Service Announcement: Don’t install the newest OS!
Es soll Menschen geben, die arbeiten im Profibereich noch immer mit Apple-Rechnern aus dem Jahre 2012 (Käsereibe) bzw. 2013 (Mülltonne). Warum auch nicht? Macs sind fleißige Workhorses, die einfach funktionieren. Wer aber – wie wohl alle Profi-User – mit Soft- und Hardware anderer Hersteller arbeitet, sollte nicht immer sofort die neuste macOS-Version installieren. Das liegt daran, dass die Hersteller ihre Audio-Plugins, Interfaces, MIDI-Controller und Co. sonst nicht mit den entsprechenden Updates versorgen können. Solange das noch nicht geschehen ist, sollte man also die Finger von OS-Updates lassen.
Installation
Auch dieses Mal lasse ich das gerade frisch erschienene macOS Ventura links liegen, da mich etliche Hersteller davor warnen, dass sie mit der Entwicklung wieder mal nicht hinterherkommen. Trotzdem sind wir Apple-User dazu gezwungen von Big Sur auf Monterey zu updaten, wenn wir Logic Pro 10.7.5 installieren wollen. Seit Ventura draußen ist, hat Apple Monterey aber aus der Suchfunktion des Mac App Store gelöscht. Will uns Apple hier etwa wieder zum neusten OS drängen? Am Ende findet man den Download aber noch via Suchmaschine. Danach durchläuft man den gewohnten Updatevorgang und der Mac startet neu. Anschließend lässt sich Logic 10.7.5 wie gewohnt aus dem Mac App Store installieren.
MacOS Monterey, oder wie ich es nenne: „Alter, Katastrophe!“
In meinem Fall verlief das macOS Update zum ersten Mal anders als erhofft. Und das, obwohl mein MacBook Pro 2019 mit einem Intel i9 nicht wirklich zu den alten Eisen gehört. Zwar funktioniert mein uraltes Audio-Interface, obwohl es seit Jahren discontinued ist. Und auch vielerlei Software von Drittherstellern, etwa Native Instruments Maschine läuft tadellos.
Doch ausgerechnet die Apple-Standard-Apps wie Safari, Vorschau, Quicktime, Bildschirmfoto, Facetime und Co. starten erst gar nicht oder zeigen dauerhaft den „Spinning Beachball of Death“. Die Apple Pro Apps (Final Cut und Logic) laufen immerhin, wenngleich sie rund drei Minuten zum Starten benötigen. Sprich, nichts funktioniert mehr so, wie es soll. Sämtliche Reparaturversuche über das Festplattendienstprogramm etc. waren vergeblich. Also werde ich nach diesem Review wieder ein Downgrade durchführen müssen, was das Problem zumindest mittelfristig löst. Wer noch nicht auf macOS Monterey unterwegs ist, sollte erst mal auf das Update verzichten.
Aufnahme des MIDI-Plugin-Ausgangs
In Logic 10.7.5 ist es endlich möglich, den Ausgang eines MIDI-Plugins aufzuzeichnen. Insertiert man also ein MIDI-Plugin in eine MIDI- bzw. Instrumentenspur, wie beispielsweise einen Chord-Trigger oder Arpeggiator, kann man die daraus entstehenden Noten und Akkorde in die MIDI-Regionen aufnehmen. Auch das ist für Ableton- oder Cubase-User dank VST-Support im Grunde der ganz normale Wahnsinn. Allerdings war es bislang den Audio Units (AU-Plugins) vorenthalten.
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Das Ganze funktioniert sowohl mit logic-internen als auch mit Dritthersteller-MIDI-Plugins. Und so kann ich jetzt zum Beispiel endlich die MIDI-Noten der „Players“ von meinem Reason-Plugin in Logic aufzeichnen – im Test hat es schon mal tadellos funktioniert. Dazu musste ich lediglich die Funktion „Hier MIDI in Spur aufnehmen“ im gewünschten MIDI-Plugin aktivieren. Daraufhin rahmt die Software das Plugin orange und zeichnet die Noten des Plugin-Ausgangs auf – top!
