Spur durch den Bounce komplett ersetzen soll. Anschließend erzeugt Logic eine neue Audiospur und platziert den Bounce der alten Spur darauf. Das ist zum Beispiel sehr praktisch, um Rechenleistung zu sparen. Schade ist allerdings, dass es keine Möglichkeit gibt, im gleichen Arbeitsgang auch gleich die Instrumente und Inserts aus dem alten Kanalzug heraus zu werfen. Ersetzt man eine Instrumentenspur durch einen Bounce, so verbleibt das Instrument in seinem Kanalzug und belegt natürlich auch weiterhin Arbeitsspeicher. Weil der flexible Logic-Mixer nicht unbedingt immer alle tatsächlich vorhandenen Kanäle anzeigt, fällt das unter Umständen nicht gleich auf. Wer etwa darauf aus ist, speicherfressende Sampler-Instrumente zu bouncen, muss selbst daran denken, die ursprünglichen Instrumente hinterher von Hand zu entfernen. An dieser Stelle hätte ich mir eine Option à la „Channel-Strip-Setting automatisch zurücksetzen“ gewünscht.
Für dich ausgesucht
Als ziemlich praktisch erweist sich auch die neue Möglichkeit, ganze Spuren oder auch nur Kanalzug-Einstellungen mitsamt Plug-Ins aus anderen Logic-Projekten zu importieren. Bisher musste man zumindest für das Kopieren von Spuren beide Songs geöffnet haben. Das brachte Logic bei umfangreichen Projekten nicht selten an den Rand eines Absturzes und sorgte für nervtötende Wartezeiten. In Logic 9 kann man nun einfach aus einer Liste auswählen, welche Spuren und Channel-Strip-Settings man aus einem anderen Song importieren möchte, und mit einem Klick auf „Importieren“ werden sie hinzugefügt. Sehr schön!
Theoretisch lassen sich auch komplette Routings mit Sends und Bussen importieren. In der Praxis führt das häufig zu Chaos. Trotzdem ist diese Funktion ein enormer Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verfahren.