Verschachtelte Spurstapel
Ein weiteres Feature, über das sich sicher viele User freuen, ist die Möglichkeit Spurstapel zu verschachteln – also eine Subgruppe in einer Subgruppe (bzw. Ordner). So lässt sich im Spurstapel „Drums“ beispielsweise ein weiterer Spurstapel „Overhead Mics anlegen“. Auf diese Weise sortiert man sie nicht nur besser im Arrangement, sondern man erleichtert sich mit dem Summierstapel auch die Bearbeitung im Routing. Im Beispiel mit den Overheads Mics packt man zum Beispiel die Summenbearbeitung der Drums in den Stapel und bearbeitet sie zusätzlich als gesonderte Summe nochmal. Mit den verschachtelten Summierstapeln ist das Routing schnell durchgeführt und visuell sowohl im Arrangement als auch im Mixer sehr übersichtlich.
Gain-Werkzeug
Logic 10.7.5 hat sich um ein Gain-Werkzeug vergrößert. Den Pegel von Audioregionen kann man zwar schon lange über das Informationsfenster bearbeiten, aber erledigt das ein gesondertes Tool direkt an der Region selbst – das kennt man so ebenfalls von anderen DAWs. Damit geht die Pegelbearbeitung tatsächlich leichter von der Hand. Besonders dann, wenn das Info-Fenster nicht geöffnet ist. Der Pegel wird in Dezibel angegeben und als gelbe Linie visualisiert – auch die Wellenform verändert sich in Echtzeit. So hat man einen sehr guten Überblick über die Veränderung des Pegels.
Schön ist auch, dass man entweder mehrere Audioregionen gleichzeitig oder nur einen Teil der Region bearbeiten kann – das geht via Marquee-Tool. Das Gain-Werkzeug erreicht ihr wie alle Tools beispielsweise über einen Rechtsklick im Arrangierfenster. Leider gibt’s aber keinen Tastatur-Shortcut für das Tool. Somit ist es das einzige Werkzeug, an das man nicht direkt per Tastaturkürzel herankommt. Bei Bedarf könnt ihr das aber selbst definieren.
Smart Tempo – Aufnahme mit freiem Tempo
Ab sofort zeichnen Logic-User Audio auch ohne Metronom oder ein vorher definiertes Tempo auf – und trotzdem wird anschließend ein synchroner Take daraus. Dazu gehört die neue Taste „Aufnahme mit freiem Tempo“. Betätigt man sie und nimmt anschließend Audio auf, passt Logic die BPM passend zur eingespielten Performance mittels Smart Tempo an. Alle vorab eingespielten Spuren werden also zum frisch aufgenommenen Take synchronisiert.
Das Ganze hat bei mir im Test problemlos funktioniert, sogar in bereits existierenden Arrangements. Die Spuren des Projektes sollten allerdings idealerweise alle in Audio umgewandelt sein, bevor man den neuen Take aufnimmt. MIDI-Spuren, die z.B. Sample-Chops triggern, können sonst für asynchrones Chaos sorgen. In welchem Szenario einer ernstgemeinten Musikproduktion man diese Funktion benötigt, erschließt sich mir nicht. Es ist ganz sicher eher was für experimentierfreudige Produzenten und Songschreiber, die gerne planlos arbeiten.
Performance
Bis auf die Kinderkrankheit, dass sich Plugins nicht mehr aus einem Insert-Slot löschen lassen, sind mir keine besonderen Performance-Einbußen aufgefallen. Eigentlich läuft Logic 10.7.5 recht flüssig. Lediglich bei der Verwendung von Smart-Tempo und der neuen Funktion „Aufnahme mit freiem Tempo“ ist der Lüfter meines MacBooks gefühlt auf die Lautstärke eines Föns angestiegen. Das hielt aber auch nur wenige Minuten an. Die Frage ist auch, ob und wie oft man dieses Feature im Produktionsalltag tatsächlich nutzt – ich ganz sicher nicht. Logic 10.7.5 läuft recht ordentlich. In meinem Fall ist es macOS Monterey, das Unruhe stiftet.
Aufgestockte Sound Packs
Was wäre ein Logic Update ohne neue Apple Loops oder Sounds? Diesmal hat der Hersteller die Sample-Library mit Drumsounds erweitert. Beat Tape (Hip Hop) und Modular Rhythms (Synth Drums) heißen sie. Dabei handelt es sich um Samples und fertige Kits, die ihr über die Bibliothek öffnet. Die Sounds klingen production-ready und eignen sich vorrangig für LoFi-Hip-Hop und elektronische Musik.
Pedalboard-Effektpedale als unabhängige Plugins
Die Effekt-Pedale des Pedalboards sind jetzt als einzelne Plugins am Start. Man muss sie also nicht mehr ins Board laden. Neue Effekte sind aber leider nicht hinzugekommen, weshalb man sich mit den 35 Effektpedalen vergnügen darf, die es bei Logic schon seit vielen Jahren gibt. Aber irgendwie passt das zum Update auf Version 10.7.5. Denn bahnbrechende Weltneuheiten sind im gesamten Update nicht wirklich dabei.
Stefan sagt:
#1 - 24.11.2022 um 16:59 Uhr
Ich kann über Monterey nur gutes berichten. Keine Ahnung, weshalb das Update bei Dir Probleme gemacht hat...bei mir hat das bestens funktioniert. Auf einem älteren Testrechner habe ich zwischenzeitlich auch Ventura installiert...das ebenfalls problemlos. Allerdings haben bei mir die Sonible PlugIns nach dem Update Probleme gemacht und erkennen ihre Lizenz nicht mehr. Der Rest funktioniert aber. Ich kann das Fazit mit 2.5 Punkten nicht nachvollziehen. Ich finde die neue Logic-Version ziemlich gelungen. Im Studio habe ich noch einen älteren Rechner mit High Sierra. Ich mutmaße jetzt mal...auf dem Rechner kann ich keine einzige aktuelle Version einer DAW installieren. Ich glaube nicht, daß das der Versuch ist neue Hardware zu verkaufen, sondern einfach fortschreitender Technologie und Betriebssicherheit geschuldet ist. Atmos u.ä. erfordert eben Schnittstellen zum System, die in alten Systemen nicht möglich sind.
Jazzthing71 sagt:
#1.1 - 07.01.2023 um 13:30 Uhr
Ich kann mich dem Kommentar nur anschließen: Clip Gain und geschachtelte Spurstapel sind für ein (immer kostenfreies) Minor-Update überragende Aktualisierungen - auch wenn es Zeit wurde und andere das schon vorher konnten. Btw.: Im Gegensatz zur Fenster-Welt schneidet Apple immer wieder bei Zeiten und mit Vorankündigung alte Zöpfe ab. Dies führt unter anderem auf Strecke zur hohen Stabilität der Apple-Systeme, die für mich neben der Einfachheit und der Konzentration auf Wesentliches ein entscheidendes Kriterium für die Obst-Welt ist. Und im Zweifelsfall gibt es auch direkten Support durch Apple - undenkbar, wenn man aus dem Fenster schaut.
Antwort auf #1 von Stefan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarcus sagt:
#2 - 25.11.2022 um 13:14 Uhr
Ich kann mich dem obigen Kommentar anschliessen. Bei mir läuft Monterey einwandfrei. Auch wenn die angeführten Fehler natürlich ärgerlich sind, aber allgemein gültig sind sie nicht. Ich kann das für ein MBP 2019, iMac 2020 und MBP 2021 M1 bestätigen. Bei Logic Updates war das ja auch schon vorher so, dass diese nur das aktuelle und das unmittelbar vorhergehende OS unterstützten. Daher ist die 2.5 Punkte vielleicht doch etwas arg.
Michael sagt:
#3 - 04.12.2022 um 15:06 Uhr
Auch ich kann die schlechte Benotung nicht nachvollziehen. Alle neuen Funktionen bzw. Optimierungen sind sinnvoll. Weiterhin möchte ich anmerken, dass die neuen Betriebssysteme bei Apple auch kostenlos sind. Ja, ich benötige einen aktuelleren Mac-Rechner. Aber alle 2 - 3 Jahre eine neue Hardware ist im IT-Bereich mit spezieller Software nicht unüblich.
Michae sagt:
#3.1 - 04.12.2022 um 15:32 Uhr
Zur Ergänzung: Aus Sicht der IT-Sicherheit ist dies überholt bzw. gefährlich: Service Announcement: Don’t install the newest OS!
Antwort auf #3 von Michael
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